Es ist erstaunlich wie stark das Duell - zwar nicht so sehr den Alltag des einzelnen Menschen geprägt hat - umso mehr aber das Bewusstsein in Verbindung mit geistigen Werten und Tugenden wie Ehre, Anstand und Moral. In diesem Sinne hat das Duell auch statistisch gesehen in einem Zeitraum von dreißig Jahren mit über 1000 gerichtlichen Duellfällen in Baden, Preußen und Bayern eine nicht unerhebliche Zahl aufzuweißen. Vor allem wenn man bedenkt, dass damit nur die Fälle mit einem gerichtlichem Nachspiel erfasst sind. So muss die Gesamtzahl der Duelle durch die der Nichterfassten deutlich höher liegen. Allein daran sehen wir schon die große Bedeutung des Duells und in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts die Bedeutung der Mannesehre.
Das Duell spielte in der Gesellschaft der Frühen Neuzeit eine große Rolle, besonders im 19. Jahrhundert. Diese Arbeit will der Frage nachgehen, wie die Gesellschaft mit dem Duellieren an sich umging, wie diese es zu stärken suchte, bzw. im Zuge mit dem all-gemeinen Abstieg des Adels gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland (beson-ders Bayern und Preußen) es auch zu beseitigen suchte. Erst die allgegenwärtige Prä-sens des Ehrenzweikampfes im Lebenszusammenhang bürgerlicher und adliger Männer, schuf überhaupt die Voraussetzung dafür, dass die „Duellfrage“ im 19. Jahrhundert in-tensiv diskutiert und politisiert wurde. Ohne einen solchen tatsächlichen Rückhalt in konkreten Erfahrungen und „Erlebnisstrukturen“ hätte das Duell niemals jenes immense öffentliche Interesse auf sich lenken können, das seinen Niederschlag in parlamentari-schen Anfragen, staats- und kirchenpolitischen Debatten sowie einer Unmenge rechts-wissenschaftlicher Traktate und literarischer Werke gefunden hat. Zentral beschäftigt sich diese Arbeit deshalb mit den beiden folgenden Fragen:
Erstens, welche Rolle spielt in Deutschland das Duell in der Gesellschaft des 18.- 20. Jahrhunderts und zweitens, warum nimmt trotz gesetzlichem Verbot die Bedeutung von Duellen in der bårgerlichen Gesellschaft zu und welche gesellschaftliche Aspekte spie-len hierbei eine u. a. immanente Rolle?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1. Duell Definition
- 1.2. Forschungsstand
- 2. Quellen zum Duell
- 3. Geschichtliche Grundlage
- 4. Das Duell im Barock
- 4.1 Zweck des Duells
- 5. Wie kommt es zum Duell – Der Begriff der Ehre
- 5.1 Ablauf und Regeln des Duells
- 6. Duellformen - Duellwaffen
- 7. Meinung und Öffentlichkeit – Duellkritik
- 7.1 Aufklärung und Duellkritik
- 7.2 Befürwortung des Duells
- 8. Duell und das Recht
- 9. Ehrbegriff und Mentalität
- 10. Beispiele für Duelle
- 11. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Duells in der deutschen Gesellschaft des 18. bis 20. Jahrhunderts. Sie beleuchtet, wie die Gesellschaft mit dem Duell umging, seine Förderung und spätere Bekämpfung im Kontext des gesellschaftlichen Abstiegs des Adels. Die zentralen Fragen sind: die gesellschaftliche Rolle des Duells und der Grund für dessen Bedeutungssteigerung trotz gesetzlicher Verbote, einschließlich der beteiligten gesellschaftlichen Aspekte.
- Die gesellschaftliche Akzeptanz und Praxis des Duells in der Frühen Neuzeit und im 19. Jahrhundert.
- Die Entwicklung und Veränderung der Duellregeln und -praktiken über die Zeit.
- Die öffentliche Meinung und Kritik am Duell, sowohl positive als auch negative Aspekte.
- Der rechtliche Umgang mit Duellen in Deutschland, insbesondere in Preußen.
- Der Zusammenhang zwischen dem Duell, dem Ehrbegriff und der Mentalität der Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einführung erläutert die Bedeutung des Duells in der Gesellschaft der Frühen Neuzeit, insbesondere im 19. Jahrhundert. Sie stellt die Forschungsfragen nach der gesellschaftlichen Rolle des Duells und den Gründen für dessen anhaltende Bedeutung trotz gesetzlicher Verbote in den Mittelpunkt. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit, der von der Quellenlage und dem Forschungsstand über die geschichtliche Entwicklung des Duells bis hin zu dessen rechtlicher Beurteilung und gesellschaftlicher Einbettung reicht. Die Arbeit stützt sich dabei maßgeblich auf die Forschungsarbeit von Ute Frevert zu Ehrenmännern und deren Duellkultur.
2. Quellen zum Duell: Dieses Kapitel beschreibt die Quellenlage für die Untersuchung des Duells. Es werden persönliche Tagebücher und Autobiographien, öffentliche Diskurse, Akten und Protokolle aus deutschen Archiven (wie dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv) als zentrale Quellen genannt, welche Aufschluss über die Praxis und die Wahrnehmung des Duells geben. Die Vielfältigkeit der Quellen ermöglicht eine umfassende Betrachtung des Themas.
3. Geschichtliche Grundlage: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung des Duells von der Antike über das Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit. Es werden Parallelen zum gerichtlichen Zweikampf bei Germanen (Holmgang) und dem mittelalterlichen Gottesurteil gezogen. Die Verbreitung des Duells in Europa und seine besondere Popularität in Frankreich im 16. und 17. Jahrhundert werden detailliert dargestellt, unter anderem am Beispiel von François de Montmorency. Die Kapitel beschreibt die Transformation vom ritterlichen Zweikampf zum neuzeitlichen Duell.
4. Das Duell im Barock: Dieses Kapitel widmet sich dem Duell im Barock und analysiert dessen Zweck und Funktion innerhalb der Gesellschaft. Es untersucht die Rolle der Ehre und die sozialen Mechanismen, die zum Duell führten. Der Fokus liegt auf dem Verständnis des Duells als Mittel zur Regulierung sozialer Konflikte und zur Wahrung der Ehre. Die Analyse berücksichtigt die verschiedenen Aspekte des Barock, um den Kontext des Duells umfassend darzustellen.
5. Wie kommt es zum Duell – Der Begriff der Ehre: Dieses Kapitel analysiert die Ursachen von Duellen, insbesondere den zentralen Begriff der Ehre. Es untersucht, wie Ehrenkränkungen zu Duellen führten und welche Rolle soziale Normen und Erwartungen spielten. Die Analyse vertieft die gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte, in denen die Ehre eine zentrale Rolle spielte. Das Kapitel beschreibt den Ablauf und die Regeln des Duells.
6. Duellformen - Duellwaffen: Dieser Abschnitt befasst sich mit den verschiedenen Formen und Waffen, die in Duellen verwendet wurden. Es untersucht die Entwicklung von Duellwaffen und -praktiken im Laufe der Zeit. Die Analyse beleuchtet die unterschiedlichen Arten von Duellen und ihre jeweiligen Besonderheiten. Der technologische Wandel der Waffen und deren Einfluss auf das Duell wird untersucht.
7. Meinung und Öffentlichkeit – Duellkritik: Dieses Kapitel untersucht die öffentliche Meinung zum Duell und die damit verbundene Kritik. Es analysiert die Argumente der Duellgegner und -befürworter. Der Einfluss der Aufklärung auf die Duellkritik wird ebenfalls beleuchtet. Das Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die öffentliche Debatte zum Thema Duell. Es zeigt die gesellschaftliche Spaltung in der Beurteilung des Duells.
8. Duell und das Recht: In diesem Kapitel wird der rechtliche Umgang mit Duellen untersucht, mit besonderem Fokus auf das preußische Rechtssystem. Es werden die juristischen Folgen von Duellen und die Bemühungen der Behörden um deren Unterbindung analysiert. Die Analyse zeigt den Konflikt zwischen gesellschaftlichen Normen und staatlichem Recht. Der juristische Umgang mit dem Duell wird in diesem Kontext beleuchtet.
9. Ehrbegriff und Mentalität: Dieser Abschnitt untersucht den Zusammenhang zwischen dem Duell, dem Ehrbegriff und der Mentalität der Gesellschaft. Es analysiert die Bedeutung der Ehre in der Frühen Neuzeit und im 19. Jahrhundert und deren Einfluss auf das Verhalten der Menschen. Das Kapitel erklärt die Rolle des Duells als Ausdruck und Verteidigung der Ehre. Die kulturellen und sozialen Aspekte des Ehrbegriffs werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Duell, Frühe Neuzeit, 19. Jahrhundert, Ehre, gesellschaftliche Normen, Recht, Preußen, Bayern, Ehrenkodex, Duellkritik, Forschungsstand, Ute Frevert, soziale Konflikte, Mentalität, Quellen, Zweikampf.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Das Duell
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Duells in der deutschen Gesellschaft vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf der gesellschaftlichen Akzeptanz und Praxis des Duells, seiner Entwicklung und Veränderung über die Zeit, der öffentlichen Meinung und Kritik, dem rechtlichen Umgang und dem Zusammenhang zwischen Duell, Ehrbegriff und gesellschaftlicher Mentalität.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Zentrale Fragen sind die gesellschaftliche Rolle des Duells und die Gründe für seine Bedeutungssteigerung trotz gesetzlicher Verbote. Die Arbeit untersucht die gesellschaftlichen Aspekte, die mit dem Duell verbunden sind.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf eine Vielzahl von Quellen, darunter persönliche Tagebücher und Autobiographien, öffentliche Diskurse, sowie Akten und Protokolle aus deutschen Archiven (z.B. dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv). Diese Quellen geben Aufschluss über die Praxis und die Wahrnehmung des Duells.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Eine Einführung, die die Bedeutung des Duells erläutert und die Forschungsfragen formuliert; ein Kapitel zur Quellenlage; ein Kapitel zur historischen Entwicklung des Duells; Kapitel zum Duell im Barock, den Ursachen von Duellen (Ehre), Duellformen und -waffen, der öffentlichen Meinung und Kritik, dem rechtlichen Umgang mit Duellen, dem Zusammenhang zwischen Duell, Ehrbegriff und Mentalität, sowie ein Fazit.
Welche Aspekte des Duells werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt detailliert die gesellschaftliche Akzeptanz und Praxis des Duells in der Frühen Neuzeit und im 19. Jahrhundert, die Entwicklung und Veränderung der Duellregeln und -praktiken, die öffentliche Meinung und Kritik (positive und negative Aspekte), den rechtlichen Umgang mit Duellen in Deutschland (insbesondere Preußen), und den Zusammenhang zwischen Duell, Ehrbegriff und der Mentalität der Gesellschaft.
Welche Rolle spielt der Begriff der "Ehre"?
Der Begriff der Ehre spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit untersucht, wie Ehrenkränkungen zu Duellen führten und welche Rolle soziale Normen und Erwartungen dabei spielten. Der kulturelle und gesellschaftliche Kontext des Ehrbegriffs wird ausführlich analysiert.
Wie wird der rechtliche Umgang mit Duellen dargestellt?
Die Arbeit analysiert den rechtlichen Umgang mit Duellen, insbesondere im preußischen Rechtssystem. Sie untersucht die juristischen Folgen von Duellen und die Bemühungen der Behörden, diese zu unterbinden. Der Konflikt zwischen gesellschaftlichen Normen und staatlichem Recht wird beleuchtet.
Welche Bedeutung hat die Arbeit von Ute Frevert?
Die Arbeit von Ute Frevert zu Ehrenmännern und deren Duellkultur dient als maßgebliche Grundlage für diese Untersuchung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Duell, Frühe Neuzeit, 19. Jahrhundert, Ehre, gesellschaftliche Normen, Recht, Preußen, Bayern, Ehrenkodex, Duellkritik, Forschungsstand, Ute Frevert, soziale Konflikte, Mentalität, Quellen, Zweikampf.
- Quote paper
- Hilthart Pedersen (Author), 2006, Das Duell in der Frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112072