Im Jahr 1996 wurde nach langen und hitzigen Diskussionen der gesetzliche Kündigungsschutz durch die Regierung unter Bundeskanzler Kohl gelockert, u. a. durch eine Anhebung des betrieblichen Schwellenwertes von fünf auf zehn Beschäftigte. Nach dem Regierungswechsel löste die neue rot-grüne Bundesregierung eines ihrer Wahlversprechen ein und revidierte diese Gesetzesänderung z. T. wieder. Zum 1.1. 2004 wurden mit dem „Gesetz zu Reformen am Arbeitsmarkt“ schließlich wiederum Lockerungen der Kündigungsschutzregeln umgesetzt.
Schon aus dem Verlauf der Gesetzgebungsverfahren in den vergangen Jahren wird ersichtlich, wie kontrovers das Thema Kündigungsschutz im politischen Bereich, aber auch darüber in der gesellschaftlichen sowie wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion diskutiert wurde und wird.
Im internationalen Vergleich gelten die deutschen Kündigungsschutzregeln als restriktiv. Es gibt eine Vielzahl von gesetzlichen Vorschriften (neben dem Kündigungsschutzgesetz das BGB, Vorschriften des Betriebsverfassungsgesetzes, die Rechtsauslegung der Arbeitsgerichte und u. U. Klauseln in individuellen Arbeitsverträgen), die Unternehmen bei Einstellungen und vor allem bei Entlassungen beachten müssen. So verwundert es nicht, dass in Deutschland jährlich zahlreiche Kündigungsschutzklagen zu beurteilen sind. Im Jahr 2004 wurden an den Arbeitsgerichten über 300.000 Verfahren um Kündigungsfragen verhandelt. Neben dem administrativen Aufwand der mit Kündigungen verbunden ist, entstehen somit auch insbesondere durch Lohnfortzahlungen und Abfindungen erhebliche Kosten, deren Ausmaß vor Prozessbeginn für die Unternehmen kaum abzuschätzen ist.
Angesichts dieser Zusatzkosten, der unklaren Rechtssprechung und den daraus abgeleiteten beschäftigungshemmenden Wirkungen wird nach wie vor über weitere Veränderungen des Kündigungsschutzgesetzes debattiert.
Während von gewerkschaftlicher Seite kaum Handlungsbedarf gesehen wird, schlägt u. a. der Sachverständigenrat eine Reform des Kündigungsschutzes vor.
In dieser Arbeit sollen die theoretischen Auswirkungen von Kündigungsschutzregelungen dargestellt und ein Überblick über die empirisch feststellbaren Folgen des Kündigungsschutzes gegeben werden. Zum Abschluss werden schließlich die Reformvorschläge des Sachverständigenrates kurz diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Betrachtung von Kündigungsschutzregelungen
- Positive Auswirkungen
- Negative Auswirkungen
- Empirische Ergebnisse
- Arbeitslosigkeit und Beschäftigung
- Anpassung an konjunkturelle und strukturelle Schwankungen
- Produktivität
- Fazit und Reformvorschläge
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen von Kündigungsschutzregelungen auf den Arbeitsmarkt. Ziel ist es, die theoretischen Auswirkungen von Kündigungsschutzregelungen darzustellen, einen Überblick über die empirisch feststellbaren Folgen des Kündigungsschutzes zu geben und schließlich die Reformvorschläge des Sachverständigenrates zu diskutieren.
- Positive und negative Auswirkungen von Kündigungsschutzregelungen auf Arbeitskosten, Beschäftigung, Fluktuation, Lohnverhandlungen, Anpassung an konjunkturelle Schwankungen und Produktivität
- Empirische Ergebnisse zu den Auswirkungen des Kündigungsschutzes auf die Arbeitslosigkeit, die Beschäftigung, die Anpassung an konjunkturelle und strukturelle Schwankungen und die Produktivität
- Reformvorschläge des Sachverständigenrates zur Verbesserung der Beschäftigungschancen von Arbeitslosen durch eine Reform des Kündigungsschutzes
- Die Rolle des Abfindungsprinzips als Reformoption für den gesetzlichen Kündigungsschutz
- Vorteile und Nachteile der Einführung des Abfindungsprinzips für Unternehmen und Arbeitnehmer
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Kündigungsschutz ein und skizziert die kontroverse Debatte um die Auswirkungen von Kündigungsschutzregelungen auf den Arbeitsmarkt. Sie beleuchtet die Geschichte der deutschen Kündigungsschutzgesetzgebung und die aktuelle Situation im internationalen Vergleich.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der theoretischen Betrachtung von Kündigungsschutzregelungen. Hier werden die positiven und negativen Auswirkungen von Kündigungsschutzregelungen auf verschiedene Aspekte des Arbeitsmarktes analysiert. Zu den positiven Auswirkungen zählen der Schutz der Arbeitnehmer vor willkürlichen Kündigungen, die Reduzierung von Vertragskosten und die Förderung von Investitionen in Humankapital. Zu den negativen Auswirkungen zählen die Erhöhung der Arbeitskosten, die Einschränkung der Beschäftigungschancen von Arbeitslosen und die Verhinderung von Anpassungen an konjunkturelle Schwankungen.
Der dritte Teil der Arbeit präsentiert empirische Ergebnisse zu den Auswirkungen von Kündigungsschutzregelungen auf den Arbeitsmarkt. Die Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Arbeitslosenquote sind unklar. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Kündigungsschutzregelungen die Fluktuation am Arbeitsmarkt reduzieren und die Dauer der Arbeitslosigkeit verlängern können. Auch die Auswirkungen auf die Produktivität sind umstritten. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine zu strenge Kündigungsschutzgesetzgebung die Produktivität reduziert.
Das Fazit der Arbeit fasst die Ergebnisse der theoretischen und empirischen Analyse zusammen und diskutiert die Reformvorschläge des Sachverständigenrates. Der Sachverständigenrat schlägt die Einführung des Abfindungsprinzips vor, um den Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen zu reformieren. Dieser Vorschlag zielt darauf ab, die Rechtsunsicherheit für Unternehmen zu beseitigen und die Beschäftigungschancen von Arbeitslosen zu verbessern.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Kündigungsschutz, Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit, Beschäftigung, Produktivität, Reformvorschläge, Abfindungsprinzip, Rechtsunsicherheit, Beschäftigungschancen, Arbeitsrecht, Betriebszugehörigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Arbeitsmarktpolitik, Anpassung an konjunkturelle Schwankungen, Fluktuation, Lohnverhandlungen, Humankapital, Arbeitskosten, Unternehmen, Arbeitnehmer, Sachverständigenrat, Jahresgutachten, Deutschland, internationaler Vergleich.
- Quote paper
- Klemens Bock (Author), 2007, Auswirkungen des Kündigungsschutzes - theoretische Betrachtungen, empirische Ergebnisse und Reformvorschläge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112088