Übertragungen von Sportereignissen erfreuen sich eines immensen Publikuminteresses. Die Vorrundenbegegnung Deutschland gegen Kamerun der Fußballweltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea verfolgten trotz der ungünstigen Tageszeit, werktags um 13.30 Uhr, fast 16 Millionen Deutsche im Fernsehen (vgl. WAGNER 2002).
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ARD und ZDF zahlten umgerechnet fast 130 Millionen Euro für das Recht, ihren Zuschauern/-innen zumindest die wichtigsten Spiele der Fußball WM 2002 in Japan und Südkorea live präsentieren zu können (vgl. OTT 2002). Es bedurfte langwieriger Verhandlungen sowie der Intervention von Bundeskanzler Gerhard Schröder, um die Ausstrahlung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu gewährleisten, da die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sich nicht in der Lage sahen, die geforderten Summen aufzubringen (vgl. MAGENHEIM 2001). Die übrigen Spiele waren lediglich für die Abonnenten von Kirchs Pay-TV-Sender Premiere zugänglich. In anderen Staaten Europas ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. In Großbritannien beispielsweise gab es ebenfalls intensive Verhandlungen vor dem Verkauf der Übertragungsrechte für die Fußball-Weltmeisterschaft 2002 an die Fernsehsender. Die britische Regierung bestand darauf, dass alle Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sind. Sie berief sich damit auf ihre nationale Schutzliste, in der die Weltmeisterschaft als »Ereignis von nationaler Bedeutung« 1996 im Rundfunkgesetz verankert wurde und somit komplett von den gebührenfreien Sendern übertragen werden muss (vgl. BEBBER 2001).
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Diese Diplomarbeit soll Aufschluss darüber geben, welche Aspekte der TV-Vermarktung von sportlichen Großereignissen innerhalb der europäischen Wettbewerbspolitik berücksichtigt werden müssen.
Im Vordergrund steht zunächst die Frage, welche Konflikte bei der Vermarktung von TV-Übertragungsrechten von Sportveranstaltungen im Kontext europäischer Wettbewerbspolitik entstehen. Darauf aufbauend wird erörtert, welche Aspekte bei einer einheitlichen Sport- und Wettbewerbspolitik in Europa berücksichtigt werden müssen und abschließend die Alternativen und möglichen Konsequenzen einer europäischen Lösung der Konflikte dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Rechtsgrundlagen zur Europäischen Sportpolitik
- 2.1 Das EU-Recht
- 2.2 Das EU Recht und der Sport
- 2.3 Das EU Recht und die Fernsehübertragungsrechte im Sport
- 2.3.1 Die Zentralvermarktung von Fernsehübertragungsrechten
- 2.3.2 Exklusivrechte
- 2.3.3 Europäische Sportpolitik im Bereich »Sport und Fernsehen«
- 2.4 Zusammenfassung
- 3 Besondere Merkmale der Märkte im Sport
- 3.1 Die gesellschaftliche Funktion des Sports
- 3.2 Die Organisationsstruktur des Sports
- 3.3 Die Kommerzialisierung des Sports
- 3.4 Merkmale von Sportveranstaltungen
- 3.4.1 Die Angebots- und Nachfragestruktur von Sportveranstaltungen
- 3.4.2 Einflussfaktoren der Nachfrage
- 3.4.2.1 Qualitative Determinanten
- 3.4.2.2 Ökonomische und soziodemographische Determinanten
- 3.4.2.3 Popularität einer Sportart
- 3.5 Zusammenfassung
- 4 Die Entwicklung des TV-Marktes in Europa
- 4.1 Einführung des dualen Systems
- 4.2 Das digitale Fernsehsystem
- 4.3 Die Relevanz von Sportveranstaltungen innerhalb der Entwicklung des TV-Marktes
- 4.4 Zusammenfassung
- 5 Wechselseitige Einflussnahme von Sport und Fernsehen
- 5.1 Die Entwicklung der Märkte für Fernsehsportrechte
- 5.1.1 Die Sportrechteagenturen
- 5.1.2 Die Auswirkungen der Entwicklung des Sportrechtemarkt auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen
- 5.1.3 Auswirkungen der Entwicklung des Sportrechtemarktes auf den Sport
- 5.2 Die Vermarktung von Fernsehübertragungsrechten als Konfliktfeld innerhalb der Wettbewerbspolitik am Beispiel Fußball
- 5.2.1 Die Zentralvermarktung unter wettbewerbsrechtlichen Aspekten
- 5.2.1.1 Argumente für die Freistellung vom Kartellverbot
- 5.2.1.2 Argumente gegen eine Freistellung vom Kartellverbot
- 5.2.2 Die exklusive Vergabe von Fernsehrechten
- 5.2.2.1 Dauer und Art der Exklusivverträge
- 5.2.2.2 Exklusivverträge im Konflikt mit dem freien Zugang auf Information
- 5.3 Zusammenfassende Gegenüberstellung der positiven und negativen Auswirkungen der wirtschaftlichen Beziehung zwischen Fernsehen und Sport mit Blick auf die aktuelle Situation
- 6 Zusammenfassung
- 7 Relevante Aspekte der TV-Vermarktung von Sportveranstaltungen im Hinblick auf eine einheitliche Sport- und Wettbewerbspolitik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Vermarktung von Fernsehübertragungsrechten von Sportveranstaltungen im Kontext der europäischen Wettbewerbspolitik. Sie analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen und die wirtschaftlichen Aspekte der Sportrechtevermarktung sowie die wechselseitigen Einflüsse zwischen Sport und Fernsehen.
- Europäische Sportpolitik und Fernsehübertragungsrechte
- Die Kommerzialisierung des Sports und die Entwicklung des TV-Marktes
- Wechselseitige Einflussnahme von Sport und Fernsehen
- Die Vermarktung von Fernsehübertragungsrechten als Konfliktfeld innerhalb der Wettbewerbspolitik
- Relevante Aspekte der TV-Vermarktung von Sportveranstaltungen im Hinblick auf eine einheitliche Sport- und Wettbewerbspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema der Diplomarbeit ein und skizziert den aktuellen Forschungsstand. Kapitel 2 analysiert die Rechtsgrundlagen der Europäischen Sportpolitik, insbesondere im Hinblick auf das EU-Recht und die Fernsehübertragungsrechte im Sport. Kapitel 3 untersucht die besonderen Merkmale der Märkte im Sport, darunter die gesellschaftliche Funktion des Sports, die Organisationsstruktur, die Kommerzialisierung und die Merkmale von Sportveranstaltungen. Kapitel 4 beleuchtet die Entwicklung des TV-Marktes in Europa, insbesondere die Einführung des dualen Systems und das digitale Fernsehsystem. Kapitel 5 beleuchtet die wechselseitige Einflussnahme von Sport und Fernsehen, insbesondere die Entwicklung der Märkte für Fernsehsportrechte, die Sportrechteagenturen und die Auswirkungen der Entwicklung des Sportrechtemarktes auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen und den Sport. Kapitel 5.2 analysiert die Vermarktung von Fernsehübertragungsrechten als Konfliktfeld innerhalb der Wettbewerbspolitik am Beispiel Fußball, insbesondere die Zentralvermarktung und die exklusive Vergabe von Fernsehrechten. Kapitel 6 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Implikationen für die Zukunft.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der europäischen Sportpolitik, der Vermarktung von Fernsehübertragungsrechten, der Kommerzialisierung des Sports, der Entwicklung des TV-Marktes, der wechselseitigen Einflussnahme von Sport und Fernsehen, sowie den wettbewerbsrechtlichen Aspekten der Sportrechtevermarktung. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit Themen wie Zentralvermarktung, Exklusivrechten, Sportrechteagenturen, öffentlich-rechtlichem Fernsehen, und der aktuellen Situation der Sportrechtevermarktung im Kontext der europäischen Wettbewerbspolitik.
- Arbeit zitieren
- Andrea Mersch (Autor:in), 2002, Vermarktung der TV-Übertragungsrechte im Kontext europäischer Wettbewerbspolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11250