Die vorliegende Proseminarsarbeit will die geistigen Grundlagen der Kreuzzüge aufzeigen. Konkret heißt dies, dass die Entwicklung des Krieges im Christentum als generell sündhafte Sache bis hin zum Krieg als verdienstvolle Handlungsform nachvollzogen, analysiert und bewertet werden soll. Jene geistigen Grundlagen werden in dieser Arbeit als erweiterter und komplexerer Begriff verstanden, der vor allem die geistigen Grundlagen aus Theologie und Theorie, aber auch teilweise Grundlagen aus Realakten abdecken soll. Auf eine exakte Definition des Kreuzzugsbegriffes sei für diese Arbeit bewusst verzichtet. Vielmehr soll hier mit einem generalisierenden Kreuzzugsbegriff operiert werden, der sich aber stark an den Kreuzzügen in die Region des heutigen Nahen Ostens orientiert.
In der Untersuchung der geistigen Grundlagen der Kreuzzüge muss vorweg erarbeitet werden, wie das Christentum im Laufe seiner Entstehung grundsätzlich zu Krieg und Gewalt stand. Nichts liegt hier näher, als mit einer Analyse entsprechender Bibelstellen zu beginnen und darauf aufbauend einen Blick in die christliche Theologie zu werfen. In der Arbeit wird dabei die These verifiziert werden, dass es im Christentum einen Wandel gegeben habe. Dieser Wandel wäre allerdings ohne die Schriften des Augustinus von Hippo Regius kaum vorstellbar, weshalb Augustinus vor Erarbeitung der Ursachen und Inhalte des Wandels Beachtung finden muss. Darauf aufbauend müssen die neuen Kriegsbilder vom „Gerechten“ und vom „Heiligen Krieg“ dargestellt und die beiden Kriegstypen voneinander abgegrenzt werden. Anschließend soll dann das vorher Genannte durch die Darstellung der Ideologie und Motivation der Kreuzfahrer untermauert und das Bild der geistigen Grundlagen damit vervollständigt werden.
Als zeitlicher Endrahmen sei für diese Arbeit das Ende des 12. Jahrhunderts gesetzt, da der Wandel aufgrund der Ereignisse bis dahin als weitestgehend abgeschlossen gelten kann. Die Recherche nach Quellen und Literatur für diese Arbeit gestaltete sich nicht besonders schwierig, da das Thema „Kreuzzüge“ als solches sehr gut erforscht ist. Komplizierter war dagegen die Auswahl der Quellen und Literatur, die tatsächlich in der Arbeit Verwendung finden sollten. Eine abschließende Bewertung der verwendeten Quellen und Literatur wird im Schluss erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Das Christentum und die Gewalt bis zu den Kreuzzügen
- 1.1. Gewalt in der Bibel
- 1.2. Krieg in der christlichen Theologie
- 1.3. Gewalt und Märtyrertum bei Augustinus von Hippo Regius
- 2. Wandel der Einstellung zu Krieg und Gewalt
- 2.1. Ursachen und Inhalt des Wandels
- 2.2. Gerechter und Heiliger Krieg — Darstellung und Differenzierung
- 3. Ideologie und Motivation der Kreuzfahrer
- 3.1. Ideologie
- 3.2. Motivation und weitere Faktoren
- Schluss
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Proseminarsarbeit befasst sich mit den geistigen Grundlagen der Kreuzzüge und analysiert die Entwicklung des Krieges im Christentum von einer sündhaften Handlung hin zu einer verdienstvollen Handlungsform. Die Arbeit untersucht die theologischen und theoretischen Grundlagen des Kreuzzugsgedankens, wobei auch auf reale Akte Bezug genommen wird. Der Fokus liegt dabei auf den Kreuzzügen in die Region des heutigen Nahen Ostens.
- Die Entwicklung des christlichen Verständnisses von Krieg und Gewalt
- Die Rolle von Augustinus von Hippo Regius in der Entstehung des Kreuzzugsgedankens
- Die Konzepte des "Gerechten Krieges" und des "Heiligen Krieges"
- Die Ideologie und Motivation der Kreuzfahrer
- Der Einfluss der Cluniazenser und des Reformpapsttums auf die Entwicklung des Kreuzzugsgedankens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Einstellung des Christentums zur Gewalt, insbesondere zur kriegerischen Gewalt, bis zum Beginn der Kreuzzüge. Es wird gezeigt, dass das Urchristentum einen pazifistischen Grundcharakter hatte und Krieg als sündhaft ansah. Dies wird anhand von Bibelstellen und der Lehre der frühen Kirchenväter erläutert.
Kapitel 1.3. widmet sich der Rolle Augustinus von Hippo Regius, dessen Schriften als eine der wichtigsten geistigen Grundlagen der Kreuzzüge gelten. Augustinus interpretierte das fünfte Gebot "Du sollst nicht töten" so, dass es Ausnahmen gebe, wenn Gott selbst eine Tötung anordne. Er glorifizierte den Märtyrertod und entwickelte die Idee des "Gerechten Krieges" als Mittel zur Wiederherstellung des Friedens.
Kapitel 2.1. untersucht die Ursachen für den Wandel der Einstellung des Christentums zu Krieg und Gewalt. Hierbei werden die Verwicklungen mit der Ostkirche und Konstantinopel, die Cluniazenser, das Reformpapsttum, der Investiturstreit und die gewaltsamen Religionskonflikte als wichtige Faktoren herausgestellt. Die Cluniazenser und das Reformpapsttum begünstigten durch ihre Betonung einer strengeren Religionsauslegung die Legitimation von kriegerischen Akten im Namen Gottes.
Kapitel 2.2. beschäftigt sich mit den Begriffen "Gerechter Krieg" und "Heiliger Krieg" und differenziert sie voneinander. Der "Gerechte Krieg" ist ein defensiver Akt zur Wiederherstellung des Friedens, während der "Heilige Krieg" auch offensive Aktionen rechtfertigen kann. Der "Heilige Krieg" ist eng mit der Ideologie der Kreuzzüge verbunden und sieht Krieg als eine verdienstvolle Handlung im Dienst Gottes an.
Kapitel 3.1. beschreibt die Ideologie der Kreuzfahrer, die sich als Pilgerheer verstanden und an einen Sieg Gottes in ihrem Kampf glaubten. Die Kreuzfahrer sahen sich als "Volk Gottes" und erwarteten für ihre Mühe im Kampf ewigen Lohn und die Krone der Märtyrer.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Christentum, Krieg, Gewalt, Kreuzzüge, Augustinus von Hippo Regius, Gerechter Krieg, Heiliger Krieg, Ideologie, Motivation, Cluniazenser, Reformpapsttum, Investiturstreit, Jerusalem, Märtyrertum, Bibel, Theologie, Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Felix Seidler (Autor:in), 2007, Die geistigen Grundlagen der Kreuzzüge - Vom sündhaften zum heiligen Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112266