Lässt sich religiöser Glaube rational rechtfertigen? Die Beantwortung dieser Frage und deren Begründung ist eine Aufgabe essentieller Bedeutung, der sich Theologen sowie Religionsphilosophen seit Jahrhunderten stellen. Die Antwort hängt jedoch vom jeweilig vorausgesetzten Rationalitätsbegriff ab, weshalb heute zahlreiche und stark differierende Modelle vorliegen.
Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich mich mit Richard Schaefflers intrinsezistisch auf-gebautem Modell beschäftigen, welches durch die Annahme der Möglichkeit religiöser Erfahrung eine Rechtfertigung religiösen Glaubens impliziert: „Denn was „erfahren“ ist, ist „Tatsache“; gegen Tatsachen läßt [sic!] sich nicht argumentieren („contra facta non valent argumenta“).“ Schaeffler macht sich Elemente der Kantischen Epistemologie zu Eigen und entwickelt hieraus seine Theorie der ‚Erfahrung als Dialog mit der Wirk-lichkeit’, welche die religiöse Erfahrung mit einschließt und sich auf diese bezieht.
Schaeffler geht davon aus, dass ein sinnvolles Sprechen von objektiv gültiger religiöser Erfahrung generell möglich sei, da er eine „Pluralität von Erfahrungsweisen“ vor-aussetzt. Somit schreibt er der religiösen Erfahrung eine gewisse Eigengesetzlichkeit zu, da sich diese in ihrer Form und den Gegebenheitsweisen ihres Gegenstandes von allen anderen unterscheide. Maßstäbe, die für die wissenschaftliche Empirie und deren Methoden der Feststellung von Tatsachen gelten, sind also auf die religiöse Erfahrung nicht übertragbar, weil es sich um zwei völlig verschiedene Erfahrungsweisen handelt.
Diese Annahme zu Grunde legend versucht Schaeffler eine Theorie religiöser Erfahrung dialogischen Charakters aufzubauen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung der Schaeffler'schen Theorie religiöser Erfahrung anhand des Aufsatzes ,Religiöse Erfahrung — Ausdruck reiner Subjektivität oder Fundstelle objektiv gültiger Wahrheit?'
- Beschreibung der religiösen Erfahrung und des erfahrenden religiösen Subjekts
- Objektive Gültigkeit religiöser Erfahrung und ihre Kriterien
- Versuch der Einordnung der Schaeffler'schen Theorie in einen fundamentaltheologischen Kontext
- Aus den durch die Einordnung gewonnenen Erkenntnissen resultierende ,Kritik' der Schaeffler'schen Theorie
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Richard Schaefflers Theorie der religiösen Erfahrung als „Dialog mit der Wirklichkeit“, die eine rationale Rechtfertigung religiösen Glaubens impliziert. Ziel ist es, Schaefflers Modell anhand seines Aufsatzes „Religiöse Erfahrung — Ausdruck reiner Subjektivität oder Fundstelle objektiv gültiger Wahrheit?“ zu analysieren und in einen fundamentaltheologischen Kontext einzuordnen. Die Arbeit beleuchtet die Frage, ob Schaefflers Theorie eine befriedigende rationale Rechtfertigung religiösen Glaubens liefern kann.
- Die Schaeffler'sche Theorie der religiösen Erfahrung als „Dialog mit der Wirklichkeit“
- Die Rolle der Überlieferungsgemeinschaft in der Rechtfertigung religiösen Glaubens
- Die Grenzen der intrinsezistischen Argumentation für religiösen Glauben
- Die Frage nach der rationalen Rechtfertigung religiösen Glaubens
- Die Bedeutung des Glaubensvollzugs und der religiösen Gemeinschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Frage nach der rationalen Rechtfertigung religiösen Glaubens und führt Schaefflers Modell der religiösen Erfahrung als „Dialog mit der Wirklichkeit“ ein.
Kapitel 2 skizziert Schaefflers Theorie der religiösen Erfahrung anhand seines Aufsatzes „Religiöse Erfahrung — Ausdruck reiner Subjektivität oder Fundstelle objektiv gültiger Wahrheit?“. Es werden die ersten vier Thesen des Aufsatzes als Leitfaden verwendet, um die Charakterisierung der religiösen Erfahrung, das erfahrende religiöse Subjekt und die Kriterien für die objektive Gültigkeit religiöser Erfahrung zu beleuchten.
Kapitel 3 unternimmt den Versuch, Schaefflers Theorie in einen fundamentaltheologischen Kontext einzuordnen. Es wird untersucht, wie die Schaeffler'sche Theorie die Rationalität des religiösen Glaubens hermeneutisch zu begründen versucht und welche Rolle die Überlieferungsgemeinschaft spielt.
Kapitel 4 kritisiert Schaefflers Theorie, indem es auf die Grenzen der intrinsezistischen Argumentation für religiösen Glauben hinweist. Es wird argumentiert, dass Schaefflers Modell Außenstehende nicht berücksichtigt und nicht in der Lage ist, die Frage nach der rationalen Rechtfertigung religiösen Glaubens für alle Menschen zu beantworten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die religiöse Erfahrung, die Rechtfertigung religiösen Glaubens, die Schaeffler'sche Theorie des Dialogs mit der Wirklichkeit, die Überlieferungsgemeinschaft, die intrinsezistische Argumentation, die Fundamentaltheologie und die Frage nach der Rationalität des Glaubens.
- Arbeit zitieren
- Christina Flach (Autor:in), 2007, Die Erfahrung als Rechtfertigung religiösen Glaubens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112245