Die Pädagogik des Nationalsozialismus am Beispiel von Ernst Krieck


Seminararbeit, 2006

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort

2 Erziehung im Nationalsozialismus

3 Ernst Krieck und sein Erziehungsmodell
3.1 Ernst Krieck und die nationalsozialistische Weltanschauung
3.1.1 Die völkische Gemeinschaft und der Einzelne
3.1.2 Die Rasse im Zentrum der Lehre Kriecks
3.1.3 Das völkische Modell – Zucht und Auslese
3.1.4 Ganzheit des Volkes
3.2 Funktionalität der Erziehung
3.2.1 Gewichtung von funktionaler und intentionaler Erziehung
3.2.2 Das Drei-Schichten-Modell

4 „und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben!“ - Organisation der Kinder und Jugendlichen im Dritten Reich
4.1 Die Hitlerjugend
4.1.1 Gründung und Anfänge
4.1.2 Aufgaben und Erziehung in der HJ
4.1.3 Die Hitlerjugend im Zweiten Weltkrieg
4.2 Auslese an den Schulen – Umgang mit Minderheiten
4.3 Vergleich mit Ernst Kriecks Erziehungsmodell

5 Nach 1945 – Reeducation

6 War die nationalsozialistische Erziehung eine Pädagogik – oder doch eine „Un- Pädagogik“?
6.1 „Un-Pädagogik“
6.2 Fortführung statt Bruch
6.3 Kontinuität und Kritik

7 Fazit

8 Literaturverzeichnis

Vorwort

In dieser Hausarbeit beschäftigen wir uns mit dem Erziehungsprogramm des Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung von Ernst Kriecks Erziehungsmodell.

Eine weitere Grundlage bieten uns Franzjörg Baumgarts Erläuterungen in seinem Buch „Erziehungs- und Bildungstheorien“.

Wir haben Ernst Krieck als Repräsentanten der nationalsozialistischen Erziehungswissenschaft ausgewählt, weil er einer der führenden Ideologen der Pädagogik im Dritten Reich war und wir aufgrund der Fülle der Materialien exemplarisch die Grundelemente der damaligen Pädagogik erläutern wollen.

Dabei geht es uns zunächst um die nationalsozialistische Weltanschauung und wie diese in dem Erziehungsmodell von Ernst Krieck zum Ausdruck kommt. Ferner möchten wir in kurzer Form darlegen, wie Krieck die funktionale und intentionale Erziehung verschieden gewichtet und wie sich dies im Alltagsleben der Kinder und Jugendlichen bemerkbar gemacht hat.

Hierbei konzentrieren wir uns auf die Hitlerjugend, den Minderheiten widmen wir nur ein kurzes Kapitel, da der Umfang dieser Hausarbeit es uns nicht ermöglicht, diese Verbrechen angemessen zu werten.

Mit der Frage, wie die Neugestaltung in der Erziehungswissenschaft nach 1945 vonstatten gegangen ist, beschäftigen wir uns in Kapitel V, bevor wir im letzten Kapitel die Diskussion in der heutigen Zeit bearbeiten, ob die Pädagogik des Nationalsozialismus in der erziehungswissenschaftlichen Tradition steht oder aber, ob sie einen Bruch mit ihr darstellt.

Wir möchten darauf hinweisen, dass wir uns bewusst sind, mit diesem Thema nicht angemessen genug umgehen zu können. Wir hoffen, dass es uns mit dieser Hausarbeit gelingt, Analyse und Kritik voneinander zu trennen, da es gerade vor dem Hintergrund des wahrscheinlich größten Menschheitsverbrechen schwer fällt, nicht schnell in eine Wertung zu verfallen.

2 Erziehung im Nationalsozialismus

"Meine Pädagogik ist hart", so formulierte Hitler seine Erziehungsideale, "Das Schwache muss weggehämmert werden. Es wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich ..."[1]

Damit diese Pädagogik Erfolg haben sollte, wurden die Kindheit und die Jugend unter Hitler durchorganisiert und die Kinder von klein auf für den Kampf und für den Krieg erzogen.

Die Erziehung im Nationalsozialismus hatte erst einmal den Zweck, die Weltanschauung Hitlers und seiner Anhänger durchzusetzen. Dabei beschränkte sich der nationalsozialistische Staat nicht nur auf die üblichen pädagogischen Institutionen, sondern benutzte auch in hohem Maße die Mittel der Propaganda, um die Menschen nach seinen Vorstellungen zu formen.

Ziel der nationalsozialistischen Erziehung war „der neue polit. Mensch, der weniger denkt als handelt, weniger rational als emotional und weniger intellektuell als rassisch-gesund ist: insgesamt ging es um „die Erhebung des dt. Gemütes gegen die Willkür des kalten Intellekts“ (Baldur von Schirach)“[2].

Nach der „Machtergreifung“ Hitlers 1933 herrschte in der Erziehungswissenschaft eine große Unsicherheit, wie es weitergehen sollte; viele von den sog. „Kathederpädagogen“[3] behielten ihre Ämter und leisteten kaum bzw. keinen Widerstand. Die Wortführer dieser neuen Bewegung in der Pädagogik, die die Ideale Hitlers durchsetzen wollten und unter anderem nur durch den Druck der Nationalsozialisten an den Universitäten und anderen Institutionen hohe Ämter bekleideten, waren unter anderen Alfred Rosenberg, K.F. Sturm, Kade, Alfred Baeumler und Ernst Krieck.

Erste spürbare Veränderungen für Schulen und Universitäten bereits 1933

Eines der Hauptziele der nationalsozialistischen Pädagogik war die Bekämpfung der „Überfremdung des dt. Volkes“[4], daraus folgte die rassistische Selektierung an Schulen, Universitäten und in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen.

Als Beispiele hierfür sind zum einen die Aufhebung der rechtlichen Gleichstellung vor allem der jüdischen und Sinti- und Roma- Kinder, und der aus dem Staatsdienst entlassenen jüdischen Professoren und Lehrer bereits im April 1933 zu nennen.

So konnten sich die nationalsozialistischen Erziehungstheorien, die es durchaus schon vor 1933 gegeben hat (Beispiel Ernst Krieck „Menschenformung“, 1923)[5], in der Praxis durchsetzen und Einfluss auf die Entwicklung in der Geschichte nehmen.

3 Ernst Krieck und sein Erziehungsmodell

3.1 Ernst Krieck und die nationalsozialistische Weltanschauung

In diesem Kapitel wollen wir uns den Erziehungstheorien Ernst Kriecks widmen, dem pädagogischen Repräsentanten des Nationalsozialismus[6].

Nachdem er bereits seit 1923 an diversen Hochschulen gearbeitet hatte, wurde er 1934 unter dem Druck der Nationalsozialisten Professor an der Universität Heidelberg[7].

Kriecks Hauptaugenmerk lag auf der Funktionalität der Erziehung, die meisten seiner Werke zielen darauf ab. Die völkische Lebensgemeinschaft und die erbbiologische Orientierung bildeten dabei sein Hauptanliegen.

Dieses Gedankengut war jedoch keineswegs neu oder erst mit den Nationalsozialisten entstanden. Bereits in den Jahrzehnten zuvor, spätestens aber mit dem Beginn der „Dolchstoßlegende“ 1918 fanden sich auch bei einigen Reformpädagogen, wie beispielsweise Hermann Nohl, völkisch-rassistische Tendenzen.

Die Hinwendung einiger Reformpädagogen zum verstärkt völkisch-nationalen Gedankengut ist im historischen Kontext mit dem Gefühl der Erniedrigung durch die Niederlage von 1918 zu erklären. Beide, die Reformpädagogik und die Pädagogik des Nationalsozialismus, haben „das Ressentiment gegen die Erscheinungsformen der modernen liberalen Gesellschaft“[8] gemeinsam.

Dennoch muss man beachten, dass es auch große Unterschiede zwischen den beiden gab; viele wichtige Elemente der Reformpädagogik, so zum Beispiel der Gedanke der kindgemäßen Erziehung, des Eigenrechts des Kindes, die Autonomieforderung von Seiten der Pädagogik gegenüber den politischen Mächten und Weltanschauungen, wurden von den Nationalsozialisten als „liberale Erblast“ bekämpft[9].

Den völkischen Charakter hat es somit schon vorher in der Erziehungswissenschaft gegeben, jedoch erhält er durch Krieck und andere nationalsozialistische Pädagogen eine neue Qualität und Zuspitzung.

3.1.1 Die völkische Gemeinschaft und der Einzelne

„Unser Zentralproblem ist der moderne Erziehungsgedanke. Gebieterisch verlangt die Zeit die Abwendung vom abstrakten Individualismus und dem bloß auf das Erwerbsleben abgestellten Intellektualismus, der in den letzten Jahrzehnten wie die gesamte Kultur so auch die Schule beherrschte. Von der Erziehung laufen die Radien nach allen Seiten hin, alle kulturellen Probleme treten irgendwann und irgendwo in den Bereich des Erziehungsfeldes.“[10]

Er ging davon aus, dass Erziehung jederzeit stattfindet, dass jeder jeden erzieht. Erziehung geht, laut Krieck, von der Allgemeinheit des Volkes aus.[11]

„Die Gesamtheit der von der Gemeinschaft auf den Nachwuchs ausstrahlenden Einwirkungen, soweit dadurch im Nachwuchs Wachstum gefördert und geformt, Anlagen zur persönlichen und gliedschaftlichen Reife gebracht werden, heißt Erziehung.“[12]

3.1.2 Die Rasse im Zentrum der Lehre Kriecks

Im Zentrum seiner Arbeiten steht die Zugehörigkeit zur Rasse. „Erziehung stehe allein im Dienste der Rasse“, seine Ansichten von Erziehung stehen also in Diskontinuität zu den pädagogischen Theorien der vorangegangenen Epochen, in denen die Individualität jedes Einzelnen emphatisch verstanden wurde.[13]

Auch die Pädagogik als Wissenschaft solle diesem Rassegedanken dienen und ihre neue Wissenschaftlichkeit in dieser Rassenlehre als Weltanschauung finden.

„Fruchtbare und in den Ursprüngen rassisch bestimmte Wissenschaft dient zum Aufbau des Weltbildes und damit zur Menschenformung in dem zugeordneten Lebenskreis. Echte Wissenschaft ist ein Erziehungsmittel im Zusammenhang einer Weltanschauung.“[14]

Diese Weltanschauung wird bestimmt von dem völkischen Weltbild Ernst Kriecks.

Dieses Weltbild zielt darauf ab, eine Übereinstimmung zwischen dem Einzelnen und der Macht der Gemeinschaft herbeizuführen, mit der Absicht, eine Verbesserung des Einzellebens durch die Mitgliedschaft am Volk zu erreichen.

[...]


[1] Aus einer Rede Hitlers im Jahre 1936

[2] Winfried Böhm, Wörterbuch der Pädagogik, 15., überarbeitete Auflage, Stuttgart 2000, S. 382

[3] Franzjörg Baumgart (Hrsg.), Erziehungs- und Bildungstheorien. Erläuterungen – Texte – Arbeitsaufgaben. Bad Heilbrunn, 2., durchgesehene Auflage 2001, S. 177

[4] a. a. O., S.382

[5] W. Böhm, Wörterbuch der Pädagogik, S.315

[6] W. Böhm, a. a. O., S.315

[7] W. Böhm, a. a. O., S.315

[8] Franzjörg Baumgart, a. a. O., S.176

[9] Ebenda

[10] Ernst Krieck zitiert aus Ernst Hojer, Nationalsozialismus und Pädagogik. Umfeld und Entwicklung der Pädagogik Ernst Kriecks, Würzburg 1996, S. 69

[11] Vgl. Chr. Berg u. S. Ellger-Rüttgardt (Hrsg.), „Du bist nichts, Dein Volk ist alles“. Forschungen zum Verhältnis von Pädagogik und Nationalsozialismus, Weinheim 1990

[12] E. Krieck, Nationalsozialistische Erziehung, Berlin 1936, S. 4

[13] Franzjörg Baumgart, a. a. O., S. 179

[14] E. Krieck, a. a. O., S. 11

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Pädagogik des Nationalsozialismus am Beispiel von Ernst Krieck
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V112901
ISBN (eBook)
9783640122714
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogik, Nationalsozialismus, Beispiel, Ernst, Krieck
Arbeit zitieren
Stephanie Klingemann (Autor:in), 2006, Die Pädagogik des Nationalsozialismus am Beispiel von Ernst Krieck, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112901

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