In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie sich die Wählerschaft Donald Trumps im Jahre 2016 auf Basis der Theorie von Philip Manow zusammensetzt.
Zunächst soll (Rechts-)populismus definiert und anhand dieser Definition Donald Trump eingeordnet werden. Weiterhin wird der Prozess der Präsidentschaftswahlen skizziert bevor der Charakter und die Bedeutung der Wahlen im Jahr 2016 kurz erläutert werden. Anhand der sogenannten Exit Polls vom Umfrageinstitut Edison Research Instituts soll schließlich die Zusammensetzung der Wähler Trumps im Bundesstaat Missouri analysiert und mit dem Ansatz Manows in Beziehung gesetzt werden. Besonderer Beachtung soll hierbei den Faktoren Einkommen und der Einstellung zu Migration geschenkt werden.
Missouri wird aus dem Grund gewählt, da dies ein sogenannter „Red State“ ist. Da in Manows Ansatz geografische Unterschiede eine Rolle spielen, wurde hier bewusst ein Staat aus Kontinentalamerika gewählt. Darauf soll in Kapitel 5 näher eingegangen werden.
Im Fazit soll zusammengefasst werden, ob sich Manows Ansatz in der Wählerstruktur im Bundesstaat Missouri aus Texas anhand der geringen Daten, die öffentlich vorliegen, bestätigen lässt. Abschließend folgt ein Ausblick auf zukünftige Forschungsaspekte.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Rechtspopulismus und Donald Trump
3 Die Präsidentschaftswahlen in den USA und deren Bedeutung 2016
4 Philip Manow: Die Politische Ökonomie des Populismus
5 Die Zusammensetzung der Wähler im Bundesstaat Missouri
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Meine Unterstützer sind so klug. Das sagen auch die Umfragen. Sie zeigen, dass ich die loyalsten Anhänger habe. […] Ich könnte quasi mitten auf der 5th Avenue stehen und jemanden erschießen, und würde trotzdem keine Wähler verlieren. […]“ („Kontroverse Aussage […]“, 2016). Mit Aussagen, wie diesen zog Präsident Donald Trump immer wieder die (mediale) Aufmerksamkeit auf sich.
1946 in New York City geboren, beendet er nach seiner Zeit an der New Yorker Militärakademie 1968 sein Wirtschaftsstudium. Nachdem er schon während des Studiums im Immobilienunternehmen seines Vaters mitgearbeitet hatte, übernahm er es 1971 schließlich. Trump baute in sehr kurzer Zeit ein großes Wirtschaftsnetzwerk auf und beteiligte sich an großen Projekten im Immobiliengeschäft. Er wurde 2004 durch die Realityshow „The Apprentice“ öffentlich bekannt. Am 16. Juni 2015 gab Trump bekannt als Präsidentschaftskandidat für die Republikanische Partei anzutreten. Im November 2016 wurde er schließlich zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt (Lammert, 2016). Seit her ist die Frage, wer die Menschen waren, die Donald Trump ihre Stimme gaben, Gegenstand vieler sozialwissenschaftlicher Untersuchungen gewesen. Dies wurde bisher in zahlreichen Studien untersucht (z.B. Hermann, 2017; Herp-Tausendfreund, 2017; Wiegandt, 2016).
Weiterhin gibt es diverse Theorien und Erklärungsansätze, die versuchen die Soziologie der Wähler (rechts-)populistischer Parteien, Individuen und Bewegungen zu liefern (z.B. Spier, 2010; Simpson, 2018)
Einer dieser Ansätze von Philip Manow, geht davon aus, dass die Wirtschaft und Herrschaft eines Landes nicht zu trennen sind. So geht er in seinem Buch „Die Politische Ökonomie des Populismus“ darauf ein, dass Kapitalismus und Populismus nah beieinander liegen und es dabei auf kleinteilige, regionale Unterschiede ankommt. Dieser Ansatz soll der vorliegenden Hausarbeit zugrunde gelegt werden.
Zunächst soll (Rechts-)populismus definiert und anhand dieser Definition Donald Trump eingeordnet werden. Weiterhin wird der Prozess der Präsidentschaftswahlen skizziert bevor der Charakter und die Bedeutung der Wahlen im Jahr 2016 kurz erläutert werden. Anhand der sogenannten Exit Polls vom Umfrageinstitut Edison Research Instituts soll schließlich die Zusammensetzung der Wähler Trumps im Bundesstaat Missouri analysiert und mit dem Ansatz Manows in Beziehung gesetzt werden. Besonderer Beachtung soll hierbei den Faktoren Einkommen und der Einstellung zu Migration geschenkt werden.
Missouri wird aus dem Grund gewählt, da dies ein sogenannter „Red State“1 ist. Da in Manows Ansatz geografische Unterschiede eine Rolle spielen, wurde hier bewusst ein Staat aus Kontinentalamerika gewählt. Darauf soll in Kapitel 5 näher eingegangen werden.
Im Fazit soll zusammengefasst werden, ob sich Manows Ansatz in der Wählerstruktur im Bundesstaat Missouri aus Texas anhand der geringen Daten, die öffentlich vorliegen, bestätigen lässt. Abschließend folgt ein Ausblick auf zukünftige Forschungsaspekte.
2 Rechtspopulismus und Donald Trump
Zunächst soll anhand der wichtigsten Kernelemente definiert werden, welche Auffassung von (Rechts-)populismus dieser Arbeit zugrunde liegt und anhand welcher Punkte Donald Trump als Rechtspopulist zu klassifizieren ist.
Populisten zeichnen sich zum einen durch ihre anti-elitäre und ihre anti-pluralistische Einstellung aus. Sie kritisieren damit nicht das Prinzip der politischen Repräsentation, sondern die aktuell amtierenden Politiker. Diese werden als Volksverräter beschrieben, die nicht am Wohle des Volkes interessiert sind, sondern sich nur bereichern wollen (Müller, 2019). Diese beiden Elemente finden sich bei Donald Trump wieder, was seine Rede am Tag seines Amtsantritts am 20. Januar 2017 beweist. Trump griff die regierenden Eliten an und warf ihnen vor sich zu bereichern: „Zu lange hat eine kleine Gruppe in der Hauptstadt unseres Landes von der Regierung profitiert, und das Volk hat die Kosten getragen. Washington blühte, aber das Volk hat nichts von dem Reichtum gehabt.“ („Trumps Rede im Wortlaut“, 2017).
Weiterhin ist der Alleinvertretungsanspruch ein zentrales Argument von Populisten. Sie sind der Meinung, dass nur sie das Volk („die schweigende Mehrheit“) vertreten und dessen angeblicher homogener Wille sei bekannt. Dieser Alleinvertretungsanspruch zeigt sich auch in einer Rede Trumps, in der er weiterhin das Amt des Präsidenten mit dem Volk gleichstellte: „Heute übergeben wir die Macht nicht nur von einer Regierung an die andere oder von einer Partei an die andere, sondern wir nehmen die Macht von Washington D.C. und geben sie an euch, das Volk, zurück“ („Trumps Rede im Wortlaut“, 2017). Aus diesem Grund gäbe es auch keine Einzelinteressen. Das begründet, warum Populisten häufig Wahlergebnisse anfechten. Es stellt sich für sie die Frage, wieso sie keine absolute Mehrheit erreichen, obwohl ausschließlich sie es sind, die das „wahre“ Volk vertreten (Müller, 2019). Auch Trump focht das Wahlergebnis nach der Wahl 2020 sowohl moralisch als auch rechtlich an (DIE ZEIT, 2020). Weiterhin werden Bürger des Landes, die die Populisten nicht unterstützen, verachtet. Das Volk auf der einen und die Elite auf der anderen Seite werden als homogene Gruppen gesehen. Nach der Ansicht der Populisten spaltet sich die Gesellschaft am besten in das „wahre“ Volk, die ihnen Unterstützung zusichern und in eine Gruppe, die als „Feinde“ angesehen werden (Müller, 2019). Weiterhin verachten sie die Medien und stellen sie als Lügenpresse dar, wie sich auch einer Rede von Donald Trump zeigt (Jackson, 2017). Ferner behaupten Populisten, sie würden Erfolg haben, da sie die Ängste der Bürger und Probleme der Gesellschaft am ehesten wahrnehmen würden, was sie wiederum zu Akzeptanz unter den Wählern führt. Konflikte werden dabei moralisiert und polarisiert (Müller, 2019).
Des Weiteren lehnen Populisten Globalisierungs - und Modernierungstrends ab und orientieren sich an der Vergangenheit. Aus diesem Grund versprechen sie ihren Wählern zu den guten Zeiten zurückzukehren (Priester, 2019). Das zeigte sich bei Trump in seinem selbsternannten Ziel Amerika in ein goldenes Zeitalter zurückzuführen und spiegelte sich auch in seinem Motto „Make America Great Again“ wider („Trumps Rede im Wortlaut“, 2017).
Rechtspopulismus lässt sich, an diese Charakterisierung des Populismus anknüpfend, wie folgt definieren: „[…] Populismus [ist] in seiner einfachsten Form zunächst nichts weiter als ein rhetorisches Stilmittel, welches mit Komplexitätsreduktion, Schwarz-Weiß-Malerei und Vereinfachungen arbeitet. Wenn dieser rhetorische Stil jedoch mit einer provokativen Konfrontation von Volk und Elite kombiniert wird, entsteht die ´dünne´ populistische Ideologie. Sobald zusätzlich das eigene Volk, die eigene Nation von den Fremden, den Anderen bzw. den Ausländern abgegrenzt wird, handelt es sich um Rechtspopulismus“ (Wolf, 2017, S 7).
Nach Mudde und Kaltwasser (2017) summieren sich im Rechtspopulismus die Elemente des Populismus, des Nativismus und des Autoritarismus.
Nativismus umfasst dabei das Verständnis, dass Menschen anderer Herkunft bedrohlich für die eigene Nation werden können. (Boehnke & Thran, 2019). Das zeigt sich im Falle Trumps an seiner immigrationsablehnenden Haltung, insbesondere gegen den Islam aber auch Mexikaner oder Drogendealer. Das ist auch in seinen Tweets zu sehen:
„‚Mexiko unternimmt nur sehr wenig, wenn nicht sogar GAR NICHTS, um Menschen daran zu hindern, über ihre südliche Grenze zu gelangen, und dann in die USA zu kommen. […] Sie lachen über unsere lächerlichen Einwanderungsgesetze‘ […] Die mexikanische Regierung müsse den ‚Strom von Drogen und Menschen‘ stoppen, sonst werde er ‚ihren Goldesel‘ NAFTA stoppen“ (DER SPIEGEL, 2018, Absatz 2).
Autoritarismus ist auch unter dem Begriff „Law-and-Order-Politik“ bekannt und ist eine Politik, die eine strenge Durchsetzung von Gesetzen beinhaltet, was wiederum der Sicherheit und Ordnung der Gesellschaft dienen soll (Mudde & Kaltwasser, 2017). Er will strenge Gesetze, was sich zum Beispiel daran zeigt, dass er die Todesstrafe noch durchsetzen und erweitern wollte (Pitzke, 2019).
3 Die Präsidentschaftswahlen in den USA und deren Bedeutung 2016
Die Vereinigten Staaten sind eine präsidiale und föderale Republik. Im Gegensatz zu einer parlamentarischen Republik wie Deutschland wird hier der Präsident von den Wähler*innen indirekt für vier Jahre gewählt. Da der Präsident/die Präsidentin nicht vom Parlament gewählt wird, kann es den Präsidenten auch nicht absetzen. Das sogenannte „Impeachment-Verfahren“2 stellt hier eine Ausnahme dar. Der Präsident/die Präsidentin ist das Oberhaupt des Staates und Chef der Regierung. Er/Sie kann einmal wieder gewählt werden. In den USA werden die Aufstellungen der Bewerber*innen für hohe Posten öffentlich inszeniert. Diese Anwärter*innen müssen in öffentlichen Vorwahlen ein Votum der Wähler*innen durchlaufen. Formal ist in der amerikanischen Verfassung festgelegt, dass der Präsident/die Präsidentin mindestens 35 Jahre alt sein und Amerikaner*in sein muss. In den Hauptwahlen wählt das amerikanische Volk mit relativem Mehrheitsrecht. Es wird demnach derjenige/diejenige gewählt, der/die meisten Stimmen hat. Alle anderen Stimmen verfallen. Dieses System hat zur Folge, dass zwei Parteien die Politik in den USA bestimmen – die Demokraten und die Republikaner. Die Stimmen der Bevölkerung werden gezählt und darauf aufbauend die sogenannten Wahlmänner entsandt, um den Kandidaten/die Kandidatin zu wählen, dem das Volk die meisten Stimmen gegeben hat (Korte, 2008).
Zu erwähnen ist auch, dass der US-amerikanische Präsidentschaftswahlkampf stark von den Medien beeinflusst wird. Dabei ist das Mittel des „Negative-Campaining“ von zentraler Bedeutung geworden. Man möchte seinem Rivalen möglichst großen Schaden zufügen, insbesondere über das Internet, unbegrenzt mögliche Wahlwerbung, Online-Spenden oder auch Blogger*innen. (Korte, 2008).
Die Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 wurde von der gesamten Welt als bedeutend angesehen. Teilweise wurde sie von der Presse als „Zäsur für die USA und die Welt“ (Kornelius, 2016) betitelt. Am 8. November 2016 kam Donald Trump mithilfe der indirekten Wahl über die Wahlmänner trotz einer Minderheit an die Macht. Nach der 8-jährigen Präsidentschaft Barack Obamas schienen die Menschen voll Hoffnung auf einen erneuten gesellschaftlichen, politischen und sozialen Wandel zu sein. Trumps Konkurrentin Hillary Clinton wurde von Beginn an als klarer Favorit der Wahl gesehen. Doch bereits in den Vorwahlen zeichneten sich klare Erfolge für Trump ab (Kornelius, 2017). Der Wahlkampf selbst wurde aggressiv geführt. Er war von Populismus, Polarisierung und Skandalen geprägt. Insbesondere in Donald Trumps Wahlkampf nahm zusätzlich der Kurznachrichtendienst Twitter an Bedeutung zu. Twitter, aber auch seine Reden in TV-Duells oder öffentlichen Auftritten nutzte er, um seine Konkurrentin immer wieder persönlich anzugreifen. Weiterhin machten Schlagzeilen über die nicht vorhandene Steuererklärung, den Umgang mit Angestellten, abfällige Bemerkungen über Frauen, Beleidigungen von behinderten Menschen oder ganzen Ethnien bis hin zu sexueller Belästigung die Runde. Durch die Wahl nahm die Polarisierung des Landes zu (Christl, 2016).
4 Philip Manow: Die Politische Ökonomie des Populismus
In diesem Kapitel soll auf den Ansatz Philip Manows eingegangen werden, der einen Zusammenhang zwischen Ökonomie und Politik sieht. Manow entwickelte diesen Ansatz anhand der europäischen Gegebenheiten. Im nächsten Kapitel soll überprüft werden, ob seine Annahmen auch im amerikanischen Kontext zu treffen.
Nach Manow sind populistische Prozesse im Kern auf zwei Globalisierungsprozesse zurückzuführen – zum einen auf den internationalen Handel und zum anderen auf die Migration. Dabei sei auch zwischen Arbeits – oder Fluchtmigration zu unterscheiden. Zuerst würden die Arbeitsmarkt -Outsider, später dann die Arbeitsmarkt-Insider Akteure des populistischen Protests.3 Weiterhin seien die politischen Ökonomien der verschiedenen Länder von Bedeutung. Diese kategorisiert er in vier Idealtypen: die skandinavisch-sozialdemokratische, die kontinentaleuropäisch-konservative, die angelsächsisch-liberale und die südeuropäisch (-klientelistische) Politische Ökonomie (Manow, 2018). Er stellt darauf aufbauend die These auf, „dass der populistische Protest in seiner politischen Ausrichtung variiert, je nachdem, welcher der beiden Prozesse politisch problematisch wird, die Migration oder der Handel“ (Manow, 2018, S. 63). Die Argumentation bildet ein Erklärungsschema (siehe Abbildung1).
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1 “a US state where most people usually vote Republican“ (Cambridge Advanced Learner’s Dictionary & Thesaurus, o.S.,2014)
2 „Impeachment bezeichnet das Verfahren zur öffentlichen Anklage und Amtsenthebung des Präsidenten (Präsident/Präsidentin) der USA. Der Antrag kann nur vom Repräsentantenhaus gestellt werden, über die Amtsenthebung kann nur der Senat(mit Zweidrittel-Mehrheit) entscheiden“ (Bundeszentrale für politische Bildung, 2021, Absatz 2)
3 „Der zentrale Gedanke [der Insider-Outsider-Theorie] ist, dass beschäftigte, gewerkschaftlich organisierte Arbeiter – die "Insider" – Marktmacht besitzen und damit auf Kosten der arbeitslosen "Outsider" gruppenegoistische Ziele durchsetzen.“ (Blien, 1986, S. 274).
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