Im Sommersemester 2005 machte ich ein Praktikum in einer Sozialen
Gruppenarbeit. In einer der Gruppen, die von 5 Mädchen und 7 Jungen im
Grundschulalter besucht wurde, kam es zu folgender Begebenheit:
Ayse und Zeynep (Namen geändert) kamen sehr aufgeregt in die Gruppe.
Sie erzählten von einem Monster, dass sie gesehen hätten und dass es wirklich
gäbe. Sie erzählten eine Geschichte von einem holländischen Mädchen, dass
Feuer gefangen hätte, weil es seinen Eltern ungehorsam war und außerdem
den Koran zerriss. Nun sei das Mädchen total entstellt und die Eltern würden es
einschläfern lassen wollen. Das ganze sei wirklich passiert, sie hätten ein Foto
von dem Mädchen gesehen. Wir –die Mitarbeiter der Sozialen Gruppenarbeitwollten
der Sache auf den Grund gehen. Wir fanden über das Internet heraus,
dass eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen das Bild des
vermeintlich entstellten Mädchens aufs Handy oder per Email geschickt
bekommen haben. Bei einer weiteren Recherche im Internet stieß ich
schließlich auf die Homepage einer amerikanischen Künstlerin, die das Thema
Gentechnologie in ihren Skulpturen kritisch bearbeitet. Das Foto von dem
angeblich entstellten Mädchen ist ein Ausschnitt aus einer ihrer Skulpturen. Auf
ihrer Homepage distanziert sie sich von der Geschichte des holländischen
Mädchens. Sie sei nicht ihrer Idee entwachsen, sondern irgendjemand hätte
unerlaubt ein Foto ihrer Skulptur hierzu verwendet. Überraschender Weise
glaubte die Mutter der Kinder selbst an die Echtheit der Geschichte, selbst
nachdem wir ihr die Homepage der Künstlerin zeigten. Auch von einer jungen
Muslima, der ich die vermeintliche Geschichte des Mädchens erzählte, kam
eine spontane Aussage in Richtung von „Und das ist wirklich passiert?“.
Hieraus ergaben sie folgende Fragestellungen: Wie werden Kinder im Islam
erzogen –sowohl von Seiten der Familie, als auch von Seiten islamischer
Vereine, Moscheen etc.? Und welche Bedeutung hat diese Erziehung für die
Arbeit in Kinder- und Jugendgruppen? In dem vorliegenden Text beschäftige ich
mich vorwiegend im mit der Situation von Kindern und Jugendlichen in
muslimischen Familien mit türkischem Migrationshintergrund.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Die Projektidee
- Entstehung
- Vorgehensweise
- Erziehungsziele in der Familie
- Vertraut machen mit religiösen Praktiken
- Respekt und Gehorsam
- Sexualmoral
- Geschlechtsspezifische Erziehung
- Wünsche von Eltern an Kinder- und Jugendgruppen
- Erziehung von Seiten der Institution
- In Deutschland
- Koran und Freizeit
- Muslimische Jugend Deutschland (MJD)
- In der Türkei
- Fazit für die Soziale Arbeit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Projektbericht „Erziehung im Islam“ befasst sich mit der Erziehungslandschaft muslimischer Familien mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland. Die Arbeit analysiert die Erziehungsziele und -praktiken in diesen Familien und untersucht deren Bedeutung für die Arbeit in Kinder- und Jugendgruppen. Der Bericht basiert auf Literaturrecherche, Interviews mit Experten und Eltern sowie einer Befragung von muslimischen Frauen.
- Religiöse Erziehung und Wertevermittlung
- Einfluss des Islams auf die Familienstruktur und -rollen
- Herausforderungen der interkulturellen Sozialarbeit
- Bedeutung von Respekt, Gehorsam und Geschlechterrollen
- Die Rolle von islamischen Institutionen in der Erziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschreibt die Entstehung der Projektidee, die aus einer konkreten Situation in einer Sozialen Gruppenarbeit resultierte. Die Autorin schildert die Geschichte eines vermeintlich entstellten Mädchens, die von Kindern und Jugendlichen verbreitet wurde, und die daraus resultierenden Fragen nach der Erziehung im Islam. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Erziehungszielen in muslimischen Familien. Es werden verschiedene Aspekte wie die Vermittlung religiöser Praktiken, die Bedeutung von Respekt und Gehorsam, die Sexualmoral und die geschlechtsspezifische Erziehung beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Erziehung von Seiten der Institution, sowohl in Deutschland als auch in der Türkei. Es werden die Rolle von islamischen Vereinen, Moscheen und Jugendorganisationen sowie die Bedeutung des Korans und der Freizeitgestaltung für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Erziehung im Islam, muslimische Familien mit türkischem Migrationshintergrund, religiöse Praktiken, Respekt und Gehorsam, Sexualmoral, geschlechtsspezifische Erziehung, islamische Institutionen, interkulturelle Sozialarbeit und die Herausforderungen der Integration.
- Arbeit zitieren
- Bachelor Soziale Arbeit Rebecca Brohm (Autor:in), 2007, Erziehung im Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112322