1.1 Was sind Partikeln? Partikeln sind eine „synsemantische Wortart ohne Formveränderung und nahezu ohne eigene Bedeutung“ (LST, 182). Sie stehen einerseits für unflektierbare Wörter im Allgemeinen, also z.B. Adverbien, Präpositionen und Konjunktionen, aber auch für rangverleihende Wortart mit unterstreichender oder einschränkender Funktion. Für Helbig (19ff.) stellen sie eine eigene Wortklasse unter den unflektierbaren Wortarten dar. Dabei können sie nicht als selbständige Satzglieder stehen und können folglich auch nicht erfragt werden. Partikeln können in der Regel weggelassen werden, ohne den Sinngehalt des Satzes zu verändern. Sie modifizieren eine Äußerung, ohne zum Wahrheitswert der Aussage beizutragen. Helbig unterteilt die Partikeln in neun Subklassen, von denen in der Folge drei von Bedeutung sein werden: [...] Das Wort ja erfährt in der gesprochenen Sprache einen häufigen Gebrauch. Dabei wird es allerdings in den seltensten Fällen in seiner eigentlichen Bedeutung benutzt, nämlich als „zustimmende Antwort auf eine Entscheidungsfrage“ (Universalwörterbuch, 849), sondern erhält anderweitige kommunikative Funktionen (Burkhardt, 337). Diese möglichen Funktionen sollen im Rahmen der Hausarbeit näher betrachtet werden. Zur Bestimmung dieser Funktion ist oftmals der situative Kontext notwendig. Aus diesem Grund wird die Untersuchung an Hand zweier Kapitel (Kapitel 7, Kapitel 23) aus Else Buschheuers Roman „Ruf! Mich! An!“ durchgeführt. 1.3 Begründung für den Roman „Ruf! Mich! An!“ ist ein moderner Großstadtroman, der das Leben einer Berliner Großstädterin skizziert. Durch die Projektion von Umgangssprache in die Schriftsprache und der häufigen Verwendung direkter Rede finden sich in dem Werk eine Vielzahl von Partikeln wieder, so dass sich der Roman für eine Untersuchung des Partikelngebrauches und deren Bedeutung anbietet. 1.4 Klassifikationsversuche der Partikel ja [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Was sind Partikeln?
- 1.2 Warum die Partikel ja?
- 1.3 Begründung für den Roman
- 1.4 Klassifikationsversuche der Partikel ja
- 1.5 Die Grundlage der Untersuchung: Klassifikation nach Helbig
- 2. Untersuchung der Partikelbedeutung, Kapitel 7
- 2.1 „Das ist ja überhaupt die hinterfotzigste Art, sich zu melden!“ (Buschheuer, 30)
- 2.2 „Ah-ja! Toll!“ (Buschheuer, 31)
- 2.3 „Da kann ja jeder kommen! Das wäre ja noch schöner!“ (Buschheuer, 31)
- 2.4 „Jaja.“ (Buschheuer, 31)
- 2.5 „Wenn du nicht da bist, dann habe ich das Bett ja sogar für mich allein“ (Buschheuer, 31)
- 2.6 „Bleib mal kurz dran, ja?“ (Buschheuer, 31)
- 2.7 „Ja, Paprika.“ (Buschheuer, 32)
- 2.8 „Ich habe ja nichts gegen Raucher, aber wenn eine aus jeder Pore nach Nikotin…“ (Buschheuer, 32)
- 3. Untersuchung der Partikelbedeutung, Kapitel 22
- 3.1 „Da kann ja jeder kommen!“ (Buschheuer, 82)
- 3.2 „Ja genau.“ (Buschheuer, 82)
- 3.3 „er kann dessen belehrende Art nicht leiden, ja, er verachtet ihn seines enzyklopädischen Wissens wegen.“ (Buschheuer, 82)
- 3.4 „Tsss! Da kann ja jeder kommen!“ (Buschheuer, 83)
- 3.5 „es mag ja irgendwo ein Licht brennen, aber es ist niemand zu Hause.“ (Buschheuer, 83)
- 3.6 „‚Jaja‘, stichele ich, ‚Blonde Frauen fließen den Männern wie Gift durch die Adern.‘“ (Buschheuer, 85)
- 3.7 „‚Tja, Muschilein‘, sage ich leise.“ (Buschheuer, 85)
- 4. Ergebnis der Untersuchung
- 4.1 Benutzung der Partikeln
- 4.2 Vieldeutigkeit eines einzelnen vorkommenden ja
- 4.3 Klassifikation von Helbig nicht vollständig
- 4.4 Die Perfidie des ja
- 4.5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung der Partikel „ja“ in Else Buschheuers Roman „Ruf! Mich! An!“. Ziel ist es, die vielschichtigen kommunikativen Funktionen dieser Partikel anhand konkreter Beispiele aus dem Text zu analysieren und im Kontext verschiedener sprachlicher Situationen zu interpretieren. Dabei wird insbesondere auf die Grenzen bestehender Klassifikationsversuche eingegangen.
- Vielfältige Bedeutungsnuancen der Partikel „ja“
- Kontextualität der Partikelbedeutung
- Bewertung bestehender Klassifikationssysteme für Partikeln
- Analyse des Partikelgebrauchs in literarischen Texten
- Kommunikative Funktionen von Partikeln in der gesprochenen Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Dieses einleitende Kapitel definiert den Begriff „Partikel“ und begründet die Wahl der Partikel „ja“ als Untersuchungsobjekt aufgrund ihres häufigen und vielschichtigen Gebrauchs in der gesprochenen Sprache. Es werden verschiedene Klassifikationsversuche der Partikel „ja“ aus der Literatur vorgestellt, wobei die Arbeit von Helbig als Grundlage für die eigene Analyse dient. Der Roman „Ruf! Mich! An!“ wird als Untersuchungsgegenstand ausgewählt, da er durch seinen realistischen Sprachstil und die häufige Verwendung von Dialogen eine reiche Quelle für Beispiele des Partikelgebrauchs bietet.
2. Untersuchung der Partikelbedeutung, Kapitel 7: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Verwendungskontexte der Partikel „ja“ in Kapitel 7 des Romans. Die Beispiele reichen von verstärkenden („Das ist ja überhaupt die hinterfotzigste Art…“) über ironischen („Ah-ja! Toll!“) bis hin zu modalen („Da kann ja jeder kommen!“) Funktionen. Die Analyse zeigt, wie die Bedeutung von „ja“ stark kontextabhängig ist und nicht auf eine einzige Definition reduziert werden kann. Die Beispiele illustrieren die Fähigkeit der Partikel, Äußerungen abzuschwächen, zu verstärken oder ironisch zu konnotieren.
3. Untersuchung der Partikelbedeutung, Kapitel 22: Ähnlich wie Kapitel 2, analysiert dieses Kapitel den Gebrauch der Partikel „ja“ in Kapitel 22 des Romans. Auch hier wird die Vieldeutigkeit und Kontextabhängigkeit der Partikel deutlich. Die Beispiele belegen den Einsatz von „ja“ zur Verstärkung, zur Abschwächung, zur Ironie und zur Modulation von Aussagen. Der Vergleich mit den Beispielen aus Kapitel 7 zeigt sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede im Gebrauch der Partikel, abhängig von der jeweiligen sprachlichen Situation und dem Kontext der Handlung.
Schlüsselwörter
Partikel, ja, Bedeutung, Kontext, Klassifikation, Helbig, Buschheuer, „Ruf! Mich! An!“, Kommunikation, Umgangssprache, Literatur, Sprachwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen zu "Ruf! Mich! An!" - Analyse der Partikel "ja"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die vielschichtigen Bedeutungen und kommunikativen Funktionen der Partikel „ja“ im Roman „Ruf! Mich! An!“ von Else Buschheuer. Der Fokus liegt auf der Kontextualität der Partikelbedeutung und der Bewertung bestehender Klassifizierungssysteme.
Welche Kapitel werden im Detail untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf Kapitel 7 und Kapitel 22 des Romans. In diesen Kapiteln werden zahlreiche Beispiele für den Gebrauch der Partikel „ja“ in verschiedenen Kontexten untersucht und interpretiert.
Welche Aspekte der Partikel "ja" werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die vielfältigen Bedeutungsnuancen von „ja“, seine kontextuelle Abhängigkeit, die Grenzen bestehender Klassifikationssysteme (insbesondere die von Helbig) und den Gebrauch der Partikel in literarischen Texten und der gesprochenen Sprache. Die Analyse beleuchtet verstärkende, abschwächende, ironische und modale Funktionen der Partikel.
Welche Methode wird zur Analyse verwendet?
Die Analyse basiert auf der Auswertung konkreter Beispiele aus den ausgewählten Kapiteln des Romans. Die Interpretation der Partikelbedeutung erfolgt unter Berücksichtigung des jeweiligen sprachlichen Kontextes und der Handlungssituation. Die Arbeit vergleicht die gefundenen Ergebnisse mit bestehenden Klassifikationsversuchen und diskutiert deren Grenzen.
Welche Ergebnisse liefert die Untersuchung?
Die Untersuchung zeigt die hohe Vieldeutigkeit und Kontextabhängigkeit der Partikel „ja“. Sie bestätigt, dass die bestehenden Klassifizierungssysteme die Komplexität des Partikelgebrauchs nicht vollständig erfassen. Die Analyse verdeutlicht die „Perfidie des ja“, also seine Fähigkeit, Äußerungen auf subtile Weise zu beeinflussen und mehrdeutig zu gestalten.
Welche Klassifizierung von Partikeln dient als Grundlage?
Die Arbeit verwendet die Klassifizierung von Helbig als Ausgangspunkt für die eigene Analyse. Jedoch wird im Laufe der Untersuchung deutlich, dass diese Klassifizierung nicht alle Bedeutungsnuancen der Partikel „ja“ abdeckt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Partikel, ja, Bedeutung, Kontext, Klassifikation, Helbig, Buschheuer, „Ruf! Mich! An!“, Kommunikation, Umgangssprache, Literatur, Sprachwissenschaft.
Wo finde ich die detaillierte Analyse der einzelnen Beispiele?
Die detaillierte Analyse der einzelnen Beispiele aus Kapitel 7 und Kapitel 22 des Romans ist im Hauptteil der Arbeit enthalten (nicht in diesem Inhaltsverzeichnis).
Was ist das Fazit der Arbeit?
Die Arbeit zeigt die Bedeutung der Kontextualisierung bei der Analyse von Partikeln und die Grenzen bestehender Klassifizierungssysteme auf. Sie unterstreicht die Vielschichtigkeit und die kommunikative Wirkung der Partikel "ja" in der gesprochenen Sprache und in literarischen Texten.
- Arbeit zitieren
- Christoph Baldes (Autor:in), Jean-Claude Eichenseher (Autor:in), 2002, Bedeutungsuntersuchung der Partikel "ja" am Beispiel von Else Buschheuers "Ruf! Mich! An!", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112680