1977 erhielt Woody Allen für seinen Film „Annie Hall“ (Der Stadtneurotiker, 1977) einen
Oscar für „Beste Regie“ und „Bestes Drehbuch“. Im Vergleich zu seinen Vorgängern wie
„Take the money and run“ (Woody, der Unglücksrabe, 1969), „Bananas“ (1971) oder „Love
and Death“ (Die letzte Nacht des Boris Gruschenko, 1975) war „Annie Hall“ erstmals frei von
Klamauk und Überzogenheiten und arbeitete mit „echten“ Charakteren, wobei die
Erzählweise noch immer komisch blieb. Im Jahr darauf verblüffte Allen Kritiker und
Publikum mit „Interiors“ (Innenleben, 1978), einem durchgehend ernsten und an Ingmar
Bergman angelehnten Film. Während „Manhattan“ (1979) im Jahr darauf wieder komisch
war, so lässt sich doch eine weitere Entwicklung feststellen. Die Komik entsteht durch
Charaktere, die unfähig sind ihr Leben in den Griff zu bekommen. Der Zuschauer kann nun
über Allen lachen, ohne das jemand seine Brille zertreten muss, wie es noch bei „Take the
money and run“ der Fall war. Diese Tendenz verfolgte Allen auch in den nächsten sieben
Filmen, unter anderem „Stardust Memories“ (1980), „Zelig“ (1983), der durchaus traurige
Züge hat, „The Purple Rose of Cairo“ (1985) oder „Hannah and her Sisters“ (Hannah und ihre
Schwestern, 1986) für den Allen seinen zweiten Drehbuchoscar erhielt. Danach drehte Allen
mit „September“ (1987) und „Another Women“ (Eine andere Frau, 1988) erneut zwei ernste
Filme, ehe er diese beiden Elemente in „Crimes and Misdemeanors“ (Verbrechen und andere
Kleinigkeiten, 1989) erstmals zusammen verwendete und zwar nicht, indem er sie
miteinander kombinierte, sondern sie völlig unabhängig nebeneinander laufen lies.
Im Zentrum des tragischen Handlungsrahmes steht der erfolgreiche Augenarzt Judah
Rosenthal, gespielt von Martin Landau, ein Mann, der „sehr erfolgreich war. Er hatte alles.1“,
wie sich die Figur zu Ende des Films selbst charakterisiert. Judah ist verheiratet, hat eine
Tochter die bald heiraten wird und eine sehr erfolgreiche Praxis. Durch Zufall lernt er die
Flugbegleiterin Dolores Paley, genannt Del, kennen, mit der er ein Verhältnis anfängt. Als
Judah das Verhältnis beenden will, droht Del damit seiner Frau Miriam alles zu erzählen und
damit sein Leben zu vernichten. Judah wendet sich in seiner Verzweiflung an seinen Bruder
Jack, ein Verbrecher, um Del zu beseitigen – die einzige Lösung die Judah aus seiner Misere
sieht.
Inhaltsverzeichnis
- Die Verbindung aus Tragik und Komik
- Judah Rosenthal: Der tragische Handlungsrahmen
- Clifford Stern: Die komische Handlung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert die Verbindung von Tragik und Komik in Woody Allens Film "Verbrechen und andere Kleinigkeiten". Die Untersuchung konzentriert sich auf die parallelen Handlungsstränge und ihre jeweiligen Charaktere, um die filmische Technik Allens zu beleuchten und die Wirkung dieser ungewöhnlichen Kombination zu ergründen.
- Parallele Erzählstränge: Tragik und Komik
- Charakterentwicklung und -kontraste
- Die Rolle der Moral und des Gewissens
- Die filmische Darstellung von Beziehungen
- Komik als Mittel der Distanzierung und des Überlebens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Verbindung aus Tragik und Komik: Der Essay untersucht Woody Allens Film "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" und analysiert die einzigartige Verbindung von tragischen und komischen Elementen. Es wird gezeigt, wie Allen diese Elemente nicht vermischt, sondern parallel nebeneinander laufen lässt, um unterschiedliche Perspektiven auf Moral, Beziehungen und das Leben zu präsentieren. Die Analyse konzentriert sich auf die Hauptcharaktere Judah Rosenthal und Clifford Stern und ihre jeweiligen Handlungsstränge. Der Essay beleuchtet Allens Entwicklung als Filmemacher und wie er von Slapstick-Komödien zu komplexeren Werken mit ernsten Themen übergegangen ist. Die Untersuchung der filmischen Mittel wie Kameraführung, Schnitt und Musik wird ebenfalls berücksichtigt, um die Wirkung der Verbindung von Tragik und Komik zu verstehen.
Judah Rosenthal: Der tragische Handlungsrahmen: Dieser Abschnitt beschreibt detailliert den tragischen Handlungsverlauf um den Augenarzt Judah Rosenthal. Der Essay analysiert Judahs scheinbar perfektes Leben, das durch eine Affäre und die anschließende Bedrohung durch seine Geliebte ins Wanken gerät. Judahs moralische Konflikte, seine Verzweiflung und sein letztendlicher Rückgriff auf kriminelle Mittel werden ausführlich dargestellt. Die Rolle des Gewissens, repräsentiert durch seinen Bruder Jack und den Priester Ben, wird herausgestellt und die Bedeutung von Judahs religiöser Erziehung wird im Kontext seiner moralischen Entscheidungen beleuchtet. Die Schlüsselszene des Mordes an Del und die anschließenden Schuldgefühle Judahs werden im Detail erörtert, wobei die Bedeutung der Schubert-Musik hervorgehoben wird. Der Abschnitt zeigt, wie Allens Film die zerstörerische Kraft von Geheimnissen und die moralische Ambivalenz menschlichen Handelns darstellt.
Clifford Stern: Die komische Handlung: Der Abschnitt fokussiert auf die komische Handlungslinie um den Dokumentarfilmer Clifford Stern, die parallel zur Tragödie von Judah Rosenthal verläuft. Der Essay untersucht Cliffs berufliche und private Probleme, insbesondere sein unkonventionelles Verhältnis zu Lester und seine Romanze mit Halley. Die Komik resultiert aus Cliffs Unfähigkeit, im Leben erfolgreich zu sein und aus seinen missglückten Versuchen, mit seinen idealistischen Überzeugungen in Einklang zu leben. Die Beziehung zu seiner Frau Wendy und der Konflikt zwischen seinen persönlichen Wünschen und der Realität werden analysiert. Der Essay zeigt, wie Allen die komischen Elemente einsetzt, um eine Distanz zum tragischen Handlungsstrang zu schaffen und gleichzeitig die Parallelen zwischen beiden Handlungssträngen aufzuzeigen. Allens Gebrauch von Filmen innerhalb des Films als Übergangsmittel und erzählerisches Element wird hier auch diskutiert.
Schlüsselwörter
Woody Allen, Verbrechen und andere Kleinigkeiten, Tragik, Komik, Parallelerzählung, Moral, Gewissen, Beziehungen, Charakterentwicklung, Filmanalyse
Häufig gestellte Fragen zu "Verbrechen und andere Kleinigkeiten": Eine Filmanalyse
Was ist der Fokus dieser Filmanalyse?
Diese Analyse untersucht die einzigartige Verbindung von Tragik und Komik in Woody Allens Film "Verbrechen und andere Kleinigkeiten". Sie konzentriert sich auf die parallelen Handlungsstränge um Judah Rosenthal und Clifford Stern, um Allens filmische Technik und die Wirkung dieser ungewöhnlichen Kombination zu beleuchten.
Welche Themen werden in der Analyse behandelt?
Die Analyse behandelt Themen wie parallele Erzählstränge, Charakterentwicklung und -kontraste, die Rolle der Moral und des Gewissens, die filmische Darstellung von Beziehungen und die Funktion von Komik als Mittel der Distanzierung und des Überlebens. Die filmischen Mittel wie Kameraführung, Schnitt und Musik werden ebenfalls berücksichtigt.
Wie sind die Kapitel der Analyse aufgebaut?
Die Analyse besteht aus drei Hauptkapiteln: Das erste Kapitel untersucht die allgemeine Verbindung von Tragik und Komik im Film. Das zweite Kapitel konzentriert sich auf den tragischen Handlungsstrang um Judah Rosenthal, seine moralischen Konflikte und die Folgen seiner Handlungen. Das dritte Kapitel analysiert den komischen Handlungsstrang um Clifford Stern, seine Probleme und seine Rolle im Kontext der Tragödie.
Wer sind die Hauptcharaktere der Analyse?
Die Hauptcharaktere der Analyse sind Judah Rosenthal, ein Augenarzt, dessen scheinbar perfektes Leben durch eine Affäre ins Wanken gerät, und Clifford Stern, ein Dokumentarfilmer mit beruflichen und privaten Problemen. Ihre parallelen Handlungsstränge bilden den Kern der Analyse.
Wie wird die Komik im Film eingesetzt?
Die Komik dient als Mittel der Distanzierung zum tragischen Handlungsstrang, ermöglicht aber gleichzeitig die Darstellung von Parallelen zwischen beiden Handlungslinien. Sie entsteht aus Cliffs Unfähigkeit, im Leben erfolgreich zu sein und aus seinen missglückten Versuchen, mit seinen Überzeugungen in Einklang zu leben.
Welche Rolle spielt die Moral im Film?
Die Moral und das Gewissen spielen eine zentrale Rolle. Judahs moralische Konflikte und sein Ringen mit Schuldgefühlen stehen im Vordergrund des tragischen Handlungsstrangs. Der Kontrast zu Cliffs eher unkonventionellem Lebensstil verdeutlicht die verschiedenen Facetten moralischer Entscheidungen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Analyse am besten?
Schlüsselwörter sind: Woody Allen, Verbrechen und andere Kleinigkeiten, Tragik, Komik, Parallelerzählung, Moral, Gewissen, Beziehungen, Charakterentwicklung, Filmanalyse.
Welche Ziele verfolgt die Analyse?
Die Analyse zielt darauf ab, die filmische Technik Woody Allens zu beleuchten und die Wirkung der ungewöhnlichen Kombination von Tragik und Komik in "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" zu ergründen. Sie untersucht, wie Allen unterschiedliche Perspektiven auf Moral, Beziehungen und das Leben präsentiert.
Für wen ist diese Analyse gedacht?
Diese Analyse ist für alle gedacht, die sich für Woody Allens Film "Verbrechen und andere Kleinigkeiten", Filmanalyse und die Verbindung von Tragik und Komik im Film interessieren. Sie ist insbesondere für akademische Zwecke konzipiert.
- Arbeit zitieren
- Marco Schneider (Autor:in), 2008, Die Verbindung aus Tragik und Komik in "Vebrechen und andere Kleinigkeiten" von Woody Allen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112481