Die besten Gedanken kommen nicht zwangsläufig von den bekanntesten Autoren – das ist eine literaturgeschichtliche Tatsache. Es mag also nicht weiter verwundern, dass es in dieser Arbeit um den „großen Unbekannten“ Siegmund Kleinl geht. „Großer Unbekannter“, das ist ein Ausdruck, der vor allem in der Charles Sealsfield-Forschung gebräuchlich ist. Die wahre Identität von Sealsfield war zeit seines Lebens ein Mysterium, sein kritisches Anti-Metternich-Pamphlet Austria as it is veröffentlichte er anonym. Siegmund Kleinl hingegen ist alles andere als namenlos, er ist in der burgenländischen Literaturszene eine Karyatide, aber im Vergleich zum literarischen Kanon – und damit auch im Vergleich zu den Themen, die sonst in Abschlussarbeiten behandelt werden – ist Kleinl eben ein „großer Unbekannter“.
Diese Arbeit möchte keine „Werbung“ für burgenländische Literatur betreiben, versteht sich aber sehr wohl als Beitrag zur wissenschaftlichen Erfassung der burgenländischen Gegenwartsliteratur – in der germanistischen Forschung derzeit eher noch eine Grauzone; so ist dies nicht nur die erste wissenschaftliche Annäherung an Siegmund Kleinl, sondern auch die erste an einen nach 1950 geborenen burgenländischen Autor. Im Zuge dessen möchte die Arbeit beweisen, dass auch jenseits der literarisch großen Namen hochwertige Literatur entsteht: der (universitären) Öffentlichkeit wird hier ein neuer, hochinteressanter Autor vorgestellt, sein umfangreiches Werk wird an ausgewählten Texten literaturwissenschaftlich analysiert. Die Arbeit soll zeigen, dass Siegmund Kleinl keineswegs „im luftleeren Raum“ schreibt und seine Texte nicht nur für sich selbst stehen, sondern dass sich verschiedene Bezüge zur literarischen Tradition ergeben – wenn sich Kleinl auch keiner Denkschule widerspruchsfrei zuordnen lässt.
Es wird also nicht ein einzelner Aspekt von Siegmund Kleinls Werk näher analysiert, sondern – da es ja noch keine wissenschaftliche Arbeit gibt, auf der die vorliegende aufbauen könnte – der Autor monographisch und ganzheitlich erfasst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Vorwort
- 2. Biographisches
- 2.1. Lebensgeschichte
- 2.2. Veröffentlichungen
- 3. TextKörper - Kleinls Poetik
- 3.1. Textanalyse
- 3.1.1. Das Erzählen als Gehen
- 3.1.2. Autonomie des Erzählens und Abkehr von Mimesis
- 3.1.3. Sprachliche „Entgrenzung“
- 3.1.4. Organisches Verständnis vom Erzählen
- 3.1.5. Die „Male“
- 3.2. Apotheose und Rehabilitierung des Erzählens
- 3.2.1. Topos der Scheherazade, Intertextualität und Metafiktion
- 3.2.2. Schreiben gegen den Tod der Literatur
- 3.2.3. Konkrete Einflüsse auf TextKörper
- 3.3. Semantische Ebene und Bedeutungsebene
- 3.3.1. Kleinls Stil als Resultat der Poetik
- 3.3.2. Kein einheitlicher Sinn, der Leser in Bewegung
- 3.4. Exkurs I: Kleinl und Derrida
- 3.5. Exkurs II: Kleinl als Rezeptionsästhet
- 3.6. Exkurs III: TextKörper im Spiegel der Essaytheorie
- 3.7. Zusammenfassung
- 3.1. Textanalyse
- 4. Kleinls literarisches Schaffen im Kontext seiner Poetik
- 4.1. Tugend. Szenische Anspielungen
- 4.1.1. Kleinls Vorwort
- 4.1.2. Kleinls Nachwort
- 4.1.3. Textanalyse
- 4.1.3.1. Akt I
- 4.1.3.2. Akt II
- 4.1.3.3. Akt III
- 4.1.3.4. Akt IV
- 4.1.3.5. Akt V
- 4.1.3.6. Akt VI
- 4.1.3.7. Akt VII
- 4.1.4. Die Makrostruktur des Texts
- 4.1.5. Exkurs: Siegmund Kleinl im literarischen Feld und mit „Einflussangst“
- 4.1.6. Zusammenfassung
- 4.2. DorfMale. Ein Umsinnen
- 4.2.1. Kleinl über Kleinl
- 4.2.2. Aufbau des Texts
- 4.2.3. Analyse ausgewählter Kapitel
- 4.2.3.1. Erste Liebe. VerSuche
- 4.2.3.2. Schule 2. Fiktiefen. Ein Essei
- 4.2.3.3. Weinfest. SprachTaumel
- 4.2.4. Exkurs I: DorfMale und die Erzähltheorie
- 4.2.5. Exkurs II: Ansicht des Lektors / Lesers
- 4.2.6. Zusammenfassung
- 4.3. Eine Welt. Mit Teilungen
- 4.3.1. Textanalyse
- 4.3.2. Exkurs I: Der E-Mail Roman als Weiterentwicklung des Briefromans
- 4.3.3. Exkurs II: Das Tagebuch des „Trebor“
- 4.3.4. Zusammenfassung
- 4.1. Tugend. Szenische Anspielungen
- 5. Die Welt des Siegmund Kleinl
- 5.1. Interview mit dem Autor
- 5.2. Abbildungsteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das literarische Werk des burgenländischen Autors Siegmund Kleinl, der in der Literaturwissenschaft bisher kaum Beachtung gefunden hat. Ziel ist es, Kleinls Poetik zu analysieren und sein Schaffen im Kontext seiner theoretischen Überlegungen zu verstehen. Es werden drei seiner wichtigsten Werke, "TextKörper", "Tugend" und "DorfMale", im Detail betrachtet.
- Analyse der Poetik von Siegmund Kleinl
- Untersuchung der narrativen Strukturen in seinen Werken
- Einordnung von Kleinls Werk in den Kontext der zeitgenössischen Literatur
- Bedeutung von Sprache und Erzählen in Kleinls Texten
- Rezeption und Wirkung von Kleinls Werk
Zusammenfassung der Kapitel
1. Vorwort: Das Vorwort bietet einen kurzen Überblick über die Arbeit und ihre Zielsetzung. Es wird die Bedeutung der Erforschung von Kleinls Werk hervorgehoben und die Methodik der Analyse skizziert.
2. Biographisches: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über das Leben und Werk von Siegmund Kleinl. Es werden wichtige Stationen seiner Biografie und seine bisherigen Veröffentlichungen vorgestellt, um einen Kontext für seine literarische Arbeit zu schaffen. Die Darstellung konzentriert sich auf jene Aspekte seines Lebens, die seine literarische Produktion beeinflusst haben.
3. TextKörper - Kleinls Poetik: Dieses Kapitel ist dem zentralen Werk "TextKörper" gewidmet und analysiert dessen poetische Konzepte. Es untersucht die spezifischen Erzähltechniken, die sprachliche Gestaltung und die thematischen Schwerpunkte des Romans. Die Analyse beleuchtet die Abkehr von der Mimesis und die Betonung der Autonomie des Erzählens. Dabei werden die "Male" als zentrales Element der Poetik herausgearbeitet und im Kontext der Intertextualität und Metafiktion diskutiert. Kleinls Verhältnis zu philosophischen Denkern wie Derrida wird ebenfalls thematisiert, um seine literaturtheoretische Positionierung zu verdeutlichen. Schließlich wird der Einfluss der Essaytheorie auf "TextKörper" untersucht.
4. Kleinls literarisches Schaffen im Kontext seiner Poetik: In diesem Kapitel werden drei weitere Werke Kleinls, "Tugend", "DorfMale" und "Eine Welt. Mit Teilungen", im Lichte der im vorherigen Kapitel entwickelten Poetik interpretiert. Die Analyse umfasst detaillierte Textanalysen, die die spezifischen Erzählstrukturen, sprachlichen Mittel und thematischen Schwerpunkte jedes einzelnen Werkes untersuchen. Dabei werden die jeweiligen Werke in Beziehung zu "TextKörper" gesetzt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Kleinls literarischem Schaffen aufzuzeigen. Die Kapitel integrieren Exkurse, welche die Werke in den Kontext der Erzähltheorie und Rezeption einordnen. Die Zusammenfassung jedes Unterkapitels fasst dessen Kernpunkte prägnant zusammen.
5. Die Welt des Siegmund Kleinl: Dieses Kapitel bietet einen Einblick in die Welt des Autors, ergänzt durch ein Interview, welches seine Inspirationen und sein Schreibverständnis aufzeigt. Der Abbildungsteil visualisiert diese Welt und bietet zusätzliche Einblicke in die Persönlichkeit und das Umfeld Kleinls.
Schlüsselwörter
Siegmund Kleinl, burgenländische Literatur, Poetik, Textanalyse, Erzähltheorie, Mimesis, Metafiktion, Intertextualität, Sprache, Roman, Essaytheorie, Derrida, Rezeption, "TextKörper", "Tugend", "DorfMale", "Eine Welt. Mit Teilungen".
Häufig gestellte Fragen zu Siegmund Kleinls Werk
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert das literarische Werk des burgenländischen Autors Siegmund Kleinl, der in der Literaturwissenschaft bisher wenig Beachtung gefunden hat. Der Fokus liegt auf der Analyse seiner Poetik und der Einordnung seines Schaffens in den Kontext seiner theoretischen Überlegungen. Drei seiner Hauptwerke – "TextKörper", "Tugend" und "DorfMale" – werden detailliert untersucht.
Welche Werke von Siegmund Kleinl werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf drei zentrale Werke Kleinls: "TextKörper", "Tugend" und "DorfMale". Zusätzlich wird "Eine Welt. Mit Teilungen" behandelt. Die Analyse dieser Werke erfolgt im Kontext von Kleinls Poetik.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist es, Kleinls Poetik zu analysieren und sein literarisches Schaffen im Lichte seiner theoretischen Ansätze zu verstehen. Es geht darum, seine narrativen Strukturen, seine sprachliche Gestaltung und die thematischen Schwerpunkte seiner Werke zu untersuchen und im Kontext der zeitgenössischen Literatur einzuordnen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt eine Reihe von Themen, darunter die Analyse von Kleinls Poetik, die Untersuchung der narrativen Strukturen in seinen Werken, die Einordnung seines Werks in die zeitgenössische Literatur, die Bedeutung von Sprache und Erzählen in seinen Texten sowie die Rezeption und Wirkung seines Werks. Konkrete Aspekte wie Mimesis, Metafiktion, Intertextualität und der Einfluss von Denkern wie Derrida werden ebenfalls analysiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Ein Vorwort, ein biographisches Kapitel über Siegmund Kleinl, ein Kapitel zur detaillierten Analyse von "TextKörper" und seiner Poetik, ein Kapitel zur Analyse von "Tugend", "DorfMale" und "Eine Welt. Mit Teilungen" im Kontext der zuvor etablierten Poetik, und ein abschließendes Kapitel mit einem Interview und Abbildungen, das Einblicke in die Welt des Autors gewährt.
Welche Methoden werden verwendet?
Die Arbeit verwendet textanalytische Methoden, um Kleinls Poetik und seine Werke zu untersuchen. Die Analyse umfasst detaillierte Textanalysen der narrativen Strukturen, der sprachlichen Mittel und der thematischen Schwerpunkte. Es werden Vergleiche zwischen den einzelnen Werken angestellt und Exkurse zu relevanten literaturtheoretischen und philosophischen Kontexten eingefügt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Siegmund Kleinl, burgenländische Literatur, Poetik, Textanalyse, Erzähltheorie, Mimesis, Metafiktion, Intertextualität, Sprache, Roman, Essaytheorie, Derrida, Rezeption, "TextKörper", "Tugend", "DorfMale", "Eine Welt. Mit Teilungen".
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält Zusammenfassungen jedes Kapitels, welche die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse prägnant darstellen. Diese Zusammenfassungen erleichtern das Verständnis der einzelnen Kapitel und deren Zusammenhänge.
- Arbeit zitieren
- Mag. Manuel Marold (Autor:in), 2007, Der burgenländische Autor Siegmund Kleinl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112443