Interpretation der Frage des Historikers Jacob Seiberts, ob Hannibal "politisch zu weich" gewesen wäre unter Berücksichtigung des Zeitraumes von 190 v. Chr bis zu seinem Tod und der entsprechenden Quellen. Die Berührung und Auseinandersetzung mit Hannibal, seinem Leben, Handeln und Wirken,
vor, während des zweiten punischen Krieges und darüber hinaus; seine Zeit als Sufet in
Karthago, die nachfolgende Flucht, bis hin zu seinem Tode am Hofe Prusias I. von Bithynien,
bieten dem Betrachter eine häufig wunderliche Zeichnung eines Menschen, der aber stets
handelnd agiert hat. Ob er sich eines Zieles, also eines Zweckes seines Handelns bewusst war,
kann aus seinem Handeln nicht sicher abgeleitet werden. Sicher ist: Stets begleitet war
Hannibals politischmilitärisches
Ringen von der sich im Mittelmeerraum etablierenden
Großmacht Rom, die von Anfang an sein Leben, sein politisches Handeln und seinen Tod
mitgeprägt hat.
Diese Auseinandersetzung warf mir nun die Frage auf, ob Hannibal, politisch betrachtet,
Handlungsfähigkeit bewiesen hat – oder eben nicht, bzw. unzureichend. Der Historiker Jacob
Seibert widmet dieser Frage einiges Papier und hält letztlich fest: „Hannibal war als Politiker
nicht hart genug“ (Seibert 1997, S. 543). Hingegen resümiert Barceló: „Mit Hannibals
Abgang von der politischen Bühne der Alten Welt erlosch die letzte Möglichkeit eines als
Gegenmodell konzipierten Projekts zum römisch geprägten Weltreich“ (Barceló 2004, S. 245)
und Mommsen schwärmt: „Von seinem strategischen Genie zeugt jedes Blatt der Geschichte
dieser Zeit […] Er war ein großer Mann; wohin er kam, ruhten auf ihm die Blicke aller“
(Mommsen 1903, S. 751). Die Auseinandersetzung mit den historischen Quellen und den
aktuellen Monografien hat schließlich einen persönlichen Standpunkt bewirkt, der dem
Barcelós bzw. Mommsens ähnelt, aber vor allem hat Seibert mit seiner Arbeit dazu
beigetragen, mich in dieser Schrift dieser Frage zu stellen. Mit bewundernswerter Akribie
setzt Seibert jedem Schritt Hannibals Optionen zur Seite. Er entschlüsselt, soweit die
Quellenlage es zulässt, dessen Handlungen, analysiert, vergleicht und verbessert, und sein
Anliegen, den „…Glanz, den ihm [Hannibal] die antike und die moderne Nachwelt verliehen
hat“ (Seibert 1997, S. 544) ein wenig abzupolieren, wallt nebulös in nahezu jedem Kapitel
seines Werkes.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hannibal: politisch zu „weich"?
- Die Nachkriegszeit bis zur Flucht vom Hofe Antiochos III.
- Bis zum Ende handelnd — 190 - 183 v. Chr.
- Gortyn, Gold und Quintus Fabius Labeo
- Artaxias, Artaxata, Architekt
- Der jämmerlichste Jammerprinz Asiens
- Diskussion: Zu „weich"?
- Zusammenfassung
- Fazit
- Anmerkungen
- Abkürzungen, Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob Hannibal, der berühmte karthagische Feldherr, politisch gesehen Handlungsfähigkeit bewiesen hat. Sie untersucht seine Flucht vor den Römern nach dem Zweiten Punischen Krieg und seine letzten Lebensjahre im Kontext seiner politischen und militärischen Entscheidungen. Die Arbeit analysiert Hannibals Handlungen und Absichten während seiner Flucht, beleuchtet seine Rolle am Hofe verschiedener Herrscher und hinterfragt seine politische Strategie im Angesicht der römischen Großmacht.
- Hannibals politisches Handeln während seiner Flucht
- Seine Beziehungen zu Antiochos III., Artaxias und Prusias
- Hannibals Rolle als Stadtgründer und Architekt
- Die Frage nach seiner politischen „Weichheit" und seiner Handlungsfähigkeit
- Die Rolle der römischen Intervention und Hannibals Umgang mit der römischen Macht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach Hannibals politischer Handlungsfähigkeit und skizziert die historische Situation, die seine Flucht vom Hofe Antiochos III. nach dem verlorenen Krieg gegen die Römer auslöste. Das erste Kapitel beleuchtet Hannibals politische „Partnerschaft" mit Antiochos III. und die Gründe für seine Flucht vom Hofe des seleukidischen Herrschers. Das zweite Kapitel folgt den Stationen Hannibals Flucht, von Gortyn auf Kreta über Armenien bis nach Bithynien. Es analysiert seine Rolle als Stadtgründer und Architekt sowie seine militärische Tätigkeit am Hofe Prusias. Das dritte Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und diskutiert die Frage nach Hannibals politischer „Weichheit" im Kontext seiner Handlungen und Entscheidungen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Hannibal, den Zweiten Punischen Krieg, die Flucht vor den Römern, die politische Handlungsfähigkeit, die Beziehungen zu Antiochos III., Artaxias und Prusias, die Rolle als Stadtgründer und Architekt, die politische „Weichheit" und die römische Großmacht.
- Arbeit zitieren
- Michael Bolz (Autor:in), 2008, Hannibal - Auf der Flucht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112175