Die Zeit, die in dieser Arbeit dargestellt wird, umfaßt die Jahre 1933 bis 1938, eine
wichtige Phase im Leben Martin Bubers, die seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten
1933 von ständig zunehmenden Repressionen geprägt war, für ihn selbst und
für alle jüdischen Mitbürger im damaligen deutschen Reich.
Bis zur Reichskristallnacht am 9. November 1938 war jüdisches Leben in Deutschland,
wenn auch von Jahr zu Jahr mehr eingeschränkt, noch möglich. Unter oft widrigen Umständen
und zum Teil existentieller Bedrohung versuchten Menschen wie Martin Buber,
ihren jüdischen Glaubensgenossen zu helfen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Zu Beginn dieser Arbeit erfolgt ein kurzer Überblick über Leben und Werk Martin Bubers.
Mit seiner Person ist ein sehr spannendes und interessantes Leben sowie ein sehr umfassendes,
viele Bereiche der Wissenschaft und Kultur betreffendes Werk verbunden.
Buber in eine wissenschaftliche Sparte einzuordnen ist nahezu unmöglich, er war jüdischer
Religionsphilosoph und Religionswissenschaftler. Außerdem war er Pädagoge,
Politiker, Literaturwissenschaftler und Psychologe. Daneben hat er sich mit Kunst und
Musik beschäftigt, die wichtigsten Schriften des ostjüdischen Chassidismus herausgegeben,
um sie der westlichen Welt und auch dem westlichen Judentum näherzubringen.
Außerdem war er Schriftsteller, verfaßte Lyrik, Prosa und ein Mysterienspiel.
Ein wichtiges Werk neben seiner dialogischen Philosophie und seiner Schrift ‘Ich und
Du’ von 1923 war sicherlich die Verdeutschung des Alten Testamentes in der von ihm
eigenen und unverwechselbaren Sprache.
Martin Buber wurde am 8. Februar 1878 in Wien als Sohn eines Großgrundbesitzers
geboren.
Als er drei Jahre alt war trennten sich seine Eltern. Seine Großeltern, die in Lemberg
lebten, nahmen ihn zu sich und erzogen ihn.
Lemberg in Galizien, heute Lwow in der Ukraine, war damals Bestandteil der habsburgischen
Donaumonarchie. In Galizien, wo viele Juden in einer ländlich strukturierten Region
lebten, wurde Martin Buber mit der reichhaltigen traditionellen Kultur des Ostjudentums
und des Chassidismus, einer mystischen Richtung des Judentums, konfrontiert
und durch seinen Großvater in dieser Kultur und diesem religiösen Denken erzogen.
Neben dem Chassidismus wurde Buber in den Jahren bei seinem Großvater noch mit zwei anderen Dingen vertraut gemacht, der jüdischen Tradition und der Liebe zu den
Wissenschaften. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
- 1.2 Literatur und Forschungen zum Thema
- 2. Nationalsozialistische Erwachsenenbildung
- 2.1 Der Weg bis 1933 - Erwachsenenbildung in der Weimarer Republik
- 2.2 Die Ideologie nationalsozialistischer Erwachsenenbildung
- 2.3 Politische Strukturen der Erwachsenenbildung im Nationalsozialismus
- 2.4 Institutionelle Strukturen nationalsozialistischer Volksbildung
- 2.4.1 Deutsches Volksbildungswerk
- 2.4.2 Reichsarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung
- 2.4.3 Reichsarbeitsdienst
- 3. Martin Bubers Auseinandersetzung mit dem NS-Regime 1933 bis 1938
- 3.1 Martin Bubers Auseinandersetzungen im biographischen Kontext
- 3.1.2 Buber und die Frankfurter Universität
- 3.1.3 Buber, die Reichsvertretung der Juden und das jüdische Bildungsamt
- 3.1.4 Redeverbot
- 3.1.5 Emigration und Reichskristallnacht
- 3.2 Martin Bubers Auseinandersetzungen auf der institutionellen Ebene
- 3.2.1 Das Frankfurter Jüdische Lehrhaus
- 3.2.2 Die Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung
- 3.3 Martin Bubers ideelles Konzept als Antwort auf den Nationalsozialismus
- 3.1 Martin Bubers Auseinandersetzungen im biographischen Kontext
- 4. Schlußbetrachtung
- 5. Abbildungsverzeichnis
- 6. Abkürzungsverzeichnis
- 7. Literaturverzeichnis
- Anlage zur Diplomarbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert das erwachsenenbildnerische Wirken von Martin Buber zwischen 1933 und 1938 im Kontext der nationalsozialistischen Juden- und Bildungspolitik. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Buber auf die Verfolgung und Diskriminierung der Juden durch das NS-Regime reagierte und welche Strategien er entwickelte, um die jüdische Erwachsenenbildung zu fördern.
- Die nationalsozialistische Judenpolitik und ihre Auswirkungen auf die jüdische Erwachsenenbildung
- Martin Bubers Lebensweg und seine Auseinandersetzung mit dem NS-Regime
- Bubers Konzept der jüdischen Erwachsenenbildung als Antwort auf den Nationalsozialismus
- Die Bedeutung von Bubers erwachsenenbildnerischem Wirken für die jüdische Gemeinschaft
- Die Relevanz von Bubers Werk für die heutige Erwachsenenbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit erläutert sowie einen Überblick über die relevanten Forschungsarbeiten zum Thema gibt. Im zweiten Kapitel wird die nationalsozialistische Erwachsenenbildung in ihrer historischen Entwicklung und ihren ideellen Grundlagen dargestellt. Dabei wird der Fokus auf die nationalsozialistische Judenpolitik und ihre Auswirkungen auf die jüdische Bildung gelegt. Das dritte Kapitel befasst sich mit Martin Bubers Auseinandersetzung mit dem NS-Regime. Hier werden seine biographischen Erfahrungen sowie seine institutionellen Aktivitäten im Bereich der jüdischen Erwachsenenbildung beleuchtet. Abschließend werden die zentralen Inhalte der Arbeit in einer Schlußbetrachtung zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Jüdische Erwachsenenbildung, Martin Buber, Nationalsozialismus, Antisemitismus, Bildungspolitik, Widerstand, Frankfurter Jüdisches Lehrhaus, Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung, Dialogische Philosophie, "Ich und Du", Chassidismus.
- Quote paper
- Wolf-Thorsten Saalfrank (Author), 1997, Jüdische Erwachsenenbildung im Dritten Reich. Martin Bubers Wirken in der nationalsozialistischen Juden- und Bildungspolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11326