Die USA im Ersten und Zweiten Weltkrieg

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilaspekte in vergleichender Perspektive


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

37 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

1 Einleitung

2 Historische Rahmenbedingungen und außenpolitische Grundzüge

3 „Totalität des Krieges“ – Ein Versuch der Definition
3.1 „Totalität“ im Rahmen des Ersten Weltkrieges
3.2 „Totalität“ im Rahmen des Zweiten Weltkrieges
3.3 „Total = total?“ - Vergleich beider Zeiträume

4 Die US-Industrie im 1. und 2. Weltkrieg
4.1 Die Wirtschaft und der Handel im Rahmen des Ersten Weltkrieges 1917-1918
4.2 Die Wirtschaft und der Handel im Rahmen des Zweiten Weltkrieges 1941-1945
4.3 Vergleich beider Zeiträume

5 US-Rüstungsgüter – kriegsentscheidend?
5.1 Rüstungsgüter im Ersten Weltkrieg
5.2 Rüstungsgüter im Zweiten Weltkrieg
5.3 Vergleich beider Zeiträume

6 Der Krieg als Katalysator der Wissenschaft und Forschung
6.1 Der Erste Weltkrieg und seine technischen „Errungenschaften“
6.2 Der Zweite Weltkrieg und seine technischen „Errungenschaften“
6.3 Vergleich beider Zeiträume

7 Schlussbetrachtung

8 Quellen- und Literaturverzeichnis

I Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

Abbildung 1: Tendenzielle Konsumpreis-, Lohn- und Budgetentwicklung im Ersten und Zweiten Weltkrieg

Tabelle 1: Index der Großhandelspreise für ausgewählte Konsumgüter 1913-20 (1926=100)

Tabelle 2: Lohn- und Konsumpreisentwicklung in den USA 1913-20

Tabelle 3: Staatsausgaben der USA 1915-20 in Millionen Dollar

Tabelle 4: Index der Großhandelspreise für ausgewählte Konsumgüter 1939-46 (1926=100)

Tabelle 5: Lohn- und Konsumpreisentwicklung in den USA 1939-46

Tabelle 6: Staatsausgaben der USA 1940-45 in Millionen Dollar

Tabelle 7: Handelsbilanz (inkl. Gold und Silber) und Gross National Product (GNP) der USA 1900-1925

Tabelle 8: Handelsbilanz (inkl. Gold und Silber) und Gross National Product (GNP) der USA 1930-1950

Tabelle 9: Ausgewählte Exportgüter und Anteil am Gesamtexport der USA 1939-1950

Tabelle 10: Panzer-, Flugzeug-, Schiffsproduktion und Handelstonnage der USA 1914-19

Tabelle 11: Panzer-, Flugzeug-, Schiffsproduktion und Handelstonnage der USA 1941-45

Tabelle 12: Flugzeugproduktion im Ersten Weltkrieg (Angaben in Stück)

Tabelle 13: Flugzeugproduktion im Zweiten Weltkrieg (Angaben in Stück)

1 Einleitung

Beide großen Weltkriege des 20. Jahrhunderts haben das politische und wirtschaftliche Gefüge dermaßen geprägt, dass unser heutiges weltpolitisches System ohne diese Konflikte sicherlich eine andere Gestalt hätte. Eine Nation hat beide Kriege maßgeblich beeinflusst und ging siegreich aus beiden Konflikten hervor – die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Die jeweilige Kriegswirtschaft der USA im Ersten und Zweiten Weltkrieg steht im Mittelpunkt dieser Hausarbeit. Die Hausarbeit wird dabei den Charakter dieser Kriegswirtschaft in beiden Zeiträumen unter bestimmten Aspekten gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Natur näher betrachten und vergleichen, um letztlich folgende Leitfrage zu beantworten: War der Zweite Weltkrieg für die US-Wirtschaft und Gesellschaft „totaler“ als der Erste Weltkrieg?

Dass die Wirtschaft im Kriegsfalle anders strukturiert ist und damit auch anderen Bedingungen unterworfen wird, ist sicherlich unbestreitbar. Interessant ist aber dennoch der Blick auf den Grad der „Totalität“ bzw. des Einflusses auf den gesellschaftlichen Aspekt des Konsums, sowie des staatlichen Budgets. Interessant erscheinen diese beiden Teilaspekte eines großen Komplexes, der sich Nation nennt, vor allem deshalb, weil die USA auch gegenwärtig in jenen Bereichen eine „Macht“ darstellt, die im Fokus dieser Hausarbeit stehen – Konsum und Staatshaushalt.

Die USA sind seit ihrer Gründung ein sehr liberaler Staat gewesen, dies belegen nicht nur die starken föderalen Aspekte, welche bereits schon in der Verfassung verankert wurden, sondern ebenso das demokratische politische System und die recht liberale Wirtschaftspolitik, welche allerdings einen Antagonismus bis heute aufweist – Forderung des Freihandels gegenüber anderen Nationen, aber partielle Abschottung des eigenen Binnenmarktes durch protektionistische Schutzzölle.[1]

Aber nicht nur der Blick auf einen Zeitraum scheint interessant. Auch ein Vergleich beider Kriegszeiträume bietet sich an, weil zwei einschneidende Grundereignisse die jeweilige Wirtschaft und Gesellschaft der USA verändert haben – die Weltwirtschaftskrise und der Erste und der Zweite Weltkrieg.

Um nähere Details darzustellen und um einen Vergleich beider Epochen Vorschub zu leisten werden die historischen Rahmenbedingungen, sowie außenpolitische Grundtendenzen der USA in Punkt 2 aufgezeigt. Die US-amerikanische Außenpolitik hat durchaus verschiedene Schwerpunkte gehabt und die Innenpolitik bzw. innerstaatliche Einflüsse haben dies maßgeblich mitbestimmt, daher scheint es sinnvoll, diese in ihren Grundzügen – sofern sich klar solche herauskristallisieren lassen – darzustellen.[2]

Punkt 3 bildet anschließend den ersten Hauptaspekt dieser Arbeit und wird unter anderem die „Totalität des Krieges“ aus theoretischer Sicht jeweils in zwei Aspekte unterteilt – Konsum und Budget – thematisieren und im Kontext beider Kriegsepochen vergleichen (Punkt 3.1 bis 3.3). Die nachfolgenden beiden Punkte 4 und 5 werden dann die Kriegsproduktion im Einzelnen und die Kriegs- bzw. Rüstungsgüter im Näheren darstellen und bieten damit nicht nur einen vergleichenden Indikator der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der USA im „Ernstfall“, sondern werden im Besonderen aufzeigen, warum die USA so kriegsentscheidend war und damit vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg weltwirtschaftlich und militärisch dominierend agiert hat.

Krieg ist nicht nur ein Umstand, der wichtige Teile einer Wirtschaft beeinflusst, sondern auch katalytisch auf gewisse Aspekte der Modernisierung wirkt und wirkte. In Punkt 6 werden einige technischen Neuerungen in beiden Kriegsepochen aufgezeigt und wiederum vergleichend betrachtet, um aufzuzeigen, dass der Krieg – wie viele Dinge in der Welt – zwei Seiten besaß und besitzt – die Fähigkeit zur Zerstörung und die Fähigkeit des Fortschritts.

Die Schlussbetrachtung (Punkt 7) dient der kurzen Zusammenfassung der vorliegenden Arbeit und wird die vorangestellte Frage aus Punkt 1 beantworten.

2 Historische Rahmenbedingungen und außenpolitische Grundzüge

Die USA eingebettet in globale Ereignisse – ein Akteur unter vielen:

Im 18. Jahrhundert entstanden, entwickelten sich die USA aufgrund der territorialen Expansion Richtung Westen und der ständig wachsenden Bevölkerung – vor allem durch die Einwanderungswellen im 19. Jahrhundert – zu einer Nation, die schon sehr früh ihre außenpolitischen Ziele zu definieren begann. Doch erst der 1. Weltkrieg verwickelte die USA wahrhaftig in ein Geflecht internationaler Beziehungen und Verträge, während man um 1900 eine imperialistische Außenpolitik, die vor allem durch die erstarkende US-amerikanische Wirtschaft gestützt wurde, beobachten kann – vom so genannten „Dollarimperialismus“ war die Rede, der zu einem „informal empire“ gehörte.[3]

Im Ersten Weltkrieg betrat die USA auch militärisch die Weltbühne und wurde sozusagen international aktiv – ganz im Gegensatz zu den bisherigen nahezu regional begrenzten Konflikten, die die USA bis dato führten.[4] In den 1920er und 1930er Jahren erschien es fast so, als würden die Vereinigten Staaten von Amerika ihre außenpolitischen Verwicklungen, die durch den 1. Weltkrieg zustande kamen nach und nach zurück „fahren“ und in eine Art „Isolationismus“ verfallen. Dies scheint aber nur in Ansätzen der Fall gewesen zu sein, de facto war es den USA nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr möglich, sich gänzlich aus „europäischen Belangen“ raus zu halten. Diese Tatsache sollte sich nach 1945 noch mehr bestätigen und der internationale Verwicklungsgrad der USA noch weiter ansteigen.

Die scheinbare Rückkehr in die so genannte „Isolation“ ist teilweise der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932 geschuldet, die vor allem in den USA gravierende Folgen hatte und die Innenpolitik des Landes maßgeblich beeinflusste. Das „New Deal Program“ von dem damals amtierenden Präsidenten Franklin Delano Roosevelt beschrieb ein Paket von Maßnahmen, um die Wirtschaftskrise und die Massenarbeitslosigkeit zu dämpfen bzw. zu „besiegen“.

Neben dieser hauptsächlich innenpolitischen Krise traten auch außenpolitische Problemlagen vorwiegend in den 1930er Jahren in den Vordergrund, die vor allem zwei Regionen in den Fokus der US-amerikanischen Regierung rückten – Deutschlands aggressive Außenpolitik in Europa und der aggressive Imperialismus Japans.

Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf das neutrale Land Polen begann[5], war noch nicht abzusehen, welch schreckliche Zerstörung und unsagbares Leid dieser globale Konflikt bringen würde.[6] Wie der Erste Weltkrieg war der Zweite Weltkrieg auch eine regelrechte „Zurschaustellung“ und „Erprobung“ von neuen Waffen. So kamen im Zweiten Weltkrieg verstärkt Kampfflugzeuge zum Einsatz und brachten sprichwörtlich den „Tod aus der Luft“.[7]

Die USA waren im Jahre 1941 „gezwungen“ worden aktiv erneut in einen Weltkrieg einzugreifen. Das so genannte „date wich will live in infamy“[8], wie es Präsident Roosevelt vor dem Kongress kurz nach den japanischen Luftangriffen auf den pazifischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor bezeichnete, markiert das Datum des Kriegseintritts der USA an der Seite der „Alliierten“. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Wirtschaft der USA bereits auf dem Weg zur Kriegswirtschaft, da bereits im Frühjahr 1941 die „Lend-Lease-Acts“ unterzeichnet wurden waren und dadurch verstärkt Rüstungsmaterial produziert wurde. Das Rüstungs- und vor allem Kriegspotenzial der USA sollte im Laufe des Krieges gigantische Ausmaße annehmen und letztlich einen großen Anteil daran haben, die so genannten „Achsenmächte“[9] und Japan zu einer Niederlage zu bringen. Die nachfolgende Besetzung Deutschlands und Japans durch alliierte Truppen – wobei hier anzumerken ist, dass in Japan ausschließlich US-amerikanische Truppen stationiert wurden – bestätigte die aktive und einflussreiche Rolle der USA als internationaler Akteur. Diese Rolle konnten und wollten die Vereinigten Staaten von Amerika nicht mehr abgeben, da sich vor allem nach 1945 eine zweite Nation durch den Sieg über die „Achsenmächte“ als internationaler Akteur etablierte und als „Gegenpol“ zu den USA verstanden werden kann – die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken, auch Sowjetunion genannt. Die Spannungen zwischen beiden Großmächten, die man vor allem wegen ihrer militärischen und politischen Machtstellung nach 1945 auch als „Supermächte“ bezeichnete, traten bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs offen zutage und mündeten in eine Epoche der Dauerkonfrontation, die bis 1985 bzw. 1989/91 andauern sollte – die Epoche des „Ost-West-Konflikts“.

Die USA eingebettet in eigene „Prämissen“ – Der Akteur unter vielen:

Wie bereits im Vorfeld angedeutet, unterliegt die Außenpolitik eines Staates gewissen Faktoren und kann je nach ihrer Ausrichtung und Zielsetzung in zwei grundsätzliche Aspekte unterteilt werden – in eine ambitionierte „aggressive“ Außenpolitik (Interventionismus) und eine passive nach Innen gerichtete Außenpolitik (Isolationismus).

Auch wenn die USA kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs aktiv an den Kampfhandlungen teilgenommen hatte, so darf dies nicht den Anschein erwecken, dass die jeweilige Außenpolitik bis dato passiv und somit isolationistisch war. Bereits vor 1917 bzw. 1914 gab es Indikatoren, die die US-Außenpolitik als „aggressiv“ und interventionistisch beschreiben lassen. Zwar war diese Außenpolitik weniger von militärischen Aspekten geprägt, dennoch diente sie einem Zweck, der für „aggressive“ Außenpolitiken charakteristisch ist – Ausübung von Druck auf andere Staaten bzw. Steigerung des eigenen Einflusses in jenen Staaten.

Dieser Druck kann, wie bereits genannt, militärischer Natur sein. Aber auch politischer und wirtschaftlicher Druck fanden und finden im Gefüge der internationalen Gemeinschaft ihre Anwendung. Die interventionistische Außenpolitik der USA vor 1917 bzw. 1914 ist vor allem als „Politik des wirtschaftlichen Drucks“ zu beschreiben („Dollarimperialismus“).

Die USA unterstellten ihre Außenpolitik wie andere Staaten ebenfalls zu unterschiedlichen Zeiten auch unterschiedlichen Prämissen. Ein grundlegendes Charakteristika der Außenpolitik der USA ist die seit ihrer Gründung existierende Prämisse: „Seit Jahrhunderten haben sich Amerikaner einem ausgewählten Volk zugehörig gefühlt, einem Volk mit der historischen Mission, Freiheit und Gerechtigkeit in der Welt zu fördern, wenn nötig auch mit Macht und Gewalt […]“.[10] Diese Prämisse wird auch in der nordamerikanischen „Tradition“ des „gerechten Krieges“[11] deutlich. Man glaubte stets, erst dann einen Krieg zu beginnen bzw. zu führen, wenn er zumindest im US-amerikanischen Verständnis „gerecht“ erschien. „Nach [diesem, R.C.] Muster […] haben die Amerikaner besonders ihre Kriege als radikale Gegenüberstellung eines guten und eines bösen Weltprinzips gedeutet“ – zugespitzt ausgedrückt: Gott gegen Teufel.[12]

Trotz dieses „Sendungsbewusstseins“ und des „Dollarimperialismus“ darf nicht darüber hinweggesehen werden, dass der angebliche Isolationismus nicht unbegründet war. Schon der erste Präsident der USA George Washington „[...] empfahl der Nation, Handel mit jedermann zu treiben, aber keine verstrickenden Bündnisse einzugehen“. Dieses außenpolitische „Vermächtnis“ Washingtons wurde bis in die 1930er Jahre von den Isolationisten verfochten.[13]

Vor dem Ersten Weltkrieg richteten sich die US-amerikanischen außenpolitischen Tendenzen stark gegen die Karibik und Mittelamerika, wo man vor allem die ehemalige Kolonialmacht Spanien bedrängen und so riesige Geländegewinne verzeichnen konnte – teils durch schlichten Landkauf, teils aber auch durch Waffengewalt.[14]

Dass die USA schließlich in den Ersten Weltkrieg eintraten scheint einen Antagonismus zu Washingtons Warnung darzustellen, keine verstrickenden Bündnisse einzugehen. Allerdings verfolgten die USA – oder zumindest verstärkt deren Präsident Woodrow Wilson – doktrinistische Prinzipien: Das Prinzip des Gleichgewichts der Mächte innerhalb Europas (und damit teilweise auch der Welt) sollte gestützt werden, um so eine Stabilität zu gewährleisten. Darüber hinaus sollte das Antlitz der Welt durch eine humanere und bessere Weltordnung verändert werden. Aus dieser Idee in Verbindung mit dem so genannten Selbstbestimmungsrecht der Völker entstand Wilsons Traum von der Weltgemeinschaft in Form des Völkerbundes. Aber um dieses Ziel wahrlich zu erreichen, galt es zu allererst einen Krieg zu gewinnen, oder wie es damals hieß: „a war to end all wars.“[15]

Dass die USA nach dem gewonnen Ersten Weltkrieg nicht in den Völkerbund eintraten und Wilson gewissermaßen vor den Kopf stießen, war zwar eine „Ironie der Geschichte“, basierte aber schlichtweg auf dem immer noch starken Einfluss der isolationistischen Kräfte im Senat.

In den 1930er Jahren veränderte sich die außenpolitische Ambition der USA in Bezug auf Lateinamerika. Hatte man sich vor allem im 19. Jahrhundert ein regelrechtes „Rennen um Einfluss“ in dieser Region mit Großbritannien und Deutschland geliefert, so kam es unter Präsident Franklin Delano Roosevelt zu einem formellen Verzicht auf militärische Eingriffe in Lateinamerika – eine „Politik der guten Nachbarschaft“.[16]

Der Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 rückte verstärkt innenpolitische Aspekte auf die Agenda der Washingtoner Politik und ließ somit kaum Raum für außenpolitische Ambitionen. Nur im Zuge dieser gravierenden Krise erscheint es verständlich, warum die USA kaum oder erst gar nicht außenpolitisch aktiv wurden, als die autoritären Mächte Deutschland, Italien und Japan der Welt immer öfter zeigten, dass sie stark expansionistische Tendenzen verfolgten und selbst vor einer Aggression, die auf Waffengewalt gestützt war, nicht zurück schreckten. Dass Roosevelt einen Großteil seiner „politischen Energie“ in innenpolitische Belange steckte wird vor allem durch die Initiierung des „New-Deal-Programs“ zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise und der Unterzeichnung diverser „Neutralitätsgesetze“ in der Außenpolitik, um „Verstrickungen“ zu vermeiden, deutlich. Auch nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 dominierten isolationistische Strömungen in den USA.[17] Allerdings gewannen die Stimmen immer mehr an Einfluss, die die Wirtschaft der USA durch einen Sieg der autoritären Mächte und ihrer „autarken Wirtschaftspolitiken“ gefährdet sahen, da dies den US-Handel drastisch einschränken würde. Hitlers Weltmachtpläne sahen eine Welteroberung vor, somit auch eine Eroberung der USA. Zwar war die geostrategische Lage der USA aus Sicht ihrer selbst ideal – war man doch von zwei großen Ozeanen „geschützt“. Aber dies wäre nur gewährleistet, wenn diese Meere nicht unter die Kontrolle der Achsenmächte fallen würden. Neben diesen geostrategischen Aspekten sorgte auch das „Sendungsbewusstsein“ für eine steigende Bereitschaft zum Kriegseintritt. Erneut war ein „Kampf zwischen Gut und Böse“ ausgebrochen und erneut waren neutrale und kleine Nationen durch aggressive Länder bedroht. Seit 1940 initiierte die USA verschiedene Gesetze und Maßnahmen zur Unterstützung der Alliierten, die sich bereits im Kampf gegen die Achsenmächte befanden. Die wichtigsten seien hier nur kurz erwähnt: der Tausch 50 alter US-Zerstörer gegen Militärbasen auf britischen Besitzungen im September 1940, das Leih- und Pachtgesetz vom März 1941, die Sicherung britischer Konvois ab September 1941 und schließlich der eigentliche Kriegseintritt am 7./8. Dezember 1941. Der darauf folgende Konflikt währte für die USA fast vier Jahre und hinterließ einen außenpolitischen Status, der aufgrund der militärischen und wirtschaftlichen Macht dieser Nation ein westliches „Gegengewicht“ gegenüber der Sowjetunion darstellte. Diese scheinbare „bipolare“ Welt endete erst fast 40 Jahre später – mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991.

[...]


[1] Vor allem für die Zeit vor 1914 siehe Cornelius Torp, Die Herausforderung der Globalisierung – Wirtschaft und Politik in Deutschland 1860-1914, Göttingen 2005, S. 325-354. Dass auch heute dieser Protektionismus „Zündstoff“ bietet wird vor allem durch die Klagen der EU bei der WTO deutlich, die unter anderem das Handelsklima zwischen den USA und der EU belasten. Siehe hierzu Claudia Decker, Stormy Mildner, Die USA und die EU auf Kollisionskurs? Neue Entwicklungen in den transatlantischen Handelsbeziehungen, in: http://www.dgap.org/midcom-serveattachmentguid-a715a558ceae11da8e53ddad10ba74d774d7/Decker_Mildner_Handelsbeziehungen300305.pdf (7.5.2008).

[2] Hans-Ulrich Wehler hebt vier große Hauptaspekte der Außenpolitik hervor, die im wesentlichen der Systemerhaltung dienen – Ökonomie, Politik, Militär und Ideologie. Siehe hierzu Hans-Ulrich Wehler, Grundzüge der amerikanischen Außenpolitik 1750-1900, Frankfurt/Main 1984, S. 16ff.

[3] „Kuba zum Beispiel […] war zwischen 1902 und […] 1959 offiziell eine selbständige Republik, doch befand sich fast seine gesamte Wirtschaft in amerikanischer Hand […]. Kuba war also ein […] klassischer Fall von ´informal empire´.“ Vgl. hierzu Jürgen Osterhammel, Kolonialismus – Geschichte, Formen, Folgen, 4. Aufl., München 2003, S. 24.

[4] Hier dienen vor allem der amerikanisch-spanische Krieg von 1898 (der teilweise auch im Pazifik ausgetragen wurde und letztlich die Reste des spanischen Kolonialreiches als Kriegsschauplatz hatte – Philippen, Guam und Kuba und Puerto Rico) und der amerikanisch-mexikanische Krieg von 1846-1848 als Beispiele.

[5] In Asien bzw. aus japanischer Sicht begann dieser globale Konflikt bereits im Sommer 1937 mit dem Einmarsch japanischer Truppen in China.

[6] „Hitler verkündete am Vormittag des 1. September 1939 im Reichstag, seit 5.45 Uhr früh werde ‚zurückgeschossen’. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen.“, Vgl. Wolfgang Benz, Geschichte des Dritten Reiches, München 2000, S. 165.

[7] Folgende Produktionszahlen belegen den großen Einsatz von Kampfflugzeugen im Zweiten Weltkrieg: 1944 produzierten Japan, Deutschland, Großbritannien und die USA insgesamt 183766 Flugzeuge. Vgl. hierzu R. A. C. Parker, Das Zwanzigste Jahrhundert I – Europa 1918-1945, in: Fischer Weltgeschichte, Bd. 2, Frankfurt/Main 1969, S. 342.

[8] Der erste Satz seiner Rede am 8.12.1941 vor dem Kongress lautete: „Yesterday, December 7, 1941 - a date which will live in infamy - the United States of America was suddenly and deliberately attacked by naval and air forces of the Empire of Japan.“ Siehe hierzu http://www.vlib.us/amdocs/texts/fdr81241.htm (9.4.2008).

[9] Die „Achsenmächte“ bestanden im Wesentlichen aus Deutschland, Italien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Slovakei.

[10] Jürgen Kocka, Tradition und Revolution in der US-amerikanischen Außenpolitik – Plädoyer für historisches Verstehen, in: , IPG, 4/2004, Berlin 2004, S. 34-39, S. 34f., http://www.fes.de/IPG/IPG4_2004/ARTKOCKA.PDF (9.4.2008).

[11] Der US-amerikanische Philosoph Michael Walzer lässt diese „Tradition“ in eine zugespitzte Frage münden: „Gibt es den gerechten Krieg?“ und versucht diese zu beantworten. Siehe hierzu Michael Walzer, Just and unjust wars – A moral argument with historical illustrations, New York 1978.

[12] Vgl. Detlef Junker, Von der Weltmacht zur Supermacht – Amerikanische Außenpolitik im 20. Jahrhundert, Mannheim 1995, S. 14.

[13] Ebd., S. 18.

[14] In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten die USA diverse Landkäufe tätigen, wie zum Beispiel der Kauf Lousianas, der allerdings durch europäische Gegebenheiten begünstigt wurde – Napoleon wollte dieses Gebiet verkaufen, nachdem feststand, dass Frankreich gegenüber Großbritannien keine Seeherrschaft erringen konnte und somit ein überseeisches Kolonialreich dieser Größenordnung nicht haltbar war. Aber auch „Unterwanderungspraktiken“ vor allem durch US-Siedler halfen Washington dabei Ansprüche auf Ländereien zu erheben, die eigentlich gar nicht zur USA gehörten. Hier sei vor allem das Floridagebiet und Texas zu nennen. Letzteres und Kalifornien verwickelten die USA in einen Krieg. In beiden Fällen mit der spanischen „Nachfolgemacht“ Mexiko.

[15] Vgl. D. Junker, Von der Weltmacht zur Supermacht, S. 32.

[16] Ebd., S. 50.

[17] 84 % der Interviewten verneinten laut einer Gallup-Umfrage einen Kriegseintritt gegen Deutschland. Ebd., S. 54.

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Die USA im Ersten und Zweiten Weltkrieg
Untertitel
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilaspekte in vergleichender Perspektive
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Die deutsche Kriegswirtschaft im 1. und 2. Weltkrieg - ein Vergleich
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
37
Katalognummer
V112728
ISBN (eBook)
9783640128860
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
24 Einträge im Literaturverzeichnis, davon 11 Internetquellen.
Schlagworte
Ersten, Zweiten, Weltkrieg, Kriegswirtschaft, Weltkrieg, Vergleich, USA
Arbeit zitieren
René Cremer (Autor:in), 2008, Die USA im Ersten und Zweiten Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112728

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