Das magische Hündchen "Petitcrü" in Gottfried von Straßburgs "Tristan"


Seminararbeit, 2007

19 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Handlung der Petitcrü- Episode

2 Zur Gestalt des Hundes Petitcrü
2.1 Der Hund in der mittelalterlichen Literatur
2.2 Name
2.3 Herkunft
2.4 Aussehen
2.5 Außergewöhnliches Verhalten

3 Wirkung
3.1 Unterschiedliche Wirkung bei Gilan, Tristan und Isolde
3.1.1 Welche Wirkung erzielt Petitcrü bei Tristan?
3.1.2 Welche Wirkung erzielt Petitcrü bei Isolde?

4 Petitcrü als Vorausdeutung auf die Minnegrotte?

5 Literaturverzeichnis

Einleitung

Gottfried erzählt in seinem 25. Kapitel über 637 Verse von Petitcrü. Der Name ist gänzlich unbekannt, man erfährt alles wichtige erst im Laufe des Kapitels. Die Episode rund um das Wunderhündchen aus Avalon wirkt nicht vollständig in die übrige Handlung integriert, sie steht für sich und die Geschehnisse aus diesem Kapitel werden auch im weiteren Verlauf der Handlung nicht mehr weiter aufgegriffen.

Warum widmet Gottfried einem magischen Hündchen ein ganzes Kapitel, das er selbst als eigentlich unbeschreibbar bezeichnet, um es und dessen Wirkung dann doch zu demonstrieren?

Auch in der Forschungsliteratur erfährt Petitcrü nur selten Aufmerksamkeit, oftmals wird er nur am Rande erwähnt.

Er ist ein kein kaum fassbares Rätsel, eine Mischung aus Tier, göttlichem Wesen, funktionalem Spielzeug und Kunstwerk. Weder sein Äußeres noch seine Funktionen können tatsächlich begriffen werden.

Dennoch ist Petitcrü einen weiteren Blick wert: Gilan würde lieber sein halbes Reich und seine Schwester opfern als das Hündchen aufzugeben, Tristan begibt sich in große Gefahr, um das Hündchen zu erwerben und Isolde schließlich belügt ihren Ehemann und präsentiert das Hündchen wie ein Kunstwerk.

Warum ist Petitcrü so gestaltet, wie er auftritt? Was ist der Sinn seines Aussehens und seiner Wirkungen?

Auf diese Fragen möchte ich versuchen, in meiner Arbeit Antworten zu finden und dabei das Rätsel Petitcrü etwas zu ergründen.

1 Handlung der Petitcrü- Episode

Die Handlung während der Petitcrü- Episode lässt sich in zwei Teile aufgliedern:

- Tristan erwirbt Petitcrü an Gilans Hof

Nach dem Gottesurteil reist Tristan aus England zu Herzog Gilan von Swales. Dort leidet Tristan sehr unter der räumlichen Trennung zu Isolde. Daher zeigt ihm Herzog Gilan das Hündchen Petitcrü, ein Minnegeschenk einer Göttin aus Avalon, um Tristan aufzumuntern. Durch den seltsamen Anblick des wundersamen Tieres und die magische Wirkung des Glöckchens an dem Halsband vergisst Tristan seine Trauer, solange das Tier in seiner Nähe ist. Tristan beschließt, das Hündchen für Isolde zu erwerben, um ihr Leid zu mindern.

Gilans Reich wird parallel dazu von dem Riesen Urgan bedroht, der von Gilan Tiere als Tribut fordert, damit er die Bevölkerung leben lässt. Tristan will Gilan gerne helfen und dieser verspricht ihm als Dank für die Hilfe alles, was er haben möchte. Es kommt zu einem langen und blutigen Kampf, den Gottfried detailliert schildert. Dabei wird Urgan ein Auge ausgestochen und eine Hand abgeschlagen. Urgan zieht sich zunächst zurück, um eine Zauberwurzel zur Heilung seiner Hand zu finden. Später findet Tristan Urgan erneut und sticht ihm auch das zweite Auge aus. Den nunmehr blinden Riesen kann Tristan schließlich von der Brücke stoßen und so besiegen. Gilan freut sich sehr, dass Tristan sein Reich von dem Riesen befreit hat. Als Gegenleistung dafür verlangt Tristan von ihm das Hündchen Petitcrü. Gilans Herz hängt jedoch sehr an dem Tier, daher bietet er ihm stattdessen seine Schwester und die Hälfte seines Besitzes an, doch Tristan macht ihm klar, dass er nur gegen Urgan angetreten ist, um Petitcrü zu erwerben. Gilan hält sein Versprechen gegenüber Tristan ein, obgleich ihn der Verlust sehr schmerzt. Tristan übergibt das Hündchen zusammen mit Briefen über dessen Erwerb an einen Spielmann, um es an Isolde zu schicken.

- Petitcrü bei Isolde

Der Spielmann erfüllt seine Aufgabe und übergibt bei Markes Schloss das Tier an Brangäne, welche das Tier Isolde überreicht. Isolde belohnt den Spielmann für seine Dienste und schickt auch Tristan Briefe, dass Marke ihm die Vorkommnisse nicht mehr nachtrage, sondern ihm wohlgesonnen sei und bittet ihn, zurückzukommen. Dieser Bitte kommt Tristan auch nach und kehrt nach Cornwall zurück.

Am Hof erzählt Isolde Marke, dass Petitcrü ein Geschenk ihrer Mutter sei. Für den Hund werden ein Häuschen und eine Seidendecke aus kostbaren Materialien angefertigt und der Hund befindet sich immer in Isoldes Gesellschaft. Für Isolde ist Petitcrü aber keine Linderung ihres Liebeskummers, er erneuert ihr Leiden. Isolde fühlt sich schuldig, als sie das Glöckchen hört und daraufhin Freude empfindet, ohne dass Tristan ebenso unbekümmert sein kann. Sie reißt die Glocke, die daraufhin ihre magische Wirkung verliert. Isolde stört das nicht, da sie ohne Tristan nicht glücklich sein will.

2 Zur Gestalt des Hundes Petitcrü

2.1 Der Hund in der mittelalterlichen Literatur

Petrus Tax beschreibt Petitcrü folgendermaßen: „Es ist deutlich, daß dieses Hündchen eine typisch höfische Erscheinung darstellt: es ist Sinnbild und Inbegriff der bloßen Freude. “

Der Hund an sich ist keine ungewöhnliche Erscheinung in der mittelalterlichen Literatur. Ihr Los ist zwiegespalten: die sprachliche Verachtung wird gerne von Linguisten festgestellt, denn nach Brinkmann[1] verwendet die Sprache von jeher „den Namen des Hundes vorzugsweise […], um das durchaus schlechte und gemeine, das Werthlose, Unedle und Unwürdige zu bezeichnen.“ Im Aberglauben wird der Hund zum dämonischen Wesen, was sich im Höllenhund zeigt und auch in späterer Literatur zeigt sich der Teufel bei Goethes Faust in Form eines Pudels.

Doch wird der Hund ebenso gerne als alltäglicher treuer Gefährte und Helfer in der Jagd geschildert.

In der Dichtung des Mittelalters gilt der Hund, sofern es kein Jagdhund ist, wie bei Gottfried Tristans Bracke Hiudan, den Damen als Luxusobjekt, als Schoßhund, der geherzt und gepflegt werden darf, zugeteilt.

Gottfried erzählt in seinem Tristan von beiden Hunden und teilt sie zunächst auch den entsprechenden Personen: Tristan wird der Bracke Hiudan zur Seite gestellt, der ihm als Jagdhund dient, während Isolde zur Linderung ihres Leids Petitcrü erhält.

[...]


[1] Brinkmann, Friedrich: Die Metaphern, Studien über den Geist der modernen Sprachen,1. Band: Die Thierbilder der Sprache, Bonn 1878, S. 215

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das magische Hündchen "Petitcrü" in Gottfried von Straßburgs "Tristan"
Hochschule
Universität Wien  (Germanistik)
Veranstaltung
Ältere deutsche Literatur: Gottfried von Straßburg; Tristan
Note
2+
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V112770
ISBN (eBook)
9783640122561
ISBN (Buch)
9783640123926
Dateigröße
436 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hündchen, Petitcrü, Gottfried, Straßburgs, Tristan, Literatur, Gottfried, Straßburg, Tristan
Arbeit zitieren
Elisabeth Peirhofer (Autor:in), 2007, Das magische Hündchen "Petitcrü" in Gottfried von Straßburgs "Tristan", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112770

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