Der Sozialstaat ist gegenwärtig in vielerlei Hinsicht ein Thema hitziger Debatten. Ob es nun um die Verarmung durch Hartz IV geht, die soziale Filterfunktion von Studiengebühren oder die Reform des Gesundheitssystems , stets vermag der Umbau staatlicher Sicherungssysteme ein erhebliches Kritikpotential zu aktivieren (vgl. Manske 2005, Butterwegge 2005/2007, Dingeldey/Gottschall 2001). Auffällig sind dabei vor allem zwei Gesichtspunkte: Zum einen geht es um den Zwang zur Kostenreduktion in nahezu allen Bereichen staatlicher Sozialleistungen, zum anderen um die damit verknüpfte, unter dem Label des Neoliberalismus firmierende Forderung nach vermehrter Selbstverantwortung und Leistungsbereitschaft (vgl. Nolte 2006, Dingeldey 2006). So formulierte Edmund Stoiber im Jahr 2003 auf dem Kongress der Akademien für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz: "Um Gesundheitsgefahren und künftigen Kostenbelastungen effektiver begegnen zu können, muss die Bereitschaft des Einzelnen gestärkt werden, selbst mehr Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen" (zitiert nach Klinik Heute AG).
Besonders das Gesundheitssystem ist seit mehreren Jahrzehnten unter dem Schlagwort der „Kostenexplosion“ Gegenstand diverser wirtschaftlicher Konsolidierungsversuche. Deutlich geworden ist dies beispielsweise an der Krise der Krankenhäuser und den daraus resultierenden Versuchen eben jener, dem Problem knapper Ressourcen mit aus der Wirtschaft entlehnten Managementkonzepten beizukommen (vgl. Bauch 1996, Simon 2001) sowie den wirtschaftlichen Horrorszenarien, die als Folge der Ausbreitung chronischer Krankheiten zu zeichnen gepflegt werden (vgl. Penzel 2005, Lindner 2003).
Inhaltsverzeichnis
- Das neoliberale Gesundheitssystem....
- Historie der medizinischen Diskurse...
- Die Evolution des medizinischen Blicks.
- Der rationale Diskurs
- Der politische Diskurs.
- Gesundheitsprogramme im gesellschaftlichen Kontext.
- Systemtheorie als Gesellschaftstheorie
- Der systemtheoretische Hintergrund.
- Die Methode der funktionalen Analyse
- Der authentische Patient..
- Die strukturierten Gesundheitsprogramme
- Betreuungsziel Patient
- Wissen ermöglicht Selbstständigkeit
- Krankheit beeinflusst die Lebensführung
- Autonomie als Hindernis…..........
- Autonomie durch Erziehung
- Die Reproduktion der Asymmetrie..
- Die wichtigste Ressource ist Zeit...........
- Der Patient wird zum authentischen Sprecher
- Der prekäre Arzt.
- Der Arzt als Störenfried der DMP..
- Das Problem der Kontrolle....
- Der moderne Arzt braucht Hilfe...
- Der Arzt als Entscheider
- Der ökonomische Blick der Krankenkassen
- Organisation als Bedingung der Möglichkeit...
- Die Herstellung des aktiven Subjekts.........
- Systemtheorie als Gesellschaftstheorie
- Fazit: Der verantwortliche Patient wird ökonomisch hergestellt......
- Literaturverzeichnis...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Genese der Verantwortung im Kontext des neoliberalen Gesundheitssystems. Sie analysiert, wie die Aktivierung von Patienten im Gesundheitswesen durch die Einführung von Disease Management Programmen (DMP) vorangetrieben wird. Die Arbeit beleuchtet die historischen Entwicklungen des medizinischen Diskurses und die Rolle des Patienten im Wandel.
- Die Entstehung des neoliberalen Gesundheitssystems und seine Auswirkungen auf die Rolle des Patienten
- Die Entwicklung des medizinischen Diskurses von der paternalistischen Arzt-Patient-Beziehung hin zur Patientenaktivierung
- Die Analyse von Disease Management Programmen (DMP) als Instrument der Patientenaktivierung
- Die ökonomischen und gesellschaftlichen Implikationen der Patientenaktivierung
- Die Kritik an der „Kundenorientierung“ im Gesundheitswesen und die Folgen für die Arzt-Patient-Beziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das neoliberale Gesundheitssystem und die damit verbundenen Forderungen nach Kostenreduktion und Selbstverantwortung. Es wird gezeigt, wie der Wandel des Gesundheitssystems die Rolle des Patienten beeinflusst und die Kritik am paternalistischen Arzt in den Hintergrund rückt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Historie der medizinischen Diskurse. Es werden die Entwicklungen des medizinischen Blicks, des rationalen Diskurses und des politischen Diskurses analysiert. Dabei wird deutlich, wie sich die Rolle des Patienten im Laufe der Zeit verändert hat.
Das dritte Kapitel untersucht Gesundheitsprogramme im gesellschaftlichen Kontext. Es werden die Systemtheorie als Gesellschaftstheorie, die Rolle des authentischen Patienten und die Herausforderungen für den Arzt im Kontext der DMP beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das neoliberale Gesundheitssystem, Patientenaktivierung, Disease Management Programme (DMP), medizinischer Diskurs, Systemtheorie, Autonomie, Verantwortung, Kostenreduktion, Kundenorientierung, Arzt-Patient-Beziehung, Gesundheitswesen, chronische Krankheiten.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Soz. Manuel Friedenberger (Autor:in), 2007, Die Genese der Verantwortung - Patientenaktivierung im neoliberalen Gesundheitssystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112433