Das International Accounting Standards Board (IASB) veröffentlichte am 03.05.2007 ein Diskussionspapier zur Bewertung von Versicherungsverträgen. Kernpunkt der Diskussion ist die Bewertung von versicherungstechnischen Verpflichtungen auf Zeitwertbasis. Der als Current Exit Value bezeichnete Wertmaßstab soll dem Preis, den ein Dritter zur Verpflichtungsübernahme verlangen würde, entsprechen. Fehlende Marktpreise erfordern jedoch eine Nachbildung des Current Exit Value auf Basis dreier Bausteine.
Hierzu gehören die prospektive Prognose der zukünftigen Zahlungsströme und dessen Dis-kontierung zur Darstellung des Zeitwertes des Geldes. Den dritten Baustein bildet eine Risiko- und Servicemarge.
Mit dem Ansatz einer Zeitwertbewertung vertritt das IASB eine Abkehr von der üblichen Bewertung von versicherungstechnischen Verpflichtungen zu historischen Anschaffungskosten. In seiner Konzeption als Current Exit Value können, je nach Kalibrierung sogenannter Risikomarge, erwartete zukünftige Gewinne aus Versicherungsverträgen bei Vertragsabschluss ausgewiesen werden.
In Zusammenspiel mit der weltweit zunehmenden Bedeutung der International Financial Reporting Standards (IFRS) kann eine Bilanzierung von Versicherungsverträgen auf Basis des Diskussionspapiers gravierende Konsequenzen hervorrufen.
Auf der einen Seite wird der Bereitstellung entscheidungsrelevanter Informationen eine stärkere Bedeutung verliehen, auf der anderen Seite wird sich die Zuverlässigkeit der Berichterstattung durch die von Annahmen geprägte Bilanzierung verringern.
Sofern ein IFRS-Standard für Versicherungsverträge deren wirtschaftlichen Wert ab Vertragsabschluss in der Bilanz abbilden wird, ist eine allgemeine Prämienanpassung entsprechend der zugrundeliegenden Risiken denkbar. Der Einbezug erwarteter Kapitalanlageerträge in die Preiskalkulation oder Preisdumping zur Stärkung der Marktanteile, könnte durch die neuen Bilanzierungsvorschriften stark erschwert werden.
Sollte die allgemeine Bilanzierung zu Zeitwerten in der Bilanz eines Versicherers zu einer höheren Gesamtvolatilität führen, wird mit steigenden Kapitalkosten für den Versicherer zu rechnen sein, die sich langfristig auf die Prämienhöhe auswirken könnten.
Inhaltsverzeichnis
- ABBILDUNG SVERZEICHNIS
- TABELLENVERZEICHNIS
- ABKÜRZUNGS- UND SYMBOLVERZEICHNIS
- 1 EINLEITUNG
- 1.1 EINFÜHRUNG
- 1.2 PROBLEMSTELLUNG UNO GANG DER UNTERSUCHUNG
- 2 INTERNATIONAL FINANCIAL REPORTING STANDARDS
- 21 BEDEUTUNG UNO GESETZLICHE GRUNDLAGE
- 22 GRUNDLAGEN DER RECHNUNGSLEGUNG NACH IFRS
- 2.2_1 Ziele und Framework
- 2.2_2 Zugrunde liegende Annahmen
- 2.2_3 Qualitative Anforderungen
- 23 BILANZPOSITIONEN NACH IFRS
- 2.3.1 Vermögenswerte (Assets)
- 2.3_2 Schulden (Liabi/ities)
- 24 BEWERTUNG VON RÜCKSTELLUNGEN
- 24.1 Rückstellungsansatz
- 24_2 Ennittlung der Rückstellungshöhe
- 243 Erstattungen
- 24_4 ExposureDraft1AS37
- 3 US-GAAP
- 31 BEDEUTUNG UNO GESETZLICHE GRUNDLAGE
- 32 ZIELE UNO ALLGEMEINE GRUNDLAGEN
- 33 GRUNDSÄTZLICHE ANFORDERUNGEN
- 34 ANSATZ- UND BEWERTUNGSGRUNOSÅTZE
- 35 BILANZPOSITIONEN NACH US-GAAP
- 351 Vermögenswerte
- 35_2 Verbindlichkeiten
- Ansatz
- Bewertung
- Erstattungen
- 4 ZWISCHENERGEBNIS
- 5 DAS VERSICHERUNGSGESCHÄFT
- 51 BESONDERHEITEN DES VERSICHERUNGSGESCHÅFTS
- 52 ABBILDUNG DES VERSICHERUNGSGESCHAFTS DURCH EINZELNE RÜCKSTELLUNGE
- 53 RUCKSTELLUNG FÜR NOCH NICHT ABGEWICKELTE VERSICHERUNGSFÄLLE
- 6 ASSET/LIABILIIY- UND DEFERRAUMATCHING-ANSATZ
- 6.1 ASSET/LIABILITY-ANSATZ
- 6.2 DEFERRAL/MATCHING-ANSATZ
- 7 SCHADENRÜCKSTELLUNG NACH 48
- 7.1 BILANZIELLER ANSATZ UNO DARSTELLUNG
- 72 BEWERTUNG DER SCHADENRÜCKSTELLUNG
- 721 Ennittlung der Rückstellungshöhe
- 7.2_2 Berücksichtigung des Zinseffektes
- T 3 BILANZIERUNG DER RÜCKVERSICHERUNG
- 74 MATHEMATISCH STATISTISCHE VERFAHREN
- 7.4.1 Grundlegende Konzeption
- 742 Abwicklungsdreiecke
- 743 Bezahlte oder angefallene Schäden?
- 744 Beispielhafte Darstellung einzelner Reservierungsveffahren
- Chain-Ladder-Verfahren
- Cape-Cod-Verfahren
- Bornhuetter-Ferguson Verfahren
- 8 ENTWICKLUNG EINES IFRS-STANDARDS FÜR VERSICHERUNGSVERTRÄGE
- 81 RELEVANTE STANDARDS FÜR VERSICHERUNGSUNTERNEHMEN
- 82 PHASE I
- 8.2.1 Grundkonzeption, Änderungen der Bilanzierungspraxis und Beibehaltungswahlrechte
- 8.2_2 Versicherungsvenragsdefinition
- 83 IFRS4-PHASE2
- 8.31 Diskussionspapier und weitere Entvvicklung
- 8.3_2 Anwendungsbereich
- 84 DIE SCHADE-NRÜCKSTELLUNG NACH DEN SICHTWEISEN DES IASB DISKUSSIONSPAPIERS
- 8.4.1 Betrachtungsansatz
- 8.4_2 Unit of Account
- 8.4_3 Bewertungsmaßstab
- Current Exit Value
- Konzeptiom
- Kritik
- Schätzung der zukünftigen Zahlungsströme
- Konzeptionelle Erw'ägungen
- Einzubeziehende Cash-Flows
- Diskontierung
- Die Margen des aktuellen Verkaufspreises
- Begründung für den Ansatz von Margen
- Schätzung der Risikomarge
- SeNicemarge
- Weitere bewertungsrelevante Faktoren
- Entflechtung (Unbundling)
- Einbezug der Untemehmensbonität
- Verhalten von Versicherungsnehmern, Kundenbeziehung und Bilanzierung von Abschlusskosten
- Überschussbeteiligung der Versicherungsnehmer
- 8.4.4 Bilanzierung der Rückversicherung
- Current Exit Value
- 9 SCHLUSSBETRACHTUNG
- 9.1 WESENTLICHE UNTERSCHIEDE UNO GEMEINSAMKEITEN ZWISCHEN DER BILANZIERUNG DER SCHADENRÜCKSTELLUNG NACH DEM ASB DISKUSSIONSPAPIER UNO US-GAAP
- 9.2 KRITISCHE WERTUNG DER BILANZIERUNG DER SCHADE-NRÜCKSTEL UNG NACH DEM IASB DISKUSSIONSPAPIER UND US-GAAP
- 921 Betrachtung unter dem Aspekt der Zuverlässigkeit
- 9.2_2 Bewertung der Relevanz der dargestellten Information
- 9.2.3 Analyse unter dem Gesichtspunkt der Vergleichbarkeit
- 9.2_4 Verständlichkeit der dargestellten Informationen
- 9.2_5 Weitere Aspekte
- LITERATURVERZEICHNIS
- ANHANG
- Bewertung von versicherungstechnischen Verpflichtungen nach US-GAAP und IFRS
- Schadenrückstellung als wichtiger Bilanzposten in der Kompositversicherung
- Zeitwertbewertung versus Kostenbewertung von versicherungstechnischen Verpflichtungen
- Einfluss von Annahmen und Modellverfahren auf die Schadenrückstellungsberechnung
- Konsequenzen der neuen Bilanzierungsvorschriften für Versicherer und Investoren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Schadenrückstellung nach US-GAAP und dem IFRS Diskussionspapier "Insurance Contracts". Der Fokus liegt dabei auf der Kompositversicherung. Die Arbeit zielt darauf ab, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Bilanzierungsansätze aufzuzeigen und deren Auswirkungen auf die Darstellung der versicherungstechnischen Verpflichtungen zu bewerten.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 stellt die Grundlagen der Bilanzierung nach IFRS vor. Es werden die Ziele und das Framework der IFRS, die zugrunde liegenden Annahmen und die qualitativen Anforderungen an den Jahresabschluss erläutert. Die Bilanzierung von Vermögenswerten und Schulden wird im Detail behandelt, um den Ansatz von Rückstellungen zu verstehen.
Kapitel 3 behandelt die US-GAAP, die als Eintrittskarte zum US-amerikanischen Finanzmarkt gelten. Es werden die Ziele und die allgemeinen Grundlagen der US-GAAP, die grundsätzlichen Anforderungen an die Rechnungslegung und die Ansatz- und Bewertungsgrundsätze erläutert. Die Bilanzierung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten wird im Detail behandelt, wobei ein besonderer Fokus auf die Bewertung von Rückstellungen gelegt wird.
Kapitel 4 bietet einen kurzen Vergleich der Bilanzierungsvorschriften nach IFRS und US-GAAP. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Bilanzierung von Rückstellungen hervorgehoben.
Kapitel 5 gibt eine kurze Darstellung des Versicherungsgeschäfts und seiner Besonderheiten. Es werden die wichtigsten Risikobestandteile des Versicherungsgeschäfts erläutert und die verschiedenen Rückstellungen, die zur bilanziellen Abbildung dieser Risiken verwendet werden, vorgestellt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Schadenrückstellung.
Kapitel 6 befasst sich mit dem Asset/Liability- und dem Deferral/Matching-Ansatz zur Darstellung des Versicherungsgeschäfts in der Bilanz. Die beiden Ansätze werden anhand eines fiktiven Versicherungsvertrages rechnerisch und in ihren Auswirkungen auf Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung dargestellt.
Kapitel 7 behandelt die Schadenrückstellung nach US-GAAP. Es werden der bilanzielle Ansatz und die Darstellung der Schadenrückstellung, die Bewertung der Schadenrückstellung und die Bilanzierung der Rückversicherung erläutert. Die verschiedenen mathematisch-statistischen Verfahren, die zur Bestimmung der Schadenrückstellung verwendet werden, werden exemplarisch dargestellt.
Kapitel 8 beleuchtet die Entwicklung eines IFRS-Standards für Versicherungsverträge. Es werden die relevanten Standards für Versicherungsunternehmen, die beiden Phasen des IFRS 4 und die wichtigsten Inhalte des IASB Diskussionspapiers "Insurance Contracts" vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf der Schadenrückstellung und der Bewertung von versicherungstechnischen Verpflichtungen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Schadenrückstellung, US-GAAP, IFRS, Versicherungsgeschäft, Kompositversicherung, Asset/Liability-Ansatz, Deferral/Matching-Ansatz, Current Exit Value, Zeitwertbewertung, Risikomarge, Schadenreservierungsverfahren, Chain-Ladder-Verfahren, Cape-Cod-Verfahren, Bornhuetter-Ferguson-Verfahren, Rückversicherung, garantierte Versicherbarkeit, Kundenbeziehung, Abschlusskosten, Überschussbeteiligung.
- Arbeit zitieren
- Jens Kaltenecker (Autor:in), 2008, Die unterschiedliche Betrachtung der Schadenrückstellung nach US-GAAP und dem IFRS Diskussions Papier „Insurance Contracts“ mit Fokus auf die Kompositversicherung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112102