Die Entstehung der Alpen unter Einbeziehung neuerer Forschungsansätze


Hausarbeit, 2005

27 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Ihaltsverzeichnis

1. Die Alpen – ein besonderes Gebirge

2. Grundsätzliches zur Gebirgsbildung
2.1 Dynamik der Erde
2.2 Beschaffenheit der Lithosphären-Platten
2.3 Subduktion und Kollision
2.4 Entsprechung: Ozean – Gebirge
2.5 Der Wilson-Zyklus

3. Beginn der Erforschung der Alpenentstehung

4. Bisherige Vorstellungen über die Alpenentstehung
4.1. Präalpidische Entwicklung
4.2 Alpidische Entwicklung
4.2.1. Begriff Faltengebirge
4.2.2. Geosynklinalstadium und Sedimentation
4.2.3. Alpine Faltung
4.2.4. Hebung und Abtragung

5. Entwicklungsgeschichte der Alpen unter Einbeziehung neuerer Forschungsansätze
5.1 Die Alpen – der untypische Klassiker unter den Gebirgen
5.2 Kurze „neuere“ Entwicklungsgeschichte der Alpen

6. Ausblick

Literaturverzeichnis:

Internetseiten:

1. Die Alpen – ein besonderes Gebirge

Als „Königin der Gebirge“ werden sie von vielen Geologen bezeichnet, als „alpin“ werden alle Hochgebirgslandschaften klassifiziert. Für die Europäer sind die Alpen das Beispiel schlechthin für ein Gebirge und den anderen Gebirgen der Erde werden sie oft modellhaft gegenübergestellt.[1] Woher kommt diese enorme Bedeutung unserer Alpen? Eine solche Begeisterung verwundert ein wenig, wenn man bedenkt, dass die Alpen im globalem Maßstab als ziemlich klein erscheinen, vor allem im Vergleich zu den imponierenden asiatischen Gebirgen. Denn trotz der besonderen Namensgebung sind die Alpen nur ein kleiner Abschnitt des großen „alpidischen“ Faltengebirgsgürtels, der von Atlas, Apennin und Pyrenäen über Karpaten, Dinarisches Gebirge und Balkan nach Vorderasien reicht und sich weiter über Iran und Himalaja bis in die Gebirge am Westrand des pazifischen Raumes fortsetzt (siehe Abbildung 1)[2]. An sich erstrecken

Abbildung 1: Lage der Alpen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Diercke Weltatlas (1992), S. 115

sich die Alpen in einem Bogen von der Mittelmeerküste durch Frankreich, Italien, Schweiz und Österreich.

Doch trotz ihrer begrenzten Abmessungen haben die Alpen in der Geschichte der Geologie allergrößte Bedeutung. „Tatsächlich haben die Geologen durch das Studium der Alpen die Komplexität der Struktur der Erdkruste verstanden und begriffen, dass ganze Teile der Kruste verschoben worden sind.“[3] Dadurch, dass sie seit über zweihundert Jahren intensiv erforscht werden und dabei grundlegende Erkenntnisse über Gebirgsbildung und Gebirgsbau offengelegt wurden, können die Alpen auch als Klassiker unter den Gebirgen bezeichnet werden. Diese intensive geologische Beschäftigung mit den Alpen ist vielleicht auch der Grund dafür, dass es den Ruf des kompliziertesten Gebirges der Erde bekommen hat. Denn es gab und gibt immer noch eine Reihe von schwerwiegenden ungelösten Problemen bei deren Erforschung. Manche Wissenschaftler vermuten, dass gerade weil die Alpen so intensiv erforscht wurden, noch so viele Erklärungsansätze offen liegen, da man bei weniger gut untersuchten Gebirgen, wie dem in seinen Grundzügen viel einfacher gebauten Himalaja, einfach noch nicht auf solche Probleme gestoßen ist. Erst in den letzten Jahren wurde das Bauprinzip richtig erkannt, wodurch die Komplexität der Alpen noch erhöht wurde und in ihrem Besonderheitsstatus bestätigt wurde.[4] Um einen Einblick in den Wissensstand über die Entstehung der Alpen zu bekommen, wird nun im Folgenden zunächst die bis heute allgemein verbreiteten „alten“ Vorstellungen der Lehrbücher dargestellt. Die neu erforschten Aspekte in der geologischen Entstehung der Alpen sind hierin noch nicht berücksichtigt worden und haben bis heute noch keinen großen Bekanntheitsgrad erreicht. Deshalb soll diesen neuen Aspekten anschließend die Aufmerksamkeit geschenkt werden.

2. Grundsätzliches zur Gebirgsbildung

2.1 Dynamik der Erde

Wenn man als Bergsteiger den Gipfel erreicht hat und alles um sich herum überblickt, ergreift einem ein recht erhabenes Gefühl. Denn jedes Gebirge ist für sich ein wahrlich imposantes und herausragendes Gebilde, so dass man sich wundert, wie eine solche Erhebung der Landschaft entstehen kann. Es ist für den Menschen schwer vorstellbar, dass diese Höhen allein durch die Bewegungen der Erdkruste gebaut worden sind, da solche Veränderungen nur in einem sehr großen zeitlichen Maßstab ersichtlich sind. Doch Gebirge sind tatsächlich „Ausdruck für die Dynamik der Erde, die kontinuierlich abläuft“[5], auch heute noch. Geographisch gesehen sind Gebirge „räumliche Einheiten, die sich durch ihre Höhe von der Umgebung abgrenzen“, geologisch betrachtet, sind sie „Baueinheiten der Erdkruste, die man durch einen speziellen geologischen Bau von der Umgebung trennen kann“. Bei der letzteren Betrachtung ist die äußere Gestalt und Höhe über NN nicht entscheidend, sondern vielmehr die „Orogenese“.

„Orogenese“ (griechisch: oros – der Berg; génesis – Entstehung, Gebirgsbildung) beschreibt also die gebirgsbildende Entwicklung, gekennzeichnet durch eine Vielzahl an Stadien. Hintergrund dieser Dynamik der Erde sind Bewegungen im Erdinneren, sog. Konvektionsströme, wodurch sich die in zahlreiche Lithosphären-Platten (siehe Abbildung 2) unterteilte Erdkruste bewegen kann.[6] Die Kruste liegt auf einer verformbaren Schicht im oberen Erdmantel, der Asthenosphäre, die „eine Art zähes Schmiermittel“ ist. Die Folge ist, dass die Platten auseinander driften, aneinander vorbeigleiten oder kollidieren.[7]

Abbildung 2: Lithosphären-Platten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Leser (2001), S. 631

2.2 Beschaffenheit der Lithosphären-Platten

Die Lithosphären-Platten umfassen Regionen mit ozeanischer und kontinentaler Kruste (siehe Abbildung 2), wobei die ozeanische Kruste wesentlich dünner als die kontinentale ist. Zudem zeichnen sie sich auch durch verschiedene Gesteine aus. Das typische Gestein der Kontinente ist der Granit, außerdem Gneise, Glimmerschiefer, Schiefer und verschiedene Arten von Sedimentgesteinen, die alle verhältnismäßig leicht sind. Dabei besteht die ozeanische Kruste vor allem aus Basalt, welches dichter und weniger leicht verformbar ist als das Gestein der kontinentalen Kruste.[8] All diese Betrachtungen sind entscheidend für die Gebirgsbildung, da sie die Art und Weise der Orogenese signifikant beeinflussen.

2.3 Subduktion und Kollision

Hinsichtlich der möglichen Plattenbewegungen, kommt es dann zur Gebirgsbildung, wenn zwei Kontinente auf- oder aneinander stoßen, d.h. kollidieren. Als Motor der Orogenese wird jedoch die „Subduktion“ angesehen, das „Absinken einer Lithosphären-Platte unter eine andere“[9]. Auf der Abbildung 2 sind diese Subduktionszonen mit schwarzen Pfeilen gekennzeichnet. Voraussetzung hierfür ist ein Becken mit ozeanischer Krustenunterlage, dessen Boden subduziert wird und auf diese Weise das Stadium der Gebirgsbildung einleitet.[10] Denn kollidieren ungleich schwere Platten, so taucht die schwerere Platte, in diesem Fall der Ozeanboden, unter die leichtere Platte, der kontinentalen Kruste, ab und wird im darunter liegenden heißen Erdmantel aufgeschmolzen. Die Lithosphären-Platte aber, die aufgrund ihres geringeren Gewichts an der Oberfläche bleibt, wird durch den anhaltenden Horizontalschub verfaltet.[11] Dieser Zusammenhang zwischen Subduktion bzw. Kollision und der Gebirgsbildung ist klar ersichtlich, wenn man Abbildung 2 und 3 miteinander vergleicht, denn überall dort wo Subduktionszonen sind wurden Gebirge gebildet.

Die bis heute untersuchten Gebirge werden zu verschiedenen Gebirgsbildungstypen gerechnet, die je nach Plattenbewegung und Plattenbeschaffenheit unterschiedlich entstanden sind. Die klassische Art der Gebirgsbildung, die hier auch betrachtet wird, ist das „Kollisions-Orogen“[12]. Denn hier kollidieren nach der gerade beschriebenen Subduktionsphase die Platten miteinander und es kommt zur Faltung der Gesteinschichten der Kruste, wodurch diese emporgewölbt werden. Diese Art der Orogenese wird als „Alpiner Typ“ der Gebirgsbildung bezeichnet, Namensgeber waren die Alpen selbst. Die Schubkräfte der Kollision können Schichtenfolgen auffalten, aber auch zerbrechen, je nach der geologischen Beschaffenheit der Gesteine und der dort herrschenden Druck- und Temperaturverhältnisse. Dadurch können mächtige Gesteinspakete übereinander geschoben werden, die als „Decken“ bezeichnet werden und den geologischen Bau der dabei entstandenen Gebirge bilden.[13]

2.4 Entsprechung: Ozean – Gebirge

Gehen wir noch mal zum Anfang der Gebirgsbildung zurück, kann man also sagen, dass die Wanderung der Kontinente auf der Asthenosphäre Ausgangspunkt aller Orogenese ist. Wenn sie nicht wandern würden, könnten sie auch nicht kollidieren. Die Platten der Erdkruste verlagern sich also ständig zueinander und über große Entfernungen. Es ist klar, dass Platten, die sich aufeinander zu bewegen, sich gleichzeitig von anderen Platten entfernen. Dort, wo der Raum zwischen den Lithosphären-Platten vergrößert wird, öffnen sich Ozeane und dort wo sie kollidieren, d.h. Gebirge entstehen, wird Ozeanboden subduziert, also „verschluckt“. Jedes Platten-Spreizen bewirkt demnach andernorts eine Platten-Annäherung und jedem neuen Ozean entspricht also auf der anderen Seite ein großes Gebirge (siehe Abbildung 3). Diese Erkenntnis ist für die Geologen von grundlegender Bedeutung, denn sie weist darauf hin, dass „das Studium der Gebirge über das der Ozeane läuft“[14]

Abbildung 3: Geometrie der sechs großen Platten der Gegenwart. Sie wandern in den Ozeanen auseinander (weiße Pfeile), und sie nähern sich in den Gebirgen (schwarz)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Mattauer (1999), S. 19

2.5 Der Wilson-Zyklus

Ein Ozeanbecken hat aufgrund der Bewegungen der Lithosphären-Platten demnach einen Lebenszyklus inne, wobei dieser für die Gebirgsbildungstheorie der Plattentektonik eine wichtige Rolle spielt. Dieses Konzept wurde nach Tuzo Wilson (1968), dem Entdecker der Transformstörungen, benannt und beschreibt die Öffnung und Schließung eines Ozeans, was letztlich zur Gebirgsbildung führt.[15]

[...]


[1] Mattauer (1999), S. 107

[2] Jaksch (1994), S. 5

[3] Mattauer (1999), S. 108

[4] Frisch & Meschede (2005), S. 172

[5] Terra-Alexander-Datenbank

[6] Terra-Alexander-Datenbank

[7] Auf dem Kampe & Riedel (2004), S. 78

[8] Mattauer (1999), S. 15, 16

[9] Auf dem Kampe & Riedel (2004), S. 166

[10] Frisch & Meschede (2005), S. 153

[11] Mattauer (1999), S. 18

[12] Frisch & Meschede (2005), S. 153

[13] Terra-Alexander-Datenbank

[14] Mattauer (1999), S. 19

[15] Frisch & Meschede (2005), S. 154

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Die Entstehung der Alpen unter Einbeziehung neuerer Forschungsansätze
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Note
1,5
Autor
Jahr
2005
Seiten
27
Katalognummer
V112076
ISBN (eBook)
9783640107568
Dateigröße
1807 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entstehung, Alpen, Einbeziehung, Forschungsansätze
Arbeit zitieren
Marion Heiß (Autor:in), 2005, Die Entstehung der Alpen unter Einbeziehung neuerer Forschungsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112076

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