Kurz vor dem Krieg von 1948 und der Gründung des Staates Israels wohnten fast
zwei Millionen Personen innerhalb der Grenzen des Palästinensischen Mandats (zwei
Drittel davon waren palästinensische Araber und ein Drittel Juden). Die große Mehrheit
der Palästinenser (fast 940 000) und fast alle der Juden wohnten in den Gebieten, die den
Staat Israel bildeten.
Am Ende des Krieges sind nur ungefähr 10 bis 12 Prozent1 der Araber in den
Gebieten geblieben, die unter israelischer Kontrolle waren. Das war die Konsequenz von
Vertreibungen und starken Flüchtlingsströmen. Nach dem Krieg wurden sie israelische
Bürger, und deshalb sind sie im Vergleich zu den anderen Palästinensern auseinander zu
halten.
Am Ende des Krieges waren sie in drei geographische Zonen konzentriert und
wohnen heute noch vorwiegend in diesen Gebieten. Diese stellen das Galiläa (ungefähr
60 Prozent), die Region des Dreiecks (etwa 20 Prozent), und die südliche Region von Al-
Naquab (10 Prozent) dar. Die zehn übrige Prozent wohnen in den Mischstädten des
Küstenflachlands2.
Seit fünfzig Jahren haben sie vor allem in den Gebieten der Demographie, der
Wirtschaft, der Politik, der Gesellschaft und der Kultur eine Entwicklung erlebt.
Es gab eine bedeutungsvolle demographische Entwicklung. Im Jahr 2000 hatte
der Staat Israels zusammen mit den Juden der Siedlungen 6,1 Millionen Einwohner. 1948
blieben 156 000 Araber in Israel, und bilden jetzt fast 1 Million (948 000, d.h. 16 Prozent
der israelischen Bevölkerung), obwohl es fast keine Einwanderung gab (d.h. dies geschah
nur mit einem naturellen Wachstum von 3,5 Prozent pro Jahr)3.
Heute stellen diese arabischen Bürger Israels die sogenannte "Sechste Million"
dar. Deshalb kann die Frage gestellt werden inwiefern sie einen Einfluss auf die Politik
Israels im israelisch-arabischen Konflikt ausüben können.
Aber die Zukunft dieser Minderheit gehört nicht zu den Fragen, um die es in der
Tagesordnung der israelisch-palästinensischen Verhandlungen geht. Sie ist auch kein Gegenstand der Debatte, weil im allgemeinen anerkannt ist, dass sie innerhalb des Staates
als israelische Bürger bleiben werden und ihr Schicksal als Frage der Innenpolitik Israels
zu betrachten ist. [...]
1 Die Quellen widersprechen sich hier: Ghanem spricht von 10 Prozent, Kodmani-Darwish von 12 Prozent.
2 Ghanem, S. 2.
3 Daten gefunden in INED, "Population et Sociétés".
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- I. DIE ARABISCHEN BÜRGER ISRAELS UND DIE PALÄSTINENSER DER DIASPORA UND DER BESETZTEN GEBIETE: UNTERSCHIEDE
- II. DER POLITISIERUNGSVORGANG
- III. DIE VERSCHIEDENEN POLITISCHEN STRÖMUNGEN..
- SCHLUSS
- ANHANG..
- LITERATURVERZEICHNIS.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit den arabischen Bürgern Israels und ihrer Geschichte, ihrer Rolle im israelisch-arabischen Konflikt und ihrer Beziehung zu den Palästinensern der Diaspora und der besetzten Gebiete.
- Die demographische Entwicklung der arabischen Bürger Israels seit 1948.
- Die politischen und sozialen Unterschiede zwischen den arabischen Bürgern Israels und den Palästinensern der Diaspora und der besetzten Gebiete.
- Der Prozess der Politisierung der arabischen Bürger Israels und die Entwicklung eines eigenen politischen Bewusstseins.
- Die Auswirkungen des israelisch-arabischen Konflikts auf die arabischen Bürger Israels.
- Die Rolle der arabischen Bürger Israels in der Suche nach einer Lösung des israelisch-arabischen Konflikts.
Zusammenfassung der Kapitel
EINLEITUNG
Die Einleitung stellt die arabischen Bürger Israels als eine eigenständige Gruppe innerhalb der palästinensischen Bevölkerung vor und beschreibt ihre Situation nach dem Krieg von 1948. Die Einleitung beleuchtet die demographische Entwicklung der arabischen Bürger Israels und stellt die Frage nach ihrem Einfluss auf die Politik Israels.
I. DIE ARABISCHEN BÜRGER ISRAELS UND DIE PALÄSTINENSER DER DIASPORA UND DER BESETZTEN GEBIETE: UNTERSCHIEDE
Dieses Kapitel analysiert die Unterschiede zwischen den arabischen Bürgern Israels und den Palästinensern der Diaspora und der besetzten Gebiete in Bezug auf ihre Erfahrungen, Identitäten und politischen Einstellungen. Es wird die Entwicklung eines eigenen Existenzrechts bei den arabischen Bürgern Israels im Gegensatz zu den Palästinensern der besetzten Gebiete hervorgehoben, die stark vom Exil und dem Widerstand geprägt sind.
II. DER POLITISIERUNGSVORGANG
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Prozess der Politisierung der arabischen Bürger Israels. Es beschreibt die Schwierigkeiten bei der Bildung einer neuen politischen Elite nach dem Krieg und die Entwicklung eines eigenen politischen Bewusstseins, das durch verschiedene Ereignisse wie den Krieg von 1967, die Intifada und den Friedensprozess geprägt wurde.
Schlüsselwörter
Arabische Bürger Israels, Palästinenser, israelisch-arabischer Konflikt, Politisierung, Identität, Diaspora, Besetzte Gebiete, Existenzrecht, Widerstand, Integration.
- Quote paper
- Patrick Nitsch (Author), 2002, Die arabischen Bürger Israels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11261