Das Lutherjubiläum 1933 wird von evangelisch-amtskirchlicher Seite in Deutschland extensiv genutzt, um die Solidarität mit dem „Führer“ und seiner Regierung zu bekunden. Die Landeskirchen sind zu diesem Zeitpunkt bereits weitestgehend von der nationalsozialistischen Gleichschaltung vereinnahmt. In diesem Zusammenhang verfasste Reden und Aufsätze sollen Thema der vorliegenden Seminararbeit sein.
Dabei beginnt die Arbeit mit der kommentierenden Darstellung einiger Texte, die im Laufe des Jahres 1933 in „Luther“, der bis heute erscheinenden Zeitschrift der Luther-Gesellschaft, veröffentlicht werden (Kap. 2.2). Der eigentlichen Interpretation vorangestellt sind Kurzbiographien (Kap. 2.1) der Verfasser. In Kap. 3.3 wird eine andere Sicht davon vorgestellt, was die Reformation dem 20. Jahrhundert zu sagen hat: diejenige Karl Barths, erarbeitet anhand eines Vortrages vor einer Versammlung des Pfarrernotbundes im Herbst 1933. Auf einen biographischen Abriss zu Barth wird dabei verzichtet; in Kap. 3.1 wird kurz das Werden des Pfarrernotbundes skizziert, in Kap. 3.2 die Begegnung Barths mit diesem im Oktober 1933. Dabei wird schon in Kap. 2.2 und 3.3 sehr deutlich, worin die Unterschiede in Bewertung und Rezeption Luthers bzw. der Reformation zwischen den in „Luther“ aufgenommenen Autoren und dem Bonner Theologieprofessor liegen. In Kap. 4 werden sie, hinsichtlich zweier zentraler Fragen akzentuiert, zusammengefasst.
Barths Spitzensatz im Zusammenhang seiner Auseinandersetzung mit den Deutschen Christen und dem Nationalsozialismus, der mit seiner Klarheit alle Detaildiskussionen vom Tisch fegen will, lautet: „Wir müssen Menschen sein, die glauben, erstens, zweitens und drittens glauben und nichts anderes.“ Was das heißen kann und was das eigentlich heißen muss – darum soll es in den folgenden Ausführungen gehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Luther" 1933
- Die Verfasser der Artikel
- Paul Althaus (1888-1966)
- Hermann Wolfgang Beyer (1898-1943)
- Theodor Knolle (1885-1955)
- Andreas Walther (1879-1960)
- Die Texte im Einzelnen
- Luther und die Theologie des Politischen (Paul Althaus)
- Luthers Wort in unserer Zeit (Hermann Wolfgang Beyer)
- Luther und die deutsche Gegenwart (Theodor Knolle)
- Luther und Luthertum (Andreas Walther)
- Die Verfasser der Artikel
- Reformationstag 1933 — Reformation als Entscheidung
- Der Pfarrernotbund
- Karl Barths Begegnung mit dem Pfarrernotbund in Berlin im Oktober 1933
- „Reformation als Entscheidung" — Barths Vortrag am 30.10.1933
- Vergleichende Zusammenfassung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Rezeption Luthers und der Reformation im Kontext des Jahres 1933, in dem die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Sie analysiert verschiedene Texte, die in der Zeitschrift „Luther" veröffentlicht wurden, und setzt diese in Beziehung zu Karl Barths Sicht auf die Reformation. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen Luthers und der Reformation in Bezug auf Staat und Kirche, Volkstum und Glauben.
- Luthers Theologie im Kontext der nationalsozialistischen Ideologie
- Die Rolle der Kirche in der Gesellschaft und im Staat
- Die Bedeutung der Reformation für die deutsche Identität
- Der Konflikt zwischen dem Wort Gottes und dem Zeitgeist
- Die Bedeutung von Entscheidung und Bekenntnis im christlichen Glauben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer kurzen Darstellung der Autoren der in „Luther" veröffentlichten Texte, die im Jahresverlauf 1933 erschienen sind. Dabei werden die Biographien von Paul Althaus, Hermann Wolfgang Beyer, Theodor Knolle und Andreas Walther beleuchtet, um ihre jeweiligen theologischen Positionen und ihre Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus zu verstehen.
Im Anschluss werden die einzelnen Texte näher betrachtet. Althaus setzt sich mit Luthers Verständnis vom Staat auseinander und argumentiert, dass der Staat eine notwendige Einrichtung zur Sicherung des irdischen Friedens sei. Beyer predigt über Luthers Wort in der Wittenberger Schlosskirche und sieht in Luther einen Propheten, der die deutsche Nation zur Erneuerung des Glaubens aufruft. Knolle hält eine Rede anlässlich des Lutherfestes in Lübeck und sieht in Luther einen „deutschen Urbild" für die Gegenwart. Er betont die Bedeutung von „Blut und Boden" und die Rolle des Bauernstandes in der Gesellschaft. Walther hält eine Ansprache auf der staatlichen Lutherfeier in Hamburg und sieht in der Reformation einen Akt der „Innenwendung" des deutschen Volkes. Er betont die Bedeutung der deutschen Sprache und die Vorbildfunktion Luthers für den Lutheraner.
Im dritten Kapitel wird Karl Barths Vortrag „Reformation als Entscheidung" im Kontext des Pfarrernotbundes analysiert. Barth kritisiert den Notbund für seine ambivalente Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und betont die Bedeutung der Entscheidung für den christlichen Glauben als unumstößliche Grundlage für die reformatorische Lehre.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Luther, Reformation, Nationalsozialismus, Kirche, Staat, Volkstum, Glaube, Entscheidung, Bekenntnis, Karl Barth, Pfarrernotbund, Deutsche Christen, Theologie des Wortes Gottes, sola scriptura, sola gratia, sola fide, Rechtfertigung, Erbsünde, Praedestination.
- Arbeit zitieren
- Christian Deuper (Autor:in), 2008, Lutherfeier im Jahr der "Machtergreifung" (1933), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112280