Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem Phänomen männlicher Jugendgewalt. Im Zentrum der Betrachtung sollen verschiedene (Delikt-) Strukturen jugendlicher Täterschaft stehen, welche anhand empirischer Erhebungen zu aktuellen Tatverdächtigenzahlen bei Jugendlichen dargestellt werden und im Folgenden als Basis dieser Arbeit dienen. Auf dieser Grundlage wird das Gewalthandeln von Jungen bzw. männlichen Jugendlichen näher beleuchtet, geschlechttypische Entwicklungsmerkmale aufgezeigt und daraus mögliche Erklärungen zum gewalttätigen Verhalten dargestellt bzw. abgeleitet...
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt dabei in der Auseinandersetzung mit der männlichen Sozialisation und Jugendgewalt sowie der Fragestellung, inwiefern sich männliche Identität durch Gewalt bildet..., diesbezüglich Theorie und Praxis gegenüberzustellen und zu vergleichen. Es wird somit der Versuch unternommen, mögliche Ursachen für männliches Gewaltverhalten im Praxisbezug und im dargestellten Einzellfall exemplarisch darzulegen und dem wissenschaftlichen Theorieansatz eine praktische Form zu geben.
Für die Beantwortung der aufgeworfenen Frage werden unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema gewählt, da es keine allgemeingültige wissenschaftliche Theorie für die Existenz von Jugendgewalt gibt, sondern es eine Vielzahl von Erklärungsansätzen in der Literatur zu finden sind. So werden ausgewählte Aspekte der Sozialisation bzw. Identitätsbildung von Jungen und jungen Männern in unserer Gesellschaft näher untersucht und diese mit den Darstellungen aus dem Fallbeispiel verglichen. Die daraus gezogenen Schlüsse werden in die Betrachtung für mögliche Ursachen und Erklärungen von männlicher Jugendgewalt herangezogen. Beide Theorieansätze sollen das Phänomen aus unterschiedlichen Perspektiven beschreiben und erklären sowie die Grundlage der Konstruktion möglicher Handlungsoptionen für die praktische Arbeit darstellen. Daneben sollen auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse mögliche Lösungsansätze und pädagogische Konsequenzen für die Jugendhilfe, den Professionellen in der Bewährungshilfe und der Jugendgerichtshilfe aufgezeigt bzw. gezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufbau der Arbeit
- 1 Das Phänomen männlicher Jugendgewalt im Spiegel der Statistik
- 1.1 Interpretation themenrelevanter Begriffe
- 1.1.1 Kriminalität und Jugendkriminalität
- 1.1.2 Jugend in der Jugendkriminalität
- 1.1.3 Jugend und Gewalt
- 1.2 Erscheinungsformen von Jugendkriminalität
- 1.2.1 Gewaltkriminalität
- 1.3 Begriff und Möglichkeiten kriminalstatistischer Analyse
- 1.4 Statistischer Exkurs
- 1.1 Interpretation themenrelevanter Begriffe
- 2 Theoretische Zugänge zur geschlechtsspezifischen Sozialisation
- 2.1 Begriffsbestimmungen
- 2.1.1 Sozialisation
- 2.1.2 Identität
- 2.2 Sozialisationsinstanzen und ihre Merkmale
- 2.2.1 Primäre Sozialisation - Familie
- 2.2.2 Sekundäre Sozialisation - Schule, Medien und peer-group
- 2.2.3 Tertiäre Sozialisation – Erwachsenensozialisation
- 2.3 Sozialisationstheoretische Einführung
- 2.4 Identitäts- und Ich-Entwicklung nach Erikson
- 2.4.1 Theorie des psychosozialen Modells der Entwicklung
- 2.4.2 Das Stufenmodell von Erikson
- 2.4.3 Resümee
- 2.4.4 Kritische Würdigung
- 2.5 Identität durch Gewalt nach Kersten
- 2.5.1 Soziale Interaktionen und hegemoniale Männlichkeit
- 2.5.2 Männlichkeitsentwürfe und ihr kultureller Bezug
- 2.5.3 Kriminalität vs. Männlichkeitsfunktion
- 2.5.4 Resümee
- 2.1 Begriffsbestimmungen
- 3 Fallbeispiel Alexander L.
- 3.1 Familiäre Situation
- 3.2 Schulische Situation, Ausbildung und Wehrdienst
- 3.3 Sozialverhalten
- 3.4 Delinquentes Verhalten
- 3.5 Auflagen und Weisungen aus dem Urteil gegen Alexander L.
- 4 Die Bedeutung der Theorien für die Identitätsentwicklung des Alexander L.
- 5 Macht jugendliche Gewalt Sinn?
- 6 Konsequenzen für Gesellschaft, Politik und Institutionen sozialer Hilfe und Kontrolle
- 6.1 Gesellschaftliche und politische Konsequenzen
- 6.2 Konsequenzen für die Sozialisationsinstanzen
- 6.3 Konsequenzen auf der individuellen Ebene
- 6.4 Konzepte zur Gewaltprävention in der Jungenarbeit
- 6.5 Intervention und Repressive Maßnahmen bei Jugendgewalt
- 6.6 Resümee
- 7 Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelor-Thesis befasst sich mit dem Phänomen männlicher Jugendgewalt und untersucht, inwiefern sich männliche Identität durch Gewalt bildet. Die Arbeit analysiert verschiedene (Delikt-) Strukturen jugendlicher Täterschaft und beleuchtet geschlechtsspezifische Entwicklungsmerkmale, um mögliche Erklärungen für gewalttätiges Verhalten zu finden.
- Analyse von Kriminalitätsstatistiken und deren Interpretation im Kontext von Jugendgewalt
- Untersuchung sozialisationstheoretischer Ansätze zur Erklärung von männlicher Identität und Gewalt
- Darstellung eines Fallbeispiels eines männlichen jugendlichen Gewaltstraftäters
- Beziehung zwischen Sozialisation, Identität und Gewalt im Fallbeispiel
- Entwicklung von Handlungsoptionen für die praktische Arbeit in der Jugendhilfe und Bewährungshilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema männliche Jugendgewalt ein und erläutert die Relevanz des Themas im gesellschaftlichen Kontext. Sie stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung von Gewalt für die männliche Identitätsbildung und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Kapitel 1 beleuchtet das Phänomen männlicher Jugendgewalt anhand von Kriminalitätsstatistiken. Es werden relevante Begriffe wie Kriminalität, Jugendkriminalität und Gewalt definiert und verschiedene Erscheinungsformen von Jugendkriminalität, insbesondere Gewaltkriminalität, dargestellt.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit theoretischen Zugängen zur geschlechtsspezifischen Sozialisation. Es werden zentrale Begriffe wie Sozialisation und Identität definiert und verschiedene Sozialisationsinstanzen (Familie, Schule, Medien, Peer-Group) und ihre Merkmale vorgestellt.
Kapitel 3 präsentiert ein Fallbeispiel eines männlichen jugendlichen Gewaltstraftäters, Alexander L., und beleuchtet seine familiäre Situation, schulische Entwicklung, sein Sozialverhalten und sein delinquentes Verhalten.
Kapitel 4 analysiert die Bedeutung der in Kapitel 2 vorgestellten Theorien für die Identitätsentwicklung von Alexander L. und untersucht, inwiefern die Theorien das gewalttätige Verhalten des Jugendlichen erklären können.
Kapitel 5 diskutiert die Frage, ob jugendliche Gewalt Sinn macht und welche Faktoren zur Entstehung von Gewalt beitragen können.
Kapitel 6 beleuchtet die Konsequenzen von Jugendgewalt für Gesellschaft, Politik und Institutionen sozialer Hilfe und Kontrolle. Es werden Handlungsoptionen für die Jugendhilfe, Bewährungshilfe und Jugendgerichtshilfe aufgezeigt und Konzepte zur Gewaltprävention in der Jungenarbeit vorgestellt.
Die Schlussbetrachtung fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen für die zukünftige Forschung und Praxis.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen männliche Jugendgewalt, Identitätsbildung, Sozialisation, Gewaltprävention, Jugendhilfe, Bewährungshilfe, Kriminalität, Jugendkriminalität, Geschlechtsspezifische Sozialisation, Fallbeispiel, Handlungsoptionen, Theorie und Praxis.
- Arbeit zitieren
- Thomas Schneider (Autor:in), 2008, Identitätsstiftung durch Gewalt? Ansätze einer Erklärung an einem Fallbeispiel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112715