Kants Transzendentalphilosophie. Kopernikanische Wende, Erkenntnisse a priori/ a posteriori


Hausarbeit, 2020

13 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Empirismus und Rationalismus

Definition transzendental/ Transzendentalphilosophie

Kopernikanische Wende

Erkenntnisse a priori und a posteriori

Sinnlichkeit und Verstand

Raum und Zeit

Mathematik

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Immanuel Kant hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, was wir wissen können und ob ein sicheres Erkennen möglich ist. In seinem Buch „Kritik der reinen Vernunft“, dass 1781 erschienen ist, untersuchte Kant das Denkapparat des Menschen.1 Vor ihm waren Philosophen der Meinung, dass man mit vernünftigem Überlegen die Wahrheit sicher erkennen kann. Die Diskussion über das scihere Erkennen drohte nach Kant im Caos zu versinken.2 Er teilte nicht dieselbe Auffassung wie seine Vordenker und versuchte in seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ Klarheit zu schaffen. Sein Ziel ist es, nachzuweisen unter welchen Bedingungen menschliches Erkennen möglich ist. Ihm ist es gelungen, den Traum von metaphysischer Erkenntnis zu zerstören.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Grundzügen der Transzendentalphilosophie von Kant, die in seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ (KrV) beschrieben sind. Die Erläuterung des kompletten Werkes von Kant wäre zu umfangreich für das nachfolgende Vorhaben. Zunächst werden der Empirismus und der Rationalismus unterschieden, um eine Einführung über die Diskussion zur Konstruktion der Erkenntnis zu schaffen. Anschließend werden die wichtigen Abschnitte der Transzendentalphilosophie, unter anderem die kopernikanische Wende, Urteile a priori und a posteriori, analytische und synthetische Urteile, der Begriff des transzendentalen und Erkenntnisse der Mathematik, erläutert. Es wird möglichst versucht, die wichtigsten Aspekte der Transzendentalphilosophie mit einfachen Erläuterungen darzustellen. Kant beantwortet in seinem Werk weitere Fragen, z. B wie Erkenntnisse der Mathematik und Naturwissenschaft möglich ist. Im Folgenden wird sich auf die Mathematik beschränkt.

Empirismus vs. Rationalismus

Die Empiristen und Rationalisten sind sich über die Konstruktion von Erkenntnis uneinig. Die Rationalisten waren der Meinung, dass nur mit Vernunft zu einer sicheren Erkenntnis gelangt werden kann. Für Empiristen kann Erkenntnis nur aus den sinnlichen Eindrücken stammen. Nach Kant gibt es zwei Stämme der Erfahrung, die Sinnlichkeit und der Verstand.3 Mit der Sinnlichkeit nehmen wir Informationen wahr, die der Mensch über seine fünf Sinne erhält.4 Der Verstand braucht keine sinnliche Wahrnehmung, um Wissen zu produzieren. Formale logische Schlüsse kommen ohne sinnlichen Inhalt zustande.5

Kant hat sich sowohl mit dem Rationalismus, als auch mit dem Empirismus auseinandergesetzt. Um den Diskussionen ein Ende zu geben hat er beide Positionen vereint. Er nannte seine neue Auffassung der Konstruktion von Erkenntnis, transzendentalen Idealismus.6

Definition transzendental/ Transzendentalphilosophie

Der Begriff transzendental wurde nicht von Kant erfunden.7 Kant bezeichnet alle Erkenntnis als transzendental, die unabhängig von der Erfahrung (a priori) gelten.8 Wichtig ist die Art und Weise, wie ein Ding der Außenwelt erkannt wird und nicht das Ding an sich, denn dieser ist nicht erkennbar.9 Das „Ding an sich“ existiert unabhängig vom menschlichen Wesen. In der Kritik der reinen Vernunft hat Kant den Begriff „transzendental“ folgendermaßen definiert:

„Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unseren Erkenntnisarten von Gegenständen, so fern diese a priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt.“10

In der Transzendentalphilosophie werden Erkenntnisse a priori in den Fokus gesetzt. Erkenntnisse, die über die Erfahrungsgrenze hinausreichen sind von fundamentaler Bedeutung. Themen der Metaphysik, der Mathematik und der Naturwissenschaft gehören in Kants Transzendentalphilosophie, da Erkenntnisse in diesem Bereich a priori gelten.11

Kopernikanische Wende

Mit der kopernikanischen Wende wurde versucht den Glauben, dass der Mensch im Mittelpunkt der Erkenntnis steht, zu überwinden. Kopernikus war der „Urheber der heliozentrischen Revolution in der neuzeitlichen Astronomie“.12 Er beschäftigte sich mit den Bewegungen am Himmel. Vor ihm wurde angenommen, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht. Kopernikus revolutionierte die Wissenschaft, indem er behauptete, dass die Sonne im Mittelpunkt des Universums steht. Die Erde und andere Planeten rotieren einmal am Tag um sich selbst.13 Kant benutzt für seine Philosophie die kopernikanische Wende, weil er seine Veränderung in der Erkenntnistheorie, als Revolution betrachtete.14 Die Transzendentalphilosophie ist für ihn mit der kopernikanischen Wende vergleichbar. Bisher wurde angenommen, dass all unsere Erkenntnis sich nach den Gegenständen richten.15 Die Erde wird mit dem Menschen und die Sonne mit den Gegenständen gleichgesetzt. Der Glaube, dass der Mensch im Mittelpunkt der Erkenntnis steht, soll überwunden werden. Nach Kant richtet sich die Erkenntnis nicht nach den Objekten, sondern die Objekte richten sich nach den Möglichkeiten der Erkenntnis.16 Er schreibt folgendes:

„Man versuche des daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkommen, daß wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten, welches so schon besser mit der verlangten Möglich­keit einer Erkenntnis derselben a priori zusammenstimmt, die über Gegenstände, ehe sie uns gegeben werden, etwas festsetzen soll. Es ist hiermit ebenso, als mit dem ersten Gedanken des Kopernikus bewandt, der, nachdem es mit der Erklä­rung der Himmelbewegungen nicht gut fort wollte, wenn er annahm, das ganze Sternenheer drehe sich um den Zuschauer, versuchte, ob es nicht besser gelingen möchte, wenn er den Zuschauer sich drehen, und dagegen die Sterne in Ruhe ließ“.17

Da der Mensch die Objekte wahrnimmt, stehen diese im Mittelpunkt. Über die Gegenstände an sich kann nichts Sicheres gesagt werden. Der Mensch kann „von den Dingen nur das a priori erkennen“, was er zuvor in sie hineingedacht hat.18 Um zu einer objektiven Erkenntnis zu gelangen, bedarf es einer apriorischen Subjektivität.19 Das „Ding an sich“ kann nicht erkannt werden, da die Wahrnehmung von jedem Menschen unterschiedlich ist.20

Erkenntnisse a priori und a posteriori

Kant unterscheidet zwei Arten von Erkenntnissen. Die Erkenntnisse a priori, die nach den Rationalisten vor der Erfahrung stammen und die Erkenntnisse a posteriori, die nach den Empiristen nach der Erfahrung stammen.21 Er hat das gesamte menschliche Denken einer strengen Prüfung unterzogen. Nach Kant gibt es keine Erkenntnis ohne vorher eine Erfahrung gemacht zu haben:

„Daß alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel; denn wodurch sollte das Erkenntnisvermögen sonst zur Ausübung erweckt werden, geschähe es nicht durch Gegenstände, die unsere Sinne rühren und teils von selbst Vorstellungen bewirken, teils unsere Verstandestätigkeit in Bewegung bringen, diese zu vergleichen, sie zu verknüpfen oder zu trennen, und so den rohen Stoff sinnlicher Eindrücke zu einer Erkenntnis der Gegenstände zu verarbeiten, die Erfahrung heißt? Der Zeit nach geht also keine Erkenntnis in uns vor der Erfahrung vorher, und mit dieser fängt alle an.“22 Erkenntnisse a priori beruhen nicht auf Erfahrungen und Sinne, d. h sie benötigen keine Wahrnehmung, um als wahr zu gelten.23 Kant nennt Erkenntnisse a priori auch reine Erkenntnisse.

„ „Von den Erkenntnissen a priori heißen aber diejenigen rein, denen gar nichts Empirisches beigemischt ist. So ist z.B. der Satz: eine jede Veränderung hat ihre Ursache, ein Satz a priori, allein nicht rein, weil Veränderung ein Begriff ist, der nur aus der Erfahrung gezogen werden kann“.24

Erkenntnisse a posteriori sind von der Wahrnehmung und Erfahrung abhängig. Sie sind allgemeingültig,25 weil sie von einer Vielzahl von Einzelurteilen auf die Allgemeinheit schließen. Alle Gegenstände, die wir wahrnehmen sind empirisches Wissen. Wenn wir sehen, dass die Sonne untergeht, ist es eine Erkenntnis a posteriori.26 Alles was der Mensch wahrnimmt, auch wenn es zeitlich zurückliegt und eine Erinnerung ist, gehört es zur empirischen Erkenntnis.27 Die Erfahrung bestimmt auch über Erkenntnisse, die in der Zukunft liegen. Der Mensch kann Vermutungen über die Zukunft machen. Nur die Erfahrung im Nachhinein kann entscheiden, ob die Vermutung eintritt.28 Der Unterschied zwischen a priori und a posteriori liegt darin, dass die Erkenntnis a posteriori die Erfahrung als Geltungsgrund akzeptiert, während die Erkenntnis a priori keinen Geltungsgrund hat.29 Um apriorische Erkenntnisse besser zu verstehen unterscheidet Kant synthetische Urteile a posteriori/ a priori und analytische Urteile a priori. Die analytischen Sätze a posteriori gibt es nicht, weil für analytische Sätze keine Erfahrung benötigt wird, damit sie als wahr gelten.30

[...]


1 Gölz, Walter: Kants „Kritik der reinen Vernunft“ im Klartext. 2. Auflage. Tübingen: Mohr Siebeck Verlag, 2008, S.3.

2 KrV B 778.

3 KrV B 29.

4 Vgl. ebd., S.18.

5 Vgl. ebd., S. 17.

6 Baumann, Peter. Erkenntnistheorie. Lehrbuch Philosophie. 2., durchgesehene Auflage. Stuttgart: J.B Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 2006, S.223.

7 Vgl. Knoepffler, S. 9.

8 KrV B 25

9 Bachmair, Anton. Die Konstruktion des Gegenstandes der Erfahrung: Die Bestandteile der Erkenntnis eines äußeren Gegenstandes nach der Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant. München: Disserations- und Fotodruck Frank GmbH, 1998, S.1.

10 KrV B 25.

11 Vgl. Knoepffler, S.69.

12 Carrier, Martin. Nikolaus Kopernikus. München: Verlag C. H Beck oHG, 2001, S.9.

13 Vgl. ebd.

14 Vgl. Gölz, S.3.

15 Vgl. ebd.

16 KrV, B XVI- B XVII.

17 KrV B XVI

18 KrV, B XVII- B XVIII.

19 Otfried, Höffe. Kants Kritik der reinen Vernunft: Die Grundlegung der modernen Philosophie. C.H Beck Verlag, 4. Auflage, München, 2004, S.139.

20 Vgl. ebd., S. 47.

21 Vgl. Baumann, S. 222.

22 KrV B 1.

23 Popper, Karl.R. Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Hrsg. Troels Eggers Hansen. Mohr Siebeck Verlag, 2010, S. 15.

24 KrV B 2-3.

25 KrV B 3-4.

26 Vgl. Baumann, S. 229

27 Vgl. ebd.

28 Vgl. Popper, S. 15.

29 Vgl. ebd.

30 Vgl, Baumann, S. 236.

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Details

Titel
Kants Transzendentalphilosophie. Kopernikanische Wende, Erkenntnisse a priori/ a posteriori
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,0
Jahr
2020
Seiten
13
Katalognummer
V1132329
ISBN (eBook)
9783346498977
ISBN (Buch)
9783346498984
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kants, transzendentalphilosophie, kopernikanische, wende, erkenntnisse
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Kants Transzendentalphilosophie. Kopernikanische Wende, Erkenntnisse a priori/ a posteriori, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1132329

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