Leseprobe
Gliederung
I. Einführung
II. Definition und Epidemiologie
III. Ursachen und Folgen
III.I Genetische Faktoren von Übergewicht
III.II Soziokulturelle Faktoren und Migrationshintergrund
III.III Psychosoziale Faktoren von Übergewicht
III.IV Folgen und Folgeerkrankungen
IV. Präventionsmaßnahmen
V. Diskussion und Fazit
VI. Literaturverzeichnis
I. Einführung
Adipositas ist derzeit ein sehr aktuelles Thema im Gesundheitssektor. Lebensbedrohliche Krankheiten und andere Folgen von Adipositas sind schwerwiegend. Daher gilt es, Übergewicht und Adipositas entgegenzuwirken.
Laut der KiGGs-Studie hat sich die Anzahl von übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren seit den 1980er und 1990er Jahren verdoppelt (Universitätsmedizin Leipzig, 2018). Ich jedoch habe mich auf Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahre begrenzt, da die Jugendlichen in diesem Zeitpunkt meiner Meinung nach am meisten verstehen, dass Übergewicht das Risiko für Folgen erhöht.
Übergewicht und Adipositas haben viele Ursachen, die ich im Verlauf meiner Arbeit ausführen werde. Zunächst werden die genetischen Faktoren beleuchtet. Die Genetik macht einen eher kleineren Grund für Übergewicht aus. Jedoch können Fehlangewohnheiten und Fehlverhalten der Eltern das Risiko für Übergewicht der Jugendlichen erhöhen. Oftmals beginnt dies schon in den jungen Jahren. Hauptursache von Übergewicht ist der soziale Status, durch den das grundlegende Gesundheitsverhalten oftmals nicht richtig von den Eltern gezeigt wird. Dabei spielt die Bildung, das soziale Umfeld und der Lebensstil eine Rolle, in der das Kind hineingeboren wird. Des Weiteren thematisiere ich Jugendliche mit Migrationshintergrund, da hier weitere Faktoren hinzukommen. Psychosoziale Faktoren sind ebenfalls ein wichtiger Punkt. Der Druck der Gesellschaft und Stress, der ein Hungergefühl im Körper auslöst, sind hierbei aussagend. In der Gesundheitsförderung ist das Thema Übergewicht präsent, aber noch nicht genug. 15 Prozent der Heranwachsenden leiden unter Übergewicht und dies ist durch noch strengere Präventionsmaßnahmen zu verhindern. In der Diskussion werde ich Präventionsmaßnahmen thematisieren, die die Ursachen zwar nicht komplett auflösen können. Jedoch bin ich der Meinung, dass diese sie stark vermindern können, solange sie konsequent durchgeführt werden.
II. Definition
Übergewicht und Adipositas werden von der Gesellschaft oftmals als das Gleiche definiert. Bei genauerer Betrachtung der Begriffe stellt sich dies jedoch als falsch heraus. Als Übergewicht bezeichnet man die Situation, in der das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße leicht erhöht ist. Der lateinische Begriff Adipositas ist definiert als eine Vermehrung der Körperfettmasse, die über das Normalmaß hinausgeht. Beide Begriffe werden durch den sogenannten Body Mass Index, kurz BMI, definiert (vgl. Sammet, 2016, S.18). Die Formel des BMI wurde von dem Belgier Adolphe Quetelet im 19. Jahrhundert entwickelt. Grund dafür war die Senkung der Norm im Auftrag der Regierung. Dies hatte zur Folge, dass Menschen, die zuvor einen normalen BMI hatten, über Nacht von der Regierung an einen niedrigeren BMI-Grenzwert angeglichen wurden und somit offiziell als fettleibig galten. Dem wollte Quetelet entgegenwirken und entwickelte eine mathematische Beschreibung des „Normalen“. Jahrzehnte später wurde diese mathematische Beschreibung von dem Amerikaner Ancelotti Keys entdeckt und ist seitdem der Maßstab für Übergewicht (vgl. Wewetzer, H., ta- gesspiegel.de, 2011).
Die zentrale Aufgabe des BMI ist die Einstufung von Gewichtsklassen. Zur Berechnung des BMI wird das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt (vgl. Sammet, 2016, S.18).
Die Formel hierfür lautet:
BMI = Körpergewicht in kg
(Größe in m)2 Mathematisch gesehen sind Gewicht und Größe einfach und reliabel zu erhebende Merkmale, weshalb sich der BMI als messbares Instrument zur Definition von Adipositas weiterhin durchsetzt (vgl. Sammet, 2016, S.18).
Eine Einschätzung der Werte des BMI kann nur mit Hilfe von Perzentilen eingeschätzt werden, die Geschlecht und Alter berücksichtigen. Kinder ab einem BMI-Wert von 20, das heißt über der 90. Perzentile, werden als übergewichtig eingestuft. Dies bedeutet, dass 90 von 100 Kindern in diesem Alter einen BMI unter 20 haben. Ab einem Wert über der 97. Perzentile gelten Heranwachsende als adipös. Perzentilen basieren auf populationsspezifischen Referenzdaten, sie werden hauptsächlich bei Kindern bis zu acht Jahren angewendet, anschließend kann man mit dem normalen BMI den Wert berechnen (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2010, S.17).
Adipositas bei Kindern und Jugendlichen wird dabei ebenfalls durch den BMI berechnet, hierbei sind allerdings das Geschlecht und das Alter zu beachten. Da sich der Körper in der Pubertät wachstumsbedingt verändert, kann es zu Gewichtsschwankungen kommen. Daher gilt der BMI-Wert nur als Richtwert.
Im Internationalen Klassifizierungssystem wird Adipositas als eigenständige Krankheit aufgeführt, Übergewicht jedoch nicht (vgl. Müller-Nordhorn, J. & Muckelbauer, R., 2010, S. 31).
Adipositas ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach auf ihrer Tagung 2010 in Brüssel von epidemischen Ausmaßen bei der Ausbreitung von Übergewicht (vgl. WHO, 2010). Weltweit leiden Millionen von Jugendlichen unter zu hohem Körpergewicht. Besonders in den Industrieländern nimmt es ein hohes Ausmaß an. Ich fokussiere mich hierbei auf Deutschland, da sich Deutschland erschreckenderweise im oberen Mittelfeld befindet und unser Gesundheitssystem damit schwerwiegend belastet.
Das Übergewicht stieg zu Beginn der Jahrhundertwende rapide.
Im Zeitraum von 2003 bis 2006 waren 15 Prozent der Mädchen und Jungen im Alter von drei bis 17 Jahren übergewichtig, sechs Prozent davon sogar adipös (vgl. Ärzteblatt, 2018). Doch eine Verminderung ist bis heute nicht in Sicht. 2016 gibt es hierzulande 1,9 Millionen übergewichtige Kinder und Jugendliche, 800.000 davon sind von Adipositas betroffen (vgl. Universitätsmedizin Leipzig, 2018). 17 Prozent unserer 14- bis 17- Jährigen haben ein zu hohes Körpergewicht (vgl. KiGGs Studie, 2018). Diese Werte wurden durch die Langzeitstudie Kinder- und Jugend-Gesundheitssurvey, kurz KiGGs, des Robert-Koch-Instituts ermessen. Die Daten werden basierend auf internationalen Referenzsystemen ausgewertet (vgl. Universitätsmedizin Leipzig, 2018). Nachdem die Studie von 2014 bis 2017 erneut durchgeführt wurde, wurde festgehalten, dass 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig sind, davon 5,9 Prozent fettleibig (vgl. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft & Bildungsministerium für Gesundheit, 2018). Damit ist festzustellen, dass sich sowohl die Zahl der übergewichtigen als auch der adipösen Heranwachsenden in diesem Zeitraum nicht erhöht hat. Betrachtet man die Anzahl der übergewichtigen Heranwachsenden im geteilten Deutschland, ist festzustellen, dass die Anzahl im Osten deutlich geringer war als im Westen. Nach der Wiedervereinigung und die dadurch in Gang gelegte Anpassung an den Westen stieg die Zahl der Übergewichtigen und Adipösen.
In Anbetracht der Werte der Referenzpopulation aus den Jahren 1980 und 1990 ist deutlich zu erkennen, dass sich die Anzahl der von Übergewicht und Adipositas betroffenen Kindern und Jugendlichen verdoppelt hat. Besonders im Alter zwischen 14 und 17 Jahren ist ein starker Anstieg zu erkennen. Die Anzahl der Übergewichtigen hat sich verdoppelt, die Anzahl der Adipösen sogar verdreifacht (vgl. Universitätsmedizin Leipzig, 2018).
III. Ursachen und Folgen von Übergewicht
Die Ursachen von Übergewicht und Adipositas sind individuell. Im Folgenden werden die wichtigsten Faktoren beleuchtet, die Übergewicht bei Jugendlichen begünstigen.
III.I Genetische Faktoren von Übergewicht
Eine wichtige Rolle spielen die sogenannten Risikofaktoren. Ein Risikofaktor beschreibt den Faktor, der die Auftretungswahrscheinlichkeit von Störungen erhöht. Die Faktoren können nicht nur in der Person des Kindes selbst liegen, sondern auch an dem sozialen Umfeld (vgl. Bengel, J., Mein- ders-Lücking, F. & Rottmann, N., 2009, S. 22). Betrachtet man die kindbezogenen Faktoren genauer, so wird deutlich, dass die genetische Disposition mitverantwortlich ist. Gibt es Vorerkrankungen oder chronische Erkrankungen, so ist der Jugendliche anfälliger für Übergewicht (vgl. Bengel, J., et al., 2009, S. 22). Kann er sich beispielsweise aufgrund von Rheumatismus weniger körperlich betätigen, so ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass er unter Adipositas leiden wird. Hierbei geht es um die Vulnerabilität eines Kindes. Vulnerabilität umschreibt, wie stark die Entwicklung eines Heranwachsenden ungünstig beeinflusst werden kann (vgl. Bengel, J., et al., 2009, S.23). Ungünstige Beeinflussungen stellen beispielsweise das soziale Umfeld des Kindes, in welches es hineingeboren wird, die Intelligenz der Eltern oder auch das Rauchen in der Schwangerschaft dar. Hierbei erhöht sich das Risiko um 40 Prozent, dass der Nachwuchs einmal übergewichtig wird. Rauchen kann nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch danach den Risikofaktor für Übergewicht um 30 Prozent erhöhen (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2010).
Durch die Vulnerabilität werden folglich auch die ungleichen Entwicklungsund Lebenschancen beeinflusst (vgl. Bengel, J., et al., 2009, S.23). Das Ge- schlecht spielt ebenfalls eine zentrale Rolle der Ursachen von Adipositas. Hierbei ist eine Unterscheidung zwischen den Geschlechtszuschreibungen wichtig. Sex beschreibt das körperliche Geschlecht, Gender hingegen das soziale Geschlecht, d.h. wie man sich verhält (vgl. Glücks, S. & Kolip, P., 2013, S. 12). Bei Heranwachsenden verändert sich das körperliche Geschlecht durch die Pubertät. Oftmals kommt es zu Gewichtsschwankungen, welche durch Bewegung und Ernährungsverhalten ausgeglichen werden müssen (vgl. Bucksch, J., 2013, S.77). Geschieht dies nicht, kann der Jugendliche übergewichtig werden und ohne Änderung des Gesundheitsverhaltens auch bleiben. Bei der Betrachtung der Geschlechter durch die Health Behaviour in School-aged Children Studie ist auch festzustellen, dass die Prozentzahl der teilnehmenden übergewichtiger Jungen 7,4 beträgt. Bei den Mädchen hingegen sind nur 4,9 Prozent von Übergewicht betroffen. Nach der Einbeziehung der Jugendlichen ist zu bemerken, dass im Alter von 13 Jahren die Prozentzahl der übergewichtigen Jugendlichen mit 6,8 am höchsten ist. Adipositas haben hingegen am häufigsten 15-jährige mit 3,3 Prozent und extremes Adipositas mit 15 Jahren 0,7 Prozent (vgl., Sammet, I., 2016, S. 37). Damit ist verdeutlicht, dass sowohl das Geschlecht als auch das Alter bei Übergewicht von Jugendlichen zu berücksichtigen ist. Letzten Endes ist allerdings zu bemerken, dass es sich durch eine genetische Veranlagung nicht um ein sicheres Schicksal handelt. Menschen mit Veranlagung zu Adipositas können durch gesundheitliche Prävention auch normalgewichtig sein, werden und auch bleiben (vgl. Lehrke, S. & Laessle,R., 2009, S.20).
III.II Soziokulturelle Faktoren und Migrationshintergrund
Das Übergewicht bei Jugendlichen wird stark durch den sozialen Status beeinflusst. Durch Vulnerabilität wird gelenkt, in welche soziale Schicht ein Kind hineingeboren wird und in welcher ein Jugendlicher heranwächst (vgl. Richter, M., 2008, S.17). 7,4 Prozent der heranwachsenden Übergewichti- gen kommen aus einem niedrigen Wohlstand. Dies entspricht dem höchsten Prozentsatz. Jugendliche aus niedrigem Wohlstand sind zudem laut HBSC- Studie zu 5,5 Prozent adipös und zu 1,3 Prozent extrem adipös (vgl. Sammet, I., 2018, S.37). Somit ist festzuhalten, dass der soziale Status ein wichtiger Punkt ist. Hierbei geht es auch um gesundheitliche Ungleichheit, die einen Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialen Ungleichheiten bezeichnet (vgl. Richter, M. 2008, S. 15). Heranwachsende sind über ihre Eltern in deren soziale Lage indirekt involviert. Eine niedrige Bildung, berufliche Stellung oder das niedrige Einkommen der Eltern beeinflusst das Kind und es kann folglich zu Übergewicht kommen (vgl. Richter, M., 2008, S. 15). Die Familie, das Umfeld und Gleichaltrige bzw. Freunde bilden die wichtigsten Sozialisationsinstanzen in der Adoleszenz (vgl. Richter, M. 2008, S.17). Es ist bekannt, dass Kinder den Lebensstil ihrer Eltern annehmen, sie wachsen schließlich auch in diesem auf. Haben die Eltern gesundheitlich betrachtet keine positive Vorbildfunktion, wird dies an den Nachwuchs weitervermittelt. Das wiederum kann Einfluss auf die gesundheitliche Entwicklung im späteren Lebenslauf nehmen (vgl. Richter, M., 2008, S.17). Das Risiko für Übergewicht bei Jugendlichen ist am höchsten, wenn die Eltern selbst von Übergewicht betroffen sind (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2008, S.41).
Die Beziehung zwischen Eltern und Heranwachsendem ist von Bedeutung. Je besser die Beziehungsqualität zu den Eltern ist, desto geringer ist das Risiko gesundheitsschädigender Verhaltensweisen und Beeinträchtigungen (vgl. Richter, M., 2008, S. 20). Das heißt: Je besser die Beziehungen zu den Eltern, desto geringer ist das Risiko für Übergewicht.
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