Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1. Einleitung
2. Schreibkompetenz
2.1. Ein Schreibkompetenzmodell
3. Prozesse beim Erwerb des Schreibens
3.1. Definition des Schreibprozesses
3.2. Entwicklung des Schreibprozesses
3.3. Das Modell von Hayes & Flower
3.4. Prozessorientierte Schreibdidaktik
4. Definition Deutsch als Zweitsprache (DaZ)
4.1. Schriftlichkeit in der Zweitsprache
4.2. Zusammenhang von Zweisprachigkeit und Schulleistung
5. Schreibkompetenzen messen, beurteilen undfördern in derZweitsprache
5.1. Messung von Schreibkompetenz in der Zweitsprache Deutsch
5.2. Beurteilung von Schreibkompetenz in der Zweitsprache Deutsch
5.3. Förderung von Schreibkompetenz in der Zweitsprache Deutsch
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Ein Schreibkompetenzmodell
Abbildung 2: Schreibmodell nach Hayes/ Flower (1980)
Symbolverzeichnis
DaZ Deutsch als Zweitsprache
1. Einleitung
Das Beherrschen der Schrift wird in dem deutschen Kulturkreis spätestens nach Beendigung der Schule vorausgesetzt. Die Schriftsprache ist eine Art Mitteilung und beinhaltet gedankliche Prozesse. Der Schreiber konzipiert einen Schreibplan, sammelt und ordnet seine Gedanken für das Schreiben, um Reflexionen über ein Thema darzulegen. Einen Text auf Papier zu bringen ist viel mehr als Buchstaben auf das Papier zu schreiben, auch wenn sich das anfänglich als schwer erweist. Diese Schwierigkeiten machen sich oft bei Schülerinnen und Schülern bemerkbar, die einen Migrationshintergrund aufweisen. Mehr als ein Viertel der deutschen Bevölkerung besitzt nämlich einen Migrationshintergrund. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung sind es ca. 21,2 Millionen Bürger, davon besitzen 11,1 Millionen Menschen die deutsche Staatbürgerschaft und 10,1 Millionen sind Ausländer.1 Daher ist heute ein Klassenzimmer ohne ein Kind, welches einen Migrationshintergrund aufweist, kaum vorstellbar. Es komm immer wieder mal, dass Eltern ihren Kindern als erstes die eigene Muttersprache beibringen. Dadurch erwerben diese Kinder die deutsche Sprache erst mit Beginn des Kindergartens und sind daher den Erstsprachlern sprachlich unterlegen. Dieser Nachteil macht sich im Laufe der Schullaufbahn bemerkbar. Aus diesem Grund ist es wichtig die Schreibkompetenz der Lernenden von Anfang an zu fördern. Sind die Schulleistungen der Kinder mit einem Migrationshintergrund schlechter? Wie kann die Förderung der Schreibkompetenz erfolgen? Diese Fragen sollen im Laufe der Arbeit analysiert werden. Am Anfang der wissenschaftlichen Arbeit wird die Schreibkompetenz mit einem passenden Modell erläutert. Daraufhin erfolgt die Definition des Schreibprozesses, sowie die Entwicklung und die Vorstellung eines Modelles. Infolgedessen wird das Kapitel „Definition Deutsch als Zweitsprache“ näher erklärt. Da wird die Schriftlich der Zweitsprache, sowie der Zusammenhang zwischen Zweisprachigkeit und Schulleistung beschrieben. Der letzte Abschnitt handelt von der Messung, Beurteilung und der Förderung in der Zweitsprache Deutsch.
2. Schreibkompetenz
Der Begriff„Schreibkompetenz meint die Fähigkeit, sinnvolle, verständliche und angemessene Texte schreiben zu können.“2 Die Schreibkompetenz ist ein Aspekt von Sprachkompetenz und setzt sich aus sprachlichen Teilfähigkeiten zusammen, die anhand von Schreibprozessmodellen genauer beschrieben werden.3 Beispielsweise können bei der Planung eines Textes Probleme auftreten, die zu einem gescheiterten Schreibprodukt führen. Zudem ist die Schreibentwicklung nicht mit dem Schriftspracherwerb oder dem Spracherwerb gleichzusetzen. Bei dem Verfassen von Texten wird die Schreibkompetenz von Schreibstrategien und intellektuellen Voraussetzungen geprägt. Schreibstrategien sind individuelle und aufgabenbezogene Verfahren, die zum Lösen von vergleichbaren Schreibaufgaben oder Problemen angewandt werden. Außerdem besteht immer ein Bezug zur Schreibentwicklung. Dies ist ein Prozess, welches über längere Zeit und mehrere Phasen andauert.4 Kinder und Jugendliche erwerben die Schreibkompetenz durch selbstständiges Schreiben und Lesen.
2.1. Ein Schreibkompetenzmodell
Mit Beginn der Schulzeit kommen Kinder mit der Schrift und dem Schreiben in Kontakt. Zuvor ist das Kind mündlich geprägt, deshalb werden die ersten Texte stark von den Regeln der gesprochenen Sprache beeinflusst. Aus diesem Grund müssen Schulkinder die Unterschiede zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache kennenlemen und unterscheiden können. Um den Anforderungen an die Entwicklung der Schreibkompetenz gerecht zu werden, ist es notwendig, Schreiben, Reflexion und Überarbeitung des eigenen Textes zu beherrschen. Die Ideen für Schreibkompetenzmodelle basieren auf verschiedenen Teilkompetenzen, die vom Schreibenden schrittweise entwickelt und in bestehende Kompetenzen assimiliert werden.5 Zudem setzt die Schreibkompetenz Wissen voraus. Fix definiert die Schreibkompetenz als die Fähigkeit, pragmatisches Wissen, textstrukturwissen, inhaltliches Wissen und Sprachwissen in einem Schreibprozess so zu verwenden, dass das Schreibprodukt die Voraussetzungen einer Schreibfunktion erfüllt.6 Folgende Teilkompetenzen schließt die Schreibkompetenz dazu ein: Zielkompetenz, inhaltliche Kompetenz, Strukturkompetenz und Formulierungskompetenz.7 Die Anwendung der Teilkompetenzen sind bei Fix rekursiv und voneinander abhängig.8 Zweck bei der Zielsetzungskompetenz ist es, ein konkretes Schreibziel zu setzen. Dies istjedoch nur möglich, wenn das Schreibziel für den Leser angemessen ist. Der Schreibende stellt sich die Frage, warum und für wen dieser schreibt. Die inhaltliche Kompetenz befasst sich mit der Frage, was geschrieben werden soll. Dazu muss der Schreibende sein Vorwissen aktivieren, wenn nötig auch Recherche betreiben und dafür die Lesekompetenz aktivieren.9 Als nächstes folgt die Strukturierungskompetenz welches sich mit der Frage, wie man einen Text aufbaut befasst. Texte werden in der Regel nach bestimmten Textmustem oder Textschemata geschrieben und haben eine Reihe von Merkmalen, denen man beim Schreiben manchmal instinktiv und manchmal gezielt folgt. Der Text muss eine geeignete und schlüssige Textstruktur finden. Dabei müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, wie z. B. das Bewerten von Informationen und die Planung des Textes. Im Formulierungskompetenz geht es um die Formulierung und die Überarbeitung des Textes. Alles rund ums Schreiben, von den motorischen Tätigkeiten bis hin zur Rechtschreibung, sowie die Revisionskompetenz, also das Überarbeiten eines Textes gehört dazu.10
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Ein Schreibkompetenzmodell
3. Prozesse beim Erwerb des Schreibens
Prozessorientierter Schreibunterricht ist das Beobachten der Schreibprozesse bei den Kindern und Jugendlichen. „Ein wichtiger Aspekt des prozessorientierten Schreibunterrichts sind außerdem die Methoden des Überarbeitens. Die Schüler sollen ihren Text selbstkritisch reflektieren und korrigieren, ohne dabei demotiviert oder verunsichert zu werden.“11 In diesem Abschnitt soll der Begriff„Schreibprozess“ definiert und anhand von Schreibmodellen betrachtet werden.
3.1. Definition des Schreibprozesses
Der Schreibprozess wird nach Krings wie folgt definiert:
„Der Schreibprozess beginnt somit mit der Wahrnehmung einer vorgegebenen oder dem Bewusstwerden einer selbst gestellten Schreibaufgabe und endet mit der /Verabschiedung’ des Textproduktes in einer aus der subjektiven Sicht des Textproduzenten endgültigen Form. Der Schreibprozess ist die ,Ontogenese’ eines Textproduktes“.12
Der Schreibprozess erfolgt nach Krings zuerst mit dem Antrieb zum Schreiben und endet mit dem Schreibprodukt. Nach Krings sollte das Textprodukt verschiedene Prozesse durchlaufen, bevor es als abgeschlossen gilt. Die Lehrkraft sollte die Schülerinnen und Schüler beim Verfassen des Textes unterstützen. Darüber hinaus sollte die Lehrkraft mit dem Lernenden Zusammenarbeiten und bei der Entscheidung des Themas behilflich sein. Außerdem sollte die Lehrkraft Schreibstrategien während des Schreibprozesses vermitteln.
3.2. Entwicklung des Schreibprozesses
Bereits zu Beginn der achtziger Jahre konnte man in den USA Defizite im Schreiben feststellen. Man nahm an, dass das Individuum nicht mehr für kognitive Fähigkeiten empfänglich wäre. In diesem Sinne begann in den USA die fundamentale Forschung und Entwicklung des Schreibproduktionsprozesses und mehrerer Modelle.13 Besonders bekannt wurde das Modell von Hayes & Flower.
3.3. Das Modell von Hayes & Flower
Das Modell wurde 1980 von John Hayes und Linda Flower in den USA entwickelt. Die Abbildung 2 veranschaulicht das Modell mit ihren Phasen und Prozessen. Hayes und Flower beschreiben das Schreiben als aufeinanderfolgende Prozesse und Phasen, die partiell voneinander unabhängig sind. Das Modell von Hayes & Flower unterscheidet drei Hauptkomponenten, die den Schreibprozess beeinflussen: Die Aufgabenumgebung, dem Langzeitgedächtnis und der Planungs- und Ausführungskomponente. Die Aufgabenumgebung ist alles, was außerhalb des Schreibenden und des Schreibprozesses stattfmdet. Alle Informationen der Schreibaufgabe wirken sich später auf den erstellten Text aus, den der Schreiber mit neuem Text verknüpfen muss. Im Langzeitgedächtnis wird das Wissen und Können des Schreibenden benötigt, um einen Text schreiben zu können. Die dritte und letzte Komponente ist die Planungs- und Ausführungskomponente. Diese gliedert sich in drei Phasen. Die erste Phase ist die Planungsphase. In dieser Phase unterscheidet man zwischen dem Gene- rierungs- und Organisationsprozess. Im Generierungsprozess wird vom Schreiber die Absicht und die Zielsetzung der Schreibaufgabe geklärt. Im Organisationsprozess soll mithilfe des aufgerufenen Wissens ein Schreibplan organisiert werden, indem Textsortenwissen und allgemeine textuelle Vorgaben berücksichtigt werden. Nach der Planungsphase folgt die Formulierungsphase. In dieser Phase findet der Translationsprozess statt, in der organisierte Inhalte in Zeichen umgesetzt und das Sprachwissen aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden. Zu guter Letzt folgt die Überarbeitungsphase. Die Funktion dieser Phase ist es, bestehende Texte zu verbessern. Der Schreibende liest den entstandenen Text mehrfach durch und bewertet diesen. Hierbei nimmt der Schreibende Veränderungen am Text, unter Berücksichtigung der Aufgaben vor. Durch den Monitor werden die Phasen und Prozesse verknüpft, welche mehrmals durchgegangen werden können. Außerdem besteht keine feste Reihenfolge der Phasen und Prozesse. Damit ist kein ständiger Wechsel gemeint, sondern der Schreibende soll strategisch und bewusst die Aufgabe mit den erforderlichen Phasen und Prozessen bewältigen.14
Hayes und Flower weisen auf die Modellhaftigkeit ihrer Arbeit und erläutern, dass die Aussagen über das Schreibmodell nicht allgemeingültig sind. Oftmals diente das Modell von Hayes und Flower als Grundlage für die Forschung und wurde oft kritisiert. Dem Modell wird vorgeworfen, dass der beschriebene Prozess nicht dem Verhalten eines Schreibanfängers entspricht und sich am Handeln eines Schreibexperten orientiert. Zudem wird angemerkt, dass ein Schreibmodell nicht in klaren Schritten abläuft und die Rekursivi- tät im Modell wird nur durch die Pfeile dargestellt. Auch der Motivationsfaktor wird nicht berücksichtigt. Zur Bearbeitung von Aufgaben reicht das Langzeitgedächtnis allein nicht aus, um genügend Information zu erhalten. Des Weiteren muss das Wissen durch externe Ressourcen erlangt werden. Trotz den ganzen Kritikpunkten hat sich das Modell zur Darstellung des Schreibprozesses durchgesetzt.15
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Schreibmodell nach Hayes/ Flower (1980). Quelle: Universität Bamberg
3.4. Prozessorientierte Schreibdidaktik
Die prozessorientierte Schreibdidaktik basiert auf dem Schreibprozess von Hayes und Flower und grenzt sich von der produktorientierten Schreibdidaktik ab. Im Zentrum der prozessorientierten Schreibdidaktik steht der individuelle Lernprozess und die persönliche Entwicklung der Schreibkompetenz. An der Entwicklung von komplexen Schreiben, Schrift und Schriftlichkeit ist die Deutschdidaktik beteiligt. Zum einen hat sie die Theorie und Praxis schulischen Schreibens gefördert, zum anderen auch der Schreibforschung entscheidende
[...]
1 Vgl. Bildung, 2020
2 Vgl. FHNW
3 Vgl. Bamberg, 2016
4 Vgl. FHNW1
5 Vgl. Bamberg, 2016
6 Vgl. Bamberg, 2016
7 Vgl. Fix, 2008, S. 33
8 Vgl. Fix, 2008, S. 26
9 Vgl. Egle, 2021
10 Vgl. Egle, 2021
11 Vgl. Hüffer, et al., 2019
12 Vgl. Krings, 1992, S. 377 ff.
13 Vgl. Frentz, et al., 2005, S. 4-5
14 Vgl. Hayes, et al., 1981, S. 3 ff.
15 Vgl. Hayes, et al., 1981, S. 3 ff.