Als im nationalsozialistischen Deutschland die Aufklärung in ihr Gegenteil – die Barbarei – umschlug, fielen sechs Millionen europäischen Juden dem systematisch geplanten und industriell durchgeführten Massenmord zum Opfer. Die Shoa wurde bis auf wenige Ausnahmen unwidersprochen von der gesamten deutschen Bevölkerung getragen. Von zentraler Bedeutung für die unmenschlichen Handlungen der Nationalsozialisten ist das antisemitische Ressentiment, welches eine lange Tradition hat. Der Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft führte nicht zuletzt zur Herausbildung einer eigenständigen jüdischen Jugendbewegung. Gegenstand dieser Arbeit ist, die Konstitutionsbedingungen für das Entstehen der Jüdischen Jugendbewegung zu beleuchten und deren soziale wie existenzielle Relevanz für jüdische Menschen aufzuzeigen. Meine Betrachtungen konzentrieren sich auf die Gründungsphase der jüdischen Jugendbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im ersten Kapitel gebe ich einen Abriss der allgemeinen gesellschaftspolitischen Situation in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das zweite Kapitel wendet sich der Verfasstheit der allgemeinen deutschen Jugendbewegung zu und expliziert antisemitische Tendenzen innerhalb dieser. Daran anknüpfend beschreibe ich jüdische Reaktionen auf den erstarkenden Antisemitismus und fokussiere die Herausbildung postassimilatorischer Strömungen. Das letzte Kapitel ist der konkreten Betrachtung der Jüdischen Jugendbewegung gewidmet und stellt exemplarisch anhand des größten jüdischen Wanderbundes Blau-Weiß die Entwicklung einer zionistischen Jugendorganisation dar. Die Jugendbünde organisations- bzw. strukturgeschichtlich zu analysieren wird in dieser Arbeit nicht möglich sein, da die Bewegung im Gegensatz zu deutschen Vereinen oftmals auf Satzungen, Statuten etc. verzichteten und zudem sehr schnelllebig waren, sich deren Charakter innerhalb weniger Jahre stark veränderte.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Abriss der gesellschaftspolitischen Situation in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- Jugendbewegung
- Die allgemeine deutsche Jugendbewegung
- Antisemitische Tendenzen in der deutschen Jugendbewegung
- Postassimilation
- Jüdische Jugendbewegung
- Jüdische Autonomiebestrebungen - Selbsthilfe
- Blau-Weiß
- Entwicklung
- Mitgliederstruktur
- Freizeitaktivitäten
- Zionismus
- Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung der jüdischen Jugendbewegung im Kontext der gesellschaftspolitischen Situation in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ziel ist es, die Konstitutionsbedingungen für das Entstehen der Jüdischen Jugendbewegung zu beleuchten und deren soziale wie existenzielle Relevanz für jüdische Menschen aufzuzeigen.
- Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft
- Jüdische Reaktionen auf den Antisemitismus
- Postassimilation und die Suche nach jüdischer Identität
- Die Jüdische Jugendbewegung als Ausdruck jüdischer Selbstbehauptung
- Der Zionismus als ein zentrales Thema der Jüdischen Jugendbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Hausarbeit dar und erläutert die Relevanz der Jüdischen Jugendbewegung im Hinblick auf den Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft. Das zweite Kapitel gibt einen Abriss der gesellschaftspolitischen Situation in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wobei die Umbrüche und Neustrukturierungen der Gesellschaft im Fokus stehen. Das dritte Kapitel widmet sich der allgemeinen deutschen Jugendbewegung und beleuchtet deren antisemitische Tendenzen. Es wird gezeigt, wie die Jugendbewegung als Ausdruck einer gesellschaftlichen Gegenbewegung gegen die etablierte Ordnung agierte, gleichzeitig aber auch antisemitische Vorurteile und Stereotype reproduzierte. Das vierte Kapitel beschreibt die jüdischen Reaktionen auf den erstarkenden Antisemitismus und fokussiert die Herausbildung postassimilatorischer Strömungen. Die jüdische Jugendbewegung wird als eine Reaktion auf die Diskriminierung und den Ausschluss aus der deutschen Gesellschaft dargestellt. Das fünfte Kapitel widmet sich der konkreten Betrachtung der Jüdischen Jugendbewegung und stellt exemplarisch anhand des größten jüdischen Wanderbundes Blau-Weiß die Entwicklung einer zionistischen Jugendorganisation dar. Es wird gezeigt, wie die Jüdische Jugendbewegung eine wichtige Rolle bei der Bewahrung jüdischer Identität und der Förderung zionistischer Ideen spielte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Jüdische Jugendbewegung, Antisemitismus, Postassimilation, Zionismus, Blau-Weiß, Deutschland, 20. Jahrhundert, gesellschaftliche Umbrüche, Identitätsfindung, Selbstbehauptung.
- Arbeit zitieren
- Martin Hilpert (Autor:in), 2007, Die jüdische Jugendbewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113001