Autismus als Entwicklungsstörung? Der gesellschaftliche Umgang mit Hochbegabung


Hausarbeit, 2017

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definitionen
2.1 Psychometrische Definition
2.2 Klassifikation nach Franzis Preckel
2.2.1 Eindimensionale Definition
2.2.2 Mehrdimensionale Definition
2.3 Bekannte Hochbegabte
2.3.1 Stephen William Hawking
2.3.2 Charlie Chaplin
2.3.3 Johann Wolfgang v. Goethe
2.3.4 Johann Sebastian Bach

3 Autismus
3.1 Definition
3.2 Diagnostik
3.3 Behandlung und Hilfe
3.4 Theory of Mind

4 Zusammenhänge
4.1 Savant-Syndrom
4.2 Autismus als Stärke
4.3 Kognitive Ursachen

5 Fazit

6 Schluss

1 Einleitung

Die Natur ist ein sonderbares Wesen. Sie verleiht allem Lebenden ein Gesicht und nutzt für ihren Erhalt ein komplexes System von Wirkmechanismen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens oder seines Verbleibs nach dem Tod beschäftigt die Menschen seit abertausenden von Jahren - lange genug um vermuten zu können, dass eine endgültige Antwort wohl niemals gegeben werden kann. Lösungsansatze zur vermeintlichen Klarung dieser Frage blieb und bleibt Aufgabe der Philosophen und Theologen. Ausgehend von der unerreichbaren allumfassenden Wahrheit kann man jedoch versuchen, die Launen und unzaöhligen Spielarten der Natur zu erforschen und sie in das menschliche Verstaöndnis von Natur als Wissenschaft einzuordnen. Neben rein aöußerlichen Merkmalen wie Groöße, Form und Farbe spielen die inneren Merkmale eines jeden Lebewesens eine entscheidende Rolle. Dazu zöahlen - ganz allgemein - kognitive Ausstattung, psychische Stabilitöat, Talente, soziale Umgangsformen, Empathie und viele weitere. Einige dieser Eigenschaften werden vom Moment der Zeugung festgelegt, fuör die vorliegende Arbeit möochte ich mich aber darauf beschraönken, eben diese Merkmale ab der Geburt eines Lebewesens als gegeben anzusehen. Andere Wesenszuöge erlangt ein Lebewesen im Lauf seiner Entwicklung. Sie reicht vom ersten bis zum letzten Tag eines Lebens und wird maßgeblich von sozialen Faktoren bestimmt. Dazu zaöhlt beispielsweise das soziale Umfeld, gesellschaftliche Akzeptanz, Erfolg und Misserfolg und nicht zuletzt die Wertschöatzung, die einem Lebewesen entgegen gebracht wird. Der Mensch genießt als Spezies eine Sonderstellung, gewiss laösst sich daruöber streiten, allerdings ist er dem Tier durch eine ausgepraögte Entscheidungsföahigkeit und hohe Intelligenz uöberlegen. Dass diese Uö berlegenheit auch zu einer gewissen Arroganz fuöhrt, sei hier nur am Rande erwaöhnt. Gibt es eine bestimmte Faöhigkeit, die bei einem bestimmten Menschen besonders ausgepraögt ist, spricht man von Talent. Uö bersteigt die Leistung die uöblichen Maßstöabe in besonderem Umfang, spricht man zuweilen von Hochbegabung. Sie existiert in allen denkbaren Auspraögungen und Richtungen. Gesellschaftlich verknuöpft wird der Begriff gerne mit mathematischen oder musikalischen Faöhigkeiten, weil hier die Differenz zum uöblichen Verstaöndnis beider Bereiche besonders groß ist. Das heißt, wird ein Klavierspieler dabei beobachtet , wie seine Finger in irrwitziger Geschwindigkeit und Pröazision uöber die Tasten eilen, wird einem das eigene Unvermöogen, eine solche Leistung zu vollbringen, besonders bewusst. Ebenso wird der Mathematiker bereits aufgrund seiner Profession als hochbegabt angesehen, verkoörpert er doch durch seinen Scharfsinn eine gar uöbermenschliche Kompetenz. Doch wann spricht man von Hochbegabung? Gibt es allgemeinguöltige Parameter oder Testergebnisse, die einen derartigen Befund zweifelsfrei belegen köonnen? Oder ist es vielmehr subjektiv und gaönzlich verschieden ausgepraögt, sodass eine klar abgesteckte Aussage uöberhaupt nicht erst getroffen werden kann? Auf der einen Seite soll diese Arbeit einen Aufschluss uöber Konzepte geben, wie Hochbegabung definiert, diagnostiziert und in den Alltag integriert werden kann, auf der anderen Seite moöchte ich darstellen, wie Hochbega- bung in Kontext mit Autismus gesetzt werden kann und wie Betroffene damit umgehen können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Ursachen für und den Umgang mit Autismus als Entwicklungsstorung. Wie konnen diese zwei Verhaltensmuster zusammenwirken und gleichzeitig nebenher existieren? Wie können Freunde, Lehrer und Kollegen damit umgehen und was sollte getan werden um den Betroffenen das Leben so einfach wie möglich zu machen?

2 Definitionen

Das Thema Hochbegabung ist als solches sehr komplex, weswegen eine Vielzahl verschiedener Zugänge möglich sind. Im folgenden möchte ich die wichtigsten Definitionen kompakt darstellen.

2.1 Psychometrische Definition

Hochbegabung als solches definiert sich psychologisch betrachtet uöber den Intelligenzquotienten. Dieser wird durch geeichte Testverfahren ermittelt, in welchen dem zu Testenden Aufgaben aus verschiedenen Denkbereichen gestellt werden. Diese Tests erfassen allerdings niemals alle Aspekte der kognitiven Leistungsföahigkeit, da ein derart breites Spektrum niemals bedient werden kann. Es gibt also keine direkte Vergleichsmöoglichkeit sondern lediglich annaöherungsweise Vorhersagen uöber das Potenzial zur Aufnahme neuer und komplexer Lerninhalte. Die Psychologie als solches ist ein Naturwissenschaft, weshalb sie, genau wie alle anderen Naturwissenschaften, versucht Theorien aufzustellen und diese durch das Falsifikationsprinzip zu bestaötigen. Sie trifft möoglichst allgemeinguöltige Aussagen und ordnet diese in den bestehenden Maßstab ein. Dieser Maßstab bemisst sich am Durchschnittswert des Intelligenzquotienten und liegt bei 100. Die Differenz aus gemessenem IQ und diesem Mittelwert bestimmt, inwieweit ein Testkandidat vom Standardwert abweicht. Hochbegabung beginnt laut der Psychologen ab einem IQ von 130. Dies ist dadurch zu erklaören, dass bei IQ-Tests von einer Standardabweichung von 15 Punkten ausgegangen wird. Betröagt das Ergebnis des Tests einen Wert, der mindestens um das Doppelte der Standardabweichung uöbertroffen wird, gehen Psychologen von einer Hochbegabung aus. Die folgende Grafik veranschaulicht dies noch einmal deutlich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Normalverteilung des Intelligenzquotienten

2.2 Klassifikation nach Franzis Preckel

Franzis Preckel formuliert in seinem Buch [1] verschiedene Arten, Hochbegabung zu definieren. Dabei kommt er zu folgendem Ergebnis:

2.2.1 Eindimensionale Definition

Hochbegabung wird als Potenzial zur Entwicklung von Kompetenzen betrachtet und Uber die oben beschriebenen Tests gemessen. Eine Kompetenz ist die momentan erfasste Leistungsfähigkeit in einem bestimmen Bereich. Eine andere Art der eindimensionalen Definition ist die sogenannte Performanzdefinition. Hierbei wird Hochbegabung als eine bereits erbrachte außergewöhnliche Leistung angesehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist unser Klavierspieler, der im Laufe der Jahre etliche Preise für seine musikalischen Darbietungen erhalt, welche ihm herausragende Leistungen bezeugen.

2.2.2 Mehrdimensionale Definition

Hochbegabung wird hier als Zusammenspiel mehrerer Faktoren gesehen. Sie mundet in individuellen Ergebnissen und Produkten, beispielsweise eine Komposition oder eine Malerei. Verknupft mit der eigenen Erfahrungswelt entfesselt das kreative Arbeiten emotionale Bereiche - nicht zuletzt gibt es eine sogenannte emotionale Intelligenz, welche uber das kreative Arbeiten an Bedeutung gewinnt. Ein weiteres Element ist die Motivation. Im Idealfall entsteht diese intrinsisch und ist nicht von außen aufgezwungen. Motivation selbst entsteht durch Interesse an einem bestimmten Thema, gepaart mit dem Ehrgeiz zu einer bestimmten Problemstellung eine Lösung zu finden. Der Erfolg einer gemeisterten Aufgabe wirkt sich sehr positiv auf den eigenen Antrieb aus, weiter zu forschen und somit das eigene Leistungsvermoögen Schritt fuör Schritt auszubauen. Des Weiteren ist die allgemeine naturgegebene kognitive Leistungsföahigkeit und Aufnahmekapazitöat an der Entwicklung beteiligt. Dies ist zum Teil genetisch bedingt, aber auch stark vom sozialen Umfeld abhöangig. Dieses ist maßgeblich daran beteiligt, eine uöberdurchschnittliche Begabung in einem oder mehreren Bereichen auszubilden und gehoört zu den grundsaötzlichen Bedingungen fuör die Auspröagung von Interessen. Zur sozialen Gruppe gehoört zunöachst die Familie. Die Eltern erziehen ihre Kinder so, wie sie es fuör richtig halten. Dabei spielen zum einen der Bildungshintergrund der Familie sowie die Aufgabe, das Kind zu foördern und zu motivieren eine gewichtige Rolle. Des Weiteren bewegt sich der Mensch in sogenannten Peer-Groups, also Gruppen von Menschen, die das gleiche Interesse und Ziel verfolgen und zumeist auch im gleichen Alter sind. Solche Gruppen finden sich zum Beispiel als Schulklasse, Sportmannschaft oder Rockband zusammen. Hochbegabung als solches versteht sich als ein Phöanomen, welches in den verschiedensten Gebieten aus Wissenschaft, Kultur und Kunst - um nur die allerwichtigsten zu nennen - zu Hause ist und sich durch alle gesellschaftlichen Schichten zieht. Die im Laufe der Entwicklung entstehende Sozialkompetenz ist - anders als beim Autismus - einer von mehreren Praödiktoren zur Ausbildung einer Begabung. Zur mehrdimensionalen Definition gibt es mehrere Modelle, eines davon ist das Drei-Ringe-Modell“von Joseph Renzulli. Es ist unter anderem deshalb ein interessantes Konstrukt, weil es den oft vergessenen Bereich der Kreativitaöt miteinbezieht. Es wurde von Franz Josef Möonks weiterentwickelt und in seinem Buch [2] abgedruckt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Das triadische Interdependenzmodell nach Moönks

2.3 Bekannte Hochbegabte

Im Kreise der Hochbegabung finden sich viele Namen, bekannt geworden durch Alleinstellungsmerkmale in den unterschiedlichsten Bereichen. Einige von ihnen möchte ich hier kurz erwahnen.

2.3.1 Stephen William Hawking

*1942

Er ist einer der bedeutendsten Physiker unserer Zeit. Seine Beitrage zur Relativitatstheorie sind heute von unschötzbarem Wert. Durch die Veröffentlichung seines Buches „Eine kurze Geschichte der Zeit“, in dem er komplexe Sachverhalte aus Astronomie und Physik auf eine fur den Normalburger verstöndlichen Art und Weise erklört, wurde er einem breiten Publikum bekannt.

2.3.2 Charlie Chaplin

*1889 +1977

Einer der großen Entertainer des fruhen 20. Jahrhunderts. Eine geniale Mischung aus Persiflage und Gesellschaftskritik durchziehen viele seiner Rollen, mit denen er immer wieder mit einer ironischen Leichtigkeit scharfe Kritik an Gesellschaft und Politik ubt.

2.3.3 Johann Wolfgang v. Goethe

*1749 +1832

Der Dichter und Denker ist einer der wichtigsten Lyriker der Vergangenheit. Seine Werke gelten bis heute als Meisterwerke der Weltliteratur.

2.3.4 Johann Sebastian Bach

*1685 +1750

Mit seinen uber 1000 Kompositionen ist er einer der herausragendsten Musiker der Vergangenheit. Die Art und Weise wie er mit der Musik als Kunst, Gefuhl und Werkzeug umzugehen vermochte ist einzigartig und unerreicht.

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Autismus als Entwicklungsstörung? Der gesellschaftliche Umgang mit Hochbegabung
Hochschule
Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
17
Katalognummer
V1130473
ISBN (eBook)
9783346526755
ISBN (Buch)
9783346526762
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Autismus, Hochbegabung, Förderung, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Simon Zimmer (Autor:in), 2017, Autismus als Entwicklungsstörung? Der gesellschaftliche Umgang mit Hochbegabung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1130473

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