Die Frage nach Gott als Thema der Philosophie


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

14 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Hinführung zum Thema:

2. Die Frage nach Gott in der antiken Philosophie am Beispiel von Aristoteles:

3. Die Frage nach Gott in der Philosophie der Aufklärung am Beispiel von Immanuel Kant:

4. Die Frage nach Gott in der Philosophie der Moderne am Beispiel von Sigmund Freud:

5. Reflektierende Nachbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

7. Quellenverzeichnis:

1. Hinführung zum Thema:

Die Frage nach Gott wird an vielen Orten und aus unterschiedlichen Motiven gestellt. In der Kirche, dem Ort der religiösen Praxis, fragt der Gläubige insbesondere im Gottesdienst nach Gott, um durch die Begegnung und Erfahrung einer Transzendenz, die Gott ist, innerlich und äußerlich verändert zu werden. Auch an der Universität, dem Ort der Wissenschaft, wird die Gottesfrage sowohl in der Theologie als auch in der Philosophie gestellt. Die Theologie spricht auf einer wissenschaftlichen Basis über Gott, Gott ist in der theologischen Rede Objekt und Subjekt zugleich. Damit versucht sie Kirchlichkeit und Wissenschaftlichkeit zu verbinden. Die Frage nach Gott ist hierbei das unumstrittene Zentrum der Theologie, für sie steht es außer Zweifel, dass Gott existiert und er von sich her sich offenbart und erfahrbar ist, dieses wird von ihr sogar vorausgesetzt. Demgegenüber spricht auch die Philosophie über Gott. In der Philosophie hingegen, gibt es jedoch viele verschiedenen Antworten auf die Frage nach Gott und auch die Frage wird von jedem Philosoph neu formuliert und in einen anderen Kontext gesetzt. Die Gottesfrage wandelt sich so mit der sich verändernden Geschichte der Philosophie. Im Gegensatz zur Theologie versucht die Philosophie zudem vor allem hinsichtlich der Vernunft zu beweisen, ob Gott existiert oder nicht. Sie lehnt die Religion und damit auch die Theologie nicht ab, sondern sie möchte über beide Disziplinen wissenschaftlich diskutieren und die daraus entstehenden Schlussfolgerungen logisch in Bezug auf die Vernunft begründen.1

Die Frage nach Gott kann somit in einem religiösen Kontext stehen, sie kann Inhalt einer theoretischen Vergewisserung und eines Bekenntnisses sein, sowie eine Einsicht in den Intellekt bieten. Sie ist von allgemeiner grundlegender Bedeutung. Die Gottesfrage eröffnet einem daher auf verschiedene Art und Weise einen neuen Blick auf die Welt und bleibt diese Frage ungestellt, so nimmt der Gläubige Schaden an seiner Seele und der Nichtgläubige an seinem Intellekt.2

2. Die Frage nach Gott in der antiken Philosophie am Beispiel von Aristoteles:

Die Frage nach Gott wird von Aristoteles in der klassischen Phase der antiken Philosophie gestellt.3 Aristoteles fragt nach Gott, indem er nach einem Seiendem als Seienden und einem ewigen Unveränderlichen fragt. Für ihn gibt es eine Wissenschaft, welche das Seiende als Seiendes untersucht. Diese Wissenschaft ist mit keiner der einzelnen Wissenschaften identisch, da keine der übrigen Wissenschaften sich im Allgemeinen mit dem Seienden als Seienden befasst. Die übrigen Wissenschaften beanspruchen ihrerseits nur einen Teil des Seienden für sich und untersuchen die sich für diesen Teil ergebenden Bestimmungen. Als Beispiel dafür führt Aristoteles die mathematischen Wissenschaften an. Infolgedessen stellt er in seiner Schrift „Metaphysik“ die These auf, dass wenn man nun die Prinzipien und höchsten Ursachen des Seienden sucht, deutlich wird, dass diese notwendigen Ursachen vom Wesen her zu einer gewissen Natur gehören müssen. Für Aristoteles ist diese gewisse Natur die erste Philosophie. Er führt seine These weiter, indem er darauf verweist, dass wenn diejenigen, die die Elemente des Seienden suchen auch diese Prinzipien suchen, dann müssten diese Prinzipien auch die Elemente des Seienden sein. Daraus schlussfolgert er, dass die erste Ursache ist, das Seiende als Seiende aufzufassen. Im weiteren Verlauf seiner Schrift „Metaphysik“ sucht Aristoteles zudem nach einer Wissenschaft, die die Erkenntnis des Ewigen beinhaltet. Aristoteles stellt sich demnach die Frage, ob es etwas Ewiges, Unbewegliches, Abtrennbares und damit Selbständiges gibt und fügt hinzu, dass wenn es dieses Ewige gibt, diese Erkenntnis einer betrachtenden Wissenschaft angehören muss. Seinen Ergebnissen nach kann das Ewige nicht Teil der Physik sein, da diese zwar von abtrennbaren, selbständigen aber nicht von unbeweglichen Dingen handelt. Auch die Mathematik kann die Erkenntnis des Ewigen nicht für sich beanspruchen, da das dieser Disziplin Gehörende zwar Unbewegliches betrifft, dieses Unbewegliche jedoch nicht abtrennbar, sondern an einen Stoff gebunden ist. Nur die erste Philosophie handelt sowohl von abtrennbaren, selbständigen, als auch von unbeweglichen Dingen. Daher sieht es Aristoteles für notwendig an, dass alle Ursachen ewig sind, vor allem aber die der ersten Philosophie, da dieses die Ursachen sind, die das Göttliche sichtbar machen. Demzufolge gibt es nach Aristoteles drei betrachtende philosophische Wissenschaften: die Mathematik, die Physik und die Theologie. Für Aristoteles ist es zweifellos, dass wenn es etwas Göttliches gibt, es sich in der Natur einer solchen Wissenschaft findet und so muss die würdigste Wissenschaft die würdigste Gattung zum Gegenstand haben, nämlich die Gattung des Seienden. Somit haben die betrachtenden Wissenschaften den Vorzug vor den übrigen und die erste Philosophie wiederum den Vorzug unter den Betrachtenden. Aristoteles etabliert so eine philosophische Theologie, die nach Gott als dem Seiendem fragt. Er setzt die Existenz des Ewigen voraus und kennzeichnet das Göttliche als etwas Ewiges, nicht Veränderbares und Selbständiges. Aristoteles ist damit Begründer einer philosophischen Lehre von Gott und sieht die Frage nach Gott, als eine vom Wesen philosophische an. Er möchte die philosophische Theologie in der Differenz der Gegenstände begründen, indem er die Frage nach der göttlichen Wirklichkeit im Vergleich zur Physik und Mathematik stellt. Diese beiden Disziplinen finden im Modus der Bewegung, des Veränderlichen, statt, daraus schließt er, dass man einen ersten Beweger braucht. Die Ursachenkette der Bewegung lässt sich bis ins Unendliche fortführen, sie ist demzufolge ewig. Damit diese Ursachenkette sich jedoch bis ins Unendliche fortsetzen lässt, braucht sie eine erste Schöpfungsursache, einen Bewegten der nicht verursacht ist. Diesen ersten Beweger setzt Aristoteles mit Gott gleich.4 Aristoteles stellt so die Frage nach Gott in einer Teilbetrachtung der Physik, indem er fragt ob es etwas Seiendes gibt, das unveränderlich und ewig ist. Seine Lehre der Metaphysik beinhaltet damit Elemente der Ontologie sowie der philosophischen Theologie. Hinter der Frage nach Gott steht ein theoretisches Interesse Aristoteles, er möchte die Wirklichkeit begründen.

Über die Lehre der Metaphysik von Aristoteles äußert sich unter anderem Emil Angehrn, ein Schweizer Philosoph. Er zeigt in seinem Buch „Der Weg zur Metaphysik“ auf, dass die Spezifizierung der gesuchten Wissenschaft durch Aristoteles sowohl an der gesuchten Wissenschaft selbst, wie auch mit Blick auf konkurrierende Charakterisierungen Schwierigkeiten enthält. Die Schwierigkeit der gesuchten Wissenschaft selbst besteht darin, dass sie einsichtig machen muss, inwiefern das Allgemeinste das Erste sein kann, da die Bedeutung des Begriffes Allgemein nicht der entspricht, in der wir normalerweise von ersten Gründen sprechen. Zudem ist die Formel, mit der Aristoteles die Ontologie als Untersuchung der ersten Ursache des Seienden als Seienden anführt für Angehrn ambivalent. Die Formel kann einerseits, wenn man der Engführung des metaphysischen Projekts zur Ontologie folgt, als Pleonasmus, einer Häufung von Sinn gleicher Bedeutungen verstanden werden. Andererseits verbindet sich die Vorstellung der ersten Ursache auch mit der Vorstellung eines Ersten, dem Auslöser der ersten Ursache. So kommt für Angehrn die Frage auf, in welchem Verhältnis die ontologische Reflexion Aristoteles zu anderen Ausrichtungen steht, vor allem die der speziellen Metaphysik, die sich in direkter Weise mit der ersten Ursache befassen, wie zum Beispiel die Theologie. Angehrn möchte diese Fragestellung beantworten, indem er aufzeigt, dass die Metaphysik Aristoteles zugleich Ontologie und Theologie ist. Denn ihm zu Folge gehört es zu den aufklärungsbedürftigen Zügen der aristotelischen Konzeption, dass Aristoteles nicht zwei Disziplinen, Ontologie und Theologie, gegenüberstellt und durch die Grade der Allgemeinheit differenziert. Zuerst zeigt Angehrn nun den Bezug der Theologie zur gesuchten Wissenschaft Aristoteles auf, indem er die Nähe der Theologie zu dieser Wissenschaft und ihre Bedeutung für diese herausstellt. Daraus schlussfolgert er, dass diese Nähe eine gemeinsame Fragerichtung beinhaltet. Hinsichtlich dessen verweist er auf eine für ihn negative Gemeinsamkeit von Ontologie und Theologie. Beide Wissenschaften sind nicht bereichsspezifisch begrenzt, sowohl die Ontologie, die als Seinslehre von allen besonderen Gegenständen absieht und das Allgemeine erforscht, als auch die Theologie, die das Göttliche betrachtet. Die zwei Disziplinen sind demzufolge keine Teildisziplinen unter anderen. Angehrn führt die Beantwortung seiner Frage zum Schluss, indem er verdeutlicht, dass Aristoteles in der Metaphysik umstandslos die Erforschung des Allgemeinen, des Seienden als Seienden, mit der Betrachtung des ersten Wesens, des Göttlichen und so mit der Theologie verbindet. Diese Verbindung von Ontologie und Theologie in der Metaphysik begründet er damit, dass die Verweisung der ersten Philosophie, der gesuchten Wissenschaft, auf die Theologie nicht in der Erhabenheit ihres Gegenstandes gründet, sondern im Allgemeinheitsstatus des ersten Bewegers, der ersten Ursache, die Gott ist. Aristoteles Metaphysik hat somit, laut Angehrn, ontologische Element und theologische Elemente. Des Weiteren kritisiert der Philosoph Angehrn im letzten Abschnitt des ausgewählten Kapitels die Einteilung und Charakterisierung der Wissenschaften, die Aristoteles vornimmt. Aristoteles definiert den Gegenstand der ersten Philosophie als ewig, unbewegt und getrennt. Hier setzt Angehrns Kritik an, da Aristoteles nicht aufzeigt wie der Gegenstand der ersten Philosophie an ihr selbst zu bestimmen ist und er ebenso wenig die Existenz von diesem beweist. Aristoteles Einteilung hält sich damit bei der Existenzfrage des Gegenstandes nur im Hypothetischen auf.5

3. Die Frage nach Gott in der Philosophie der Aufklärung am Beispiel von Immanuel Kant:

Immanuel Kant, ein deutscher Philosoph der Aufklärung, stellt die Frage nach Gott, indem er aus der Perspektive der Vernunft und der Philosophie nach der Theologie als Wissenschaft und der Ordnung der Welt fragt. In seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ definiert Kant die Theologie und gliedert diese in verschiedene Unterdisziplinen. Die Theologie fasst Kant als Erkenntnis des Urwesens auf, wenn diese Erkenntnis durch reine Vernunft mittels transzendentaler Begriffe gewonnen wird, so bezeichnet er diese als transzendentale Theologie. Wird diese Einsicht jedoch durch Offenbarung mit Hilfe eines Begriffes aus der Natur erlangt, so ist dies für Kant die natürliche Theologie. Die natürliche Theologie wiederum, die auf die Existenz eines Welturhebers aus der Beschaffenheit, Ordnung und Einheit der Welt schließt, in der die Regeln der Natur und Freiheit gelten, wird von Kant in Physikotheologie und Moralphilosophie differenziert. Die Physikotheologie ist hierbei das Prinzip alles Natürlichem und die Moralphilosophie die Grundlage aller sittlicher Ordnung und Vollkommenheit. Im weiteren Verlauf seiner Schrift stellt Kant zudem die These auf, dass alle Versuche die Vernunft in der Theologie nur theoretisch zu verwenden fruchtlos sind, dass aber die Prinzipien der Vernunft ihrem natürlichen Gebrauch nach auf keine Theologie führen. Infolgedessen könne es keine Theologie der Vernunft geben, wenn nicht moralische Gesetze als Grundlage und Leitfaden gebraucht werden. Kant funktionalisiert somit die Religion. Sie ist nur noch ein Beförderungsmittel für die Moral. Denn alle synthetischen Grundsätze des Verstandes sind, laut Kant, von immanentem Gebrauch, sie übersteigen die Grenzen möglicher Erfahrung nicht. Zu der Erkenntnis eines höchsten Wesens jedoch wird ein transzendenter Gebrauch dieser Prinzipien benötigt, wozu der Verstand nicht in der Lage ist. In seiner Schrift „Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können“ wird die natürliche Theologie zudem prägnant von Kant kritisiert. Diese ist, laut ihm, ein Begriff, der sich an der Grenze des menschlichen Verstandes bewegt, da sie die Idee eines höchsten Wesens und damit auch einer intelligibelen Welt voraussetzt. Die natürliche Theologie geht nicht von dieser Idee aus, um in Bezug auf das Verstandeswesen außerhalb der Sinnenwelt etwas zu bestimmen, sondern um ihren eigenen Gebrauch in der Sinnenwelt nach Prinzipien größtmöglichen Einheit zu leiten. Zu diesem Zweck bezieht sie die Sinnenwelt auf eine selbständige Vernunft, um sich diese Verknüpfung als die Ursache von allem zu bedienen. Die natürliche Theologie möchte dadurch nicht ein Wesen erdichten, sondern da außer der Sinnenwelt etwas notwendig ist, das nur der reine Verstand denkt, muss sie dieses Wesen mit Blick auf den Verstand bestimmen. Des Weiteren beschäftig sich Kant in einem weiteren Werk „Streit der Fakultäten“ auch damit, wie sich Theologie und Philosophie zueinander verhalten. Denn die Theologie muss sich, so Kant, von der Philosophie kontrollieren und kritisieren lassen, auch wenn sie selbst nicht philosophisch verfährt. Allerdings könnte man der Theologie den Anspruch, dass die Philosophie ihr zu Diensten sei einräumen. Für Kant stellt sich hierbei jedoch die Frage, ob die Philosophie der Theologie die Fackel vorausträgt oder ihr diese nachträgt. Im geschichtlichen Prozess der philosophischen Aufklärung über Gott bringt Kants Denken damit eine entscheidende Wende. Er formuliert die Erkenntnistheorie neu, indem er aufzeigt das es unser Geist ist, der die Welt nach Raum und Zeit formt und alle Wahrnehmungen nach festgefügten Kategorien ordnet. Kant kritisiert somit die natürliche Theologie, die Gott als den Ursprung der Ordnung der Welt ansieht. Für ihn ist die Frage nach Gott keine Frage, die unser Verstand beantworten kann, da unsere Vernunft nicht in der Lage ist transzendent zu denken. Demzufolge lässt sich, so Kant, die Idee von Gott weder wissenschaftlich beweisen noch wiederlegen.

[...]


1 Vgl. Anzenbacher, A.: Einführung in die Philosophie, Freiburg 2002, S. 29- 30.

2 Vgl. Bohrer, K. H., Schiel, K.: Zu diesem Heft, in: Nach Gott fragen. Über das Religiöse, Merkur 53, 1999, S. 771.

3 Vgl. Ruffing, R.: Philosophie, Paderborn 2006, S. 197- 198.

4 Vgl. Ruffing, R.: Philosophie, Paderborn 2006, S. 52.

5 Vgl. Angehrn, E.: Der Weg zur Metaphysik. Vorsokratik, Platon, Aristoteles, Weilerswist 2000, S. 467-472.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Frage nach Gott als Thema der Philosophie
Hochschule
Universität Trier
Note
2,0
Jahr
2013
Seiten
14
Katalognummer
V1129375
ISBN (eBook)
9783346497024
ISBN (Buch)
9783346497031
Sprache
Deutsch
Schlagworte
frage, gott, thema, philosophie
Arbeit zitieren
Anonym, 2013, Die Frage nach Gott als Thema der Philosophie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1129375

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