Armut in Europa

Ein Vergleich von Wohlfahrtsstaatssystemen am Beispiel Deutschlands und Großbritanniens


Seminararbeit, 2007

33 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ländervergleich Deutschland und Großbritannien
2.1. Einkommen und Einkommensverteilung
2.2. Armutsgefährdung
2.3. Sozialtransfer
2.3.1. Arbeitslosigkeit, Wohlfahrtsstaatsregime und Einkommen
2.4. Deprivation
2.5. Zwischenresümee

3. Armut in Europa – eine EU-weite Betrachtung und die Einordnung der
Beispielländer in den Kontext
3.1. Sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat kontra liberalen (Großbritannien) und konservativen (Deutschland) Wohlfahrtsstaat?
3.2. Deutschland und Großbritannien im Vergleich zu den sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaaten

4. Fazit

5. Literatur

1. Einleitung

Fest steht, dass kein Wohlfahrtsstaat Armut verhindern kann, aber wie erfolgreich dies versucht wird, soll anhand dieser Arbeit dargestellt werden.

Es soll aufgezeigt werden, wie sich die Armut in Großbritannien und Deutschland darstellt. Vergleichend soll betrachtet werden, wer von Armut bedroht und betroffen ist, warum dies so ist und wie die Staaten darauf zu reagieren versuchen.

Die Arbeit gliedert sich in 3 Teile, einen Ländervergleich zwischen Deutschland und Großbritannien, eine Beschreibung der Wohlfahrtsstaatsregime allgemein und ein Vergleich bzw. eine Einordnung der ausgewählten Länder im EU-Kontext, mit besonderer Betrachtung der sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaaten.

2. Ländervergleich Deutschland und Großbritannien

2.1. Einkommen und Einkommensverteilung

Die Betrachtung des Einkommens ist in zweierlei Hinsicht wichtig, einmal weil das Einkommen den Zugang zu Gütern sichert und diese Einfluss auf den Lebensstandard haben, zum anderen weil Ungleichheit im Einkommen auch Ungleichheit in anderen Bereichen bewirken kann.[1]

Großbritannien

Das durchschnittliche wöchentliche mediane Einkommen beträgt in Großbritannien 484 €, was auf den Monat umgerechnet ca. 2178 € sind. In Bezug auf die Einkommensverteilung und den Wohlstand, sieht es in Großbritannien folgendermaßen aus: Die Graphik gibt die Einkommensverteilung für die Jahre 2002/2003 an und weist eine erhebliche Ungleichheit auf. Jeder Balken zeigt die Anzahl der Personen, die in einem Haushalt leben und ihr gleich bleibendes wöchentliches Einkommen. Die Balken erfolgen in einem Abstand von 5-Pfund-Schritten. Auffallend ist, dass die Konzentration der Personen, die eher wenig Einkommen zur Verfügung haben größer ist. Der höchste Balken zeigt an, dass 0,9 Millionen Menschen mit einem wöchentlichen Einkommen von £ 220 (=330 €) und £ 225 (337,5 €) (1,5 €= 1 Pfund) leben.[2] Die Betrachtung der Graphik zeigt weiterhin, dass ca. 8 Millionen der Briten ein Einkommen unterhalb des medianen Äquivalenzeinkommens beziehen.

Verteilung der wöchentlichen Haushaltseinkommen, 2002/2003

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Church, 2004: S. 42.

Teilt man die Bevölkerung nach ihrem Einkommen in Dezile ein, so ist ersichtlich, dass das oberste Dezil, also die 10 % Bevölkerung der obersten Einkommensklasse, 2002/2003 über 28 % des Gesamteinkommens verfügte, bei einer Gleichverteilung müssten jeder Gruppe 10 % zustehen.[3] Rechnet man dies, aus Gründen der Vergleichbarkeit, in Quintile um, so ergibt dies, dass das oberste Quintil über 42 % des gesamten Einkommens verfügt; hingegen das unterste Quintil der Bevölkerung über rund 8 % des Einkommens (siehe Tabelle).

Einkommensverteilungen in Dezilen, 2002/2003

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenQuelle: Church, 2004: S. 43.

In den letzten 30 Jahren haben sich die Verhältnisse stark verändert. Während der 1970er Jahre war die Verteilung noch stabil, von 1973 bis 1979 war ein Anstieg der Ungleichverteilung zu beobachten, der sich während der 1980er Jahre noch verstärkte. Von 1981 bis 1989 wuchs das durchschnittliche (mediane) Einkommen um 27 %, im selben Zeitraum wuchs das des 9. Dezils um 38 % und das des 1. Dezils um nur 7 %. Von dem Zeitpunkt an war die Ungleichverteilung relativ stabil und wurde im Wachstum der Einkommen und der weiteren Entwicklung mittransportiert.[4]

82 % der Briten glaubten (2002), dass die Lücke zwischen Arm und Reich zu groß ist. Die Un­gleichheit in der Einkommensverteilung ist in Großbritannien größer als in fast jedem anderen EU-15-Land. In Quintile umgerechnet ist das Einkommen der höchsten Einkommensgruppe um fast 5mal größer, als das der niedrigsten, im EU-15-Schnitt ist es ein Faktor von 4,4. Nur Spanien, Griechenland und Portugal hatten eine höhere Ungleichverteilung. Die Zufriedenheit mit dem Einkommen hängt immer davon ab, inwieweit die Personen ihre Bedürfnisse erfüllen können. Die Einschätzungen der Briten haben sich von 1986 an bis 2002 dahingehend geändert, dass die Zufriedenheit mit dem Einkommen gestiegen ist und die Zahl derer, die mit ihrem Einkommen nicht leben können oder sehr schwer leben können, zurückgegangen ist.[5]

Einschätzungen der Bevölkerung über die Bedürfnisbefriedigung durch ihr Einkommen.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Quelle: Church, 2004: S. 44.

Deutschland

Das mittlere monatliche Haushaltseinkommen lag 2004 in Deutschland bei 1.808 €[6], was ca. 400 € in der Woche sind, das monatliche mediane Äquivalenzeinkommen lag bei 1.427 €.[7] Die Haus­haltstypen und Haushaltsgrößen sind hier nicht berücksichtig worden, daher ist die folgende Ta­belle von Interesse, welche die Verteilung des Äquivalenzeinkommens auf die verschiedenen Bevölkerungsschichten (Quintile) zeigt. Es ist zu sehen, dass in Deutschland die obersten 20 % der Bevölkerung über 37 % des Einkommens verfügen und die untersten 20 % über 9 %. Im Ver­gleich zu Großbritannien ist die Ungleichverteilung in Deutschland nicht ganz so ausgeprägt. Diese ist in Großbritannien im obersten Quintil um 5 % höher, jedoch im untersten nur ein Pro­zent und auch in Deutschland ist das unterste Quintil noch um 11 % von der Gleichverteilung entfernt.

Verteilung der Äquivalenzeinkommen nach Einkommens-Quintilen 2004 in %

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Quelle: Körner; Timm, 2006: S. 16.

Die folgende Tabelle zeigt auf, wie viel die einzelnen Personengruppen und Haushalte tatsächlich an Einkommen zur Verfügung haben. So verfügen insbesondere Personen mit keinem Abschluss, Familien mit mehreren Kindern, Alleinerziehende und arbeitslose Personen über weniger als 90 % des medianen Äquivalenzeinkommens, jedoch liegen alle Gruppen im Durchschnitt be­trachtet noch über der 60 %-Schwelle.

Median-Äquivalenzeinkommen für ausgewählte Bevölkerungsgruppen

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Quelle: Körner; Timm, 2006: S. 14.

Das folgende Schaubild der kumulierten Verteilung des monatlichen Äquivalenzeinkommens für die verschiedenen Haushaltstypen mit Kindern zeigt, dass Familien mit drei oder mehr Kindern (62 %) und Haushalte von Alleinerziehenden (77 %) deutlich unterhalb des medianen Äquiva­lenzeinkommens liegen.[8]

Verteilung des Äquivalenzeinkommens für Familien mit Kindern – kumulierte Anteile an Personen in den jeweiligen Haushaltstypen

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Quelle: Körner; Timm, 2006: S. 15.

Die Zufriedenheit mit dem Einkommen ist in Deutschland nicht so hoch, wie in Großbritannien, so geben nur etwas 21 % an, mit ihrem Einkommen gut oder sehr gut auszukommen. Bei den nicht Armutsgefährdeten sind es 60 %, die gut oder sehr gut mit dem Einkommen ihren Lebensunterhalt finanzieren können.

Auskommen mit dem Einkommen (nach Selbsteinschätzung) in %

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Quelle: Körner; Timm,
2006: S. 35.

2.2. Armutsgefährdung

Würde davon ausgegangen, dass nur die Personengruppe des ersten Dezils oder Quintils arm ist, wäre dies unzureichend und würde ergeben, dass lediglich 10 oder 20 % der Bevölkerung arm sind.[9] Nach der Definition des Armuts- und Reichtumsberichts liegt Armut im Sinne sozialer Ausgrenzung dann vor, wenn „Handlungsspielräume von Personen in gravierender Weise eingeschränkt und gleichberechtigte Teilhabechancen an Aktivitäten und Lebensbedingungen der Gesellschaft ausgeschlossen sind“[10].

Großbritannien

2003 lag die Armutsgefährdungsquote für Großbritannien bei 18 %.[11] Im Folgenden ist eine Darstellung des ersten und fünften Quintils zu sehen und die Angabe des Risikos in eine armutsgefährdende Situation zu gelangen. Hier ist zu sehen, dass insbesondere im untersten Quintil Personengruppen, wie Arbeitslose und nicht Erwerbstätige, Alleinerziehende, sowie Menschen mit Behinderung oder Migrationshintergrund gefährdet sind, zu verarmen. Besteht im obersten Quintil ein Armutsrisiko, dann hauptsächlich für Alleinstehende oder Paare die Vollzeit erwerbstätig sind sowie für kinderlose Paare.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Quelle: Church, 2004: S. 45.

Folgende Abbildung zeigt die Anzahl derjenigen Personen, die weniger als das mediane Durchschnittseinkommen zum Leben hatten. Hier haben Kinder und ältere Menschen ein erhöhtes Risiko der Verarmung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, Erwachsene, die erwerbstätig sind, haben ein vermindertes Risiko.

[...]


[1] Vgl. Church, 2004: S. 42.

[2] Vgl. Church, 2004: S. 42.

[3] Vgl. Church, 2004: S. 43.

[4] Vgl. Church, 2004: S. 43.

[5] Vgl. Church, 2004: S. 44.

[6] Vgl. Körner; Timm, 2006: S. 10.

[7] Vgl. Körner; Timm, 2006: S. 13.

[8] Vgl. Körner; Timm, 2006: S. 14.

[9] Vgl. Church, 2004: S. 44.

[10] bpb, 2005, http://www.bpb.de/files/KDAO6V.pdf.

[11] Vgl. Guio, 2005: S. 2.

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Armut in Europa
Untertitel
Ein Vergleich von Wohlfahrtsstaatssystemen am Beispiel Deutschlands und Großbritanniens
Hochschule
Universität Wien  (Insitut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Wohlfahrtsstaaten im Vergleich: Armut im Sozialstaat
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
33
Katalognummer
V113248
ISBN (eBook)
9783640133345
Dateigröße
742 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Armut, Europa, Wohlfahrtsstaaten, Vergleich, Armut, Sozialstaat
Arbeit zitieren
Corinna Patrizia Franiek (Autor:in), 2007, Armut in Europa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113248

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