Der Mythos vom Heim als totale Institution, in der Kinder und Jugendliche „aufbewahrt“ werden, entspricht schon lange nicht mehr den Zuständen stationärer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen in Deutschland. Vielmehr hat auch hier eine Modernisierung stattgefunden, die zu einer ausdifferenzierten Heimlandschaft beigetragen hat. Nichtsdestotrotz sind Heime auch heutzutage vor allem Lebensorte für Kinder, deren Eltern mit der Erziehung überfordert sind und deshalb staatlicher Unterstützung bedürfen.
Heimkinder waren in ihrer Herkunftsfamilie häufig schwierigsten Bedingungen ausgesetzt, die einen dortigen Verbleib unmöglich gemacht haben. Wenn Heimmitarbeiter von den teils traumatischen Erlebnissen der Kinder erfahren, sind sie leicht dazu geneigt, einseitig für das Kind Partei zu ergreifen und sich damit gegen die Eltern des Kindes zu stellen. Die Einbeziehung der Eltern ist dabei für sie nicht mit dem Kindeswohl vereinbar, schließlich haben sich die Eltern durch ihre schädigenden Handlungen das Recht auf die Pflege und Erziehung ihres Kindes verwirkt. Doch eine derart starre Haltung der Fachkräfte, kann vor dem Hintergrund der aktuellen rechtlichen Lage nicht aufrecht erhalten werden, da die Heime einen gesetzlichen Auftrag haben, der sie zur Elternarbeit verpflichtet.
Wie eine solche Kooperation zwischen Fachkräften und Eltern zu gestalten ist, darüber herrscht bisher noch Uneinigkeit, da es begünstigt durch die Formenvielfalt der Heime bisher keine einheitlichen Standards zur Umsetzung dieser Aufgabe gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Situation der Heimerziehung in Deutschland heute
- Heimerziehung im Kontext des Kinder- und Jugendhilfegesetzes
- Aufgaben und Ziele von Heimerziehung
- Formen von Heimerziehung
- Heimerziehung in Zahlen
- Wirksamkeit von Heimerziehung
- Die Familie von Heimkindem
- Familiäre Situation von Heimkindem
- Familie als System
- Systemisches Problemverständnis
- Heimerziehung als Lösungsversuch
- Eltemarbeit in der Heimerziehung
- Definition von Elternarbeit
- Notwendigkeit und Ziele von Eltemarbeit
- Rahmenbedingungen von Elternarbeit
- Qualifikation der Heimmitarbeiter für Elternarbeit
- Zusammenarbeit zwischen Heimmitarbeitern und Eltern
- Haltung der Mitarbeiter
- Eltem als Partner oder Konkurrenten im Erziehungsprozess?
- Mitarbeit der Eltern
- Eltemarbeit in der Praxis
- Formen und Methoden der Eltemarbeit
- Gespräche
- Elterngruppen
- Elternarbeit als Trauerarbeit
- Elternarbeit ohne Eltern
- Elternarbeit als Familientherapie
- Hindemisse und Grenzen der Elternarbeit
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die Einbeziehung der Eltern bei stationären Hilfen in der Heimerziehung notwendig ist. Sie analysiert die familiäre Situation von Heimkindern und beleuchtet die Bedeutung der Elternarbeit im Kontext der stationären Erziehungshilfe.
- Die Bedeutung der Elternarbeit für den Erfolg von Heimerziehung
- Die Herausforderungen der Elternarbeit in der Praxis
- Die Qualifikation von Heimmitarbeitern für die Elternarbeit
- Die Notwendigkeit einer systemischen Sichtweise auf die Familie
- Die Rolle von Trauerarbeit in der Elternarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die aktuelle Situation der Heimerziehung in Deutschland. Es wird das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) und dessen Bedeutung für die stationäre Erziehungshilfe erläutert. Außerdem werden die Aufgaben und Ziele der Heimerziehung sowie die verschiedenen Formen der Fremdunterbringung von Kindern und Jugendlichen dargestellt. Schließlich werden die Zahlen zur Heimerziehung in Deutschland analysiert und die Wirksamkeit dieser Hilfeform diskutiert.
Kapitel 3 widmet sich der familiären Situation von Heimkindern. Es werden die Gründe für eine Fremdunterbringung, wie beispielsweise Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt und Missbrauch, sowie die Bedeutung der Familie als System erläutert. Außerdem wird das systemische Problemverständnis vorgestellt und die Frage diskutiert, ob Heimerziehung einen angemessenen Lösungsversuch darstellt.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Elternarbeit in der Heimerziehung. Es wird der Begriff "Elternarbeit" definiert und die Notwendigkeit sowie die Ziele dieser Arbeit erläutert. Außerdem werden die Rahmenbedingungen, die Qualifikation der Heimmitarbeiter und die Zusammenarbeit zwischen Heimmitarbeitern und Eltern näher beleuchtet.
Kapitel 5 stellt verschiedene Formen und Methoden der Elternarbeit vor. Es werden die Bedeutung von Elterngesprächen, Elterngruppen und Familientherapie sowie die Herausforderungen der Elternarbeit ohne die Eltern diskutiert.
Kapitel 6 beschreibt Hindernisse und Grenzen in der Elternarbeit. Es werden die mangelnde Motivation der Eltern und die ungünstigen strukturellen Bedingungen der Heimerziehung sowie die Herausforderungen im Umgang mit Eltern, die das Kindeswohl massiv geschädigt haben, analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Heimerziehung, die Elternarbeit, das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG), die Familienarbeit, die systemische Theorie, die Bindungstheorie, die Trauerarbeit, die Biografiearbeit, die Familientherapie und die Familienaktivierung. Der Text beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der Elternarbeit in der Heimerziehung und analysiert die Bedeutung dieser Arbeit für den Erfolg der stationären Erziehungshilfe.
- Arbeit zitieren
- Annika Duderstadt (Autor:in), 2008, Die Erziehung im Kinderheim unter Einbezug der Eltern. Zur (problematischen) Kooperation zwischen Eltern und Erziehern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112257