Aufbau einer Risikoberichterstattung für die Finanzrisiken entsprechend der neuen gesetzlichen Regelungen im österreichischen Unternehmensgesetzbuch


Bachelorarbeit, 2008

80 Seiten, Note: 4,5


Leseprobe


Gliederung

Vorwort

Kurzfassung

Abstract

Schlüsselwörter

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 EINFÜHRUNG
1.1 MOTIVATIONSSCHREIBEN
1.2 PROBLEMSTELLUNG UND ZIELSETZUNG
1.3 VORGEHENSWEISE

2 DAS UNTERNEHMEN JULIUS BLUM GMBH
2.1 FIRMENGESCHICHTE
2.2 BLUM - EINE STARKE MARKE
2.3 DER MENSCH ALS MITTELPUNKT
2.4 INTERNATIONALE AUSRICHTUNG
2.5 ERFOLGE VON BLUM

3 RISIKO - BERICHTERSTATTUNG
3.1 RISIKO - INTERPRETATION
3.2 RISIKOBERICHTERSTATTUNG
3.3 RISIKOMANAGEMENT
3.3.1 Definition Risikomanagement
3.3.2 Dreistufensystem Risikomanagement
3.3.3 Erfordernis und Ziel des Risikomanagement
3.3.4 Anforderungen an das Risikomanagement
3.4 FINANZRISIKEN
3.4.1 Definition
3.4.2 Währungsänderungsrisiko
3.4.3 Zinsänderungsrisiko
3.4.4 Kursrisiko
3.4.5 Rohstoffrisiko
3.4.6 Weitere Finanzrisiken
3.4.7 Abwicklungsrisiken

4 DAS NEUE UNTERNEHMENSGESETZBUCH - § 243
4.1 EINFÜHRUNG
4.2 INTERPRETATION DES GESETZES
4.2.1 Risiken und Ungewissheiten
4.2.2 Formvorschriften und Leistungsindikatoren
4.2.3 Verwendung von Finanzinstrumenten
4.2.4 Risikomanagementsystem
4.2.5 Gesetzlich vorgeschriebene Risikoanalyse
4.2.6 Risikoberichterstattung
4.3 ANWENDUNG DER INTERPRETATION IM UNTERNEHMEN BLUM

5 SYSTEMVORAUSSETZUNGEN
5.1 SYSTEMARCHITEKTUR BEI BLUM
5.2 SLG WEB TREASURY
5.3 COPS GMBH
5.4 COPS PRODUKTE
5.5 VWD - PORTFOLIO MANAGER

6 BERICHTERSTATTUNG
6.1 ALLGEMEINE INFORMATIONEN
6.2 CASH FLOW AT RISK
6.3 SZENARIORECHNUNGEN
6.4 VALUE AT RISK

7 DER RISIKOBERICHT
7.1 GLIEDERUNG DES RISIKOBERICHTS
7.2 RISIKOMANAGEMENT
7.3 FINANZIELLEN LEISTUNGSINDIKATOREN
7.4 ORIGINÄRE FINANZINSTRUMENTE
7.5 MARKTRISIKEN
7.5.1 Währungsrisiko
7.5.2 Kursrisiko
7.5.3 Zinsänderungsrisiko
7.5.4 Rohstoffrisiko
7.5.5 Ausfallrisiko
7.5.6 Liquiditätsrisiko
7.5.7 Cashflowrisiko
7.6 DERIVATE FINANZINSTRUMENTE

8 FAZIT

Anhang

Quellenverzeichnis

Vorwort

Einen wichtigen Meilenstein zum Abschluss meines Bachelorstudiums „Finanzdienstleistungen“ an der Hochschule in Liechtenstein stellt diese vorliegende Bachelorthesis dar.

Das Inkrafttreten des neuen Unternehmensgesetzbuches stellte neue Anforderungen an die Risikoberichterstattung von Aktiengesellschaften. Mit der vorliegenden Arbeit möchte ich versuchen, eine solche Risikoberichterstattung für die Firma Blum zu erarbeiten. Vergleichswerte zu finden ist nicht einfach, da Gesellschaften mit beschränkter Haftung keine Pflicht zur Publizität haben. Somit wurden große Vorarlberger Aktiengesellschaften herangezogen, da diese nach dem UGB und weiters noch nach IFRS bilanzieren und die Risiken berichterstatten.

Ohne die Unterstützung verschiedener Menschen wäre diese Bachelorthesis in dieser Form nicht zustande gekommen. Danken möchte ich dem Herrn Humpeler Gerhard und der Frau Bussolon Barbara von der Firma Julius Blum GmbH, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen und mich immer unterstützten. Zudem gilt mein Dank dem Herrn Mag. Klaus Dittrich, meinem Betreuer seitens der Hochschule in Liechtenstein.

Besonderer Dank gilt meinen Eltern, Elisabeth und Wolfgang, die mir durch ihre langjährige Unterstützung und sehr wertvolle Begleitung dieses Studium ermöglicht haben.

Kurzfassung

Mit der folgenden Bachelorthesis soll versucht werden, die interne Berichterstattung der Julius Blum GmbH auf die neuen gesetzlichen Regelungen des Unternehmergesetzbuches anzupassen. Der Spielraum, den dieses neue Gesetz bietet, soll genutzt werden um aufzuzeigen, wie verschieden Dinge interpretiert werden können. Vor allem der Bezug zur Praxis ist in dieser Thesis von sehr starker Bedeutung. Mit Hilfe des Treasury Systems der Firma Julius Blum GmbH soll eine interne Berichterstattung ermöglicht werden. Die Einhaltung und Interpretation des neuen Gesetzestextes und Querverweisen zu Vorschriften, die aus dem IFRS (International Financial Reporting Standards) stammen, sind die Kernpunkte und das letztendliche Ziel dieser Arbeit. Des Weiteren steht der gesetzliche Hintergedanke, auf den die gesamte Arbeit basiert, stark im Mittelpunkt. Die Berichterstattung im Unternehmen muss an diese gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst werden und kann nicht speziell auf den Betrieb oder auf dessen Praktiken übereingestimmt werden.

Abstract

The following bachelor thesis deals with the adaptation of the internal reporting system of the company Julius Blum GmbH with the new legal arrangements of the “Unternehmensgesetzbuch”. As this new law does not clearly define every issue, it offers companies the possibility to interpret things differently. Especially the reference to real life is most important in this thesis paper. By using the treasury system of the Blum company, an internal reporting system is developed. The compliance with the new legal regulations is the core issue of this thesis paper, because a company’s reporting system cannot only be adapted to individual circumstances.

Schlüsselwörter

Thesis - Julius Blum GmbH - IFRS - UGB - Berichterstattung - Gesetze Geschäftsbericht - Risiko - COPS - Treasury Modell - Problemstellung Ziele - intern - externe Finanzrisiken - Marktrisiken - Gewinne - Verluste - Zukunftsausblick

Abbildungsverzeichnis

Abb. 3.1.1: Risikokategorien

Abb. 3.3.2.1: Stufe 1 - Risikoidentifizierung

Abb. 3.3.2.2: Stufe 2 - Risikoquantifizierung

Abb. 3.3.2.3: Stufe 3 - Risikobewältigung

Abb. 3.3.4.1: Risikomanagement als Kontrollinstanz

Abb. 3.4.1: Arten von Risiken

Abb. 4.1.1: Übersicht Unternehmensgesetzbuch

Abb. 4.2.1.1: § 243 Kapitelübersicht

Abb. 5.1.1: Systemarchitektur der Julius Blum GmbH - Treasury

Abb. 7.3.1: Umsatz in Milliarden €

Abb. 7.3.2: Durchschnittliche Mitarbeiterzahl

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

Meine Aufgabe in der folgenden Bachelorthesis besteht darin, herauszufinden, wie eine mögliche Risikoberichterstattung für Blum in der nahen Zukunft aussehen könnte.

Dabei wird vor allem auf die interne Berichterstattung Wert gelegt. Finanzrisiken stehen klar im Mittelpunkt, wobei vor allem die Verknüpfung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und der betrieblichen Interessen einer der Hauptaspekte dieser Arbeit sein werden.

1.1 Motivationsschreiben

„Aufgabe der Risikoberichterstattung ist die strukturierte Kommunikation von Risiken, die in einzelnen organisatorischen Einheiten oder Projekten identifiziert, bewertet und mit Verantwortlichkeiten belegt werden.“ [1]

Die Risikoberichterstattung kam als eine Trendwelle aus den USA und wird auch in Europa immer wichtiger. Immer mehr Unternehmen bedienen sich dieser Art der Beurteilung von aktuellen Risiken und solchen, die in der Zukunft eintreten werden.

Mit dieser Arbeit werden die neuen gesetzlichen Regelungen und Änderungen, die das neue Unternehmergesetzbuch (UGB) mit sich bringt, in die Praxis umgesetzt.

Vor allem die Interpretation des Gesetzes spielt eine sehr große Rolle. Es wird nicht strikt vorgegeben, wie die Erstellung eines Risikoberichtes zu erfolgen hat bzw. was er beinhalten muss, sondern der Gesetzestext lässt sehr viel Spielraum für eigene Interpretationen und Anpassungen an das jeweilige Unternehmen. Die Motivation dieser Arbeit besteht darin, aufzuzeigen wie mit den vorhandenen Instrumenten und Quellen ein Risikobericht für den Konzern Julius Blum GmbH in der Praxis erstellt werden kann. Dabei ist sehr wichtig, dass dieses Reporting vor allem für die interne Berichterstattung durchgeführt wird. Des Weiteren gilt die Verknüpfung des Unternehmergesetzbuches mit den gesetzlichen Vorschriften des internationalen Rechnungslegungsstandards des IFRS (International Financial Reporting Standards) als bedeutend. Grundsätzlich soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern es möglich ist, für einen Konzern eine Risikoberichterstattung durchzuführen und welchen Hilfsmitteln es bedarf.

1.2 Problemstellung und Zielsetzung

Da die gesetzlichen Rahmenbedingungen in vollem Umfang eingehalten werden müssen, ist es nicht möglich, eine zu 100% auf Blum abgestimmte Risikoberichterstattung zu erstellen.

Durch die Anlehnung an das Gesetz kann dieses Reporting weniger stark an den betrieblichen Hintergrund und somit nicht an die betrieblichen Interessen eines Unternehmens angepasst werden als sonstige Berichte. Das Gesetz lässt einen gewissen Spielraum für Interpretationen und Anpassungen an das Unternehmen zu. Im Vordergrund stehen aber das Gesetz und die Anlehnung an dieses.

Der Fokus der Arbeit liegt auf der internen Berichterstattung und in diesem Bereich wiederum auf den Finanzrisiken. Wichtig ist, herauszufinden, welche Risiken entscheidend sind, um ein erfolgreiches Führen im Konzern zu ermöglichen.

Das Nachforschen und Bereitstellen von Informationen bezieht sich in diesem Fall auf die Finanzrisiken bzw. Marktrisiken. Marktrisiken haben ihm Vergleich zu anderen Risiken zweierlei Chancen, sowohl Verluste als auch Gewinne sind möglich.

Die wichtigsten Finanzrisiken sind:

- Währungsrisiko
- Zinsänderungsrisiko
- Kundenausfallrisiko

Ein weiteres Ziel der Arbeit ist, zu analysieren welche Hilfsmittel ein Konzern benötigt, um solch eine Berichterstattung überhaupt durchführen zu können.

1.3 Vorgehensweise

Zu Beginn wird ein kurzer Überblick über das Unternehmen Blum sowie dessen Konzernstrukturen gegeben.

Anschließend folgt ein theoretischer Input bezüglich der Definition eines Risikos und der Risikoberichterstattung. Mit der Interpretation des neuen Unternehmensgesetzbuchs und dem IFRS werden der theoretische und der praktische Teil der Arbeit verbunden.

Der Praxisbezug wird den Hauptteil der Arbeit abschließen. In diesem wird mit Hilfe des Treasury Modells von COPS GmbH, welches Blum für die Risikobewertung im Einsatz hat, dargestellt, wie Risikos bewertet werden können und wie die Berichterstattung erfolgen kann.

Dabei wird der Aspekt, dass Konzerne nicht alle Risiken der Zukunft abschätzen können, besonders interessant sein.

2 Das Unternehmen Julius Blum GmbH

2.1 Firmengeschichte

Julius Blum gründete am 1. März 1952 sein Unternehmen und produzierte sein erstes Produkt - Hufstollen.

Nach nicht einfachen Anfangsjahren entwickelt sich das Unternehmen stetig. 1958 beschleunigt ein günstiger Umstand das Firmenwachstum: Julius Blum erhält die Lizenz für die Herstellung von ANUBA-Beschlägen für Österreich. Dies ist der Einstieg in die Beschlägebranche. In den Sechziger-, Siebziger- und Achtzigerjahren wächst Blum kontinuierlich. Der Stammbetrieb in Höchst wird vergrößert, neue Werke werden gebaut und die ersten Auslandsvertretungen in Belgien, Frankreich, Irland und Großbritannien entstehen. Das Unternehmen wird zunehmend international. Es werden neue Produktsysteme vorwiegend für Küchenmöbel entwickelt.

Eine über 50 Jahre andauernde Erfolgsgeschichte macht aus Blum heute ein international tätiges Unternehmen, welches Scharnier-, Klappen- und Auszugsysteme vornehmlich für Küchen herstellt.

2.2 Blum - eine starke Marke

Zielsetzung der Firma Blum ist es, das Öffnen und Schließen von Möbeln zu einem Erlebnis zu machen. Zugleich sollen die Produkte den Bewegungskomfort in allen Wohnbereichen erhöhen.

Der Fokus der Marke Blum liegt vor allem auf der Küche. Weltweit arbeiten über 4.500 Mitarbeiter daran, Blum-Beschlagsysteme mit der perfekten Bewegung zu vereinen. Den Mittelpunkt bilden dabei die Kunden, auch liebevoll Küchenbenutzer genannt.

Mit Schlagworten wie langer Lebensdauer, anerkanntem Design und durchdachten Funktionen kann Blum immer wieder überzeugen. Der ständige Dialog zu allen Küchennutzern in aller Welt sowie den Tischlern und Händlern ist sehr bedeutend für zielgerechtes Arbeiten.

2.3 Der Mensch als Mittelpunkt

Identifikation, Leistungsbereitschaft und Lernfähigkeit sind die passenden Worte, die dieses Familienunternehmen auszeichnen. Der Erfolg der Mitarbeiter und somit auch des Unternehmens wird mit diesen drei Worten identifiziert. Mit Hilfe von modernster Technik und innovativen Produkten wird durch gemeinsames Arbeiten versucht, ein attraktiver Partner für seine Kunden zu sein.

Als Arbeitgeber ist es heute und in der Zukunft das Ziel der Firma Blum einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten und die Menschen mit den Produkten und Lösungen auf der ganzen Welt begeistern zu können. [2]

2.4 Internationale Ausrichtung

Das Unternehmen Blum betreibt Produktionsstandorte in Brasilien, Polen und den USA sowie Vertriebsniederlassungen auf allen Kontinenten und kann einen Exportanteil von 97 % vorweisen.[3]

Durch ständige Innovationen, Investitionen und Internationalisierungen sind Risiken wie beispielsweise das der Währungen an der Tagesordnung. Auch der große Kapitalbedarf ist ein weiterer Grund für die Generierung von Risiken.

Im Geschäftsjahr 06/07 (01. Juli 06 bis 30. Juni 07) betrug der

konsolidierte Umsatz 1,08 Milliarden Euro, was einem Plus von 12,6 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Durchschnitt beschäftigte die Firma Blum weltweit 4.787 Mitarbeiter, was einem Zuwachs von 430 Personen im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.[4]

Die Unternehmens- und Führungsstruktur ist sehr klar definiert. Blum ist ein Familienunternehmen, wobei sich jeweils 26 % im Besitz von Gerhard und Herbert Blum befinden, die restlichen 48 Prozent sind in einer Privatstiftung angelegt.

2.5 Erfolge von Blum

„Qualität ist unser Maßstab - Design unser Anspruch.“[5]

Viele internationale Titel belegen dieses Motto:

- INTERZUM Design Award
- red dot Award
- IF Design Award

Funktion und Gestaltung der Produkte geniessen aus diesen oben genannten Gründen gleich viel Wert innerhalb der Firma. Mit Produkten, welche Begeisterung auslösen und die Arbeit in der Küche zum emotionalen Erlebnis machen, kann die Firma Blum sowohl Kunden als auch internationale Designexperten überzeugen.

3 Risiko - Berichterstattung

3.1 Risiko - Interpretation

„Die Unterscheidung zwischen Risiko und Ungewissheit meint: Wenn wir nicht sicher wissen, was passieren wird, aber die Eintrittswahrscheinlichkeit kennen, ist das Risiko.

Wenn wir aber noch nicht einmal die Wahrscheinlichkeit kennen, ist es Ungewissheit.“[6]

Das Wort „Risiko“ leitet sich ursprünglich vom frühitalienischen Wort „risco“ ab, was „Klippe“ bedeutet und mit dem der unkalkulierbare Widerstand im Kampf bezeichnet wurde. In der Folge wurde der Begriff verallgemeinert und entwickelte sich weiter. Im deutschen Sprachraum etablierte sich Risiko als kaufmännischer Begriff und bezeichnete die Gefahr im Handelsgeschäft oder etwas allgemeiner die Ungewissheit/das Wagnis, wie ein erwarteter Handel ausgeht.[7]

„Eine dynamische Weiterentwicklung des Unternehmens ist nur möglich, wenn Risiken bewusst eingegangen werden. Unternehmen, die gar keine Risiken eingehen, sind erstarrt und haben keine Perspektive. Hingegen sind erfolgreiche Unternehmen besonders gut darin, Risiken bewusst einzugehen und die damit verbundenen Chancen zu nützen.“[8]

Risiken allgemein können heute in drei große Kategorien eingeteilt werden: [9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.1.1: Risikokategorien

Die Risiken der Kategorie I können von den Menschen nicht beeinflusst werden, dies sind natürliche Kräfte wie zum Beispiel die Überschwemmung durch den Bodensee im Jahre 1999.

Die Risiken der Kategorie II können sehr wohl mitbestimmt werden, sind allerdings nur aus bestimmten Positionen zugänglich, sprich politische Risiken können nur durch Politiker bestimmt werden, allerdings werden diese vom Volk gewählt und somit mitbestimmt.

In der Kategorie III werden jene Risiken aufgezeigt, die jede Firma trägt. Innerhalb dieser Aufgliederung beschränkt sich diese Thesis auf die Finanzrisiken.

Heute ist der Begriff Risiko als die Gefahr oder die Chance, dass eine negative oder positive Abweichung vom Unternehmensziel eintritt, anzusehen. Als Chancen können in diesem Zusammenhang Gewinnmöglichkeiten umschrieben werden. Auch der Bezug zu Unternehmenszielen ist entscheidend für den Risikobegriff.[10] Über die Vorgabe solcher Ziele, die am Periodenende erreicht werden sollen, können direkt Risikos generiert werden. Meist ist das Erreichen von Zielen nur durch das Eingehen eines Risikos zu erreichen. Durch hohe Vorgaben (z.B. Steigerung der Erträge um 10 %) und hohe Ziele wird automatisch mehr Risiko generiert.

Das Eingehen von Risiken kann zu negativen Folgen oder im schlimmsten Fall auch zu Insolvenzen führen, wenn das Unternehmen den finanziellen Rahmen nicht tragen kann. Die Wesentlichkeit von Risiken ergibt sich aus der Risikohöhe und der Eintrittswahrscheinlichkeit.[11]

3.2 Risikoberichterstattung

Die Risikoberichterstattung kam als eine Trendwelle aus den USA und wurde durch die Entwicklungen in Europa immer wichtiger. Immer mehr Unternehmen bedienen sich dieser Art der Beurteilung von aktuellen Risiken und solchen, die in der Zukunft eintreten werden. Durch die Risikoberichterstattung und das Risikomanagement soll versucht werden, alle betriebswirtschaftlichen Risiken zu messen und zu steuern.

Risikoberichterstattung, eine Trendwelle?

In einer heutigen Zeit der stark und schnell wachsenden Wirtschaft und Technologie werden das Risikopotential sowie das Eingehen von Risiken immer grösser.

Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt wohl im Kapitalmarktzusammenbruch in den Jahren 2000 bis 2002. Auch die Technologieblase - als viele Börsenspekulanten glaubten, dass neue Technologien und die Investition in verschuldete Firmen die Chance ihres Lebens sei, ist ein Grund dafür. Eine scheinbar neue Anlageform der Zukunft - nämlich immer mehr und mehr Kapital zu investieren, ohne dabei Gewinne zu erzielen, war mit entscheidend für den Ruf nach einer neuen gesetzlichen Regelung.

Als primärer Treiber für das Risikomanagement und die Risikoberichterstattung gelten sowohl Turbulenzen als auch Diskontinuitäten. Vor allem spektakuläre Unternehmensinsolvenzen wie die der Unternehmen Swiss Air, Euron oder Parmalat, machten die Einführung einer Risikoberichterstattung unumgänglich.[12]

Aus den oben genannten Gründen befasste sich der Gesetzgeber immer mehr mit diesem Thema und versuchte durch gesetzliche Regelungen solche Zusammenbrüche der Wirtschaft zukünftig zu vermeiden beziehungsweise gegen solche Trends vorzusorgen und rechtzeitig gewarnt zu werden.

Das KonTraG in Deutschland war 1998 das erste Gesetz, das erlassen wurde. Der bekannte Sarbanes-Oxley Act war ein Gesetz, dass in den USA 2002 nach den Bilanzskandalen von Enron und Worldcom zum Schutz der Investoren erlassen wurde. Dieses beinhaltet die verbindliche Regelung der Unternehmensberichterstattung. Kurz darauf folgte ein freiwilliger Corporate Governance Kodex vom Österreichischen Arbeitskreis für Corporate Governance in Österreich, der ab Oktober 2002 gültig ist. Mit ihm sollte das Vertrauen der Aktionäre nach wilden und unübersichtlichen Jahren mit etlichen Krisen an der Börse wieder zurückgewonnen werden. Schlussendlich folgte eine Verordnung des Europäischen Parlaments im Jahre 2004 zur Änderung der Richtlinien über den Jahresabschluss von Gesellschaften. Auf allen diesen genannten Änderungen wurde das Österreichische Unternehmensgesetzbuch aufgebaut.

„Risikoberichterstattung als Bestandteil des Risikomanagements wird in der Praxis immer wichtiger. Systematische Risikomanagementsysteme befinden sich in der Praxis zum Teil noch im Aufbau. Das Risikomanagement der Industrieunternehmen wird neuerdings verstärkt analysiert.“[13]

Die Bedeutung des betriebswirtschaftlichen Risikomanagements und der damit verbundenen Risikoberichterstattung ist in Anbetracht der täglichen Informationen über Unternehmensinsolvenzen und anderen Krisen sehr hoch. Bei der Berichterstattung über Risiken werden häufig zentrale Begriffe unterschiedlich interpretiert und verwendet.[14]

Darum ist es für die vorliegende Arbeit von großer Bedeutung, den Gesetzestext genauer zu analysieren (siehe dazu Kapitel 4). Schlussendlich soll aus der Interpretation des Gesetzestextes ersichtlich sein, was das Unternehmen Blum in seiner Risikoberichterstattung verpflichtend aufzustellen und zu dokumentieren hat, um dem Gesetz zu entsprechen.

3.3 Risikomanagement

3.3.1 Definition Risikomanagement

„Jedes Unternehmen ist gezwungen, im Rahmen der Entfaltung seiner Tätigkeiten Risiken einzugehen. Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg liegt oftmals in der richtigen Einschätzung eines Geschäftes, einer Transaktion oder einer Bilanzposition, die einem Risiko zugrunde liegt und einem daraus abgeleiteten, gezielten Risikomanagement.“[15]

Potenzielle Risiken, die die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens mittel- und langfristig gefährden könnten, werden mithilfe des Risikomanagements identifiziert, analysiert und bewertet. Das Zielt besteht in der Sicherung des Fortbestandes eines Unternehmens, der Absicherung der Unternehmensziele gegen störende Ereignisse und in der Steigerung des Unternehmenswertes.[16]

Der Begriff Risikomanagement ist zunehmend eine zentrale Thematik in jedem Unternehmen. Dies ist vor allem auf die Globalisierung, die dynamische Weltentwicklung, neue Technologien, steigende Wertkonzentration und die daraus resultierenden Risiken auf diese strategischen Entscheidungen zurückzuführen.[17] Zusätzlich wird dieses Risikomanagementsystem vom Unternehmensgesetzbuch mittlerweile zwingend vorgeschrieben.

3.3.2 Dreistufensystem Risikomanagement

Das Risikomanagementsystem wird nach Gesetzessicht (§243) sowie aus Sicht der Literatur und aufbauend auf Gedanken der Wissenschaft und Theorie als dreistufiges System angesehen. [18]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.3.2.1: Stufe 1 - Risikoidentifizierung

„Ziel der Risikoidentifikation ist das rechtzeitige, regelmäßige, schnelle, vollständige und wirtschaftliche Erfassen aller Einzelrisiken im Unternehmen, die Einfluss auf die wesentlichen Unternehmensziele beziehungsweise auf das Zielsystem des Unternehmens haben.“[19] In der ersten Stufe wird mit der Identifizierung des Risikos begonnen, um weitere Entscheidungen treffen zu können. Die Risikoidentifizierung ist meist noch einfacher möglich als die darauf folgende Risikoquantifizierung. Der „Value at Risk“ ist die Kennziffer, die angibt, wie hoch der maximale Verlust aus allen Positionen pro Tag/Jahr mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit sein wird.[20]

J.P. Morgan führte dieses System im Jahre 1994 ein, seither hat es sich zum internationalen Standard entwickelt.

Anhand dieses Ergebnisses wird ein Risikokatalog aufgestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.3.2.2: Stufe 2 - Risikoquantifizierung

Das Ziel dieser Phase besteht darin, die ursächlichen Strukturen und Interdependenzen der Risiken transparent zu machen und ihre Wirkungen quantitativ offen zu legen bzw. qualitativ darzustellen.[21]

„Durch die Quantifizierung bzw. Klassifizierung der Risiken kann entsprechend ihrer Bedeutung bzw. ihres Gefährdungspotentials für das Unternehmen eine Rangordnung erstellt werden. Durch diese Priorisierung der Risiken können die Anstrengungen zur Risikosteuerung gezielt auf die wichtigsten Risiken ausgerichtet werden.“ [22]

In der zweiten Stufe werden die Risiken einzeln analysiert und quantifiziert/geratet. Schlussendlich wird die Höhe des Gesamtrisikos aufgestellt.

In der Phase der Risikoanalyse ist es sehr wichtig, das Wort Risiko richtig zu definieren. Zudem muss das Unternehmen wissen, wie viel Verluste es tragen kann ohne dabei illiquide, handlungsunfähig oder schlussendlich insolvent zu werden. Die Risikotragfähigkeit sollte zu gewissen Kennzahlen des Unternehmens in Bezug gesetzt werden. Je nachdem wie viel Risiko eingegangen werden soll, werden die Relationen dann definiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.3.2.3: Stufe 3 - Risikobewältigung

In der dritten und letzten Stufe folgt die Risikobewältigung. Unter Risikovermeidung können Vorgabenänderungen oder neu Zielfestlegungen verstanden werden. Das Risiko kann übergewälzt werden im Sinne von es kann versichert werden. Durch die Bezahlung einer Prämie verkaufe ich das Risiko. Solche derivativen Absicherungsformen sind Devisentermingeschäfte, Optionen und Versicherungen.

Unter Risikokompensation wird verstanden, dass das Unternehmen mit den vorhandenen Strukturen und Finanzen das Risiko tragen kann.

Auf der Basis von Risikoidentifikation, -bewertung und -analyse lassen sich Risikobewältigungsmaßnahmen entwickeln. Dabei geht es um das Ausarbeiten eines Konzepts, welche Risiken eingegangen werden sollen, wie die Optimierung des Verhältnisses zwischen Risiken und Chancen erreicht wird und ab welchen Schwellenwerten bzw. Limiten Risikobewältigungsmaßnahmen getroffen werden.[23]

„Die Risikosteuerung kann auf zwei Arten erfolgen:

· Passiv, indem das Eingehen der Risiken begrenzt wird (Limitierung) · Aktiv, indem die Risiken durch Gegengeschäfte reduziert werden (Derivate).“[24]

Unterschieden werden quantitative und qualitative Limits. Wenn beispielsweise nur in Anleihen einer gewissen Ratingklasse gehandelt werden darf, entspricht dies einem qualitativen Limit. Das Gegenteil dazu sind quantitative Limits wie beispielsweise Volumenlimite, Risikolimite und Verlustlimite (Stop-Loss-Linie).[25]

3.3.3 Erfordernis und Ziel des Risikomanagement

Das Erfordernis und die Notwendigkeit, ein Risikomanagement im Finanzbereich des Unternehmens zu etablieren, ist unumgänglich. Neben allgemeinen Managementinformationen über Finanzpositionen und Sicherstellung der Liquidität und Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens, sind es vor allem die sich ständig verändernden internen und externen Rahmenbedingungen, die die Forderung nach einer Implementierung eines Risikomanagementsystems erheben.[26]

„Die Ziele des Risikomanagement bestehen darin, drohende Risiken mit ihren Auswirkungen auf die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage zu erkennen und ggf. frühzeitig entsprechende Gegenmassnahmen zu ergreifen. Es wird dabei eine zielgerichtete Steuerung des Risikos, nicht aber zwingend dessen Vermeidung angestrebt.“[27]

Den Handlungsspielraum eines Unternehmens und die Risikotragfähigkeit zu steigern sind weitere Ziele des Risikomanagements. Die Steuerung der bestehenden und zukünftigen Risiken steht dabei im Mittelpunkt, um den Wert des Unternehmens durch Verringerung von Risiken bei bestehenden Ertragschancen zu steigern.[28] Die Risikotragfähigkeit berechnet sich vor allem aus zwei Komponenten: der Risikodeckungsmasse und dem Risikodeckungspotential. Die Risikodeckungsmasse bildet dabei das tatsächlich eingesetzte Kapital zur Risikoabsicherung. Das Risikodeckungspotential stellt das maximal zur Absicherung verfügbare Kapital dar.[29] Von der Geschäftsführung wird verlangt, dass auf der Grundlage des Gesamtrisikopotentials die wesentlichen Risiken durch das Risikodeckungspotenzial der Unternehmung gedeckt sind und somit die Risikotragfähigkeit gewährleistet wird.[30]

3.3.4 Anforderungen an das Risikomanagement

Das betriebliche Risikomanagement wird als übergeordnete Kontrollinstanz angesehen.[31] Das Ziel hierbei ist ganz klar definiert, das Risiko zu kontrollieren. Die dafür nötigen Leitlinien und Ziele werden von der Geschäftsführung vorgegeben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.3.4.1: Risikomanagement als Kontrollinstanz

[...]


[1] Bungartz (2003), S. 7

[2] Blum (2008)

[3] Simon-Kucher&Partners (08.04.2008)

[4] Vgl. Blum (2008)

[5] Blum (2007)

[6] Keitsch (2000), S. 10

[7] Vgl. Exner-Merkelt/Denk (2005), S. 28

[8] Bank Austria Creditanstalt (2005), S. 57

[9] Keitsch (2000), S.11

[10] Vgl. Exner-Merkelt/Denk (2005), S. 28

[11] Vgl. Junginger (2005), S. 206

[12] Vgl. Exner-Merkelt/Denk (2005), S. 39

[13] Bungartz (2003), S. 3

[14] Vgl. Walke (2007), S. 1

[15] Volksbank Gruppe (2007), S. 54

[16] Vgl. Romeike (2004), S. 119

[17] Vgl. Versteegen (2003), S. 2

[18] Vgl. Schierenbeck/Moser (1995), S. 663ff

[19] Vgl. Burger/Buchhart (2002), S. 31ff

[20] Vgl. Niemann (2007), S. 14ff

[21] Vgl. Wolf/Runzheimer (2003), S.57

[22] Exner-Merkelt/Denk (2005), S. 91

[23] Vgl. Exner-Merkelt/Denk (2005), S. 117

[24] Jendruschewitz (2003), S. 21

[25] Vgl. Jendruschewitz (2003), S. 21f

[26] Keitsch (2000), S. 13

[27] Bartram (1999), S. 31

[28] Vgl. Volksbank Gruppe (2007), S. 55

[29] Gössi/Hortmann (2008)

[30] Vgl. Junginger (2005), S. 202

[31] Vgl. Simsek (2007), S. 46

Ende der Leseprobe aus 80 Seiten

Details

Titel
Aufbau einer Risikoberichterstattung für die Finanzrisiken entsprechend der neuen gesetzlichen Regelungen im österreichischen Unternehmensgesetzbuch
Hochschule
Universität Liechtenstein, früher Hochschule Liechtenstein
Note
4,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
80
Katalognummer
V112282
ISBN (eBook)
9783668335448
ISBN (Buch)
9783668335455
Dateigröße
669 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aufbau, Risikoberichterstattung, Finanzrisiken, Regelungen, Unternehmensgesetzbuch
Arbeit zitieren
Patrick Kloser (Autor:in), 2008, Aufbau einer Risikoberichterstattung für die Finanzrisiken entsprechend der neuen gesetzlichen Regelungen im österreichischen Unternehmensgesetzbuch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112282

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