Die Soziale Arbeit in der Frühen Hilfe. Welchen Beitrag leistet die Soziale Arbeit zur Gesundheitsförderung und Chancengleichheit?


Hausarbeit, 2021

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2 Was sind frühe Hilfen?
2.1 Frühe Hilfen
2.2 Wie wird Gesundheit innerhalb der frühen Hilfen verstanden?
2.3 Welche Aufgabe kommt der Sozialarbeit innerhalb des Netzwerks zu?

3 An wen richten sich frühe Hilfen?
3.1 Kinder
3.2 Risikofamilien

4 Wie wird die Risikogruppe erreicht und was wird konkret angeboten?
4.1 Beispiel Familienbildung in Familienzentren
4.2 Familienhebammen zwischen Gesundheitswesen und Jugendhilfe

5. Fazit

Literatur

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Netzwerke der Frühen Hilfen. Eigene Darstellung in Anlehnung an Thyen & Simon, 2020, S. 200; NZFH, 2014, S. 13; Posmek & Bastian, 2019

Abbildung 2: Netzwerkpartner*innen Früher Hilfen nach § 3, Abs. 2 KKG

Abbildung 3: Angebote der Frühen Hilfen im Rahmen des SGB VIII, eigene Darstellung in Anlehnung an NZFH, 2021

Abbildung 4: Belastungen für Mütter und Kinder. Eigene Darstellung nach Makowsky & Schücking, 2010, S. 1080

Abbildung 5: Angebote FAMILIENIocal Leipzig. Eigene Darstellung nach Caritas Leipzig, o.J

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Frühe Hilfen (FH) setzen in doppeltem Sinn früh an. Früh im Leben des Kindes, nämlich schon vor der Geburt, aber auch früh in der Prävention. Sie sollen eine gesunde Entwicklung des Kindes begünstigen. Dafür ist es erforderlich, dass verschiedene Institutionen zusammen arbeiten. Darunter fallen vor allem das Gesundheitswesen und die Sozialarbeit. Diese Arbeit klammert den Aufgabenbereich des Gesundheitswesens weitgehend aus und fokussiert sich auf die Aufgabe der Sozialen Arbeit in den FH.

In Kapitel 2 wird zunächst näher beschrieben, was FH im Allgemeinen sind, wie sich das Netzwerk Früher Hilfen zusammen setzt und inwiefern die Angebote der FH als Prävention verstanden werden können. Um über den Beitrag der Sozialarbeit zur Gesundheitsförderung sprechen zu können, wird außerdem in Kapitel 2.2 der Gesundheitsbegriff der Frühen Hilfen geklärt. Hier wird auch der Begriff der Salutogenese geklärt und der Gesundheitsberiff der FH mit der Health in All Policies Strategie in Verbindung gebracht. Kapitel 2.3 beinhaltet die Aufgabenbereiche der Sozialarbeit innerhalb derFH.

Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Zielgruppen der Frühen Hilfen. Zum einen wird der Nutzen für die Kinder herausgestellt, zum anderen die Adressierung der Eltern. Grundsätzlich richten sich FH zwar an jede Familie mit Kindern zwischen null und drei Jahren, im Speziellen aberan Familien in Problemlagen (NZFH, 2014, S.12). Diese Risikofamilien haben einen erhöhten Bedarf an Hilfsangeboten, allerdings ergeben sich im Umgang mit dieser Zielgruppe Probleme wie ein erschwerter Zugang oder das Risiko einer zusätzlichen Stigmatisierung.

Kapitel 4 stellt deshalb ein Angebot der FH vor, das diese Schwierigkeiten zu umgehen versucht. Familienbildung als niedrigschwelliges Angebot, das freiwillig und von jeder Familie genutzt werden kann, vermindert Stigmatisierungen und regt die Eigeninitiative der Familien an. Ein zweites Beispiel schlägt den Bogen vom Gesundheitswesen zur Jugendhilfe. Familienhebammen können beide Bereiche verbinden, ohne als Kontrollinstanz wahrgenommen zu werden. So tragen sie zur Gesundheitsförderung und Erhöhung der Chancengleichheit für Eltern und Kinder bei. Zum Schluss werden noch einmal die Bereiche zusammengefasst, in denen Soziale Arbeit in den FH agiert und resümiert, worin der Beitrag zur Gesundheitsförderung und Chancengleichheit liegt.

2 Was sind frühe Hilfen?

Dieses Kapitel bietet zunächst einen groben Überblick darüber, was unter Frühen Hilfen verstanden wird, wer in welchen Fällen zuständig ist und welche Formen der Prävention in den FH zum Tragen kommen. Außerdem wird der Gesundheitsbegriff näher betrachtet, der den FH zugrunde liegt. Zuletzt wird die Aufgabe der Sozialen Arbeit innerhalb der FH herausgestellt.

2.1 Frühe Hilfen

2005 wurde in Deutschland das Aktionsprogramm „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und Soziale Frühwarnsysteme“ ins Leben gerufen, woraufhin 2007 das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) gegründet wurde, das seither die Initiative Frühe Hilfen auf Bundesebene koordiniert (Taubner, 2015, S. 446). Das NZFH beschreibt die Aufgabe der Frühen Hilfen folgendermaßen:

„Frühe Hilfen bilden lokale und regionale Unterstützungssysteme mit koordinierten Hilfsangeboten für Eltern und Kinder ab Beginn der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit einem Schwerpunkt auf der Altersgruppe der 0- bis 3-Jährigen. Sie zielen darauf ab, Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig zu verbessern. Neben alltagspraktischer Unterstützung wollen Frühe Hilfen insbesondere einen Beitrag zur Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz von (werdenden) Müttern und Vätern leisten. Damit tragen sie maßgeblich zum gesunden Aufwachsen von Kindern bei und sichern deren Rechte aufSchutz, Förderung und Teilhabe.“ (NZFH, 2014, S.12)

FH sind keinem bestimmten Hilfetyp zuzuordnen, sondern basieren auf einem System von aufeinander bezogenen Unterstützungsangeboten, die allgemeine, sowie spezifische Hilfen umfassen (Geene, 2014, S. 10). Gesetzlich verankert sind die FH im Bundeskinderschutzgesetz (BkiSchG). Kern ist Artikel 1, das Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG). Es hat das Ziel, das Kindeswohl zu schützen und die Entwicklung von Kindern zu fördern. In § 3 wird die Netzwerkstruktur beschrieben, die FH auszeichnet. Abbildung 1 und 2 zeigen die Bereiche, denen sich die Netzwerk- partner*innen zuordnen lassen. Die einzelnen Institutionen und Dienste des Netzwerks müssen eng zusammen arbeiten, um den jeweiligen Bedarf einer Familie zu ermitteln und die am besten passenden Angebote zu finden und den Familien zu vermitteln. So könnte bereits in der Schwangerschaftsberatung oder in einer Kinderklinik der Bedarf einer Familie erkannt werden und eine Vermittlung an die FH erfolgen, die wiederum den Bedarf überprüfen, bestimmte Hilfen vermitteln und im Prozess der Hilfen immer wieder im Kontakt mit anderen Fachkräften den Bedarf aktualisieren und die Angebote anpassen (Lohmann et al., 2012, S. 191f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Netzwerke der Frühen Hilfen. Eigene Darstellung in Anlehnung an Thyen & Simon, 2020, S. 200; NZFH, 2014, S. 13; Posmek & Bastian, 2019.

Frühe Hilfen richten sich zwar „insbesondere an Familien in Problemlagen“ (ebd.), sind jedoch freiwillige präventive Angebote, die jeder Familie offen stehen. Sie können als Gesundheitsförderung in Anspruch genommen werden, bevor eine Gefährdung vorliegt oder auch ohne dass es je zu einer Gefährudung gekommen wäre (Hentschke et al., 2011, S. 51f.). Können die Angebote der FH eine kindeswohlgefährdung nicht abwenden, müssen dementsprechend andere Mabnahmen eingeleitet werden (NZFH, 2016, S.8; NZFH, 2014). Frühe Hilfen beschränken sich also auf primäre und sekundäre Prävention. Im 8. Jugendbericht wird die primäre Prävention beschrieben als auf lebenswerte, stabile verhaltnisse, auf Verhaltnisse also, die es nicht zu Konflikten und Krisen Kommen lassen abzielend, die sekundare Prävention als, auf vorbeugende Hilfen in Situationen, die erfahrunggemäb belastend sind und sich zu Krisen auswachsen können ausgerichtet (Deutscher Bundestag, 1990, S. 85). Die tertiare Prävention dient der Resozialisierung oder Rehabilitation und wird innerhalb der Fruhen Hilfen nicht angefuhrt (Buschhorn, 2012, S.47).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Netzerkpartner*innen Früher Hilfen nach § 3, Abs. 2 KKG

2.2 Wie wird Gesundheit innerhalb derfrühen Hilfen verstanden?

Wie erwähnt bildet das KKG die Grundlage für die Frühen Hilfen. § 1, Abs. 1 KKG besagt: „Ziel des Gesetzes ist es, das Wohl von Kindern und Jugendlichen zu schützen und ihre körperliche, geistige und seelische Entwicklung zu fördern“. Hier wird deutlich, was auch in der Ottawa-Charta festgehalten wurde: dass Gesundheit „ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden“ beschreibt (WHO, 1986). Entsprechend muss zur Förderung von Gesundheit auch die soziale Umwelt bedacht werden. Die Strategien, wie dies erreicht werden kann, beschreibt die Ottawa-Charta mit Kompetenzförderung, Koordination und Fürsprache (ebd.). Um das in Art. 6 GG geregelte „natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht“ auf Pflege und Erziehung der Kinder zu wahren, können Frühe Hilfen zunächst nur ein freiwilliges, unterstützendes Angebot im Sinne einer Kompetenzförderung sein (Geene, 2014, S. 11). Unter Koordination ist das Netzwerk zu verstehen, das auch für die FH zentral ist. In der Ottawa-Charta heißt es dazu:

„Gesundheitsförderung verlangt vielmehr ein koordiniertes Zusammenwirken unter Beteiligung der Verantwortlichen in Regierungen, im Gesundheits-, Sozial- und Wirtschaftssektor, in nichtstaatlichen und selbstorganisierten Verbänden und Initiativen sowie in lokalen Institutionen, in der Industrie und den Medien.“ (WHO, 1986)

Damit folgt die Charta dem Gedanken der Health in All Policies (HiAP), die Gesundheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe in allen Bereichen öffentlichen Handelns sieht (Geene et al., 2019, S. 1). Wie in der Ottawa-Charta und im KKG geht auch der Gesundheitsbegriff der HiAP über die rein körperliche Unversehrtheit hinaus und widmet sich auch sozialen Umständen und Chancengleichheit, da „soziale Determinanten die Gesundheit maßgeblich beeinflussen“ (ebd.). Zudem steht hier nicht die Pathogenese, also die Beseitigung oder Vermeidung von Krankheit im Vordergrund. HiAP verfolgt einen salutogenetischen Ansatz, bei dem die Förderung von Wohlbefinden im Mittelpunkt steht und gesundheitsfördernde Lebenswelten geschaffen werden sollen (Geene et al., 2019, S. 2). Thyen & Simon plädieren dafür, dass sich FH an der HiAP-Strategie orientieren sollten (Thyen & Simon, 2020, S. 206). Das oben genannte KKG ebnet den Weg für diese Richtung. Die Frage dieser Arbeit, welchen Beitrag die Soziale Arbeit innerhalb der FH in Bezug auf die Gesundheitsförderung und Chancengleichheit leistet, ist also eine Frage nicht nur nach potentiellen körperlichen Leiden des Kindes, sondern nach den Lebensumständen, die eine gesunde Entwicklung begünstigen können. So soll die Fragestellung in den folgenden Kapiteln verstanden werden.

2.3 Welche Aufgabe kommt der Sozialarbeit innerhalb des Netzwerks zu?

Soziale Arbeit tritt nach Abbildung 1 vor allem in Form der Kinder- und Jugendhilfe auf. Zwar greifen Frühe Hilfen wie beschrieben noch bevor oder ohne dass eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, trotzdem hat die Kinder- und Jugendhilfe einen schweren Stand in den FH. Während Angebote des Gesundheitswesens als gesellschaftlich anerkannter, gängiger Standard angesehen werden, sind die der Kinder- und Jugendhilfe oft negativ konnotiert, weshalb ihnen weniger Vertrauen entgegen gebracht wird (Lohmann et al., 2012, S. 190). Da die Jugendhilfe nach Art. 6, Abs. 2 GG darüber wacht, dass Eltern ihr Erziehungsrecht im Interesse des Kindes ausüben, fühlen sich Eltern durch ihr Eingreifen eher stigmatisiert, auch wenn es sich um freiwillige Angebote handelt. Die Angebote der FH im Rahmen der Sozialen Arbeit sind aber so vielfältig wie die Möglichkeiten, diese Angebote an Familien heranzutragen. Abbildung 3 zeigt einen Überblick über verschiedene Angebote der FH im Rahmen des SGB VIII. Eines der Beispiele wird in Kapitel 4 näher betrachtet. An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass einige dieser Angebote auf Familien weniger als Kontrollfunktion in Erscheinung treten als es z.B. bei Abgesandten des Jugendamtes der Fall ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Angebote der Frühen Hilfen im Rahmen des SGB VIII, eigene Darstellung in Anlehnung an NZFH, 2021

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Soziale Arbeit in der Frühen Hilfe. Welchen Beitrag leistet die Soziale Arbeit zur Gesundheitsförderung und Chancengleichheit?
Hochschule
Hochschule Fresenius Idstein
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
15
Katalognummer
V1132869
ISBN (eBook)
9783346503916
ISBN (Buch)
9783346503923
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frühe Hilfen, Soziale Arbeit, Gesundheit, Chancengleichheit, Risikofamilien, Familienbildung, Familienhebammen, Jugendhilfe, Gesundheitswesen, Health in All Policies, Bundeskinderschutzgesetz
Arbeit zitieren
Sabrina Kohl (Autor:in), 2021, Die Soziale Arbeit in der Frühen Hilfe. Welchen Beitrag leistet die Soziale Arbeit zur Gesundheitsförderung und Chancengleichheit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1132869

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