Zu Recht rühmen sich die Chinesen, in einer der ältesten ununterbrochen fortbestehenden Zivilisationen zu leben. 1952 wurden erstmals Überreste der der so genannten Yangshao-Kultur (Yǎngsháo wénhuà 仰韶文化) entdeckt, benannt nach einem Dorf in der Provinz Hénán (河南). Dabei könnte es sich sehr wohl um die Wiege der chinesischen Kultur handeln.
Die neolithischen Menschen dieser Kultur bewohnten Terrassensiedlungen entlang von Flüssen, ernährten sich von Hirse und verfügten bereits über erstaunliche Fertigkeiten zur Herstel-lung von kunstvollen Töpfereien und Waffen. Obwohl man auch schon die Domestizierung von Hunden und Schweinen betrieb, so war die Schrift in diesem Zeitalter auch in der gleichzeitig existierenden Longshan-Kultur vorerst noch unbekannt. In der Longshan Kultur der Provinz Shandong verfügte man aber bereits über mit Wälle befestigte Behausungen.
Zentrales identitätsstiftendes Medium einer jeden Kultur, und für die Geschichtsforschung natürlich zentral, ist eine Weitergabe von Informationen durch die Verwendung einer Schrift. Die chinesische Schrift hat sich im Verlauf der Jahrtausende im weltweiten Vergleich gesehen nur relativ gering verändert und eint auch heute noch die über 50 Minoritäten und rund 1.3 Milliarden Staatsbürger der Volksrepublik China. Sie hat des weiteren auch die heutigen Gebiete Korea, Vietnam und Japan nachhaltig beeinflusst.
Die chinesische Kultur verfügt seit der erstmaligen Verwendung von Orakelknochen während der Shang-Dynastie (Shāngdài商代) über ein Schrifttum, das sich über etwa dreieinhalbtausend Jahre erstreckt. Schon während des archaischen, theokratischen Königtums der Shang-Periode (ca. 1766-1045 v. Chr.) entstand unter der Ägide des mächtigen Königs eine Palast- und Stadtkultur mit einer Kriegerkaste von Adligen, Beamten und Kriegsallianzen mit zuge-wandten benachbarten Herrschern. Die einfachen Bauern und Handwerker konnten zu jener Zeit schon zur Fronarbeit und zum Kriegsdienst verpflichtet werden. Nebst der Anerkennung des Königs als theokratisches Oberhaupt des Staates, welcher mit dem Mandat des Himmels (tiānmìng 天命) betraut war, entstand und beruhte seine Macht hauptsächlich auf militäri-schen Grundlagen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rechtstradition in China
- Ursprünge
- Der Konfuzianismus (Rújiā)
- Konfuzius - Mann und Mission
- Grundsätze
- Der Grundsatz der "moralischen Freiwilligkeit"
- Der Legalismus (Fǎjiā)
- Ursprung und Begründer des Legalismus
- Inhalt des Legalismus
- Der Tang-Kodex (Tánglü)
- Ein Völkerrecht des chinesischen Altertums?
- Die chinesischen Militärklassiker
- Hunderte militärische Schriften
- Das Werk "Sunzĭ über die Kriegskunst" (Sūnzĭ Bīngfă)
- Ursprung und Bedeutung
- Inhalt
- Beschränkter Krieg - limited war
- Einflüsse von Sūnzi's Werk
- Die Volksrepublik China unter Máo Zédōng
- Maos Regeln für die Volksbefreiungsarmee
- Der Korea-Krieg
- Kriegsverlauf
- ius in bello
- Der Sino-Indische Krieg
- ius in bello
- China und das moderne humanitäre Völkerrecht
- China und die wichtigsten Abkommen
- Chinas Sichtweise des Völkerrechts
- Drei chinesische Völkerrechtsprinzipien
- Die fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz
- Das Souveränitätsprinzip
- Schlussbemerkungen
- Quellenverzeichnis
- Literatur
- Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, ob es ausserhalb der europäischen Traditionen ein humanitäres Völkerrecht gibt, und untersucht dies am Beispiel Chinas. Die Arbeit analysiert die chinesische Rechtstradition, insbesondere im Hinblick auf das humanitäre Völkerrecht, und beleuchtet die Entwicklung des humanitären Völkerrechts in China im Kontext von Kriegen und Konflikten.
- Die chinesische Rechtstradition und ihre Ursprünge
- Der Einfluss des Konfuzianismus und des Legalismus auf das chinesische Rechtssystem
- Die Rolle der chinesischen Militärklassiker, insbesondere des Werkes "Sunzĭ über die Kriegskunst", im Kontext des humanitären Völkerrechts
- Die Anwendung des humanitären Völkerrechts in China während des Korea- und des Sino-Indischen Kriegs
- Chinas Sichtweise des modernen Völkerrechts und die Bedeutung des Souveränitätsprinzips
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Frage nach der Existenz eines humanitären Völkerrechts ausserhalb der europäischen Traditionen. Sie beleuchtet die lange Geschichte Chinas und die Bedeutung der chinesischen Schrift für die Weitergabe von Informationen und die Entwicklung der Kultur.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Rechtstradition in China. Es werden die Ursprünge des chinesischen Rechtssystems beleuchtet, wobei der Fokus auf den Konfuzianismus und den Legalismus liegt. Der Konfuzianismus wird als eine Schule der Gelehrten vorgestellt, die sich für die Wiederherstellung der guten alten Sitten einsetzte. Der Legalismus hingegen fokussiert auf die Anwendung von Gesetzen und Strafen zur Aufrechterhaltung der Ordnung.
Das dritte Kapitel analysiert die chinesischen Militärklassiker, insbesondere das Werk "Sunzĭ über die Kriegskunst". Es wird der Ursprung und die Bedeutung des Werkes beleuchtet, sowie der Inhalt und die Bedeutung des Begriffs "Beschränkter Krieg" im Kontext des humanitären Völkerrechts.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Volksrepublik China unter Mao Zedong und analysiert die Regeln für die Volksbefreiungsarmee. Es werden die Kriegsverläufe des Korea- und des Sino-Indischen Kriegs im Hinblick auf das humanitäre Völkerrecht untersucht.
Das fünfte Kapitel beleuchtet Chinas Sichtweise des modernen Völkerrechts und die Bedeutung des Souveränitätsprinzips. Es werden die wichtigsten Abkommen, die China unterzeichnet hat, sowie die drei chinesischen Völkerrechtsprinzipien und die fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das humanitäre Völkerrecht, die chinesische Rechtstradition, Konfuzianismus, Legalismus, Militärklassiker, Sunzĭ, Korea-Krieg, Sino-Indischer Krieg, Chinas Sichtweise des Völkerrechts, Souveränitätsprinzip, friedliche Koexistenz.
- Arbeit zitieren
- stud. phil. I Matthias Jud (Autor:in), 2008, Aussereuropäische Traditionen eines humanitären Völkerrechts? - China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112323