Wertorientierte Steuerung orientiert sich primär am Konzept des Shareholder Values, welcher als Marktwert des Eigenkapitals bezeichnet wird. Der „Shareholder-Value- Gedanke“ befasst sich damit, dass das Management sämtliche Maßnahmen und Strategien auf eine Maximierung des Unternehmenswertes und damit auch der Eigentümerendite ausrichtet. Schon seit Jahrzehnten wir dieses Konzept in der betriebwirtschaftlichen Theorie und Praxis intensiv diskutiert.
Im Rahmen aktueller versicherungswissenschaftlicher Forschung ist wertorientierte Steuerung von Versicherungsunternehmen eines der zentralen Themen.
Diese Arbeit soll Einblick in die Nutzung der wertorientierten Steuerung als Konzept zur Unternehmensteuerung geben.
Zur Nutzung der wertorientierten Steuerung als Konzept bedarf es geeigneter wertorientierter Steuerungsinstrumente. Die entscheidende Kennzahl ist der Unternehmenswert, denn dieser soll durch darauf abzielende Handlungen maximiert werden. Deshalb befasst sich diese Arbeit im Kern mit der Ermittlung des Unternehmenswerts.
Ziel der Arbeit ist darzustellen wie, im Rahmen der wertorientierten Steuerung, Versicherungsunternehmen bewertet werden. Dazu werden ihre Grundzüge und Ziele aufgezeigt. Mit dem Zweck, die Bedeutung der Bewertung im Rahmen dieses Konzepts herauszuarbeiten. Im Anschluss wird die Grundmethode der Unternehmensbewertung dargestellt. Es wird insbesondere auf die Cash-flow-Ermittlung im Versicherungs-unternehmen eingegangen. Zum Abschluss findet eine kritische Betrachtung der Ergebnisse statt.
Inhaltsverzeichnis
Symbolverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen und Zielsetzung wertorientierter Steuerung
3 Bewertung als Basistechnik der wertorientierten Steuerung
3.1 Unternehmensbewertung mit dem Discounted Cash-flow Ansatz
3.2 Bestimmung des Eigenkapitals im Equity Ansatz
3.3 Bestimmung der Cash-flows
3.4 Bestimmung des Restwerts
3.5 Bestimmung des nicht betriebsnotwendigen Vermögens
3.6 Bestimmung der Eigenkapitalkosten
3.7 Andere Ansätze zur Bewertung
4 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Wertorientierte Steuerung orientiert sich primär am Konzept des Shareholder Values, welcher als Marktwert des Eigenkapitals bezeichnet wird. Der „Shareholder-Value- Gedanke“ befasst sich damit, dass das Management sämtliche Maßnahmen und Strategien auf eine Maximierung des Unternehmenswertes und damit auch der Eigentümerrendite ausrichtet. Schon seit Jahrzehnten wird, besonders durch die bekannten grundlegenden Arbeiten von RAPPERPORT[1], dieses Konzept in der betriebswirtschaftlichen Theorie und Praxis intensiv diskutiert. Es verlor nie an Aktualität, da insbesondere in den letzten Jahren das Thema Shareholder Value durch Medienpräsenz auch im öffentlichen Interesse steht.
Im Rahmen aktueller versicherungswissenschaftlicher Forschung ist wertorientierte Steuerung von Versicherungsunternehmen eines der zentralen Themen.[2] Auch in der Unternehmenspraxis gewinnt, aufgrund wachsender Komplexität der Unternehmen und deren Entscheidungen, die wertorientierte Steuerung als risikoorientierte Methode der Unternehmensteuerung an Bedeutung. Viele Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen, wie z.B. die Allianz SE[3] nutzen wertorientierte Steuerung und die Unternehmenswertsteigerung ist Teil der Unternehmensziele.[4]
Es setzte sich die Erkenntnisse durch: „Die Notwendigkeit, Wertorientierung als Leitlinie der Unternehmensführung anzusehen, wird heute in der Assekuranz zumindest für Unternehmen in der Rechtsform von Aktiengesellschaften nicht mehr Bestritten.“[5] Aus „praktischen Überlegungen“, sei es ein geeignetes Konzept für Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit. Für öffentlich-rechtliche Versicherer sei es „nicht nur aus praktischen sondern auch aus theoretischen Überlegungen“ ebenfalls ein geeignetes Konzept.[6] Aber, die Meinung die (Kaufmännische-)Versicherungswirtschaft sei für rein Shareholder Value maximierendes Denken ungeeignet, war auch unter Fachleuten nicht selten.[7] Diese Arbeit soll Einblick in die Nutzung der wertorientierten Steuerung als Konzept zur Unternehmensteuerung geben.
Zur Nutzung der wertorientierten Steuerung als Konzept bedarf es geeigneter wertorientierter Steuerungsinstrumente. Wichtige Bestandteile dieser Instrumente sind Kennzahlen und Kennzahlensysteme.[8] Die entscheidende Kennzahl ist der Unternehmenswert, denn dieser soll durch darauf abzielende Handlungen maximiert werden. Deshalb befasst sich diese Arbeit im Kern mit der Ermittlung des Unternehmenswerts.
Ziel der Arbeit ist darzustellen wie, im Rahmen der wertorientierten Steuerung, Versicherungsunternehmen bewertet werden. Dazu werden ihre Grundzüge und Ziele aufgezeigt. Mit dem Zweck, die Bedeutung der Bewertung im Rahmen dieses Konzepts herauszuarbeiten. Im Anschluss wird die Grundmethode der Unternehmensbewertung dargestellt. Es wird insbesondere auf die Cash-flow-Ermittlung im Versicherungsunternehmen eingegangen. Zum Abschluss findet eine kritische Betrachtung der Ergebnisse statt.
2 Grundlagen und Zielsetzung wertorientierter Steuerung
In diesem Abschnitt wird wertorientierte Steuerung, d.h. wertorientiertes Controlling, als Konzept dargestellt. Wertorientierte Steuerung ist ein konstruktivistisch-technomorphes[9] Führungssystem mit zwei Hauptfunktionen: Die erste Funktion ist die Informationsfunktion des Managements zur Beobachtung der Wertschöpfung über Perioden und die Zweite Funktion ist die Verhaltenssteuerungsfunktion zur Bildung der Managemententscheidungen.[10]
Es ist eine an den Interessen der Eigentümer ausgerichtetes Führungskonzept, d.h. das Management nimmt als Richtschnur für seine Entscheidungen die Interessen der Eigentümer.[11] Dieses Interesse des Eigentümers ist Maximierung des Nutzens aus der der Investition, d.h. die Maximierung des ihnen als einzelner Eigenkapitalgeber zu Konsumzwecken zur Verfügung stehenden Stroms künftigen Einkommens. Diese Bestreben ist jedoch für eine Einrichtung von betrieblichen Steuerungssystemen nicht operational. Infolgedessen muss eine Umsetzung erfolgen die mit dieser generellen Zielsetzung einhergeht.[12]
Theoretisch ist die Maximierung des Marktwertes des Eigenkapital die direkt daraus abgeleitete Zielsetzung, da der Marktwert des Eigenkapitals gerade der gleichgewichtige Preis ist, zu dem der aggregierte Einkommensstrom am Markt gehandelt wird.[13] Auf den ersten Blick liegt es nahe Börsenwerte, also die Marktkapitalisierung, als Marktwert beizulegen. Dabei ergeben sich jedoch Schwierigkeiten, insbesondere bei Nicht-Aktiengesellschaften, wie öffentlich-rechtliche Versicherer oder Versicherungs Vereinen auf Gegenseitigkeit. Außerdem wird der Aktienkurs (Börsenwert) auch durch Faktoren beeinflusst die nicht im Einflussbereich des Managements liegen, so besteht zwischen einzelnen Entscheidungen des Managements und dem Aktienkurs nicht immer ein unmittelbarer Zusammenhang. Aktienkurse sind also in der wertorientierten Steuerung unangebrachte Kennzahlen.[14]
RAPPAPORT entwickelte ein System, dass sowohl im Gesamtunternehmen als auch für einzelne Geschäftsbereiche praktikabel ist.[15] Das System baut darauf auf, den Marktwert des Eigenkapitals als die Gesamtheit der diskontierten, zukünftigen Zahlungsströme aufzufassen. Wertorientierte Steuerung bedeutet demnach die Ausrichtung des Unternehmens auf Grundlage der noch zu realisierenden Ein- und Auszahlungsströme, wobei freier Cash-Flow die Entnahme-Möglichkeiten der Eigentümer wiedergibt.[16] Es ist demnach losgelöst von buchhalterischen Erfolgsgrößen und geprägt durch Zukunftsorientierung.
Mit dem System von RAPPAPORT liegt erstmals ein in sich geschlossenes Verfahren vor. Es berücksichtigt alle, aus Eigentümersicht, wichtigen Aspekte der Beurteilung des Unternehmenserfolgs: Es berücksichtigt die Zeitpunkte der einzelnen Zahlungen, das Ergebnisrisiko und den Kapitalbedarf. Andere Autoren[17] entwickelten diesen Ansatz weiter, so dass in der Zwischenzeit eine Reihe von verschiedenen Verfahren existiert. Die Verschiedenen Autoren stimmen aber in grundsätzlichen und methodischen fragen überein.[18]
Das Ziel der wertorientierten Unternehmensführung ist die Unternehmenswertsteigerung im Sinne einer risikoadjustierten (Mindest-)Renditeerzielung.[19] Als Rendite ist hier eine Differenz zwischen zwei verschiedenen Bewertungen innerhalb einer Periode zu sehen. Mithilfe dieses Bewertungssystems können somit Handlungsalternativen im Rahmen der Planung verglichen und ausgewählt werden. Es folgt die Darstellung eines solchen Bewertungssystems.
3 Bewertung als Basistechnik der wertorientierten Steuerung
Alle existierenden Verfahren der Unternehmensbewertung im Rahmen der wertorientierten Steuerung können auf drei Verfahren reduziert werden. Der Ansatz des Discounted Cash-flow (DCF), der Ansatz des Economic Value Added (EVA) und der Ansatz des Cashflow Return on Investment (CFROI).[20] Wobei die fundamentale Arbeit über Bewertung von Eigenkapital auf Basis von Cash-Flows, von MILLER/MODIGLIANI aus dem Jahr 1961 ist.[21] Im Rahmen einer Untersuchung über die Wirkungen der Dividendenpolitik auf den Unternehmenswert beschäftigten sie sich auch mit Unternehmensbewertung auf Basis von Cash-flows. Im folgenden wird der daraus entstandene, innerhalb der Unternehmensbewertung zentrale, DCF-Ansatz erläutert.
3.1 Unternehmensbewertung mit dem Discounted Cash-flow Ansatz
Der DCF-Ansatz überträgt die Kapitalwertmethode auf die Bewertung von Unternehmen, Unternehmensteilen, Produkten und Projekten. Es Existieren zwei Basismöglichkeiten den Wert des Eigenkapitals innerhalb des DCF-Ansatzes zu bestimmen. Zum Einen, kann der Wert des Eigenkapitals durch Abzinsung der auf die Eigenkapitalgeber entfallenden Cash-Flows direkt ermittelt werden (Equity-Ansatz bzw. Nettomethode). Zum Anderen, kann zunächst der Unternehmenswert durch Abzinsung der allen Kapitalgebern zustehenden Cash-flows ermittelt werden, der Wert des Eigenkapitals ergibt sich dann als Differenz zwischen dem Unternehmenswert und dem Wert der Ansprüche der Fremdkapitalgeber (Entity-Ansatz bzw. Bruttomethode). Beide Ansätze sollten bei gleichen Annahmen zum gleichen Ergebnis kommen.
Regelmäßig wird der Entity-Ansatz bevorzugt, er macht die Quelle der Wertschöpfung besser transparent. Indem Konsequenzen operativer Entscheidungen getrennt von Einflüssen der Finanzierungsstrunktur analysiert werden können.[22] Aber aufgrund von versicherungswirtschaftsspezifischen Besonderheiten (z.B. Finanzgeschäfte als Kuppelprodukt des Versicherungsgeschäfts und damit verbundener Problemen des Entity-Ansatzes) wird bei Versicherungsunternehmen der Equity-Ansatz bevorzugt.[23]
3.2 Bestimmung des Eigenkapitals im Equity Ansatz
Hier wird wegen der besonderen Relevanz ausschließlich der Equity-Ansatz vorgestellt, dessen Vorgehen im Allgemeinen dem des gesetzlichen Ertragswertverfahrens[24] gleicht. Die Gleichung zur Bestimmung des Eigenkapitalwerts nach (DCF-)Equity-Ansatz lautet in diesem Fall:
[...]
[1] Siehe Rappaport (1986) und Rappaport (1983).
[2] Vgl. Koch (2006), S. 125.
[3] Zu entnehmen dem Geschäftsbericht 2007 der Allianz SE.
[4] Vgl. Pellens/Rockholtz/Steinemann (1997), S. 1933ff. und Fischer (2004) S. 319.
[5] Wagner/Warmuth (2005), S. 1.
[6] Schulenburg/Oletzky (1998) S. 76.
[7] Vgl. o.V. (1997), S. 261.
[8] Vgl. Reichmann (2006), S. 18f.
[9] Vgl. Koch (2006), S. 144.
[10] Vgl. ebd., S. 134.
[11] Vgl. Zietsch/Fürtjes (2005), S. 10.
[12] Vgl. Oletzky (1998), S. 35f.
[13] Vgl. Franke/Hax (1990), S. 108f.
[14] Vgl. Rappaport (1983), S. 50f.
[15] Vgl. Rappaport (1983).
[16] Vgl. Zietsch/Fürtjes (2005), S.10f.
[17] Vgl. z.B. Stewart (1991); Copeland/Koller/Murrin (1994).
[18] Vgl. Oletzky (1998), S. 40.
[19] Vgl. Wagner/Warmuth (2005), S. 9.
[20] Vgl. Stewart (1991).
[21] Vgl. Miller/Modigliani (1961).
[22] Vgl. Copeland/Koller/Murrin (1994), S. 131-136.
[23] Vgl. Zietsch/Fürtjes (2005), S. 16.
[24] Vgl. o.V. (2005): Darstellung im IDW S 1.
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