Im ersten Buch der Discorsi geht es Machiavelli um die innere Verfassung eines Staates. Am Beispiel der römischen Republik erörtert er, welche Voraussetzungen eine Republik braucht, um zu überleben. Dabei geht er insbesondere auf das notwendige republikanische Ethos ein. Außerdem vergleicht Machiavelli Fürstenherrschaft und Republik und teste sie auf ihre Alltagstauglichkeit.
Oft erscheinen Machiavellis Gedanken oberflächlich betrachtet verwirrend. Schaut man sich seine Ideen jedoch offen an, so stellt man fest, dass Machiavelli sich nie an der Oberfläche aufhält, sondern immer nach den Hintergründen eines politischen Phänomens sucht. Diese Phänomene versucht er unter Berücksichtigung so vieler Parameter wie möglich zu analysieren. Seine Lösungsansätze bestechen durch ihre Direktheit, wenn auch gewiss manche Methoden, die er vorschlägt, in heutiger Zeit anrüchig sind. Nichtsdestotrotz sind die Probleme, denen Machiavelli in den Discorsi auf den Grund zu gehen versucht, so alt wie die Menschheit, aber doch immer noch aktuell. Immer noch ist es zum Beispiel eine zentrale Fragestellung, wie eine Republik sich gegen die Feinde der Freiheit sichern kann. Ebenso stellt sich auch heute noch die Frage, wie sich die Einrichtungen eines Staates immer wieder an die veränderten Notwendigkeiten der Gegenwart angepasst werden können. Machiavelli hat hier nicht nur Ideen und Denkanstösse geliefert. Er hat auch, getreu der Sentenz: „Historia magistra vitae“, immer wieder Parallelen zwischen dem republikanischen Rom und seiner eigenen Gegenwart im Italien und Florenz des 16. Jahrhunderts gefunden. Genauso ist es auch heute noch möglich, ähnliche Situationen in der Geschichte und in der Gegenwart zu identifizieren. Hierbei kann die Geschichtskenntnis eine wertvolle Anleitung für das Handeln in der Gegenwart sein.
Darüber hinaus bestechen die Discorsi durch ihr republikanisches Ethos. Eine Republik kann nach Machiavelli eben nicht ohne die notwendigen Grundlagen existieren. Sie benötigt vor allem eine republikanisch gesinnte Bevölkerung und ein relativ hohes Maß an gesellschaftlicher Gleichheit, um Bestand haben zu können. Ist es nun in einem Land möglich, eine Republik einzurichten, ist diese aber auch der Fürstenherrschaft in vielen Aspekten überlegen, wie Machiavelli ausführlich darlegt. Das erste Buch der Discorsi ist auch und vor allem ein Plädoyer für die Vorzüge einer republikanischen Ordnung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Widmung: Niccolò Machiavelli entbietet Zanobi Buondelmonti und Cosimo Rucellai seinen Gruẞ
- 1. Buch. Innere Politik.
- Vorwort
- 1. Kapitel. Vom Ursprung der Städte im allgemeinen und der Entstehung Roms
- 2. Kapitel. Über die verschiedenen Staatsformen und die des römischen Staates
- 3. Kapitel. Welche Ereignisse in Rom zur Einsetzung der Volkstribunen führten, durch die die Republik vervollkommnet wurde.
- 4. Kapitel. Die Uneinigkeit zwischen römischem Volk und Senat führte zur Freiheit und Macht der Republik.
- 5. Kapitel. Ob die Freiheit sicherer vom Volk oder von den Großen geschützt wird, und wer größere Ursache zu Aufständen hat, derjenige, der etwas erwerben oder der Erworbenes behalten will
- 6. Kapitel. Ob man Rom eine Verfassung geben konnte, die die Feindschaft zwischen Volk und Senat aufhob.
- 7. Kapitel. Wie nötig in einer Republik die Ankläger zur Erhaltung der Freiheit sind.
- 8. Kapitel. So nützlich die Anklagen in einer Republik sind, so verderblich sind die Verleumdungen.
- 9. Kapitel. Wer einen Staat gründen oder seine alten Einrichtungen völlig umgestalten will, muß allein stehen.
- 10. Kapitel. So lobenswert die Gründer eines Königreiches oder einer Republik sind, so fluchwürdig sind die einer Tyrannenherrschaft.
- 11. Kapitel. Von der Religion der Römer.
- 12. Kapitel. Wie wichtig es ist, die Religion zu erhalten, und wie Italien durch die Schuld der römischen Kirche die seine verlor und dadurch in Verfall geriet.
- 13. Kapitel. Wie die Römer die Religion benutzten, um den Staat zu ordnen, ihre Unternehmungen zu fördern und Aufstände zu unterdrücken.
- 14. Kapitel. Die Römer legten die Auspizien je nach der Notwendigkeit aus. Sie wahrten klüglich den Schein, die Religion zu beobachten, auch wenn sie sie notgedrungen nicht beobachteten, und wenn jemand sie in vermessener Weise missachtete, bestraften sie ihn.
- 15. Kapitel. Wie die Samniten in verzweifelter Lage die Religion als letztes Hilfsmittel nutzten.
- 16. Kapitel. Wenn ein Volk an Fürstenherrschaft gewöhnt ist und durch irgendein Ereignis frei wird, behauptet es schwer seine Freiheit.
- 17. Kapitel. Ein verderbtes Volk, das zur Freiheit gelangt, kann sich nur mit größter Schwierigkeit frei erhalten.
- 18. Kapitel. Wie in verderbten Staaten eine freie Verfassung, die schon besteht, erhalten werden, und wenn sie nicht besteht, eingeführt werden kann.
- 19. Kapitel. Nach einem ausgezeichneten Fürsten kann sich ein schwacher halten; nach einem schwachen aber kann sich mit einem zweiten schwachen kein Reich behaupten.
- 20. Kapitel. Die Aufeinanderfolge zweier tapferer Fürsten zeitigt große Erfolge. Gut eingerichtete Republiken haben notwendig stets tapfere Führer; deshalb machen sie große Eroberungen und werden mächtige Reiche.
- 21. Kapitel. Sehr tadelnswert sind die Fürsten und Republiken, die keine eigene Kriegsmacht haben.
- 22. Kapitel. Betrachtungen über die drei römischen Horatier und die drei albanischen Curiatier.
- 23. Kapitel. Man darf nicht sein ganzes Glück in Gefahr bringen, ohne dabei die gesamten Streitkräfte einzusetzen. Deshalb ist die Besetzung der Pässe oft schädlich.
- 24. Kapitel. Wohlgeordnete Republiken setzen Belohnungen und Strafen für ihre Bürger fest, gleichen aber nie das eine durch das andere aus.
- 25. Kapitel. Wer einem alten Staat eine freie Verfassung geben will, behalte wenigstens den Schatten der alten Einrichtungen bei.
- 26. Kapitel. Ein neuer Fürst muss in einer Stadt oder in einem Lande, das er erobert hat, alles neu einrichten.
- 27. Kapitel. Die Menschen verstehen sehr selten, ganz gut oder ganz böse zu sein.
- 28. Kapitel. Aus welchem Grunde Rom gegen seine Bürger weniger undankbar war als Athen.
- 29. Kapitel. Wer undankbarer ist, ein Volk oder ein Fürst.
- 30. Kapitel. Wie ein Fürst oder eine Republik das Laster der Undankbarkeit vermeiden kann, und was ein Feldherr oder Bürger tun muss, um nicht darunter zu leiden.
- 31. Kapitel. Die römischen Feldherren wurden für begangene Fehler nie in außergewöhnlicher Weise bestraft; ja sie wurden auch dann nicht bestraft, wenn ihr Ungeschick oder ihre falschen Maßnahmen der Republik Schaden zufügten.
- 32. Kapitel. Republiken oder Fürsten dürfen Wohltaten, die sei dem Volke erweisen, nicht auf die Zeiten der Not verschieben.
- 33. Kapitel. Ist ein Missstand in einem Staate groß geworden oder Gefahr gegen ihn im Anzuge, so ist es heilsamer, die Zeit abzuwarten, als Gewalt zu brauchen.
- 34. Kapitel. Die diktatorische Gewalt brachte der römischen Republik Vorteil, nicht Schaden. Gefährlich für das Staatsleben ist die Gewalt, die ein Bürger an sich reißt, nicht die, welche ihm durch freie Wahl erteilt wird.
- 35. Kapitel. Warum in Rom die Einrichtung der Dezemvirn dem Staate schädlich wurde, obwohl sie aus öffentlicher und freier Wahl hervorgingen.
- 36. Kapitel. Bürger, die höhere Würden bekleidet haben, dürfen die niederen nicht verschmähen.
- 37. Kapitel. Welche Unruhen in Rom durch das Ackergesetz entstanden. Ein Gesetz, das weit zurückgreift und gegen altes Herkommen verstößt, wirkt in einer Republik stets aufreizend.
- 38. Kapitel. Schwache Republiken sind unschlüssig und können sich nicht entscheiden. Sie fassen ihre Entschlüsse mehr aus Not als aus eigener Wahl.
- 39. Kapitel. Bei verschiednen Völkern sieht man oft die gleichen Ereignisse.
- 40. Kapitel. Von der Einsetzung der Dezemvirn in Rom, und was dabei zu bemerken ist, unter vielem anderen auch, wie eine Republik durch ein und dasselbe Ereignis gerettet oder unterdrückt werden kann.
- 41. Kapitel. Der Übergang von Hochmut zu Herablassung, von Grausamkeit zu Milde ohne die gehörigen Mittelstufen ist unklug und nutzlos.
- 42. Kapitel. Wie leicht sich die Menschen verderben lassen.
- 43. Kapitel. Männer, die für den eignen Ruhm kämpfen, sind gute und treue Soldaten.
- 44. Kapitel. Eine Menge ohne Haupt ist unnütz, und man muss nicht zuerst drohen und dann Gewalt verlangen.
- 45. Kapitel. Die Übertretung eines gegebenen Gesetzes ist ein schlechtes Beispiel, zumal wenn der Gesetzgeber sie selbst begeht. In einer Stadt täglich neue Unbill zu begehen ist für ihren Herrscher äußerst schädlich.
- 46. Kapitel. Die Menschen springen von einem Ehrgeiz zum andern über. Zuerst sucht man, kein Unrecht zu leiden, dann andern Unrecht zu tun.
- 47. Kapitel. Die Menschen täuschen sich zwar im ganzen, aber nicht im einzelnen.
- 48. Kapitel. Wenn man nicht wünscht, dass ein Amt an einen gemeinen oder schlechten Menschen fällt, lasse man entweder einen ganz gemeinen und schlechten oder einen ganz edlen und guten sich darum bewerben.
- 49. Kapitel. Fällt es Städten freien Ursprungs wie Rom schwer, Gesetze zur Erhaltung der Freiheit zu finden, so ist es für Städte, die von Anfang an in Unfreiheit lebten, fast unmöglich.
- 50. Kapitel. Kein Rat und keine Behörde darf die Staatsgeschäfte zum Stillstand bringen können.
- 51. Kapitel. Eine Republik oder ein Fürst muss sich den Anschein geben, das, wozu ihn die Notwendigkeit zwingt, aus Großmut zu tun.
- 52. Kapitel. Um den Übermut eins Mannes zu zügeln, der in einer Republik zu viel Macht erlangt hat, gibt es kein sicheres und weniger anstößiges Mittel, als ihm die Wege zu verlegen, auf denen er zu seiner Macht gelangt.
- 53. Kapitel. Von einem Trugbild des Guten getäuscht, begehrt das Volk oft seinen Untergang und lässt sich leicht durch große Hoffnungen und dreiste Versprechungen hinreißen.
- 54. Kapitel. Welche Macht ein angesehener Mann über eine empörte Menge hat
- 55. Kapitel. Städte, in denen keine Sittenverderbnis herrscht, lassen sich leicht regieren. Wo Gleichheit herrscht, lässt sich keine Monarchie, wo sie nicht herrscht, keine Republik einführen.
- 56. Kapitel. Ehe in einem Lande oder in einer Stadt große Ereignisse eintreten, kommen Zeichen und Wunder, die sie verkünden, oder Menschen, die sie vorhersagen.
- 57. Kapitel. Vereinigt ist das Volk mutig, in den Einzelnen schwach.
- 58. Kapitel. Die Menge ist weiser und beständiger als ein Fürst.
- 59. Kapitel. Ob man sich mehr auf Bündnisse oder Verträge mit einer Republik oder einem Fürsten verlassen kann.
- 60. Kapitel. Das Konsulat und jede andre Würde wurde in Rom ohne Rücksicht auf das Alter vergeben.
- Zentrale Personen im 1. Buch der Discorsi.
- Die römische Verfassung bei Machiavelli
- Literaturverzeichnis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Buch "Machiavelli pur. Die Discorsi - 1. Buch. Innere Politik" von Andre Budke bietet eine tiefgreifende Analyse des ersten Buches von Niccolò Machiavellis "Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio". Budke beleuchtet die politische Philosophie Machiavellis und seine Gedanken zur Staatsführung, insbesondere im Kontext der römischen Republik. Das Buch zielt darauf ab, Machiavellis Werk für ein modernes Publikum zugänglich zu machen und seine zeitlose Relevanz aufzuzeigen.
- Die Entstehung und Entwicklung der römischen Republik
- Die verschiedenen Staatsformen und ihre Vor- und Nachteile
- Die Rolle der Religion in der Politik
- Die Bedeutung von Freiheit und Macht im Staatswesen
- Die Herausforderungen der Staatsführung und die Notwendigkeit von klugen Entscheidungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das Buch beginnt mit einer Einleitung, die den Leser in die Welt von Niccolò Machiavelli und seinen "Discorsi" einführt. Anschließend folgt eine Widmung an Zanobi Buondelmonti und Cosimo Rucellai, die Machiavellis Werk förderten. Das erste Buch der "Discorsi" befasst sich mit der inneren Politik und behandelt Themen wie den Ursprung der Städte, die verschiedenen Staatsformen, die Rolle der Religion und die Bedeutung von Freiheit und Macht. Budke analysiert die einzelnen Kapitel des ersten Buches und beleuchtet die wichtigsten Argumente und Gedanken Machiavellis. Er zeigt auf, wie Machiavelli die Geschichte der römischen Republik als Beispiel für eine erfolgreiche Staatsführung nutzt und wie er aus ihr Lehren für die Gegenwart ableitet. Budke beleuchtet auch die zeitlose Relevanz von Machiavellis Gedanken und ihre Bedeutung für die heutige politische Landschaft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Discorsi von Niccolò Machiavelli, die römische Republik, Staatsführung, politische Philosophie, Freiheit, Macht, Religion, Geschichte, Politik, Zeitgeschichte, Machiavelli, Andre Budke.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Andre Budke (Autor:in), 2008, Machiavelli pur. Die Discorsi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112769