Stuart Hall beschäftigte sich zeitlebens mit Konzepten der kulturellen Identität und Ethnizität, sowie der Politisierung dieser. In seinem Aufsatz "Neue Ethnizitäten" skizziert er den Kampf um eine positive Neubesetzung schwarzer Identität in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft. Die Grundbedingungen dafür liegen, nach Hall, in der Genesis moderner Gesellschaften begründet, indessen Entstehung sich ein entscheidender Diskurs formierte: "Der Westen und der Rest".
In seinem gleichnamigen Aufsatz, der Grundlage dieser Arbeit ist, analysiert Hall die folgenreiche Herausbildung dessen.
Darüber hinaus beleuchtet diese Arbeit den „Social-Identity Approach“ (SIA) aus der sozialpsychologischen Gruppenforschung, der von Henri Tajfel und John C. Turner geprägt wurde. Dieser Ansatz untersucht den Einfluss sozialer Gruppen auf die Identität des Individuums und vice versa. Ausgehend von dem Bestreben des Individuums nach einem positiven Selbstkonzept, gehört zu den wesentlichen Befunden, dass die aus Gruppenzugehörigkeiten gespeiste Identität mit einem diskriminierenden Verhalten anderer Gruppen und dessen Mitgliedern gegenüber einhergeht.
Die mit Halls Diskurs verflochtene Herausbildung einer positiven Identität des "Westen" konnte, im Sinne des SIA, nicht ohne die Herabsetzung eines anderen, einem "Rest", passieren.
Ziel dieser Arbeit ist es, diesen Prozess aus der Perspektive des SIA zu beleuchten, und herauszufinden, ob die Identität des „Westens“ als Identitätsangebot fungieren kann. Im ersten Kapitel "Stuart Halls Westens" wird Halls Darstellung des "Westens" als Konzept vorgestellt, sowie die damit verbundenen Begrifflichkeiten des Diskurses geklärt.
Zudem wird die Analyse der Entstehung des "Westens" skizziert. Das zweite Kapitel konzentriert sich auf den SIA der Sozialpsychologie. Entscheidende Hypothesen werden erläutert und die Grundzüge der relevantesten Theorien dargestellt. Im dritten Kapitel dieser Arbeit wird das Konzept des "Westens" unter den Gesichtspunkten des SIA untersucht, um sich im Fazit der formulierten Fragestellung zu widmen. Hierbei handelt es sich um zwei komplexe Theorieensembles, die entweder genuin Verkürzungen unterliegen oder in dieser Arbeit der Vergleichbarkeit willen Vereinfachungen erfahren müssen. Ziel bleibt es, substanzielle Gemeinsamkeiten und Grenzen herauszuarbeiten, wobei auf Modifikationen und für diese Untersuchung periphere Hypothesen nicht eingegangen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Stuart Halls „Westen“
- Der Westen als Konzept
- Halls Diskursbegriff
- Entstehungsanalyse westlicher Gesellschaften
- Zwischenfazit
- Social-Identity Approach
- Reizklassifikation und das minimal-group-paradigm
- Theorie der sozialen Identität
- Selbstkategorisierungstheorie
- Analyse
- Formation des Diskurses und die Entstehung von Kategorien
- Manifestationen des Strebens nach positiver Identität
- Soziale Funktionen und Institutionalisierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und Konstruktion des „Westens“ nach Stuart Hall und analysiert diesen Prozess durch die Linse des Social-Identity Approach (SIA). Das Hauptziel ist es, zu ergründen, ob die Identität des „Westens“, wie sie von Hall beschrieben wird, als Identitätsangebot fungieren kann und welche Rolle der SIA dabei spielt. Die Arbeit beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen Diskurs, Identität und Macht.
- Halls Konzept des „Westens“ als historisches Konstrukt
- Der Social-Identity Approach (SIA) und seine zentralen Theorien
- Die Rolle des Diskurses in der Konstruktion westlicher Identität
- Die Bedeutung von Macht und Wissen in der Herausbildung des „Westens“
- Der „Westen“ als Identitätsangebot im Kontext des SIA
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Identitätskonstruktion im Kontext der globalen Gesellschaft ein. Sie stellt die zentralen Fragen der Arbeit vor und beschreibt den methodischen Ansatz, der auf der Analyse von Stuart Halls Werk und dem Social-Identity Approach basiert. Die Einleitung skizziert den Forschungsfokus auf die Entstehung des "Westens" als Konzept und dessen Funktion als Identitätsangebot.
Stuart Halls „Westen“: Dieses Kapitel präsentiert Halls Analyse des „Westens“ als ein historisches Konstrukt, dessen Entstehung im 16. Jahrhundert beginnt. Hall betont die Rolle des Diskurses in der Konstitution des „Westens“, der sich im Unterschied zum „Rest der Welt“ definiert. Der Fokus liegt auf Halls Diskursbegriff, angelehnt an Michel Foucault, und der Analyse der Entstehungsgeschichte westlicher Gesellschaften mit ihren ambivalenten Repräsentationen des „Anderen“. Die Kapitel unterstreichen die Bedeutung von Macht und Wissen in diesem Prozess.
Social-Identity Approach: Dieses Kapitel beschreibt den Social-Identity Approach (SIA) als sozialpsychologisches Modell zur Erklärung von Gruppenprozessen und Identitätsbildung. Es werden die zentralen Theorien des SIA, wie die Theorie der sozialen Identität und die Selbstkategorisierungstheorie, erläutert und ihre Relevanz für das Verständnis der Konstruktion von Gruppenidentitäten hervorgehoben. Der Fokus liegt auf dem Streben nach positiver sozialer Identität und dessen Auswirkungen auf das intergruppale Verhalten.
Analyse: Dieses Kapitel analysiert die Entstehung und Manifestation einer positiven westlichen Identität im Lichte des SIA. Es untersucht, wie der Diskurs um den „Westen“ zur Konstruktion einer positiven Identität beitrug, die gleichzeitig die Abwertung des „Restes der Welt“ implizierte. Der Kapitel untersucht die sozialen Funktionen dieser Identitätskonstruktion und deren Institutionalisierung.
Schlüsselwörter
Stuart Hall, Westen, Diskurs, Social-Identity Approach (SIA), Identität, Macht, Wissen, Konstruktion, Andere, Rest der Welt, Gruppenidentität, Identitätsangebot, Entstehung, Moderne Gesellschaften.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Konstruktion des "Westens" nach Stuart Hall im Lichte des Social-Identity Approach
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Entstehung und Konstruktion des „Westens“ nach Stuart Hall und analysiert diesen Prozess mithilfe des Social-Identity Approach (SIA). Das Hauptziel ist es zu ergründen, ob die Identität des „Westens“, wie von Hall beschrieben, als Identitätsangebot fungieren kann und welche Rolle der SIA dabei spielt. Die Arbeit beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen Diskurs, Identität und Macht.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf zwei zentralen theoretischen Ansätzen: Stuart Halls Konzept des „Westens“ als historisches Konstrukt und der Social-Identity Approach (SIA). Halls Diskursanalyse, angelehnt an Foucault, wird verwendet, um die Entstehung des „Westens“ zu untersuchen. Der SIA liefert ein sozialpsychologisches Modell zur Erklärung von Gruppenprozessen und Identitätsbildung, insbesondere die Theorie der sozialen Identität und die Selbstkategorisierungstheorie.
Wie wird der „Westen“ in dieser Arbeit definiert?
Der „Westen“ wird als ein historisches Konstrukt verstanden, dessen Entstehung im 16. Jahrhundert beginnt. Nach Hall definiert sich der „Westen“ im Unterschied zum „Rest der Welt“ und ist geprägt von Machtstrukturen und Wissensordnungen. Die Arbeit analysiert, wie dieser „Westen“ durch Diskurs konstruiert und als Identitätsangebot eingesetzt wird.
Welche Rolle spielt der Diskurs nach Hall?
Halls Diskursbegriff, angelehnt an Foucault, ist zentral für die Analyse. Der Diskurs über den „Westen“ wird als konstitutiv für die Konstruktion der westlichen Identität angesehen. Er prägt die Wahrnehmung des „Westens“ und des „Anderen“ und ist untrennbar mit Machtstrukturen verbunden.
Was ist der Social-Identity Approach (SIA) und seine Relevanz?
Der SIA ist ein sozialpsychologisches Modell, das die Bildung und Aufrechterhaltung von Gruppenidentitäten erklärt. Zentrale Konzepte sind das Streben nach positiver sozialer Identität und die Selbstkategorisierung. Der SIA hilft zu verstehen, wie die Konstruktion einer positiven westlichen Identität mit der Abwertung anderer Gruppen verbunden ist.
Wie wird die Analyse in der Arbeit durchgeführt?
Die Analyse untersucht, wie der Diskurs um den „Westen“ zur Konstruktion einer positiven Identität beitrug, die gleichzeitig die Abwertung des „Restes der Welt“ implizierte. Es werden die sozialen Funktionen dieser Identitätskonstruktion und deren Institutionalisierung analysiert. Die Arbeit verknüpft Halls Diskursanalyse mit den Konzepten des SIA, um die Entstehung und Manifestation einer positiven westlichen Identität zu erklären.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
(Die konkreten Schlussfolgerungen sind im Fazit der Arbeit enthalten und werden hier nicht im Detail wiedergegeben. Die Arbeit analysiert ob und wie die westliche Identität als Identitätsangebot funktioniert und welche Rolle dabei der SIA spielt.)
Welche Schlüsselwörter charakterisieren diese Arbeit?
Stuart Hall, Westen, Diskurs, Social-Identity Approach (SIA), Identität, Macht, Wissen, Konstruktion, Andere, Rest der Welt, Gruppenidentität, Identitätsangebot, Entstehung, Moderne Gesellschaften.
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- Anonym (Autor:in), 2019, Identitätsangebote einer klassifizierten sozialen Umwelt. Sozialpsychologischer Blick auf die Genese moderner und nicht-moderner Gesellschaften und deren Einfluss auf das Individuum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1127778