Der Regisseur Stanley Kubrick, 1928 in New York geboren und 1999 in Saint
Albans (England) gestorben, befasst sich in sechs seiner dreizehn Spielfilme
mit dem Thema Krieg unter verschiedenen Gesichtspunkten. Über dreißig
Jahre hinweg sind Krieg und Gewalt immer wieder Themen in der filmischen
Arbeit des Regisseurs, die Kubrick selbst mit dem narrativen Potenzial des
Konflikts begründet: „Dramen erwachsen aus dem Konflikt; [...] Es ist
keineswegs selten, daß Filme auf einer Situation beruhen, in der ein
gewaltsamer Konflikt die treibende Kraft darstellt.“2
Sein erster Spielfilm Fear and Desire (1953), wie er selbst sagt, „a pretentious,
inept and boring film“3, ist der Versuch, sich einem fiktiven Krieg allegorisch
zu nähern. Paths of Glory (1957) thematisiert die Machtstrukturen in der
französischen Armee des ersten Weltkrieges. Die Auftragsarbeit Spartacus
(1960) handelt von der Rebellion der Sklaven zur Zeit des römischen
Imperiums. Dr. Strangelove, or How I Learned to Stop Worrying and Love the
Bomb (1964) wiederum ist eine satirische Farce über die verheerende Wirkung
der Machtstrukturen während des Kalten Krieges. Barry Lyndon (1975)
behandelt Krieg nur insofern, als er den Hintergrund für den Aufstieg des
Protagonisten zur Zeit des Siebenjährigen Krieges bildet. Und schließlich Full
Metal Jacket (1986), nach Ansicht mancher Kritiker „der beste aller
Vietnamfilme“4, der das „Ende des Kriegsfilms“5 einläutet, ist ein Film über
die militärische Ausbildung und deren Anwendung in Vietnam.
1 Stanley Kubrick zitiert nach: Gene Siskel: Candidly Kubrick. Chicago Tribune, 21. Juni
1987. Abgedruckt in: Gene D. Phillips: Stanley Kubrick: Interviews. University Press of
Mississippi 2001, S. 177-188, hier S. 187.
2 Stanley Kubrick: Zweites Gespräch 1976. In: Michel Ciment: Kubrick. München 1982, S.
166-179, hier S. 172/173. Im Folgenden: Kubrick (1976).
3 Stanley Kubrick in einem unveröffentlichten Interview mit Terry Southern von 1962. Terry
Southern: An Interview with Stanley Kubrick, director of Lolita (1962). Unter:
http://www.terrysouthern.com/archive/SKint.htm Im Folgenden: Kubrick (1962).
4 Dietrich Kuhlbrodt: Bugs Bunny in Hue, Vietnam. In: Konkret, Nr. 11/1987, S. 60-62, hier S.
61.
5 Paul Virilio: Abrißgenehmigung. In: Die Tageszeitung (taz) vom 24.10.1987.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die nüchterne Grausamkeit des Krieges: Paths of Glory
- Das narrative Modell des Krieges
- Die Ästhetik des Krieges
- Der kalte Stil: Die Verschmelzung von Gehalt und Form
- Filmsprache
- Zynismus
- Chaos und Ordnung: Die Struktur und Nicht-Struktur des Krieges
- Ein Krieg, zwei Welten: Raumstrukturen und -inszenierungen
- Die historische Schlachtendarstellung: Spartacus
- Dr. Strangelove oder das Versagen der Kriegs-Maschine
- Kriegs-Maschine: Logik und Mechanismen des Krieges
- Spiel und Plan
- Stilistische Perspektiven
- Sarkasmus als Mittel der Abschreckung
- Musik
- Kriegs-Maschine: Logik und Mechanismen des Krieges
- Die Ordnung und Symmetrie des Krieges: Barry Lyndon
- Authentizität in der filmischen Umsetzung historischer Stoffe
- Full Metal Jacket - Die Armee als Ort des Individualitätsverlustes
- Konditionierung
- Liebestrieb und Todestrieb (Eros und Thanatos)
- Krieg als (triebgesteuerte) hermetische Männerwelt
- Das Weibliche
- Krieg und Wahrheit
- Kommunikation und Sprache
- Zusammenfassung: Filmübergreifende Merkmale
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magister-Hausarbeit untersucht die Inszenierung des Krieges in sechs Filmen von Stanley Kubrick. Der Fokus liegt auf der Analyse der narrativen Modelle, der Ästhetik und der stilistischen Mittel, die Kubrick einsetzt, um die Grausamkeit und Komplexität des Krieges darzustellen.
- Der Einfluss von Gewalt und Machtstrukturen auf die menschliche Psyche im Krieg
- Die unterschiedlichen Formen und Aspekte des Krieges in den Filmen Kubricks
- Die Bedeutung von filmischen Stilmitteln und narrativen Strategien für die Darstellung von Krieg
- Die Rolle des Krieges als Katalysator für gesellschaftliche Prozesse und Konflikte
- Die Kritik an der Kriegsmaschinerie und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Kapitel „Die nüchterne Grausamkeit des Krieges: Paths of Glory“ analysiert die Darstellung des Ersten Weltkriegs in Kubricks Film und untersucht die narrative Struktur, die Ästhetik und die Filmsprache. Dabei werden die Themen Macht, Zynismus und die Diskrepanz zwischen Krieg und Frieden thematisiert.
- Das Kapitel „Die historische Schlachtendarstellung: Spartacus“ befasst sich mit Kubricks filmischer Inszenierung der Rebellion der Sklaven im römischen Reich und untersucht die filmischen Mittel, die er zur Darstellung der historischen Schlacht einsetzt.
- Das Kapitel „Dr. Strangelove oder das Versagen der Kriegs-Maschine“ analysiert Kubricks satirische Betrachtung des Kalten Krieges und untersucht die Logik und Mechanismen des Krieges, die Rolle der Machtstrukturen und die stilistischen Mittel, die Kubrick zur Hervorhebung des Absurden einsetzt.
- Das Kapitel „Die Ordnung und Symmetrie des Krieges: Barry Lyndon“ thematisiert die Darstellung des Siebenjährigen Krieges im Film und analysiert die filmische Umsetzung historischer Stoffe sowie die stilistische Gestaltung des Krieges als Hintergrund für die Handlung.
- Das Kapitel „Full Metal Jacket - Die Armee als Ort des Individualitätsverlustes“ analysiert Kubricks Darstellung der militärischen Ausbildung und deren Auswirkungen auf die menschliche Psyche und untersucht die Themen Konditionierung, Krieg als Männerwelt, Krieg und Wahrheit sowie Kommunikation und Sprache.
Schlüsselwörter
Die Arbeit untersucht die Inszenierung des Krieges in Filmen von Stanley Kubrick. Die zentralen Schlüsselbegriffe umfassen Themen wie Krieg, Gewalt, Macht, Zynismus, Gesellschaft, Militär, Filmsprache, Ästhetik, Narration, Stilmittel und Historizität.
- Quote paper
- Jochen Fischer (Author), 2002, Die Inszenierung des Krieges in Stanley Kubricks Filmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11319