Kurt Tucholskys Journalismuskritik

Kritik als Berufsstörung


Diplomarbeit, 2004

160 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Problemstellung und Herangehensweise

II Kommunikationstheoretische Einordnung

III Kurt Tucholsky als Journalist

IV Die Presse zu Lebzeiten Tucholskys
1 Die Presse um die Jahrhundertwende und im Krieg
1.1 Gesinnungs- vs. Massenpresse
1.2 Das Verhältnis von Presse und Staat
1.3 Presse im Krieg: Zwischen Pathos und Zensur
2 Die Presse in der Weimarer Republik
2.1 Revolution und Kontinuität
2.2 Stabilität und Radikalisierung
2.3 Überblick über die Weimarer Presselandschaft
2.3.1 Zeitungen
2.3.2 Zeitschriften
2.3.3 Die Weltbühne
3 Der Niedergang der Weimarer Republik

V Kurt Tucholskys Kritik am Journalismus
1 Das negative Gesamtbild der Presse
2 Außerhalb des Mediums: Die Kommunikationspartner
2.1 Die Rolle von Lesern und Abonnenten
2.2 Beeinflussung durch die Inserenten
2.3 Einwirkung industrieller Teilhaber
2.4 Einfluss von Staat und Obrigkeit
3 Die Ebene des Mediums
3.1 Realität und Medienrealität
3.2 Journalismus als ökonomisches Instrument
3.2.1 Absatzsteigerung durch die Aufmachung
3.2.2 Absatzsteigerung durch Sensationalisierung
3.2.3 Die Presse zwischen geschäftlichem und öffentlichem Interesse
3.3 Journalismus als publizistisches Instrument
3.3.1 Parteilichkeit der Informationszeitungen
3.3.2 Kriegspropaganda statt Kriegsberichterstattung
3.3.3 Die Richtungspresse
3.4 Exkurs I: Rundfunk
3.5 Exkurs II: Frankreich
4 Die Ebene des Einzelnen: Journalistisches Handeln
4.1 Journalistische Basiskompetenzen
4.2 Das Medium Sprache
4.3 Der „Schmock“ als typischer Journalist?
4.4 Unwahrhaftigkeit
4.5 Plagiate
5 Die Ebene journalistischen Handelns: Vermittlungsformen
5.1 Politische Berichterstattung
5.2 Feuilleton
5.3 Reportage
5.4 Der Auslandskorrespondent
5.5 Satire und Witzblätter
5.6 Exkurs III: Foto

VI Fazit: Journalismustheorien des Publizisten

Literaturverzeichnis
1 Quellen
1.1 Kurt-Tucholsky-Ausgaben
1.2 Sonstige Primärliteratur
2 Sekundärliteratur zu Kurt Tucholsky
3 Mediengeschichte
4 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
5 Methodik
6 Kommunikationswissenschaftliche Theorie
7 Zeitungs- und Zeitschriftenartikel
8 Internetquellen

I Problemstellung und Herangehensweise

Tucholsky ist ein Grenzgänger zwischen Literatur und des Journalismus und es ist kaum möglich, den „Dichterjournalisten“[1] in einer der beiden zu verorten. Er ist ein Meister der kleinen Form, seine Schriften oft aus aktuellem Anlass heraus motiviert und zeitgebunden. So gut wie alle seine Texte erscheinen zuerst in Zeitungen und Zeitschriften und auch seine wenigen längeren, als Buch veröffentlichten Prosastücke bleiben dicht an der (eigenen) Realität. Und doch sehen seine Leser wie er selbst eher den Schriftsteller in ihm und lesen seine Artikel in dicken Büchern, die fast ein Jahrhundert später noch in hoher Auflage erscheinen. So widersprüchlich wie seine Zeitgenossen und Biographen, so widersprüchlich ist auch die Tucholsky-Forschung – wie der Autor selbst.

Für die Forschung ist Tucholsky zwar nicht mehr „so gut wie unentdeckt“[2] – seit dieser enttäusch­ten Bilanz sind mit der inzwischen fast vollständig erschienenen 22-bändigen kritischen Gesamtausgabe seiner Werke und mit den ausführlichen und exakt recherchierten Biographien von Helga BEMMANN, Michael HEPP und Klaus-Peter SCHULZ zumindest dem dringenden Nachholbedarf Genüge getan worden. Vier Briefausgaben sind in den 80er Jahren hinzugekommen, außerdem Tucholskys einziges Drama und sein Sudelbuch . Zudem ist Sekundärliteratur zu verschiedensten Aspekten von Tucholskys Leben und Werk erschienen und mit Porträts der Weltbühne und ihres Herausgebers Siegfried Jacobsohn wurde ein Übriges getan, um das Bild zu vervollständigen.

Trotzdem haben sich wohl gerade wegen der Frage der Zuständigkeit weder die Germanistik noch die Journalistik, Publizistik- und Kommunikationswissenschaften intensiv mit einem der angesehensten deutschen Journalisten und Schriftsteller beschäftigt. Zu kurz gekommen ist vor allem der Journalist Tucholsky in all seiner Uneindeutigkeit, in seiner Sonderstellung als veritabler „Tagesschriftsteller“ und in der Tucholsky-Forschung klaffen gerade hier Lücken. Erkenntnisse hierzu, zu seinem Selbst- und Fremdverständnis als teilnehmender Beobachter des Journalismus soll folgende Arbeit liefern. Tucholskys Perspektive erscheint besonders reizvoll, weil er auch hier, wie so oft, „zwischen zwei Stühlen“ steht, weil er sich an der Grenze zwischen „für den Tag“ und „über den Tag hinaus“ schreiben bewegt. Er betrachtet das System Journalismus, obwohl selbst Teil davon, mit kritischer Distanz. Die intensive Auseinandersetzung mit seinem Metier erlaubt es, von einer eigenen kritischen Journalismustheorie des Autors zu sprechen, an die mit Hilfe einer Perspektivübernahme eine Annäherung versucht werden soll.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Arbeiten Kurt Tucholskys nach in Zusammenhang mit dem Journalismus stehender Kritik zu durchforsten, diese herauszufiltern und zu interpretieren. Nach Sichtung des Werks erscheint es sinnvoll, sich bei der Untersuchung auf die journalistischen Arbeiten zu konzentrieren, da die Schriften literarischer Prägung wie Rheinsberg , das Pyrenäenbuch und Gripsholm kaum Material liefern. Als Textgrundlage wird die bisher umfangreichste erschienene Ausgabe von Tucholskys Werken, die von Mary GEROLD-TUCHOLSKY und Fritz J. RADDATZ herausgegebenen zehnbändigen Gesammelten Werke inklusive der beiden Ergänzungsbände, der Faksimile-Druck von Deutschland, Deutschland über alles sowie der Tucholsky-Band der Digitalen Bibliothek, herangezogen. Außerdem werden themenrelevante Äußerungen aus Briefausgaben als Ergänzungen und Hintergrundinformationen berücksichtigt, um sie auf öffentliche Aussagen zu beziehen. Die im Vergleich zur umfassenden Pressekritik randständigen Themenbereiche Rundfunk und Fotojournalismus werden in Exkursen behandelt.

Das nötige Suchraster zu konstruieren, geschieht mit der Hilfe des Autors selbst: Seine Hauptangriffspunkte geben die Kategorien vor. Nachdem zur tucholskyschen Journalismuskritik noch keine Untersuchungen vorliegen, auf die zurückgegriffen werden konnte, wird zu einer ersten Annäherung an das Thema die Methode der Deskription verwandt. Dessen Erscheinungsformen sollen zunächst so erfasst werden, „wie sie sind“, so dass der Gegenstand selbst sichtbar wird. Statt Analyse oder Erklärung erfolgt somit zunächst die bloße Deskription der Wesensstruktur.[3] Eine inhaltsanalytische Herangehensweise hätte nicht nur aufgrund der Menge des zu behandelnden Materials die Grenzen der Arbeit überschritten, sondern scheint auch den gesetzten Zielen weniger dienlich. Die Deskription will zunächst jene Dinge benennen, die das Fundament für ein Theoriegebäude bilden.[4] Gemäß der engen Verschwisterung von deskriptiver Definition und Typifikation soll sie nach Heinz STARKULLA jr. zwischen Erzählen und Erklären „aus dem unübersehbaren Universum möglicher Beobachtungspunkte das herausheben, was im gewählten Frageaspekt relevant erscheint. Genau dies aber wird wohl nur durch Herausholung des je ‚Typischen’ der zu beschreibenden Sachverhalten zu leisten sein.“[5]

Im Sinne der Hermeneutik sind diese exemplarischen Stellen in ein Bedeutungsganzes eingebettet und können nur aus ihrem jeweiligen Kontext heraus verstanden werden.[6] Nach DILTHEY erfordert daher eine solche Bearbeitung „Einordnung des Besonderen in das Allgemeine, des Einzeltatsächlichen in einen Zusammenhang.“[7] Für ein tieferes Verständnis der Kritikpunkte wird daher zunächst die Biographie des Autors und der zeitgeschichtliche Hintergrund, insbesondere die Beschaffenheit der damaligen Presselandschaft sowie die in ihr herrschenden Vermittlungsideologien dargestellt, um etwaige Zusammenhänge herzustellen. Vor diesem Hintergrund soll mittels objektiver Auslegung relevanter Textstellen das Verstehen und Erkennen des deskriptiv erarbeiteten Materials in seiner Bedeutung erreicht werden[8], denn „das Grundverhältnis, auf welchem der Vorgang des elementaren Verstehens beruht, ist das des Ausdrucks zu dem, was in ihm ausgedrückt ist.“[9]

So sollen sich einzelne Thesen Tucholskys herauskristallisieren, um daraus in einem zweiten Schritt durch die Auslegung dieses Materials, im Sinne des DILTHEYschen Paradigmas, nach dem der Teil des Ganzen über die „Bedeutung“ stets den Bezug zum Ganzen herstellt und dieses selbst enthält[10], allgemeine Aussagen zu einem möglichst „aussagekräftigen Profil“[11] herausarbeiten und Ansätze einer mehrstufigen Journalismustheorie des Autors zu entwickeln.[12] Zur Überprüfung ihrer Anwendbarkeit und Gültigkeit und nicht zuletzt auch der Glaubwürdigkeit der normativen Forderungen werden die zentralen Thesen Tucholskys ansatzweise auf das eigene publizistische Werk rückbezogen und Widersprüche aufgezeigt, um gleichsam eine Kritik der Kritik zu entwerfen. Insgesamt erfolgt eine kommunikationstheoretische Einordnung der tucholskyschen Kriterien und Thesen vor dem theoretischen Hintergrund der zeitungswissenschaftlichen Theorie der Münchner Schule schwerpunktmäßig mit Hilfe von Hans WAGNERs Journalismustheorie, insbesondere mit der darin aktualisierten Journalist-Publizist-Unterscheidung Wilhelm SPAELs. Auf eine entsprechende Verortung Tucholskys selbst in diesem Zusammenhang wird aus Platzgründen verzichtet, zumal sie von Hans PRESCHER bereits umfassend und überzeugend dargelegt wurde.[13]

II Kommunikationstheoretische Einordnung

Die zeitungswissenschaftliche Theorie der Münchner Schule versteht Massenkommunikation nicht als Einbahnstraße, sondern als „gegenseitigen Mitteilungsverkehr“[14] mit ständigem Seitenwechsel, bei dem gesellschaftliche Partner zu den sie und die ganze Gesellschaft bewegenden aktuellen Fragen und Themen miteinander kommunizieren“[15]. Sie relativiert die Rolle des Journalismus im System Massenkommunikation, denn in diesem Verständnis ist er schlicht eine „unentbehrliche Dienstleistung für die aktuelle Kommunikation der Zeitgenossen“[16], der das „Zeitgespräch der Gesellschaft“[17] als Verständigung aller manifestiert und moderiert, wobei die Medien als Versammlungsräume begriffen werden.[18] Wenn umfassende Kommunikation nur mit Hilfe von Vermittlung möglich ist, ist es Aufgabe des Mediums als Mittelstück eine Verbindung zwischen den Kommunikationspartnern herzustellen.[19] „Das Periodikum dient nur dem ‚Gedankenaustausch’, ist ein ‚Sprechsaal’, in dem sich die Partner treffen...“[20]

In den Anfängen waren Vermittler und Vermittlung partnereigen: In einer bot(en)mäßigen Ausgangsvermittlung war ersterer nur der Transporteur einer Information, deren Übermittlung die Erfüllung seines Auftrags war. Kommunikation auf Distanz hatte damit notwendigerweise Ungerechtigkeiten zur Folge und stand nicht allen, sondern nur Privilegierten zur Verfügung.[21] Mit dem Anwachsen der Gesellschaft, also der miteinander in Kontakt stehenden Menschen, konnte das Versammlungsprinzip zur Verbreitung von Mitteilungen von allgemeinem Interesse nicht mehr aufrecht erhalten werden. In diesem Zwischenstadium ist Kommunikation zwar weiterhin partnerabhängig, denn der Vermittler bleibt in Initiative und Aktivität an die Partner gebunden. Er ist jedoch nicht mehr weisungsgebunden, ist Dienstleister statt Diener.

Die spezifischen Aufgaben, die einst von Boten, Herolden oder Schreibern erfüllt wurden, wurden dann einerseits als einzelne Teilfunktionen ausdifferenziert, andererseits in einer Instanz konzentriert und professionalisiert. Im Medium fielen die Kommunikationsschritte Selektion und Transformation sowie Signalproduktion und Distribution zusammen. Durch sie wurde der räumlich von seinem Zielpartner getrennte Ausgangspartner kommunikativ mit diesem verbunden.[22] Die Abnabelung der Vermittler von den Partnern vollzog sich schließlich mit Abschluss des primären Prozesses der Kommunikationsrationalisierung im Übergang zu einer partnerautonomen Fremdvermittlung: Die Vermittlung, vorher nur Mittel zum Zweck, wurde Selbstzweck. Der Vermittler kam schließlich eigenen Interessen nach, indem er diejenigen anderer erfüllte.[23]

In einem weiteren Rationalisierungsprozess wurden Repräsentanten bestimmter Inhalte und Meinungen, die von den Repräsentierten geteilt werden, bestellt.[24] Durch dessen Gewährleistung kommen nun alle zu Wort, wenn auch indirekt durch wenige Stellvertreter-Sprecher.[25] „Massenkommunikation ist dann ein Modus Sozialer Zeit-Kommunikation, der als ‚Kommunikation auf Distanz’ prinzipiell durch partnerunabhängige Vermittlungssysteme im wechselseitigen Austausch von (möglichst legitimierter) Kommunikationsrepräsentanzen auf der Grundlage manifester Vermittlungsverfassungen ermöglicht und vollzogen wird.“[26] Die Person des Vermittlers trägt dabei Verantwortung für die sinngemäße Wiedergabe der Botschaft.[27] Er macht Kommunikation überhaupt erst möglich, während er gleichzeitig eine Gefahr für sie darstellt.[28] Sein Interesse muss im Prozess der Kommunikation selbst begründet liegen, während die Partner einen Zweck jenseits dieser verfolgen.

Hier setzt auch die Unterscheidung zwischen Journalist und Publizist an: Dem Journalisten als unparteilicher und objektiver „Gesprächsanwalt“[29], als eine Art Zeitgesprächsmoderator mit dem Auftrag soziale Kommunikation zu gewährleisten, muss der Zweck innerhalb der Erfüllung dieser Aufgabe liegen.[30] „Nicht Mitteilung, sondern ‚vermittelte Mitteilung’ (OTTO GROTH) und – in diesem Sinne verstandene – Information bestimmt das Arbeitsfeld des professionellen Journalisten.“[31] Er muss als „Anwalt der Kommunikationsgerechtigkeit“[32] – nicht als Anwalt bestimmter, wenn auch benachteiligter Gruppen – sachlich urteilen[33] und alle zu Wort kommen lassen.[34] Der Publizist dagegen „projiziert sein eigenes Ethos“ und vertritt eine ideologische Tendenz in allem, was er schreibt und denkt.[35] Er fungiert als subjektiver Vermittler eigener oder unterstützter Fremdinteressen und ist damit selbst Kommunikationspartner[36] : „Das ist das Merkmal des geborenen Publizisten, daß er den eigenen Willen als Wahrheit setzt.“[37] Die Leistung des Journalisten ist die Vermittlung von Kommunikation, die des Publizisten dagegen die Kommunikation selbst.[38] „Der ‚Journalist’ vermittelt das, was er für wichtig hält, der ‚Publizist’ das, was er für richtig hält.“[39]

Eine Gefahr bedeutet diese Form der Vermittlung dann, wenn sie keine zweite Säule des Systems Massenkommunikation darstellt, sondern dieses dominiert und sich als objektive und unabhängige Vermittlung tarnt. Damit sinken einerseits die Chancen zahlreicher Ausgangspartner zu Wort zu kommen und ein Kommunikationsdefizit infolge verweigerter Sprechmöglichkeiten entsteht.[40] Andererseits werden die Zielpartner nicht mehr umfassend informiert. Das Misstrauen gegenüber den Vermittlern und den vermittelten Inhalten wächst, was wiederum einer Fragmentierung der Gesellschaft Vorschub leistet.[41] Ein dahingehendes Ungleichgewicht des „Zeitgesprächs der Gesellschaft“[42] hat eine Desorientierung der Gesellschaft zur Folge, gefährdet das demokratische Prinzip im Prozess gesellschaftlicher Willens- und Meinungsbildung[43], und stellt damit eine Gefahr nicht nur für die Kommunikationsgerechtigkeit, sondern auch für die auf Aufklärung angewiesene (demokratische) Gesellschaft dar.[44]

Die partnereigene Vertretung kommunikativer Eigeninteressen in Form von Pressestellen, Public Relations, Alternativmedien oder der Inszenierung von Pseudo-Ereignissen[45] stellt den Versuch einer professionellen Gegenrationalisierung durch Anpassung an mediale Strategien dar, um die eigenen Sprechchancen zu verbessern.[46] Diese Gegenwehr beinhaltet jedoch gleichzeitig eine Bedrohung der Kommunikationsgerechtigkeit, da so erneut die lobby- oder finanzstarken Partner privilegiert sind. Sie stellt somit eine Herausforderung an den Journalismus, sich zwischen Publizistik und Gegenpublizistik zu behaupten und als ausgleichender Faktor beiden Genüge zu tun.[47] Er gewährleistet dann die Grundversorgung des Bürgers mit Information und damit die „umfassende Orientierung jedes einzelnen Bürgers über dessen gesamte Lebensverhältnisse“[48].

III Kurt Tucholsky als Journalist

„Ich will den Gänsekiel in die schwarze Flut tauchen.“[49]

Hat nicht verstanden[50], schreibt Kurt Tucholsky kurz vor seinem Tod an seine frühere Ehefrau Mary Gerold und meint damit seine Liebe zu ihr – oder vielmehr sein ganzes Leben. Vielleicht ist Kurt Tucholsky ein Gescheiterter, ein am Leben Gescheiterter, wie es in seinem Paradoxon vom „aufgehörten Dichter“ anklingt. Das Scheitern am Leben liegt, ohne Freud bemühen zu wollen, in der Kindheit begründet. Am 9. Januar 1890 ist Tucholsky in Berlin auf die Welt gekommen. Nicht als Angestellter der Weltbühne , wie er einmal augenzwinkernd schreibt[51], sondern als erstes von drei Kindern des wohlhabenden jüdischen Ehepaars Doris und Alex Tucholsky. Der Vater stirbt nach jahrelangem Leiden vermutlich an Syphilis, als sein Ältester gerade 15 war. „Kurt Tucholsky hat diesen frühen Verlust des geliebten und verehrten Vaters nie überwunden, er blieb fast zeitlebens auf der Suche nach einem ‚Vaterersatz’.“[52] Dagegen ist sein Verhältnis wie auch das seiner jüngeren Geschwistern Fritz und Ellen zur Mutter kühl und schmerzvoll distanziert, und Tucholsky zeichnet sie gar als Haustyrannin, die über ihre „Opfer“[53] in einer regelrechten „Kinderhölle“[54] herrscht. Der Schluss, den die Biographen aus Tucholskys unglücklicher, vom an Liebe mangelndem Verhältnis zu seiner Mutter überschatteter Kindheit ziehen, ist nachvollziehbar: „Angst und Fluchtreaktionen vor dem Leben, Scheu vor Verantwortung, Suche nach Nähe und gleichzeitige Flucht davor, Unfähigkeit, sich zu öffnen, Beziehungsunfähigkeit, Minderwertigkeitskomplexe, der heimliche Wunsch, ewig ein Kind bleiben zu können, das sind die viel gravierenderen Folgen.“[55]

Schon während der Schulzeit veröffentlicht Tucholsky als 17-Jähriger seine ersten Arbeiten im Ulk , der satirischen Beilage des Berliner Tageblatts und der Berliner Volkszeitung . Und bereits die ersten kleinen Feuilletons Märchen und Vorsätze enthalten zahlreiche Elemente, die ihn auch als Großen des deutschen Journalismus noch auszeichnen werden: Polemik, Schärfe, Mut zur Kritik und die Fähigkeit, Sachverhalte in einer überraschend sich auflösenden Wendung auf den Punkt zu bringen.[56] 1909 nimmt er sein Jura-Studium an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin auf und schreibt parallel dazu weiterhin Artikel für verschiedene Zeitungen. Unter anderen im SPD-Zentralorgan Vorwärts , wo 1911 seine ersten Arbeiten erscheinen. In den ersten Jahren ist er zwei, drei Mal im Monat regelmäßig vertreten und bald umfasst sein Schreiben das gesamte Spektrum der journalistischen Genres, von Glossen und Satiren über Rezensionen bis hin zu tagesaktuellen politischen Kommentaren.[57] „Auf eigenartige Weise sind diese ersten Artikel Tucholskys Vorwegnahmen seiner späteren großen journalistischen Arbeiten. [...] Es ist deutlich, dass nicht erst der Krieg Tucholsky zu dem streitbaren, demokratischen Publizisten gemacht hat, als der er vor allem in die deutsche Literatur eingehen wird.“[58]

1911 ist nicht nur wegen der beginnenden Arbeit beim Vorwärts ein wichtiges Jahr für Tucholsky. Er verbringt den Sommer[59] mit seiner Freundin Else Weil, genannt Claire Pimbusch, in Rheinsberg, um dort sich selbst und alle nötige Inspiration für das ein Jahr später erscheinendes gleichnamiges Bilderbuch für Verliebte zu sammeln. Rheinsberg scheint ein Indiz dafür, dass Tucholsky auch im Literarischen ganz Journalist ist: Die Parallelen zu Figuren Wolfgang und Claire (!) und zum eigenen Erleben springen ins Auge und es ist nur fraglich, wie weit und nicht, ob sie von der Realität abweichen. Im September reist er mit seinem Freund, dem Zeichner Kurt Szafranski, nach Prag, wo er Max Brod und – flüchtig – Franz Kafka kennen lernt, den er „liebte“ „ohne eine Zeile von ihm zu kennen“[60] und dessen Erzählungen er später noch begeistert besprechen wird.[61]

Tucholskys Mitteilungsdrang sucht sich rasch weitere Kanäle, bald erscheinen seine ersten Artikel in der Dresdner Volkszeitung , im Prager Tagblatt , in der Kulturzeitschrift Pan , im renommierten Satireblatt Simplicissimus , einige wenige auch in der Jugend , einer Monatsbeilage des SPD-Blattes Volksstimme , und im März , einer Wochenzeitung für Kunst, Literatur und Wissenschaft. Als 23-Jähriger ist er reif, die Schaubühne zu betreten. Sein erster Artikel in Siegfried Jacobsohns angesehener Theaterzeitschrift erscheint just an seinem Geburtstag: „Und ich platzte vor Stolz: S. J. ließ mich kommen. Und hat mich dann nie mehr losgelassen.“[62] Schon im ersten Jahr veröffentlicht er rund hundert Beiträge im „Blättchen“, Tucholsky ist damit „meistgedruckter Autor“ der Schaubühne und außerdem von Beginn an in die redaktionelle Arbeit eingebunden.[63] Meist sind es, wie überhaupt in der ersten Zeit, hauptsächlich Theater-, Kabarett- und Buchkritiken. Da die Schaubühne im gesamten deutschsprachigen Raum gelesen und geschätzt wird, erlangt Tucholsky rasch Popularität.[64] Noch im selben Jahr erscheint mit Der Zeitsparer ein Sammelband seiner Texte. Außerdem wird er – eine für Berufswahl und Selbsteinschätzung des erst 23-jährigen Studenten der Jurisprudenz vielsagende Entscheidung – Mitglied im Schutzverband Deutscher Schriftsteller.

Allmählich erweckt er auch seine alter Egos zum Leben: Er verteilt die Last der Kritik, des Mitteilungsdrangs und der divergierenden Begabungen auf die Schultern mehrerer Pseudonym-Charaktere[65] „und was als Spielerei begonnen, endete als heitere Schizophrenie.“[66] Mit seinem eigenen Namen geht er sparsam um: Ein mit „Kurt Tucholsky“ unterzeichneter Artikel ist gleichsam geadelt, ist ihm besonders wichtig oder von persönlicher Bedeutung.[67] Das Jura-Studium läuft bei allem journalistischen Engagement nur noch nebenher, seine Dissertation muss er mehrfach überarbeiten, bis er im Januar 1915 die Doktorwürde für seine Untersuchungen zur „Vorbemerkung aus §1179 BGB und ihren Wirkungen“ erhält.[68]

„Krieg wird hier auch geführt.“[69]

Mit Abschluss seines Studiums wird der 25-Jährige zum Kriegsdienst eingezogen und muss im April als Armierungssoldat, als „Schipper“, ins Memelgebiet. Im ersten Jahr schweigt der Journalist Tucholsky fast völlig, 1916 und 1917 sind es nur zwölf bzw. elf Beiträge in der Schaubühne , während es in den Jahren zuvor über hundert waren.[70] Vielleicht lässt seine Bemerkung „uns Junge hat es umgerissen“[71] ahnen, was in ihm vorgeht und warum es so lange dauert, bis er wieder etwas zu sagen hat. Im August 1916 wird er zum Stab der Artillerie-Fliegerschule ins heute lettische Alt-Autz versetzt, wo er die Soldaten-Zeitschrift Der Flieger herausgibt. Einerseits als Unterhaltung für die Soldaten gedacht, verbreitet das „Welt- bezw. Käseblatt“[72] auch patriotische Propaganda des Pressedienstes der Obersten Heeresleitung. Während Tucholsky zunächst noch weitgehend freie Hand hat, werden die Weisungen von oben Anfang 1917 immer rigider, so dass Kritik kaum noch möglich ist und Tucholsky sogar für Kriegsanleihen wirbt oder werben muss.[73]

Aus Opportunitätsgründen[74] ordnet er sich unter, wenn auch nur mit „größtem Widerwillen“[75] :

„Ich brauche Ihnen ja nicht zu erzählen, daß das Ganze eben eine Feldzeitung ist, dass ich froh bin, wenn ichs so anständig machen darf, wie es nur geht und daß das Schwierige darin besteht, vieles nicht zu bringen [...] Ich tue das Menschenmögliche im Nicht -Hereindrucken, aber Sie wissen doch...“[76],

klagt er dem Simplicissimus -Autor Hans Erich Blaich. Im Widerspruch zu seiner Arbeit beim Flieger schreibt er nach zweijährigem Schweigen auch wieder für den Simplicissimus und die Schaubühne und äußert sich dort kritisch gegen Kriegsbegeisterung und übersteigerten Patriotismus.[77] Insgesamt scheint er sich seiner späteren pazifistischen Grundhaltung zum Trotz mit dem Alltag im Krieg gut arrangiert zu haben. Immerhin nimmt er sogar zu, wie er an seine Schwester Ellen schreibt[78], und wird 1917 zum Unteroffizier und ein halbes Jahr später gar zum Vizefeldwebel befördert.[79] Allerdings schreibt er auch an Hans Erich Blaich:

„...dann muß man sich sehr schämen, daß man darunter und dazwischen lebt. Ja, sagen Sie ruhig: Na – so schlimm ists doch nicht. Ich glaube, es ist sehr schlimm, und ich will gar nicht mehr.“[80]

Im November lernt Tucholsky hier Mary Gerold kennen. Sie sollte, was er schon von Beginn an gespürt zu haben scheint, die große Liebe seines Lebens werden. Als er im Mai 1918 als Hilfsfeldpolizeikommissar zur Zentralpolizeistelle in Bukarest versetzt wird, müssen sie sich – nicht ohne Wiedersehensversprechen – trennen. Schon hier schmiedet Tucholsky Pläne für die Zeit nach dem Krieg. Er versucht, Kontakte zu verschiedenen Zeitungen herzustellen und bietet seine Mitarbeit an. Im Frühjahr 1918 bewirbt er sich auf eine Annonce hin beim Mosse-Verlag und erhält ein Angebot des Berliner Tageblatt -Chefredakteurs Theodor Wolffs, die Redaktion des Ulk zu übernehmen.[81] Kurz noch zögert er, kehrt dann aber mit einer neuen Liebe, mit den wohl prägendsten Erfahrungen seines Lebens, und einem neuen Schreiber-Ich – mit dem bezeichnenden Namen Kaspar Hauser – im Gepäck nach Berlin zurück.

„Ich sitze, wie der Name Panter sagt, geduckt still und bin auf dem Sprunge...“[82]

Tatsächlich sah nicht nur Kaspar „in die Welt und verstand sie nicht“[83], sondern auch Tucholsky selbst. In den Jahren 1918 und 1919 habe er überhaupt nichts verstanden, schreibt er später: „...aus dieser Zeit datieren meine dümmsten Arbeiten...“[84]. Für Tucholsky bedeutet die Arbeit beim Ulk nicht nur einen Karrieresprung, sondern durch die Leitung einer Beilage zweier großer Tageszeitungen mit hoher Auflage auch eine hohe Publizität. Zudem liegt der Ulk sowohl vom ästethisch-satirischen Anspruch als auch von der politischen Richtung her durchaus auf seiner Linie, so dass er sich nicht wie vorher beim Flieger moralisch verbiegen muss: „Man könnte sich mal richtig austoben.“[85] Allerdings betrachtet er diese Tätigkeit von Beginn an vor allem als „Trampoline“[86], als Sprungbrett und „kostenlose Reklame“[87].

Der bis dahin eher konventionelle und brave Ulk gewinnt unter Tucholsky an Niveau, erregt Aufsehen und stößt Diskussionen an. Er liefert harsche Kritik am Militarismus, wettert gegen das Bürgertum und die Kriegsgewinnler, auch heftig gegen die Deutschnationalen, aber auch gegen die radikale Linke, während er in anderen Publikationen, vor allem in der Weltbühne eine entgegengesetzte Linie vertritt.[88] Bald aber muss Tucholsky feststellen, dass er seine Vorstellungen von Satire doch nicht verwirklichen kann und „Ri-Ra-Rücksichten“[89] nehmen muss: „Es ist so etwas wie ein coitus interruptus [...] aber es muß doch eine Geschlossenheit und Einheit zwischen Wollen und Auswirkenkönnen da sein. Und die habe ich hier nicht.“[90] Die eher konservativen Leser beschweren sich über Tucholskys scharfen Ton und „schimpfen furchtbar auf das Blatt und mich“[91]. Es widerspreche seiner Überzeugung, schreibt er an Theodor Wolff, und: „...ich sprenge den Rahmen, wenn das Blatt nun anders geleitet werden wird, ich komme in die G-Dur-Tonleiter mit einem falschen F –: ich passe nicht da hin.“[92] Er will weg und kündigt bereits im Februar 1920 wieder.

Sein Herzblut fließt ohnehin in die, wie sie seit 1918 heißt, Weltbühne , wo er mit seiner Militaria -Serie und dem programmatischen Artikel Wir Negativen Aufsehen erregt. Tucholskys Verhältnis zur Weltbühne ist von Beginn an ein besonderes, wie das zu Siegfried Jacobsohn selbst. Er verehrt seinen journalistischen Ziehvater S.J. und lernt von ihm. Für Tucholsky ist Jacobsohn Freund, Vorbild und Vaterersatz. Es ist wohl mehr als das von PRESCHER diagnostizierte Schüler-Lehrer-Verhältnis[93], wie aus Tucholskys eigener Charakterisierung ersichtlich wird: „...es ist das ein rein persönliches Verhältnis gewesen, das sehr stark an Vater und Kind erinnert, und ich glorifiziere nicht nachträglich – ich merke nur mit jedem Tag, was allein seine Existenz für mich bedeutet hat.“[94] Wie die Bindung an Jacobsohn wird auch die an das „Blättchen“, wie sie es beide liebevoll nennen, immer enger: „Das mit Jacobsohn liegt anders. Ich gastiere im ‚Ulk’ und bin bei ihm zu Hause“, schreibt Tucholsky 1919 an Blaich.[95]

Noch eine zweite Bindung nimmt in seinem Leben eine zentrale Stelle ein: Nach anderthalb Jahren Trennung lässt er Mary im Januar 1920 nach langem Bedenkentragen nach Berlin kommen. Aber bereits im Februar trennen sich beide wieder, schockiert ob des Gefühls der Entfremdung, das bald einstellt. Überstürzt heiratet Tucholsky wenige Monate später seine alte Freundin Else Weil ohne sich jedoch innerlich von Mary lösen zu können.[96]

Es bricht eine seiner produktivsten Phasen journalistischen und literarischen Arbeitens an. 1919 und 1920 schreibt er mehr als 500 Artikel.[97] Er ist morgens in der Redaktion des Ulk , verfasst nachmittags und abends zahllose Artikel für Publikationen verschiedenster Färbung – von der Vossischen Zeitung , dem Berliner Tageblatt und der Berliner Volkszeitung über die Weltbühne bis zum USPD-Blatt Freiheit, deren Wochenschrift Freie Welt und der pazifistischen Welt am Montag – mit ebenso verschiedenen Grundaussagen.[98] Außerdem schreibt er Couplets für das Kabarett Schall und Rauch und die Sammelbände Fromme Gesänge von Theobald Tiger und Träumereien an preußischen Kaminen von Peter Panter erscheinen. Popularität und Ansehen wachsen und „...der Schornstein raucht“[99] : „Jetzt fangen die dschungen Damen schon an, Peter Panter um Bilder zu bitten und ihm blaue Briefe zu schreiben.“[100]

„Hätte ich nicht diesen Beruf, der keiner ist...“[101]

Ein weiteres zwiespältiges Kapitel seiner Karriere und der „einzige politische Fehltritt seines Lebens, der unverzeihlich anmutet“[102], ist seine Mitarbeit an der staatlich finanzierten, antipolnischen Propaganda-Zeitschrift Pieron [Anm.: poln.: Blitz], die für den Verbleib der Ostprovinzen im Reich mit derben und äußerst aggressiven Artikeln und Zeichnungen Stimmung zu machen versucht.[103] Dass er, wie BEMMANN glaubt, schlicht die politischen Hintergründe bei Annahme des Auftrags nicht durchschaut hat, scheint fraglich – wohl nicht umsonst tauchen weder sein Name noch irgendeines seiner bekannten Pseudonyme im Pieron auf.[104] Diese Episode hat ihm –da sie offenbar fast ausschließlich finanziellen Motiven heraus entsprang – des öfteren den Vorwurf des Opportunismus eingebracht. Zumal er in der Freiheit eben diese Art der Propaganda als Geldverschwendung verurteilt.[105] Auch sein Freund Siegfried Jacobsohn schreibt ihm enttäuscht: „Ich mißbillige sehr, das Sie sich ... für diese Fahrt haben einspannen lassen. [...] Man darf Sie eben keinen Tag allein lassen.“[106] Er selbst bereut seine Mitarbeit später[107] und bekennt öffentlich: „...ich selbst habe die Hände in diesem Bottich gehabt, ich hätte es nicht tun dürfen, und ich bereue, was ich getan habe.“[108] Als Reaktion auf die öffentliche Kritik und wegen des Publikationsboykotts seiner Texte durch die USPD-Blätter kündigt er Ende des Jahres 1920 seine Mitarbeit am Pieron wieder auf.[109]

Schuldgefühle wegen der Arbeit beim Flieger und beim Pieron und wegen seines Verhaltens im Krieg mögen eine Rolle gespielt haben, als sich Tucholsky für die Pazifismusbewegung engagiert, denn „der Antimilitarist erklärte sich konsequent erst Ende des Ersten Weltkriegs.“[110] Von 1920 an engagiert er sich auch parteipolitisch und wird Mitglied der USPD, ab deren Vereinigung mit der SPD 1922 gehört er dieser an.[111] Diese Phase verstärkter, nicht nur schriftstellerischer Aktivität endet jedoch mit einer Welle der Frustration, die angesichts seiner – vermeintlichen oder tatsächlichen – Wirkungslosigkeit und privater Probleme über ihm zusammenschwappt. Schon früh machen sich bei Tucholsky depressive Symptome bemerkbar.[112] Auch ein Selbstmordversuch fällt wohl in die ersten Jahre der Zwanziger.[113] „Ich habe Erfolg. Aber ich habe keinerlei Wirkung“[114] – davon ist er bereits überzeugt. 1921 erscheinen im Vergleich zu 250 Artikeln im Vorjahr nur noch 100.[115] Zwar hat er sich kaum je mit der tagesaktuellen Berichterstattung, mit „Bataillonszahlen, sondern immer mit Gesinnungen“[116], mit den Tendenzen dahinter beschäftigt[117], aber in den in dieser Phase veröffentlichten Texten geht es trotz der sich überstürzenden Ereignisse immer weniger um Politik und Zeitkritik, meistens sind es Feuilletons und Rezensionen.[118] So ist es wohl dieses Gefühl der Ohnmacht und weniger die finanziellen Sorgen ob der um sich greifenden Inflation, die ihn 1923 zum Rückzug aus dem Journalismus bewegen:

„Was mich vor allem bedrückt, ist die vollkommene Aussichtslosigkeit unserer werten Bemühungen – oder ich will mal sagen: meiner Bemühungen. Ich schreibe neben dem Leben her. Und das kann ich auf die Dauer nicht. [...] Es fängt an, langweilig und gleichgültig zu werden. Und das möchte ich nicht mehr – schriftstellerisch – erleben.“[119]

Im Bemühen, einen radikalen Schlussstrich unter den ihn regelrecht anekelnden Journalismus zu ziehen, lässt er sich in der Weltbühne beerdigen[120], bewirbt sich bei Wirtschaftsunternehmen und tritt schließlich als 32 Jahre alter Volontär in das Bankhaus Bett, Simon & Co. ein.

„Aber abgesehen davon, war Frankreich von innen sehr schön.“[121]

Das Jahr 1924 stellt eine weitere bedeutende Zäsur in Tucholskys Biographie dar. Er setzt lang gehegte Träume in die Tat um: Nach der Scheidung von Else Weil heiratet er seine große Liebe Mary Gerold, kündigt in der ihm bald verhassten Bank und kehrt nach einer Zeit, in der er gequält war von „Scham über meine Stellung und über meine Lebensführung, die nicht zu mir paßt, und in der ich unsicher bin und unbehaglich und ungemütlich“[122], zum Journalismus zurück. Und er darf den „schlecht geheizten Warteraum voll bösartiger Irrer“[123] verlassen, siedelt nach Frankreich über und atmet auf:

„Weißt Du, was einer tut, wenn er 14 Jahre auf was wartet und dann kriegt er es plötzlich? Er weint. Schämt sich – hat aber richtig auf der Straße geheult [...] weil es auf einmal wieder einen Sinn hat, auf der Welt zu sein – weil immer wieder Wolke Wolke ist. Stein Stein, Sonne Sonne. Ich bin umhergegangen wie verzaubert.“[124]

Als Korrespondent für die Weltbühne und die Vossische Zeitung zieht er mit festen Mitarbeiterverträgen nach Paris. Für letztere schreibt er hauptsächlich Feuilletons, nur hin und wieder politische Artikel, die sich für die deutsch-französische Verständigung einsetzen, er beliefert aber auch andere Blätter des Ullstein-Verlags mit Alltagsbetrachtungen und Gedichten. Aber nur „in der ‚Weltbühne’ konnte er ohne Einschränkungen seine Meinung sagen...“[125] Trotz anfänglicher Euphorie gelingt es ihm aber auch in Frankreich nicht, wirklich glücklich zu sein. Noch immer hadert er mit dem gehassliebten[126] Deutschland, das ihn mitunter mehr beschäftigt als das Geschehen in Frankreich.[127]

Während es in seiner Ehe bald zu kriseln beginnt, bricht wieder eine Phase der Aktivität an: Tucholsky reist viel, investiert mehr Zeit in seine Arbeit bei pazifistischen Organisationen; er hält Vorträge, arbeitet mit Walter Hasenclever an einem Theaterstück, schreibt Revuen fürs Kabarett und bereitet neue Sammelbände seiner Gedichte und Geschichten vor. 1927 erscheint Mit fünf PS , 1928 Das Lächeln der Mona Lisa und 1929 das von John Heartfield montierte, heiß diskutierte Deutschland, Deutschland über alles im Münzenberg-Verlag. Entsprechend seiner immer weiter nach links tendierenden politischen Einstellung arbeitet er mit diesem enger zusammen und veröffentlicht ab 1928 erste Satiren und Gedichte in der kommunistischen Arbeiter Illustrierten Zeitung , was ihm Vorwürfe von Ullstein einbringt.[128]

Er ist hin- und hergerissen zwischen dem bürgerlichen Ullstein-Verlag, auf den er der guten Bezahlung wegen finanziell angewiesen ist, und dem kommunistischen Münzenberg-Konzern, der seinem publizistischen Wirken-Wollen eher entspricht. Mitunter sieht er sich seiner Arbeit für Ullstein wegen mit Vorwürfen konfrontiert, sein politisches Engagement und das Schreiben für ein großbürgerliches und wenig fortschrittliches Verlagsimperium lasse sich kaum vereinbaren. Er hadert auch mit sich selbst, gesteht ein, Kompromisse zu machen, fügt sich aber aus finanziellen Gründen und bleibt trotz eines Angebots von Münzenberg Ullstein treu. Trotzdem arbeitet er weiter für die AIZ , auch dann noch, als er von Seiten des Ullstein-Konzerns unter Druck gesetzt wird.[129] Diesmal will er nicht die altbekannten Fehler wiederholen: „...wenn ich hier nicht Rückgrat zeige, dann ist es überhaupt aus.“[130] Es ist ein ständiges Einerseits-Andererseits und besonders in diesem Konflikt tritt Tucholskys Widersprüchlichkeit offen zu Tage: „Natürlich werde ich bei Ullstein nicht hinwerfen – aber ich bin ein toter Mann, wenn ich nicht frei schreiben kann. Das richtet mich nach innen zu Grunde.“[131]

„So – Männer – nu will ich mal weiterarbeiten –

damit das Blättchen erscheinen kann.[132]

Seine Arbeitswut mag eine Flucht sein vor seiner gescheiterten Ehe, die auf Distanz, in Briefen und seiner Vorstellung funktioniert hat, aber nicht in der Realität. Und es ist wohl ein verzweifelter Versuch, den Schmerz über Siegfried Jacobsohns Tod zu kompensieren. Sein Freund, sein Vorbild und Ratgeber ist am 3. Dezember 1926 an den Folgen eines epileptischen Anfalls gestorben.[133] Wie selbstverständlich übernimmt Tucholsky trotz des Schocks, tiefer Trauer und erheblicher Zweifel die Leitung der Weltbühne , wohl aus einem Gefühl der moralischen Verpflichtung dem Freund gegenüber:

„...ich will das ja alles gar nicht. Und ich habe nicht den Mut, Nein zu sagen – alle, alle – Georg Bernhard, Morus und die es sonst gut meinen, sagen, ich sollt es tun. Und ich fühle, daß ich es nicht kann – mich langweilt es – ich bin so müde, und Berlin ist mir widrig, so widerwärtig, wie ich gar nicht sagen kann. Geb ichs aber ab, dann ist es in ein paar Wochen kaputt, daran ist kein Zweifel.“[134]

Bald aber muss er feststellen, dass er dieser Aufgabe nicht gewachsen ist oder dass ihn die redaktionelle Arbeit zumindest nicht ausfüllt. Schon im Mai des folgenden Jahres kehrt er von Berlin nach Paris zurück und übergibt die Chefredaktion im November offiziell an Carl von Ossietzky. Auf dem Titelblatt der Weltbühne steht ab diesem Zeitpunkt:

„Begründet von Siegfried Jacobsohn

Unter Mitarbeit von Kurt Tucholsky

Geleitet von Carl v. Ossietzky.“

Aber ohne S.J. ist Tucholsky auch die Weltbühne nichts mehr wert: „Was geht mich das Ganze an? Gar nichts.“[135] Dieses von schweren Depressionen und innerer Unruhe geprägte Jahr bedeutet erneut einen tiefen Einschnitt in seinem Leben, der ihn sich noch weiter von Deutschland entfremden lässt.[136] Ab 1928 beginnen außerdem Kopfschmerzen und Nasenbeschwerden, die ihn bereits seit 1919[137] quälen, stärker zu werden und eine „Magensache“[138] macht ihm zu schaffen. „Aus dem letzten Nasenloch pfeifend“[139] sind die folgenden Jahre begleitet von Krankenhaus- und Kuraufenthalten und mehreren Operationen.

Im November trennen sich Kurt und Mary Tucholsky endgültig. 1930 verlegt er seinen Wohnsitz ins schwedische Hindås, verbringt aber weiter viel Zeit im Ausland. Ende des Jahres besucht ihn Carl von Ossietzky, mit dem er bereits zu diesem Zeitpunkt über eine Verlegung der Weltbühne ins Ausland berät. Hier kommen sich Tucholsky und der ihm anfangs von ihm wenig geschätzte Ossietzky[140] näher.[141] „Tucholsky selbst änderte seine Meinung über Ossietzky bald, nachdem er den persönlichen Mißerfolg, die verletzte Eitelkeit, auch die Eifersucht überwunden hatte.“[142] Kurze Zeit später besucht ihn seine Geliebte Lisa Matthias, die er 1927 in Berlin kennengelernt hat. Ihre gemeinsamen Aufenthalte in Schweden bilden die Vorlage für die im nächsten Jahr veröffentlichte Sommergeschichte Schloss Gripsholm .

„Ich muß und ich will mich umstellen.“[143]

Es sollte wieder ein arbeitsintensives Jahr werden, in dem Tucholsky an einem Romanentwurf und einem Filmmanuskript arbeitet. Außerdem versucht er zusammen mit Walter Hasenclever, die Arbeit an dem zeitkritisch-satirischen Theaterstück Christoph Kolumbus abzuschließen.[144] Überhaupt verlagert Tucholsky mehr und mehr sein Engagement aus dem journalistischen in den genuin literarischen Bereich. Er arbeitet zwar weiter für die Weltbühne (1932 erscheinen noch rund 50 Artikel[145] ), schreibt gegen den Faschismus an, auch wenn er angesichts der politischen Umstände seinen Ton mäßigen muss, er verfasst Gedichte und vor allem zahlreiche Panter-Rezensionen. Aber immer weniger. Und vor allem immer weniger journalistisch, aktuell, kämpferisch, sondern eher kontemplativ, betrachtend, feuilletonistisch. Der Aufklärungsdrang lässt nach, oder setzt eher im Kleinen, im Altbekannten, im Alltag an.[146] Vom Ullstein-Verlag wird ihm wegen seines publizistischen Engagements für den Kommunismus endgültig gekündigt, in der Vossischen Zeitung erscheint Ende September 1931 sein letzter Artikel.[147] Stattdessen unterschreibt er einen Vertrag bei Rowohlt, wo im Oktober der Sammelband Lerne lachen ohne zu weinen erscheint. Sechs Bücher sind in ständig neuen Auflagen auf dem Markt, ist auf Schallplatten und im Rundfunk, im Kabarett und bei Lesungen zu hören. Kurz, Tucholsky ist ein gefeierter Schriftsteller, weniger ein Journalist.[148]

Mitverantwortlich für seinen Rückzug aus der unmittelbaren Öffentlichkeit des Journalismus mag unter anderem die ständige Kollision publizistischer Arbeit mit der Justiz gewesen sein, die er aus nächster Nähe gleich drei Mal in den Jahren 1931 und 1932 erlebt. Im November 1931 werden Carl von Ossietzky als verantwortlicher Redakteur und der Autor Walter Kreiser im berüchtigten Weltbühne -Prozess für den 1929 erschienenen Artikel Windiges aus der deutschen Luftfahrt , der das offene Geheimnis um die Aufrüstung der Reichswehr publik macht, wegen Landesverrats zu je 18 Monaten Haft verurteilt.[149] Anfang 1932 ist Tucholsky selbst zusammen mit Ossietzky angeklagt, weil er in einem Artikel zu Spenden für die „Rote Hilfe“ aufgerufen hat. Und schließlich wird der bereits inhaftierte Ossietzky als verantwortlicher Redakteur für den 1931 erschienenen Ignaz-Wrobel-Artikel Der bewachte Kriegsschauplatz angeklagt. Wegen des Satzes „Soldaten sind Mörder“ hat Reichswehrminister Groener 1932 Strafanzeige wegen Beleidigung der Reichswehr erstattet. Tucholsky entscheidet sich nach langem Überlegen – „der Junge sitzt für meine große Schnauze mit, das ist kein Zweifel“[150] – und trotz Kritik von vielen Seiten dagegen, zum Prozess anzureisen. Ossietzky wird schließlich mit der Begründung freigesprochen, die Bezeichnung „Mörder“ beziehe sich nicht eindeutig auf die Reichswehr.[151] Aber das schlechte Gewissen verfolgt Tucholsky bis an sein Lebensende und befördert seine (selbstgewählte) Isolation:

„Es hat so etwas von Desertion, Ausland, im Stich lassen [...] Schadet es mir mehr, wenn ich komme und also moralisch den großen Mann mache, oder schadet es mir mehr, wenn ich nicht komme, dafür aber meine Knochen gesund aus der Affäre ziehe?“[152]

Unter dem Eindruck der Entwicklungen in Deutschland drängt sich Tucholsky unausweichlich die Einsicht in die „gänzliche Wirkungslosigkeit seiner Lebensarbeit“[153] auf. Auch seiner körperlichen und psychischen Verfassung wegen wird er immer stummer, der Publizist zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück. Er veröffentlicht weniger und vor allem immer kürzere Artikel, was sein Chefredakteur Ossietzky beklagt und ihn zu motivieren versucht.[154] „Mit dem politischen Tagesjournalismus wollte er sich ... nicht mehr beschäftigen. Der Ekel davor war bereits seit 1931 fast unüberwindbar geworden.“[155] Im Mai des Jahres 1932 erscheint sein letzter großer politischer Artikel Für Carl v. Ossietzky und mit dem Pamphlet Berliner in Österreich? Nein: Sozialisten bei Sozialisten! eröffnet er im September gleichzeitig die Wiener Exil-Ausgabe der Weltbühne und eine neue Phase resignativen Schweigens:

„Ich kann die großen geöffneten Augen nicht mehr vertragen, die alle zu mir heraufsehen und fragen, fragen: Was sollen wir tun? – Ich war kein falscher Prophet – ich war gar keiner. Und dann habe ich ganz geschwiegen.“[156]

Der am 8. November veröffentlichte Beitrag Worauf man in Europa stolz ist ist sein letzter Weltbühne -Artikel.[157] Denn für die Neue Weltbühne will er nicht schreiben, sie gefällt ihm nicht: „Über die ‚Weltbühne’ Ihrer Meinung. Ich finde den Ton meist anständig, die Motive sicherlich auch – aber wie steril ist das alles!“[158] Die Selbstbezeichnung „aufgehörter Dichter“, die bereits 1923 während seiner Journalismusabstinenz aufgetaucht ist, kehrt wieder.[159] Sein Mitteilungsbedürfnis und seine schreiberische Energie fließen in seine Briefe und in die Q(= Quassel)-Tagebücher als „Gesprächsersatz“ und „Ersatzbefriedigung für das blockierte Produktionsvermögen“[160] : „Er selbst entäußerte sich in seinen Briefen, er lebte durch sie, mehr als durch alle Artikel und Gedichte, in denen er sein Ich hinter witzigen Ideen und koketten Formulierungen verbarg.“[161]

„...man muß eben im Haus bleiben, solange es regnet.“[162]

Sein Schweigen in den letzten Lebensjahren ist nicht nur mit dem Verbot seiner Bücher in Nazideutschland und seiner Ausbürgerung zu erklären. Tucholsky lehnt sämtliche öffentlichen Auftritte, Publikationsangebote und die Mitarbeit an der Exilpresse ab: „...sonst aber kotzt mich das alles derartig an, daß mir die Polemik und die Satire fast eingefroren sind. Es ist also gar nichts da zum Zurückhalten. Leider nicht.“[163] Er lebt von seinen Ersparnissen und bis zum Verbot seiner Bücher vom Erlös aus deren Verkäufen und zu seiner eigenen Erbitterung zum Teil auf Kosten seiner neuen Freundin, der Zürcher Ärztin Hedwig Müller, die er 1932 in Tessin kennen gelernt hat.

Tucholsky verfällt in immer tiefere Depression. Auslösende Faktoren gibt es viele. Die Verschlimmerung seiner Magen- und Nasenprobleme. „Ich gehe mit wilden Nasenplänen um“[164], schreibt er noch in verzweifelter Hoffnung auf Besserung an Ossietzky: Bis zu seinem Tod bringt er zahlreiche Krankenhausaufenthalte, Operationen und Kuren hinter sich, ohne dass allerdings eine Genesung eintritt.[165] Dann die Scheidung von Mary Tucholsky, die wohl mehr zu ihrem Schutz als aus innerem Antrieb geschieht. Das Verbot und die Verbrennung seiner Bücher, was ihn nicht nur finanziell, sondern vor allem psychisch trifft. Die Inhaftierung mehrerer Bekannter im KZ, darunter Carl von Ossietzky, für dessen Rehabilitation und Ehrung mit dem Friedensnobelpreis sich der vorher müde und kraftlose Tucholsky, nach anfänglichem Zögern und vor allem nach der Parteinahme des einst so verehrten Knut Hamsuns für die Nazis, vehement einsetzt: „Lassen mich die in Oslo heran, so gehe ich so scharf heran, wie noch nie – und ich lasse mich auch davon nicht abbringen.“[166] Doch die verschiedenen Zeitungen, denen er Stellungnahmen gegen Hamsun angeboten hat, lassen ihn nicht heran.

Die Ehrung Ossietzkys mit dem Nobelpreis erlebt Tucholsky nicht mehr. Und wenn, hätte es ihn kaum aufrecht erhalten. Er will nicht mehr. Das Leben selbst ist ihm seit Jahren zuwider: „...weil mich das Ganze nicht mehr interessiert. Ich habe es satt. Was Du ja aus meinem permanenten Schweigen zu einigen dicken Aktualitäten gesehen haben wirst.“[167] Den Brief an Fritz Tucholsky unterschreibt er mit „dein ehemaliger Bruder Kurt“.[168] Zur inneren kommt die vollkommene äußere Entwurzelung, als sein deutscher Pass ausläuft und das Einbürgerungsgesuch in Schweden abgelehnt wird. Nicht zuletzt der sprachlichen Heimatlosigkeit wegen „traf die Ausbürgerung und Aussperrung Tucholsky tödlich.“[169] Das Gefühl „falsch geboren zu sein“[170] scheint drängender zu werden. So wichtig die Beziehung zu Hedwig Müller, seiner Nuuna, in den letzten Lebensjahren gewesen sein mag, scheint ihn die Erinnerung an Mary Gerold einzuholen, bedenkt man Testament und Abschiedsbrief.[171]

Am 21. Dezember 1935 stirbt Tucholsky im Sahlgrenska Krankenhaus in Göteborg an einer Überdosis Schlafmittel. Mit Fragezeichen versehen steht im Obduktionsbericht „Intoxicatio“ als Todesursache. Über ein halbes Jahr später wird er auf dem Friedhof Mariefred, den er in Schloss Gripsholm geschildert hat, beigesetzt. Über seinen Tod ist viel spekuliert worden. Sicher ist nur, dass Kurt Tucholsky am Abend des 19. Dezember eine Überdosis Schlafmittel in Kombination mit Alkohol zu sich genommen hat. Ob es die endgültige „letzte Ausflucht aus dem Ich-Selbst“[172] oder ein versehentlicher Selbstmord, wie HEPP glaubt[173], gewesen ist, oder ob es sich doch um einen Mordanschlag der Nazis gehandelt hat, wie Verschwörungstheoretiker vermuten, wird wohl nie geklärt werden.

„Was aber Menschen aus einem Gusse betrifft in der schönsten aller Welten –:

der Fall ist äußerst selten.“[174]

Das Eindeutigste, was man über „die Vielgestalt Tucholskys“[175] aussagen kann, ist ihre Uneindeutigkeit. Es ist während der Kurzdarstellung seiner Biographie bereits angeklungen, wie sehr Tucholsky in Widersprüche verstrickt war und sie, sich ihrer bewusst, gelebt hat. „Viele seiner Briefe und Artikel vermitteln den Eindruck, als ob es zwei verschiedene Kurt Tucholskys gegeben hätte, die sich gegenseitig beobachteten.“[176] Im Hinblick auf seine zeit- und gesellschaftskritischen Äußerungen erscheint es sinnvoll, die mit seinem publizistischen Engagement in Zusammenhang stehenden Widersprüchlichkeiten sowie die Entwicklung seiner politischen Einstellung noch einmal kurz gesondert zu betrachten.

„Aus seiner Haut kann keiner – aus ihrer Klasse heraus können nur wenige.“[177]

Mary Gerolds Aussage „Er ist zutiefst ein Bürger, der seine Ruhe haben will, und das Phänomen an Ihm ist, daß Er Gedichte schreiben kann, als ob Er das Elend eines Proleten selbst durchgemacht hätte“[178], liefert deutliche Hinweise auf einen wesentlichen Aspekt. Einer bürgerlichen Familie entstammend, kämpfte Tucholsky für das Proletariat und kritisierte das verhasste Bürgertum: „Sie [die Bourgeoisie] macht nur Lärm; sie bläst sich auf; versteht dabei nicht, das Leben zu genießen – ihr Leben vielleicht ... das Leben nicht.“[179]

Er erhob seine Stimme für die Arbeiter und setzte sich in seinen Texten mit Verve für soziale Gleichheit ein.[180] Er stellte seine Texte Arbeiterbühnen unentgeltlich zur Verfügung und arbeitete für sozialistische und pazifistische Blätter auch für ein geringes Honorar, so sehr er sonst auf Geld achtete.[181] Er wollte aufklären, den kleinen Mann ansprechen, sich an die Massen wenden. Schreiben und gelesen werden erscheint bei Tucholsky als notwendiger Kommunikations-zusammenhang.[182] Trotzdem veröffentlichte er viele seiner Texte in Organen, von denen er wissen musste, dass er damit weder den Proletarier noch ein Massenpublikum erreichen konnte. Offenbar war er sich im klaren darüber, welches Publikum seine Artikel las:

„Für wen schreibe ich –? Für Sie. Das heißt: für eine Schicht sehr freundlicher, mir sehr nahestehender (siehe unten), der Sache sehr gewogener Leute. [...] Aber ich schreibe nie und nimmer für die tätigen Leute hierzulande.“[183]

Mit dem Proletariat ist er also auch publizistisch kaum in Berührung gekommen. „Praktisch“ mitzumachen, ekelte ihn regelrecht an: „...es ist das Schwerste von allem“[184]. Mary Gerold-Tucholsky dürfte recht gehabt haben mit ihrer Einschätzung, denn bei aller Solidarität mit den Arbeitern, bei aller Kritik am Bürgertum, hatte er doch selbst den Lebensstil eines Großbürgers[185] : „Besser ein Anzug nach Maß als eine Gesinnung von der Stange.“[186] Der „entlaufene Bürger“[187] Tucholsky bestand auf einer „äußerlichen, dienenden Rolle des bürgerlichen Intellektuellen dem Proletariat gegenüber“[188]. Er selbst formulierte den Anspruch, ohne scheinheilige Loyalität aufzuklären, so: „Verärgerte Bürgerliche sind noch keine Revolutionäre.“[189] Gerade seine eigene Verwurzelung im Bürgertum gewährte ihm nicht nur Einblick in die inneren Zusammenhänge, sondern schürte auch seine Wut über dessen Schwächen und Verfehlungen, die letztlich auch seine eigenen waren.[190]

„Irgendein kleiner Pinscher ließ in einem Käseblatt der Kriegervereine

Kompanieklatsch aus dem Jahre 1915 über mich drucken...“[191]

Eine weitere Hauptachse von Tucholskys publizistischem Kampf zielt auf das Militär.[192] Der erklärte Pazifist, der scharfzüngige Kritiker des Offizierstandes war jedoch selbst Soldat und hatte, was er später tief bereut hat, nicht den Mut und die Kraft gehabt, den Kriegsdienst zu verweigern: „...ich bedaure, daß ich nicht, wie der große Karl Liebknecht, den Mut aufgebracht habe, Nein zu sagen und den Heeresdienst zu verweigern. Dessen schäme ich mich.“[193] Die allgemeine Kriegsbegeisterung und die „patriotische Besoffenheit“[194] waren ihm zwar zutiefst zuwider. Trotzdem hat er sich „...dem Militärbetrieb nolens volens angepaßt“[195]. Viele Sünden, die er nach dem Krieg – wohl gerade deswegen – in „einer Art öffentlicher Selbstanalyse“[196] verdammt, beging er selbst: Er betrieb Kriegspropaganda im Flieger , er feierte, zechte und ließ es sich gut gehen. Aus zahlreichen Briefen und aus seiner Reportage Unterwegs 1915[197] ist zu ersehen, dass er die Kriegsjahre vergleichsweise gut überstanden hat:

„Wenn ich zurückdenke, eine freundliche Zeit. [...] Zivil, nichts zu tun, schönes Wetter, immer schönes Wetter, Karlchen, gutes Essen, gute Weine – tje... Es war wohl ein hübscher Krieg.“[198]

Er schickte sogar Lebensmittel nach Hause[199] und war auch sonst auf den eigenen Vorteil bedacht: „Die Sahne in Rumänien ist weg – die hätte man kurz nach der Okkupation – wie überall – abschöpfen können.“[200] Nach dem Krieg wurde ihm nicht nur von seinen Gegner vorgeworfen, er habe sich auf Kosten anderer Vorteile verschafft und sich wie jeder andere Offizier verhalten. Inwieweit diese Kritik allerdings auf Tatsachen beruht oder aber aus nationalistischer Wut über Tucholskys Militaria -Serie heraus motivierte Verunglimpfung ist, bleibt offen.[201] Er bekannte acht Jahre danach selbst:

„Ich habe mich dreieinhalb Jahre im Kriege gedrückt, wo ich nur konnte [...] So tat ich, was ziemlich allgemein getan wurde: ich wandte viele Mittel an, um nicht erschossen zu werden und um nicht zu schießen [...] Viele taten ebenso.“[202]

Den Zwiespalt des „gedienten Drückebergers“[203] zwischen Anspruch und tatsächlichem Verhalten – „wie tief man hinuntermußte, um da überhaupt bestehen zu können“[204] – hat er später bereut. Wie bei seiner Auseinandersetzung mit dem Bürgertum richteten sich auch hier viele Angriffe gegen das Militär letztlich gegen ihn selbst. Und vielleicht wollte er gerade mit seinem pazifistischen Engagement Abbitte leisten für das, was er auch sich selbst vorwarf.[205]

„Echtheit der Gesinnung riecht man.“[206]

Tucholsky politisch einzuordnen ist schwierig – ihn festzulegen unmöglich. Mit zunehmendem Alter, so hat es den Anschein, rückte er zunächst immer weiter nach links. Allerdings hielt der erklärte Individualist mit seinem „Unabhängigkeitsfanatismus“[207] stets Abstand zu Parteiklüngeleien und ließ sich nicht auf eine Doktrin verpflichten[208] : Er blieb sich selbst treu, indem er das gerade nicht immer tat. Zwar zeigte sich seine Linksorientierung früh, schon beim Vorwärts schrieb er so, „daß man meinen konnte, hier spräche ein gestandener Redakteur oder ein ‚Alter’ aus der praktischen Parteiarbeit der SPD.“[209] Aber trotz der Mitgliedschaft in der USPD (nach der Vereinigung beider Parteien in der SPD) und in pazifistischen Organisationen lebte er Engagement eher publizistisch denn (partei-)politisch.

PRESCHER konstatiert einen dreifachen Wandel der Hoffnungsträger bei stetem Wechsel zwischen Zuversicht und Enttäuschung: Nach dem Krieg hoffte Tucholsky noch auf eine vom Volk ausgehende geistige Revolution. Als diese ausblieb, setzte er sich für die Demokratie und deren Akzeptanz in der Bevölkerung ein, bis er auch dort enttäuscht wurde: „Diese Republik ist nicht die meine.“[210] Seit seiner Pariser Zeit beschäftigte er sich dann intensiver mit dem Marxismus[211] und näherte sich Ende der zwanziger Jahre den Kommunisten an. Parallel zu seiner sich steigernden Resignation konzentrierte sich seine politische Hoffnung auf immer radikalere Kräfte. Sein Engagement galt weniger der KPD als den Arbeitern, zu deren geistigem Verbündeten er wurde.[212] Aber enttäuscht vom wachsenden Dogmatismus der KPD und der Haltung Russlands den Nazis gegenüber[213] wandte er sich von Sozialismus und Kommunismus ab und zog er sich Anfang der dreißiger Jahre ganz ins Schweigen zurück.[214] Was übrig blieb, war eine tiefgreifende Resignation und fast Reue ob seines Linksrucks:

„Mit tiefer Beschämung sehe ich erstens auf das zurück, was ich trotz meines innern Widerwillens in den letzten Jahren da noch getrieben habe; ich habe gefühlt, daß es gegen meinen Instinkt geht, aber ich habe nicht darauf gehört.“[215]

In den Briefen an Nuuna schilderte Tucholsky sein Interesse an den beiden bürgerlich-humanistischen Zeitschriften Esprit und L’Ordre Nouveau .[216] Besonders die eher konservative Weltanschauung des L’Ordre Nouveau , einer neukatholischen Bewegung in Frankreich, hielt er für eine „Geistesumwälzung“ und sprach ihr das Potenzial einer „großen Bewegung“[217] zu. Allerdings relativierte er seinen Enthusiasmus bald: „Aber das, was ich erhofft hatte, ein Keim, ein Kern, eine Zelle –: das ist vorbei. Schade.“[218] Die Biographen sind sich in der Deutung dieser Episode uneins.[219] Wohl kommt hier der Humanismus des (wert-)konservativen Bürgers – SCHULZ spricht sogar von einem „konservativ-bürgerlich-autoritärem Grundelement seiner Natur“[220] – wieder stärker zum Tragen.[221] Aber es geht zu weit, Tucholsky deswegen von links nach rechts zu verlegen, wenn man etwa seine idiosynkratische Reaktion auf Knut Hamsuns Äußerungen bedenkt. Letztlich scheint die unkonventionelle Bewegung dem Resignierten wohl schlicht Hoffnungsschimmer im Dickicht der Zeit gewesen zu sein.

Tucholsky war leicht für etwas zu interessieren, zu überzeugen umso schwerer. Stets auf der Suche ohne jemals wirklich fündig zu werden. Guten Gewissens kann man die „Stoßrichtung gegen den Feind von rechts“[222] behaupten und ihn zu jenen linken Intellektuellen zählen, die DEAK „irgendwo zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus“[223] verortet. Und was ihn bei aller Widersprüchlichkeit begleitet hat, waren Pazifismus, Humanismus und ein trotz aller Resignation kaum zu erschütternder Idealismus, die die „Grundpfeiler dieser Demokratievorstellung mit liberal-aristokratischer Tendenz“ waren. Wenige Tage vor seinem Tod schrieb er an Arnold Zweig: „Man muß vorn anfangen. Man muß ganz von vorn anfangen – ...“[224]

IV Die Presse zu Lebzeiten Tucholskys

Einen Krieg, zwei gesellschaftliche Umstürze und drei Staatsformen hat Kurt Tucholsky in 45 Jahren erlebt. Seine Gegenwart war tiefgreifenden und ein ganzes Land bis ins Mark erschütternden Umwälzungen unterworfen und das noch junge Jahrhundert prägten sich überstürzende Veränderungen, kontinuierlicher Wandel und permanente Zerrissenheit. Die politischen sowie gesellschaftlichen Umbrüche sollen an dieser Stelle hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Pressewesen geschildert werden.[225]

1 Die Presse um die Jahrhundertwende und im Krieg

1.1 Gesinnungs- vs. Massenpresse

Die Ausläufer des gesellschaftspolitischen Modernisierungsbebens waren auch in der Presselandschaft des Kaiserreichs weithin spürbar. Der Übertritt in die Massengesellschaft der Moderne und der wirtschaftliche Aufschwung der Gründerjahre brachten unweigerlich eine allgemeine Expansion der Presse mit zahlreichen Zeitungsneugründungen mit sich. Wie eine Initialzündung wirkte die Aufhebung der Zensur 1848 und das 1874 in Kraft getretene Reichspressegesetz, das erstmals mit einer einheitlichen Rechtsgrundlage die Pressefreiheit sicherstellte.[226] Ein Katalysator des Aufschwungs war außerdem das Ende des staatlichen Anzeigenmonopols 1850 und die Aufhebung des Abonnementzwangs 1904, was der Presse eine Finanzierung über den Inseratenmarkt ermöglichte.[227]

Ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung der modernen Presse waren die technischen Fortschritte: Die flächendeckende Versorgung mit Nachrichten durch die Agenturen, die erhöhte Produktionskapazität durch die Telegraphie sowie Verbesserungen in der Satz- und Drucktechnik und sinkende Papierpreise garantierten dem einzigen Massenmedium der Zeit einen regen Absatz morgens und abends, teilweise noch ergänzt durch Mittags- und Nachtausgaben.[228] Die Zeitungen veränderten als Spiegel der Gesellschaft wie diese selbst ihr Erscheinungsbild. Es gab neue Formate und Inhalte, Umfang und Auflagen wuchsen.[229]

Die deutsche Presselandschaft Anfang des 20. Jahrhunderts war geprägt durch eine extreme Differenzierung mit einer Vielfalt von über 4000 Tageszeitungen und weit über 6000 Zeitschriften.[230] Neben der traditionellen Gesinnungspresse bildete sich die Massenpresse mit dem neuen Typus des oft kostenlos verteilten Generalanzeigers heraus, die weniger auf publizistische Wirksamkeit denn auf Profit und Rentabilität durch die Finanzierung über Annoncen abzielte. Als „wirtschaftliches Kuppelprodukt“[231] war sie wegen ihres geringen Kaufpreises auf Anzeigenerlöse und damit auf einen möglichst umfangreichen Leserkreis angewiesen, den sie durch weitgehend neutrale Berichterstattung ohne Konzentration auf bestimmte Zielgruppen zu erreichen suchte.[232]

So wurde die Zeitung weiten Kreisen der Bevölkerung zugänglich und die Verlage konnten zudem durch das einträgliche Anzeigengeschäft genügend Kapital erwirtschaften, um die journalistische Qualität zu befördern. Die Berliner Pressekonzerne Mosse, Ullstein und Scherl (1867, 1877 und 1883 gegründet), wurden mit der Massenpresse anstelle der traditionellen Verlagshäuser die das Spiel bestimmenden Akteure. Außerdem erlitt die traditionelle Partei- und Gesinnungspresse einen Bedeutungsverlust. Von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg hatte der neue Zeitungstyp wohl nicht nur aufgrund der geringen Preise, sondern auch wegen des von ihr vertretenen Unparteilichkeitsanspruchs mit sich zum Teil verdreifachenden Auflageziffern und Anzeigenrenditen enorme Erfolge zu verzeichnen, während die Traditionsblätter, vor allem die Parteipresse, stagnierten.[233] Ähnlich der Tagespresse erlebte der Zeitschriftenmarkt einen Aufschwung mit zahlreichen Neugründungen und damit einhergehend eine Differenzierung des Angebots. Beliebt waren besonders die Familienblätter, die, wie die im Scherl-Verlag erscheinende populäre Gartenlaube (bis zu 380 000 Exemplare), in hoher Auflage erschienen.[234]

1.2 Das Verhältnis von Presse und Staat

Obwohl das Reichspressegesetz von 1874 die Pressefreiheit offiziell gewährleistete und Zensurmaßnahmen untersagte, konnte von Meinungs- und Pressefreiheit aufgrund der Einschränkungsmöglichkeiten von Seiten des Reichstags und der Sozialistengesetze realiter nicht die Rede sein.[235] Überwacht und gegängelt wurden insbesondere Organe linker und katholischer Provenienz. Unter die zu erwartenden Konsequenzen fiel nicht nur Stigmatisierung unliebsamer Journalisten,[236] sondern auch Verurteilung wegen „Meinungsdelikten“ mit Haftstrafen gegen die Autoren. „Kritik am wilhelminischen System war tabu.“ [237] Hinzu kamen Bemühungen von staatlicher Seite, auch aktiv ins mediale Geschehen einzugreifen. Die Presse sollte durch „aufklärende Pressetätigkeit“[238] in Ton und Tendenz beeinflusst werden.[239]

Die staatliche Einflussnahme und der veränderte Anspruch der Zeitungsmacher schlugen sich in Inhalten nieder, die sowohl die Masse wie auch die Mächtigen zufrieden stellen sollten. Die meisten Blätter gingen mit der Reichspolitik konform. „Der Gleichschritt der Zeitungsschreiber mit den Soldaten und botmäßigen Arbeiterkolonnen war das Ziel solcher Kommandos aus ‚allerhöchstem Munde’. Nicht unbedingt ‚Gleichschaltung’, wohl aber ‚vorauseilender Gehorsam’ war die verbreitete Gangart.“[240] Viele Zeitungen, insbesondere die Generalanzeiger, waren abgesehen von einer konservativ-patriotischen Grundtendenz unpolitisch gehalten.[241]

Eine gewisse Gegenöffentlichkeit stellten Qualitätszeitungen wie das Berliner Tageblatt , die Vossische Zeitung und die Frankfurter Zeitung dar, außerdem Satirezeitschriften wie der „humoristisch-satyrische“ Kladderadatsch , der „vielfachen Maßregelungen ausgesetzt“[242] war, in Berlin, sowie der Simplicissimus , der ebenso „unter Maßregelungen und Konfiskation zu leiden“[243] hatte, und die Fliegenden Blätter in München.[244] Auch die Wochenschriften Gesellschaft von Michael Georg Conrad und Maximilian Hardens Zukunft mit aufklärerischer Tendenz[245] übten scharfe Kritik am Wilhelminismus.[246]

1.3 Presse im Krieg: Zwischen Pathos und Zensur

Mit Ausrufung des Kriegszustandes wurde die Pressefreiheit auch offiziell aufgehoben und eine scharfe Militärzensur eingerichtet. „Damit war praktisch die legale Grundlage geschaffen für weitergreifende Maßregelungen der Presse, ja von Maßnahmen zu ihrer Unterdrückung.“[247] Während des Krieges waren Zeitungen und Zeitschriften einer strengen Kontrolle unterworfen, die von den einzelnen Zensurstellen und übergeordnet vom Kriegspresseamt überwacht wurden. Das Zensurbuch für die deutsche Presse mit über 770 einzelnen Bestimmungen stellte den Versuch dar, Kritik an Militär und Kriegsführung vollständig aus der Presse zu eliminieren.[248] Bei Nichteinhaltung drohten Sanktionen oder gar Zeitungsverbote – wie auch später in der Weimarer Republik eher auf linker denn auf rechter Seite.[249]

Über das regierungstreue Wollff’sche Telegraphenbureau erhielten die Redaktionen den autorisierten Heeresbericht. Zusätzlich gaben das Kriegspresseamt und die Oberzensurstelle Richtlinien heraus, die verbindliche Handlungsanleitungen enthielten.[250] „Es läßt sich denken, welch verheerende Folgen diese Anweisungspolitik für den deutschen Journalismus haben mußte. Man gewöhnte sich je länger desto mehr daran, zu allen Problemen der Tagespolitik einen offiziellen Kommentar vorgesetzt zu bekommen.“[251] Die staatliche Kontrolle intervenierte nicht nur in militärischen Angelegenheiten, sondern auch im wirtschaftlichen Bereich durch die Papierkontingentierung. Das erschwerte den journalistischen Alltag zusätzlich, der durch die Einberufung zahlreicher Mitarbeiter zum Kriegsdienst ohnehin stark belastet war.[252] Infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten sank die Zahl der Zeitungen während des so genannten „ersten Zeitungssterbens“ zwischen 1914 und 1917 um 800 Titel.[253]

Trotz aller Erschwernisse bemühten sich einige wenige seriöse und auf ihre Unabhängigkeit bedachte Zeitungen oft erfolgreich, die kaum noch überschaubare Menge detaillierter Richtlinien zu umgehen und ihre Unabhängigkeit zu bewahren, so dass die Oberste Heeresleitung (OHL) nach 1914 insbesondere mit dem Berliner Tageblatt und der Frankfurter Zeitung „fast weniger Kontakt hatte als mit der Presse der SPD, die mehr Verständnis für die militärischen Notwendigkeiten zeigte.“[254] Die Mehrzahl der Zeitungen war jedoch wie der Großteil der Bevölkerung von einer exzessiven Kriegsbegeisterung ergriffen und erging sich in lyrischem Pathos und chauvinistischem Jubel, so dass die Militärzensur noch kaum ins Gewicht fiel: „Die nationale Begeisterung erleichterte der Presse anfangs die Anpassung an das Zensur-Reglement.“[255] Die moralische Verpflichtung durch Beteiligung der Presse am allgemein verordneten Burgfrieden, dem sich auch die linken Parteien und damit deren Blätter unterwarfen, kam verstärkend hinzu.[256]

Erst nach drei Kriegsjahren machte sich mit den deutlicher werdenden inneren und äußeren Schwierigkeiten Widerstand gegen die Restriktionen bemerkbar.[257] Die Konsequenzen waren jedoch das Gegenteil der erhofften, so dass die Sanktionen nicht nur rigider, sondern regelrecht „zum Instrument propagandistischer Verfälschung“[258] wurden. Die Hugenberg-Presse und andere Blätter konservativer Prägung riefen bis zuletzt zur Verteidigung des Vaterlandes auf. Die OHL versuchte, ein euphemistisches Bild aufrecht zu erhalten, bis angesichts der erdrückenden Realität jegliche Propaganda ad absurdum geführt wurde. „Die vier Tage später [nach der letzten Aufforderung des Kriegspresseamtes an die Zeitungen] ausbrechende Revolution machte diesem System ein Ende, sie konnte aber nicht die moralischen Konsequenzen beseitigen, die sich aus der politischen Korrumpierung des deutschen Journalismus noch für viele Jahre ergaben.“[259]

2 Die Presse in der Weimarer Republik

2.1 Revolution und Kontinuität

Drei Tage nach Abdankung des Kaisers war am 12. November 1918 die Meinungsfreiheit wieder hergestellt. Symptomatisch allerdings, dass sie sich nach wie vor auf das Reichspressegesetz von 1874 gründete[260] – ein erstes Indiz für den Gemeinplatz der Geschichtsbücher, dass die Revolution von 1918 keine war. Kaum eine gesellschaftliche Gruppierung konnte sich mit ihr und ihrem Ergebnis identifizieren.[261] „Somit war die Republik auf einer Grundlage entstanden, die den Erwartungen aller widersprach. Ihre Geburt wurde durch Komplikationen erschwert, die außerhalb des Einflußbereichs der Geburtshelfer lagen.“[262] Kontinuität war das bestimmende Merkmal der ersten Jahre nach dem Krieg. Das Neue wurde nicht auf den Ruinen, sondern auf den noch intakten Fundamenten des Alten aufgebaut, so dass beides in einer verhängnisvollen Symbiose nebeneinander Bestand hatte.[263] Der Scheincharakter einer „verfehlten Revolution“[264] war bereits damals Tenor in der Weltbühne :

„Im allgemeinen hat man erkannt, daß auch in der neuen Form der Geist der Kaiserei weiterexistieren kann, Deutsche Revolution – ein kurzes pathetisches Emporrecken, und dann ein Niedersinken in die Alltäglichkeit.“[265]

Die Kontinuitätsdiagnose trifft auf das Pressewesen ebenfalls zu. Zumindest nachdem die Wirrnisse der Novemberrevolution überstanden waren, während der zahlreiche Redaktionen durch Kommandos der Arbeiter- und Soldatenräte und Spartakisten besetzt wurden[266] und die Zeitungen durch eine Zensur „von unten“[267] zeitweise gar nicht oder nur zensiert erscheinen konnten.[268] Von einer „Presserevolution“ konnte jedoch nicht die Rede sein – weder im Umgang mit den Medien von außen noch bezüglich der Strukturen und der Gesinnung innen.[269] Von einem Neuanfang war bis auf die Erweiterung des publizistischen Angebots durch die sozialistischen und kommunistischen Blätter Freiheit , Republik und Rote Fahne[270] nichts zu spüren.[271] Der Beginn einer neuen Epoche blieb bloßer Schein und konnte nicht einmal eine Verbesserung der aus der Kaiserzeit ererbten Missstände erreichen.[272] KOSZYK ist der Meinung: „Die Integration des Pressewesens in das kapitalistische System wurde durch die Novemberrevolution nicht beseitigt. Dieser Zusammenhang war um so folgenreicher, als er nicht durch ein politisches Selbstbewußtsein der Journalisten und die Bereitschaft des Volkes zum Engagement im Sinne der republikanischen Verfassung ausgeglichen wurde.“[273]

Nach wie vor war die Presse „weitgehend konservativ bis reaktionär“[274] und „...in der Massenpresse war die Situation für kritische Stellungsnahmen nicht besonders günstig.“[275] Aus blieb, was so dringend nötig gewesen wäre: „...ein ‚geistiges Gegengewicht’ gegen die bürgerliche und die rechtsorientierte Presse, die ‚in frechster Weise’ die Republik verhöhnte, wurde nicht geschaffen.“[276] ASMUSS ist der Meinung, dass die Republik nicht zuletzt auf Grund ihrer mangelnden Akzeptanz in der Presse von Anfang an kaum eine Chance hatte: „Im Gegenteil, in der zeitgenössischen Presseberichterstattung werden so viele Berührungspunkte zwischen extremen Nationalisten, Nationalsozialisten und der bürgerlichen Rechten deutlich, daß der Zusammenbruch der parlamentarischen Demokratie bereits im Sommer 1919 nur noch eine Frage der Zeit schien...“[277]

Zusätzlich belastete die unverändert strenge Reglementierung und staatliche Nachrichtenpolitik, die für die „allgemeine Volksaufklärung und die staatsbürgerliche Erziehung“[278] Sorge zu tragen hatte, die Entwicklung der Weimarer Presse. Zwar wurden das Zensurverbot und die Meinungsfreiheit, nicht aber die formelle Pressefreiheit[279] in der Verfassung festgeschrieben.[280] Ein Hintertürchen bot auch der Artikel 48, mit dem Grundrechte zweiten Grades, zu denen auch die Meinungsfreiheit zählte, bei Gefährdung der öffentlichen Sicherheit aufgehoben werden konnten.[281]

Ergänzt wurden diese Einschränkungsmöglichkeiten schließlich durch das Republikschutzgesetz und das Notverordnungsrecht, die in Form von Verboten und Beschlagnahmungen „praktisch eine Form nachträglicher Zensur“[282] darstellten und ab 1923 durch ein schärferes Pressegesetz, das bereits präventiv wirksam werden konnte.[283] KOSZYK sieht in der Weimarer Pressepolitik sogar ein Vorbild für das Kontrollsystem des Nationalsozialismus.[284] Nach links und rechts wurden in den Jahren der „Justizkrise“[285] der Weimarer Republik zahlreiche Zeitungsverbote ausgesprochen – in den Jahren 1921 bis 1933 über 200[286]. Rigider ging man jedoch nach links vor, so dass insbesondere radikaldemokratische und sozialistische Organe betroffen waren, während bürgerlich-konservative Werte geschützt und sogar die völkische und nationalistische Presse weniger gegängelt wurden.[287]

Verschärft wurde diese Problematik durch die ökonomischen Schwierigkeiten, die sich mit der um sich greifenden Inflation mehr und mehr bemerkbar und vor allem den zahlreichen kleinen Zeitungen und Zeitschriften zu schaffen machten. Im „zweiten Zeitungssterben“ nahm die Zahl der Zeitungen von 3243 (1921) auf 2974 (1925)[288] ab, während auf dem Zeitschriftenmarkt zwischen 1921 und 1923 die Zahl der Titel sogar um ein Viertel zurückging.[289] Die ohnehin schon vorhandenen Abhängigkeiten von Parteien und Unternehmen, Inserenten und Lesern schlug nun umso mehr ins Gewicht, da die Presse durch den sich ausweitenden Konkurrenzkampf, die steigenden Papier- und Lohnkosten, Steuern und Gebühren[290] sowie den kostenintensiven, wachsenden technischen Aufwand immer stärker unter finanziellen Druck geriet.[291]

„Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren mit ursächlich für bestimmte Strukturschwächen der deutschen Zeitungen, die fatale politische Konsequenzen hatten.“[292] Viele Zeitungsunternehmen waren daher gezwungen, um der Subventionen willen die aus der Zusammenarbeit mit Parteien oder Unternehmen resultierenden Gefährdungen der inneren Pressefreiheit auf sich zu nehmen. Industriellen Kreisen, die schon seit Jahrzehnten versucht hatten, Einfluss auf die Presse zu gewinnen, gelang das nun, indem sie die Notlage der Verlage auszunutzen.[293] Über Beteiligungen an Verlagen und durch die Ausübung von Druck auf Politik und Journalismus versuchte die Industrie, mit einer „systematischen Beeinflussung der Presse“[294] die öffentliche Meinung nach rechts zu steuern und ihre politischen Vorstellungen via Presse durchzusetzen.[295]

[...]


[1] BEMMANN, Helga: Kurt Tucholsky. Der Dichterjournalist. Anmerkungen zur Entstehung und Interpretation seines Werkes. In: Ackermann, Irmgard / Klaus Hübner: Tucholsky heute Rückblick und Ausblick. München 1991, S. 151 – 164.

[2] ACKERMANN, Irmgard / Dieter Heß / Katrin Lindner: Zur Forschungssituation. In: Ackermann, Irmgard / Klaus Hübner (Hg.): Tucholsky heute. Rückblick und Ausblick. München 1991, S. 7 – 45, S. 7.

[3] Vgl. LAMNEK, Siegfried: Qualitative Sozialforschung. Methodologie, Bd. 1. 3. korr. Aufl., München u.a.³ 1995, S. 59f.

[4] Vgl. DUBIN, Robert: Theory building. New York 1969, S. 85.

[5] STARKULLA, Heinz jr.: Deskription. In: Wagner, Hans (unter Mitarbeit von Heinz Starkulla jr.): Kommunikationswissenschaft (Zeitungswissenschaft) – das Fach, das Studium, die Methoden [= ZW-Paper, Bd. 6]. 2., völlig neu bearb. Aufl., München u.a.² 1989, S. 293 – 311, S. 308.

[6] Vgl. LAMNEK : Qualitative Sozialforschung, Bd. 2, S. 74.

[7] DILTHEY, Wilhelm: Die geistige Welt / 1. Einleitung in die Philosophie des Lebens. Gesammelte Schriften, Bd. 5. Berlin 1924, S. 265.

[8] Vgl. DANNER, Helmut: Methoden der geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Einführung in Hermeneutik, Phänomenologie und Pädagogik [= Uni-Taschenbücher, Bd. 947]. München / Basel 1979, S. 33f

[9] DILTHEY, Wilhelm: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften. Gesammelte Schriften, Bd. 7. Berlin 1927, S. 207.

[10] Vgl. ANZ, Heinrich: Hermeneutik der Individualität. Wilhelm Diltheys hermeneutische Positionen und ihre Aporien. In: Birus, Hendrik: Hermeneutische Positionen. Schleiermacher, Dilthey, Heidegger, Gadamer [= Kleine Vandenhoeck-Reihe, Bd. 1479]. Göttingen 1982 , S. 59 – 88, S. 73.

[11] STARKULLA jr.: Deskription, S. 307.

[12] Vgl. DUBIN: Theory building, S. 85.

[13] Vgl. PRESCHER, Hans: Dr. Kurt Tucholskys publizistischer Kampf in den Jahren 1919 bis 1932. Diss. München 1956, insbes. S. 163 – 188.

[14] WAGNER: Journalismus, S. 60.

[15] Ebd., S. 263.

[16] Ebd., S. 14.

[17] ASWERUS, Bernd Maria: Vom Zeitgespräch der Gesellschaft [= ex libris kommunikation, Bd. 3]. München 1993, S. 84.

[18] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 263.

[19] Vgl. GROTH, Otto: Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft (Periodik), Bd. 1: Das Wesen des Werkes, Berlin 1960, S. 557.

[20] Ebd., S. 566.

[21] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 23f.

[22] Vgl. ebd., S. 20.

[23] Wagner: Journalismus., S. 24.

[24] Vgl. ebd., S. 34.

[25] Vgl. ebd., S. 241.

[26] Ebd., S. 43.

[27] Ebd., S. 230.

[28] Vgl. ebd., S.21f.

[29] ASWERUS: Zeitgespräch, S. 78.

[30] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 37.

[31] Ebd., S. 86.

[32] Ebd., S. 380.

[33] Vgl. SPAEL: Publizistik und Journalistik und ihre Erscheinungsformen bei Joseph Goerres (1798 – 1814). Ein Beitrag zur Methode der publizistischen Wissenschaft. Köln 1928, S. 15 u. 22.

[34] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 368 – 370.

[35] SPAEL: Publizistik und Journalistik, S. 15.

[36] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 37 u. ASWERUS: Zeitgespräch, S. 41.

[37] SPAEL: Publizistik und Journalistik, S. 11.

[38] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 213.

[39] SCHRÖTER, Detlef: Mitteilungs-Adäquanz. In: WAGNER, Hans (Hg.): Idee und Wirklichkeit des Journalismus. Festschrift für Heinz Starkulla. München 1988, S. 175 – 216, S.179.

[40] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 243.

[41] Vgl. ebd., S. 152f.

[42] ASWERUS: Zeitgespräch der Gesellschaft, S. 84.

[43] STARKULLA, Heinz: Publizistik und Kommunikation. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Erkenntnis der kommunikativen Wirklichkeit. In: Festschrift für Hanns Braun. Bremen 1963, S. 158 – 167, S. 161.

[44] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 50 u. S. 121 – 129.

[45] Vgl. ebd., S. 364f.

[46] Vgl. ebd., S. 56f, 210 u. 359.

[47] Vgl. WAGNER: Journalismus, S. 362.

[48] Ebd., S. 165f.

[49] anonym: Vorsätze. In: Ulk, 22.11.1907. GW 1, 39.

[50] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 19.12.1935. AB, 502.

[51] Vgl. Kurt Tucholsky: Autobiographie. In: Das Stachelschwein, 1926, Nr. 3, S. 32. GW 4, 304.

[52] HEPP, Michael: Kurt Tucholsky. Biographische Annäherungen. Reinbek 1993, S. 22.

[53] Peter Panter: Das Elternhaus. In: Berliner Tageblatt, 15.03.1919, Nr. 108. GW 2, 62.

[54] Ignaz Wrobel: Kinderhölle. In: Freie Welt, 28.11.1920, Nr. 45, S. 2-3. DT, 243.

[55] HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 34.

[56] Vgl. SCHULZ, Klaus-Peter: Wer war Tucholsky? Stuttgart 1996, S. 26f.

[57] Vgl. HEPP: Kurt Tucholsky 1998, S. 21.

[58] RADDATZ, Fritz J.: Fritz J. Raddatz über Kurt Tucholsky. In: Schultz, Hans-Jürgen (Hg.): Journalisten über Journalisten. München 1980, S. 221 – 247, S. 224.

[59] Anm.: Wann der Aufenthalt in Rheinsberg tatsächlich war, ob im Sommer 1911 oder 1912, ist umstritten. (vgl. SCHULZ: Wer war Tucholsky?, S. 35, BEMMANN, Helga: Kurt Tucholsky. Ein Lebensbild. Frankfurt a. M. / Berlin 1994, S. 81 u. HEPP: Biographische Annäherungen, S. 66).

[60] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 20.6.1924. BA, 137.

[61] Anm.: Kafkas und Tucholskys Biographien weisen bemerkenswerte Parallelen auf und beide fühlten sich offenbar durch eine besondere Wesensverwandtschaft verbunden, die beide bereits bei ihrer ersten Begegnung gespürt zu haben scheinen. Kafka drückt das Gefühl der Verbundenheit so aus: „Gestern Abend auf dem Nachhauseweg hätte ich mich als Zuschauer mit Tucholsky verwechseln können.“ (Kafka, Franz: Tagebücher 1910 – 1923. Hg. von Max Brod. Frankfurt a. M. 1973).

[62] Kurt Tucholsky: Fünfundzwanzig Jahre. In: Die Weltbühne, 09.09.1930, Nr. 37, S. 373. GW 8, 204.

[63] Vgl. SCHULZ: Wer war Tucholsky?, S. 40.

[64] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 97.

[65] Vgl. RADDATZ, Fritz J.: Tucholsky. Ein Pseudonym. Reinbek 1989, S. 8 u. 29.

[66] Kurt Tucholsky: Start. In: Die Weltbühne, 27.12.1927, Nr. 52, S. 964. GW 5, 434; Anm.: Ignaz Wrobel ist der „essigsauere, bebrillte, blaurasierte Kerl, in der Nähe eines Buckels und roter Haare“ , für Gesellschaftskritik und wütende Polemiken, oft aus aktuellem Anlass, zuständig. Peter Panter ist der „bewegliche, kugelrunde, kleine Mann“ , der sich um die Kultur, um Theater, Bücher, Film und Kabarett kümmert. Und Theobald Tiger singt nur – über alles mögliche, seien es Leitartikel in Versform oder unterhaltsame Chansons zu oft tagesaktuellen Themen. (Zitate aus: Kurt Tucholsky: Start. In: Die Weltbühne, 27.12.1927, Nr. 52, S. 964. GW 5, 434 – 436); vgl. dazu auch HEPP: Biographische Annäherungen, S. 79.

[67] Vgl. MAYER, Hans: Der pessimistische Aufklärer Kurt Tucholsky. In: Akzente. Zeitschrift für Dichtung, 14 / 1967, Heft 14, S. 73 – 84 , S. 74.

[68] Vgl. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 54f.

[69] Brief an Ellen Tucholsky, 29.2.1916. BA, 86.

[70] Vgl. RADDATZ: Über Kurt Tucholsky 1980, S. 228.

[71] Theobald Tiger: Memento. In: Die Schaubühne, 03.10.1916, Nr. 40, S. 324. GW 1, 247.

[72] Brief an Hans Erich Blaich, 4.2.1917. AB, 46.

[73] Vgl. anonym: Möweneier. In: Der Flieger, Nr. 18, 31.3.1917. B, S. 296f u. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 113.

[74] Vgl. Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 19.8.1919. AB, 428: „Und ich knobelte mir aus, dass ich zum Stabe müsste, und zweitens, dass etwas zu geschehen habe... In diesen Tagen gebar ich den seligen ‚Flieger’ – und der hat ja seine Aufgabe ganz gut erfüllt...“.

[75] Brief an Hans Erich Blaich, 6.8.1917. AB, 50.

[76] Briefe an Hans Erich Blaich, 17.4.1917 u. 21.5.1917. AB, 47f.

[77] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 151.

[78] Vgl. Brief an Ellen Tucholsky, 29.2.1916. AB, 86f.

[79] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 146.

[80] Brief an Hans Erich Blaich, 8.3.1918. AB, 56.

[81] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 148f.

[82] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 4.10.1918. BA, 75.

[83] Kurt Tucholsky: Start. In: Die Weltbühne, 27.12.1927, Nr. 52, S. 964. GW 5, 435.

[84] Brief an Gertrud Elisabeth Dunant-Müller, ohne Ort und Datum. BA 2, 186.

[85] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 4.10.1918. BA, 75.

[86] Brief an Hans Erich Blaich, 14.12.1918. AB, 63.

[87] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 12.10.1919. AB, 435.

[88] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 176 – 181 u. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 168 – 171.

[89] Brief an Hans Erich Blaich, 27.12.1918. AB, 64.

[90] Brief an Hans Erich Blaich, 14.12.1918. AB, 63.

[91] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 12.10.1919. AB, 435.

[92] Brief an Theodor Wolff, 11.2.1920. AB, 118.

[93] PRESCHER: Dr. Kurt Tucholsky 1956, S. 9.

[94] Brief an Maximilian Harden, 12.6.1927. AB, 142.

[95] Brief an Hans Erich Blaich, 16.3.1919. AB, 69; vgl. dazu SJ 226, 28.9.1924: „Reimann schreibt mir heute, er möchte eigentlich lieber keine Beiträge von Dir, da Du so sehr zu mir gehörst. Er hat ganz recht.“

[96] Vgl. SCHULZ: Wer war Tucholsky?, S. 57 – 66 u. v.a. Brief an Mary Gerold-Tucholsky, Zu einem 19. / 28. [Oktober 1920]. BM, 297 u. Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 17.5.1920. BM, 300: „Nicht jede Trennung ist eine.“

[97] Vgl. HUONKER, Gustav: „...so wenig wohl fühle ich mich in Zürich“. In: Huonker, Gustav (Hg.): Kurt Tucholsky: „Liebe Winternuuna, liebes Hasenfritzli“. Ein Zürcher Briefwechsel. Zürich 1990, S. 9- 33, S. 36.

[98] Vgl. dazu HEPP: Biographische Annäherungen, S. 164 – 171.

[99] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 12.10.1919. BM, 266.

[100] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 7.11.[1919]. AB, 438.

[101] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 24.4.1922. BA, 113.

[102] SCHULZ: Wer war Tucholsky?, S. 72f.

[103] Vgl. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 223 – 225.

[104] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 201f.

[105] Vgl. Ignaz Wrobel: Zehn Prozent. In: Freiheit, 06.10.1920. GW 2, 419 – 422 u. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 226.

[106] SJ, 63, 11.6.1920

[107] Vgl. Brief an Maximilian Harden, 14.4.1926. AB, 136.

[108] Peter Panter: Ein besserer Herr. In: Die Weltbühne, 25.06.1929, Nr. 26, S. 935. GW 7, 105.

[109] Vgl. Brief an Hans Lukaschek, 18.12.1920. AB, 129.

[110] ZWERENZ, Gerhard: Kurt Tucholsky. Biographie eines guten Deutschen. München 1979, S. 52.

[111] Vgl. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 229.

[112] Vgl. HAMBERT, Olle (in Zusammenarbeit mit Michael Hepp): „...mir wird mein Leben gestohlen“. In: Huonker: Zürcher Briefwechsel, S. 126 – 141, S. 126.

[113] Vgl. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 147.

[114] Brief an Hans Schönlank, 10.1.1923. BA, 120.

[115] Vgl. HEß, Dieter: Aufklärungsstrategien Kurt Tucholskys. Literarisch-publizistische Aspekte der „Weltbühne“-Texte [= Europäische Hochschulschriften, Reihe I: Deutsche Sprache und Literatur, Bd. 538]. Frankfurt a. M. / Bern 1982, S. 131.

[116] Ignaz Wrobel: Der Fall Röttcher. In: Weltbühne, 29.11.1927, Nr. 48, S. 815. GW 5, 396.

[117] Vgl. PRESCHER, Hans: Kurt Tucholsky (1890 – 1935). In: FISCHER, Heinz-Dietrich (Hg.): Deutsche Publizisten des 15. bis 20. Jahrhunderts [= Publizistik-Historische Beiträge, Bd. 1]. München 1971, S. 379 – 387, S. 383.

[118] Vgl. HEß: Aufklärungsstrategien, S. 131.

[119] Brief an Siegfried Jacobsohn, 1.9.1922. BA, 118f.

[120] Vgl. Ignaz Wrobel: Requiem. In: Die Weltbühne, 21.06.1923, Nr. 25, S. 728. GW 3, 331 – 335.

[121] Peter Panter: Tote Stadt und lebende Steine. In: Vossische Zeitung, 12.12.1924. GW 2, 525.

[122] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 19.8.1923. BA, 128.

[123] Peter Panter: Kleine Reise 1923. In: Weltbühne, 03.01.1924, Nr. 1, S. 24. GW 3, 369.

[124] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 22.4.1924. BA 130.

[125] PRESCHER, Hans: Kurt Tucholsky [= Köpfe des XX. Jahrhunderts, Bd. 13]. Berlin 1959, S. 39.

[126] Vgl. dazu Kurt Tucholsky: Heimat. DD, 231: „Wir haben das Recht, Deutschland zu hassen – weil wir es lieben. [...] Deutschland ist ein gespaltenes Land. Ein Teil von ihm sind wir. Und in allen Gegensätzen steht – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“

[127] Vgl. HEß, S. 164.

[128] Vgl. AB, 488f: In einem Brief an Mary Gerold-Tucholsky vom 18.9.1928 zitiert Tucholsky Szafranski, damals bei Ullstein: „Das kann man nicht. Man kann nicht zu gleicher Zeit den Kapitalismus angreifen und noch dazu scharf und bedingungslos – und dann Geld von ihm nehmen. Entweder – oder.“ Tucholsky sieht die eigentliche Ursache im „Konkurrenzneid gegen die AIZ“.

[129] Vgl. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 298f.

[130] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 18.9.1928. AB, 489.

[131] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 25.9.1928. BM, 516.

[132] Brief an Erich Danehl und Hans Fritsch, 15.3.1927. BA, 185.

[133] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 323.

[134] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 18.1.1927. AB, 477.

[135] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 18.1.1927. AB, 477.

[136] Vgl. HEß: Aufklärungsstrategien, S. 182f.

[137] Vgl. Brief an Hans Erich Blaich, 1.2. 1919. BA, 82.

[138] Brief an Rudolf Leonhard, 19.7.1930. BA 2, 32.

[139] Brief an Claire und Iwan Goll, 15.1.1829. BA 2, 53.

[140] Vgl. Brief an Lisa Matthias, 14.11.1927. BA 2, 93 u. Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 20.1.1928. BM, 481: „Oss ganz weit weg. Ich habe den lebhaften Eindruck, zu stören. Er mag mich nicht u. ich ihn nicht mehr. Behandelt mich um die entscheidende Nuance zu wenig respektvoll. Kriegt auf den Kopf.“

[141] Vgl. SUHR, Elke: Zwei Wege – ein Ziel. Tucholsky, Ossietzky & die Weltbühne. Mit dem Briefwechsel zwischen Tucholsky und Ossietzky aus dem Jahre 1932. München 1986, S. 12 u. 44f.

[142] SUHR: Zwei Wege, S. 37.

[143] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 11.7.1927. BM, 473.

[144] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 500 – 503.

[145] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 500 – 504.

[146] Vgl. AUSTERMANN, Anton: Über Löcher, Käse und den Menschen. In: Huonker, Gustav (Hg.): Kurt Tucholsky: „Liebe Winternuuna, liebes Hasenfritzli“. Ein Zürcher Briefwechsel. Zürich 1990, S. 53 – 62, S. 62.

[147] Vgl. BEMMANN: Lebensbild, S. 469 – 471.

[148] Vgl. Ebd., S. 487.

[149] Vgl. PETERSEN, Klaus: Zensur in der Weimarer Republik. Stuttgart 1995, S. 84 u. 147f; vgl. auch MADRASCH-GROSCHOPP, Ursula: Die Weltbühne. Portrait einer Zeitschrift. Augsburg 1993, S. 255 – 264.

[150] Brief an Rudolf Leonhard, 28.11.1931. BA 2, 39.

[151] Vgl. SUHR: Zwei Wege, S. 77 und MADRASCH-GROSCHOPP: Weltbühne-Portrait, S. 291 – 295.

[152] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 29.3.1932. BA, 276.

[153] PRESCHER: Kurt Tucholsky 1971, S. 384; Anm.: An Hedwig Müller schreibt er später: „Nur, genau wie Du, gelangweilt, angeekelt – und über den großen Knacks meines Lebens komme ich nicht weg: daß ich mich in der menschlichen Natur so schwer getäuscht habe: ich hatte von Deutschland nie etwas andres erwartet, wohl aber von den andern.“ (Brief an Hedwig Müller, 3.12.1935. BA, 560).

[154] Vgl. Briefe Carl von Ossietzkys an Kurt Tucholsky, 8.5.1931 u. 30.11.1932. In: SUHR: Zwei Wege, S. 154 u. 160f.

[155] HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 325.

[156] Brief an Elisabeth Dunant-Müller, [Anfang 1935]. Hier schreibt Tucholsky auch, er habe den Knacks seines Lebens bekommen „wegen meinem Popplikom ins Angesicht schauens“. (BA 2, 177f).

[157] Vgl. MADRASCH-GROSCHOPP: Weltbühne-Portrait, S. 297f.

[158] Brief an Walter Hasenclever, 18.6.33. AB, 261.

[159] Vgl. Brief an Walter Hasenclever, 4.3.1933. BA, 294 u. Brief an Hedwig Müller, 25.7.1935. BA, 514.

[160] HUONKER: „...so wenig wohl fühle ich mich in Zürich“, S. 9- 33, S. 25.

[161] SUHR: Zwei Wege, S. 30.

[162] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 19.12.1918. BM, 202.

[163] Brief an Carl von Ossietzky, 4.4.1932. BA 2, 81.

[164] Brief an Carl von Ossietzky, 12.3.1932. BA, 270.

[165] Vgl. hierzu ausführlich HAMBERT: „...mir wird mein Leben gestohlen“, S. 126 – 141.

[166] Brief an Hedwig Müller, Q-Tagebuch, 19.12.1935. BA, 587.

[167] Brief an Fritz Tucholsky, 18.1.1931. BA, 247.

[168] Ebd., 248.

[169] ZWERENZ: Biographie, S. 54.

[170] Brief an Walter Hasenclever, 7.10.1934. AB, 287.

[171] Vgl. Brief an Mary Gerold-Tucholsky, [19.12.1935]. BA, 591 – 594.

[172] MEHRING, Walter: Kurt Tucholsky. Hg. und mit einem Nachwort von Dietger Pforte. Berlin 1985, S. 13.

[173] Vgl. HEPP: Biographische Annäherungen, S. 367 – 373.

[174] Theobald Tiger: Zwei Seelen. In: Die Weltbühne, 24.08.1926, Nr. 34, S. 311. GW 4, 483.

[175] ZWERENZ: Biographie, S. 52.

[176] HEPP: Kurt Tucholsky 1998, S. 44.

[177] Ignaz Wrobel: Horizontaler und vertikaler Journalismus. In: Die Weltbühne, 13.01.1925, Nr. 2, S. 49. GW 4, 13.

[178] Brief Mary Gerold-Tucholskys an Kurt Tucholsky, 4.4.1932, zitiert nach: HEPP: Kurt Tucholsky 1998, S. 21.

[179] Kurt Tucholsky: Drei bunte Gläser. DD, 21.

[180] Vgl. u.a. Kurt Tucholsky: Das Volk. DD, 17 – 19.

[181] Vgl. Brief an Wilhelm Stapel,10.4.1929. BA, 212; Kurt Tucholsky: Theobald Tiger spricht. In: Weltbühne, 12.05.1931, Nr. 19, S. 708. GW 9, 207 u. PRESCHER: Kurt Tucholsky 1959, S. 58.

[182] Vgl. AUSTERMANN, Anton: Kurt Tucholsky. Der Journalist und sein Publikum. München / Zürich 1985, S. 92f.

[183] Brief an Hans Schönlank, 10.1.1923. BA, 120.

[184] Brief an Gertrud Elisabeth Dunant-Müller, ohne Ort und Datum. BA 2, 181.

[185] Vgl. HEPP, Michael: „...die Sache mit dem Geld“. In: Huonker: Zürcher Briefwechsel, S. 34 – 51, S. 50.

[186] Ignaz Wrobel: Gebrauchslyrik. In: Weltbühne, 27.11.1928, Nr. 48, S. 808. GW 6, 317.

[187] Kurt Tucholsky: Die Rolle des Intellektuellen in der Partei. In: Die Front, 1929, Nr. 9, S. 250. GW 7, 14.

[188] SIEMS, Renke: Distinktion und Engagement. Kurt Tucholsky im Licht der „Feinen Unterschiede". Oldenburg 1995, S. 23.

[189] Ignaz Wrobel: Emigranten. In: Weltbühne, 18.08.1925, Nr. 33, S. 270. DT, 466.

[190] Vgl. HEPP: Kurt Tucholsky 1998, S. 118.

[191] Ignaz Wrobel: Unser Militär und unsere Presse. In: Bremer Volkszeitung, 12.12.1922. DT, 322.

[192] Anm.: Dass der Doktor jur. Kurt Tucholsky in einem weiteren Schwerpunkt seiner Kritik gegen die Justiz und deren Vertreter vorging, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Es klingt paradox, ohne ein Widerspruch zu sein. Auf zwei weitere Widerspruchspaare – der antisemitische Jude und der individualistische Vereinsmeier – kann hier aus Platzgründen nicht näher eingegangen werden, da sie Tucholskys journalistisches Arbeiten nur peripher berühren.

[193] Ignaz Wrobel: Wo waren Sie im Kriege, Herr –! In: Die Weltbühne, 30.03.1926, Nr. 13, S. 489. GW 4, 389.

[194] Ignaz Wrobel: Vor acht Jahren. In: Freiheit, 01.08.1922. GW 3, 241.

[195] BEMMANN: Lebensbild, S. 139.

[196] HEPP: Kurt Tucholsky 1998, S. 220.

[197] Ignaz Wrobel: Unterwegs 1915. In: Schaubühne, 30.08.1917. GW 1, 274 – 280.

[198] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 1.9.1919. BM, 247.

[199] Vgl. HEPP: Biographische Annäherungen 1993, S. 105.

[200] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 20.5.1918. AB, 361.

[201] Anm.: Tucholsky wehrt sich gegen diese Angriffe in dem Artikel „Unser Militär und unsere Presse“ (DT, 321 – 324) in der Bremer Volkszeitung am 12.12.1922 und stellt sie richtig: „Irgendein kleiner Pinscher ließ in einem Käseblatt der Kriegervereine Kompanieklatsch aus dem Jahre 1915 über mich drucken – schlecht stilisiert, verlogen und maßlos kindlich.“ (BA 2, 163).

[202] Ignaz Wrobel: Wo waren Sie im Kriege, Herr –! In: Die Weltbühne, 30.03.1926, Nr. 13, S. 489. GW 4, 389.

[203] MEHRING: Kurt Tucholsky, S. 6.

[204] Brief an Mary Gerold-Tucholsky, 24.6.1919. BM, 213.

[205] Vgl. HEPP: Kurt Tucholsky 1998, S. 45f.

[206] Peter Panter: Ein besserer Herr. In: Die Weltbühne, 25.06.1929, Nr. 26, S. 935. GW 7, 106.

[207] SCHULZ: Wer war Tucholsky?, S. 67.

[208] Vgl. BECKER, Hans J.: Mit geballter Faust. Kurt Tucholskys „Deutschland, Deutschland über alles“. Bonn 1978, S. 32.

[209] BEMMANN: Lebensbild, S. 67.

[210] Brief an A. Klemich, 13.6.1926. BA, 179.

[211] Vgl. PHELAN, Tony: Mythologie und Allegorie: Selbstverständnis und satirische Strategie bei Kurt Tucholsky. In: Bullivant, Keith (Hg.): Das literarische Leben in der Weimarer Republik [= Monographien Literaturwissenschaft, Bd. 43]. Königstein / Ts. 1978, S. 114 – 145, S. 131.

[212] Vgl. Brief an Herbert Ihering, 18.10.1929. BA, 132 u. PRESCHER, Hans: Kurt Tucholsky 1971, S. 381 – 384 u. PRESCHER: Kurt Tucholsky 1959, S. 64f.

[213] Vgl. SUHR: Zwei Wege, S. 51 u. PRESCHER: Kurt Tucholsky 1959, S. 59.

[214] Vgl. Brief an Walter Hasenclever, 10.2.1935. AB, 298.

[215] Brief an Hedwig Müller, 2.2.1934. BA, 329.

[216] Vgl. RADDATZ: Pseudonym 1989, S. 106 – 108 u. ZWERENZ: Biographie, S. 194.

[217] Brief an Hedwig Müller vom 14.12.1934. BA, S. 332.

[218] Brief an Hedwig Müller, Q-Tagebuch, 03.03.1935. BA, 444.

[219] Vgl. RADDATZ: Pseudonym 1989, S. 111f; ZWERENZ: Biographie, S. 194 u. BEMMANN: Lebensbild, S. 541.

[220] SCHULZ: Wer war Tucholsky?, S. 67.

[221] Vgl. PHELAN: Selbstverständnis, S. 132 u. 138 – 140.

[222] BEMMANN: Lebensbild, S. 177.

[223] DEAK, Istvan: Weimar Germany’s Left-Wing Intellectuals. A Political History of the Weltbühne and Its Circle. Berkeley / Los Angeles 1968, S. 1 (Übersetzung d. Verf.).

[224] Brief an Arnold Zweig 15.12.1935. BA, 576.

[225] Anm.: Da der Rundfunk in Tucholskys Journalismuskritik nur gelegentlich Erwähnung findet, wird dessen Geschichte lediglich im Kapitel 3.4 Exkurs I: Rundfunkkritik kurz dargestellt.

[226] Vgl. WILKE, Jürgen: Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. Köln u.a. 2000, S. 256.

[227] Vgl. MARCKWARDT , Wilhelm: Die Illustrierten der Weimarer Zeit. Publizistische Funktion, ökonomische Entwicklung und inhaltliche Tendenzen (unter Einschluß einer Bibliographie dieses Pressetypus 1918 – 1932) München 1982 [= Minerva-Fachserie Geisteswissenschaften]. S. 44 u. 46.

[228] Vgl. STÖBER, Rudolf: Pressefreiheit und Verbandsinteresse. Die Rechtspolitik des „Reichsverbands der deutschen Presse“ und des „Vereins Deutscher Zeitungs-Verleger“ während der Weimarer Republik [= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 14]. Berlin 1992, S.7 und vgl. auch PROSS, Harry: Zeitungsreport. Deutsche Presse im 20. Jahrhundert. Weimar 2000, S. 24.

[229] Vgl. WILKE, Jürgen: Redaktionsorganisation in Deutschland. Anfänge, Ausdifferenzierung, Strukturwandel. In: Wilke, Jürgen (Hg.): Unter Druck gesetzt. Vier Kapitel deutscher Pressegeschichte [= Medien in Geschichte und Gegenwart, Bd. 17]. Böhlau 2002, S. 9 – 67, S. 20.

[230] Vgl. KOSZYK, Kurt: Deutsche Presse 1914 – 1945. Geschichte der deutschen Presse Teil III [= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 7]. Berlin 197, S. 448 u. WILKE: Grundzüge, S. 260 u. 277.

[231] NOELLE-NEUMANN, Elisabeth / Winfried SCHULZ / Jürgen WILKE (Hg.): Fischer Lexikon Publizistik – Massenkommunikation. Akt., vollst. überarb. und erg. Aufl., Frankfurt a. M. 2002, S. 476.

[232] Vgl. STÖBER: Pressefreiheit, S. 5.

[233] Vgl. KOSZYK, Kurt: Deutsche Presse im 19. Jahrhundert. Geschichte der deutschen Presse Teil II [= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 6]. Berlin 1966, S. 272; vgl. dazu auch WAGNER, Hans: Journalismus I: Auftrag. Gesammelte Beiträge zur Journalismustheorie. Erlangen 1995, S. 107 – 111.

[234] Vgl. WILKE: Grundzüge, S. 277 – 279.

[235] Vgl. WILKE: Grundzüge, S. 256 u. PÜRER, Heinz / Johannes RAABE: Medien in Deutschland. Band 1: Presse. Konstanz 1996.

[236] Vgl. PROSS: Zeitungsreport, S. 28 u. 34.

[237] BEMMANN: Lebensbild, S. 67.

[238] WILKE: Grundzüge, S. 257.

[239] Vgl. KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 449.

[240] PROSS: Zeitungsreport, S. 30.

[241] Vgl. ebd., S. 24 – 26.

[242] KÜRSCHNER, Joseph: Handbuch der Presse. Für Schriftsteller, Redaktionen, Verleger – überhaupt für Alle, die mit der Presse in Beziehung stehen. Berlin u.a. 1902, S. 596.

[243] Ebd., S. 1023.

[244] Vgl. WILKE: Grundzüge, S. 277 – 279.

[245] Vgl. LERG-KILL, Ulla C.: Maximilian Harden (1861 – 1927). In: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.): Deutsche Publizisten des 15. bis 20. Jahrhunderts [= Publizistik-Historische Beiträge, Bd. 1]. München 1971, S. 326 – 336, v.a. S. 331 – 333

[246] Vgl. WILKE: Grundzüge, S. 280 – 282

[247] WILKE, Jürgen: Gewalt gegen die Presse. In: Wilke: Unter Druck, S. 129 – 198, S. 138.

[248] Vgl. FISCHER, Heinz-Dietrich (Hg.): Handbuch der politischen Presse in Deutschland 1480 – 1980. Synopse rechtlicher, struktureller und wirtschaftlicher Grundlagen der Tendenzpublizistik im Kommunikationsfeld. Düsseldorf 1981, S. 90 u. 227.

[249] Vgl. WILKE: Gewalt gegen die Presse, S. 139.

[250] Vgl. KOSZYK: Deutsche Presse III, S.14 u. PROSS: Zeitungsreport, S. 36f.

[251] Ebd., S. 21.

[252] Vgl. WILKE: Gewalt gegen die Presse, S. 140.

[253] Vgl. Fischer Lexikon, S. 422 u. 476.

[254] KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 18f.

[255] KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 24.

[256] Vgl. ebd., S. 21.

[257] Vgl. ebd., S. 16.

[258] Ebd., S. 17.

[259] Ebd., S. 22.

[260] Vgl. WILKE: Grundzüge, S. 341.

[261] Vgl. GROH, Dieter: Der Umsturz von 1918 im Erlebnis der Zeitgenossen. In: Schoeps, Hans Joachim: Der Zeitgeist der Weimarer Republik [= Zeitgeist im Wandel, Bd. 2]. Stuttgart 1968, S. 7 – 32, S. 17 u. 25 u. KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 163.

[262] LAMB, Stephen: Die Weimarer Republik: Im Zeichen des Konflikts. In: Bullivant: Das literarische Leben, S. 3 – 10, S. 4.

[263] Vgl. ebd., S. 4.

[264] GAY, Peter: Die Republik der Außenseiter. Geist und Kultur in der Weimarer Zeit. 1918 – 1933. Frankfurt a. M. 1970, S. 28.

[265] Ossietzky, Carl von: Deutschland ist... In: Die Weltbühne, 24. Jahrgang, 2. Halbjahr, 6.11.28, Nr.45, S. 689 – 691, S. 691.

[266] Anm.: Tucholsky beruhigt seinen Freund Hans Erich Blaich in einem Brief vom 1.2.1919: „Nein, mir ist bei der Besetzung des Mossepalais nichts passiert; ich und meine Maschine sind gut weggekommen.“ (AB, 66).

[267] WILKE: Gewalt gegen die Presse, S. 140.

[268] Vgl. hierzu insbesondere WILKE: Gewalt gegen die Presse, S. 140 – 162.

[269] PROSS: Zeitungsreport, S. 44.

[270] Vgl. KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 35 u. WILKE: Grundzüge, S. 342.

[271] Anm.: Ausnahmen waren allerhöchstens geringfügige Änderungen in den Zeitungsköpfen, die in Anbetracht der politischen Entwicklungen unumgänglich geworden waren. So verzichtete beispielsweise der Königlich Preußische Staatsanzeiger auf das „königlich“. (Vgl. KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 30).

[272] Vgl. PROSS: Zeitungsreport, S. 48f.

[273] KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 22f.

[274] HEPP, Michael: Weimar – Kultur in Fesseln? Von den „goldenen Zwanzigern“ zur Bücherverbrennung. In: Biedermann, Edelgard u.a.: sozusagen – eine Festschrift für Helmut Müssener. Stockholm 1996, S. 167 – 188, S. 169.

[275] HERMAND, Jost / Franz TROMMLER: Die Kultur der Weimarer Republik. München 1978, S. 117.

[276] PRESCHER, Hans: Kurt Tucholsky 1959, S. 29.

[277] ASMUSS, Burkhard: Republik ohne Chance? Akzeptanz und Legitimation der Weimarer Republik in der deutschen Tagespresse zwischen 1918 und 1923 [= Beiträge zur Kommunikationswissenschaft, Bd. 3]. Berlin / New York 1994, S. 573.

[278] KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 105 – 109.

[279] Vgl. FISCHER: Politische Presse 1981, S. 91.

[280] Vgl. PETERSEN: Zensur, S. 114.

[281] Vgl. ebd., S. 34.

[282] WILKE: Grundzüge, S. 343.

[283] Vgl. PETERSEN: Zensur, S. 10 u. 87 – 89. .

[284] Vgl. KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 25.

[285] PETERSEN: Zensur, S. 115.

[286] Vgl. WILKE: Gewalt gegen die Presse, S. 176.

[287] Vgl. PETERSEN: Zensur, S. 122 u. 134 u. WILKE: Grundzüge, S. 343.

[288] Vgl. Fischer Lexikon , S. 422.

[289] Vgl. MARCKWARDT: Illustrierte, S. 25.

[290] Vgl. ebd., S. 21 – 24.

[291] Vgl. KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 23 u. PROSS: Zeitungsreport, S. 53 u. 69.

[292] WILKE: Grundzüge, S. 344f.

[293] Vgl. MARCKWARDT: Illustrierte, S. 24 – 26.

[294] KOSZYK: Deutsche Presse III, S. 164.

[295] Vgl. ebd., S. 166 – 169 u. WILKE: Grundzüge, S. 350.

Ende der Leseprobe aus 160 Seiten

Details

Titel
Kurt Tucholskys Journalismuskritik
Untertitel
Kritik als Berufsstörung
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
160
Katalognummer
V112225
ISBN (eBook)
9783640111381
ISBN (Buch)
9783640112722
Dateigröße
1277 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kurt, Journalismuskritik, Tucholsky, Journalismus, Journalist, Presse, Weimarer Republik
Arbeit zitieren
Sabrina Ebitsch (Autor:in), 2004, Kurt Tucholskys Journalismuskritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112225

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