Social Design. Eine Zwischenbilanz


Hausarbeit, 2019

23 Seiten, Note: 1

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einführung
1.1. Geschichte
1.2. Problemstellung

2. Stand der Dinge
2.1. Das Social Design in der Theorie
2.1.1. Befürworter
2.1.2. Kritiker
2.2. Social Design und urbane Realität
2.2.1. Chancen
2.2.2. Risiken

3. Schlussbetrachtung
3.1. Wovon leben Designer heute?
3.2. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einführung

Weltweit wird alle vier Minuten eine neue Produktserie auf den Markt gebracht. Obwohl der Markt längst übersättigt ist, versuchen die Unternehmen weiterhin Güter am Markt anzubieten, die den Bedürfnissen der Konsumenten entsprechen.1 Die Gesellschaft hat, wie der Architekt und Designer Matteo Thun sagt: „Eine Überdosis Design verabreicht bekommen“.2

1.1. Geschichte

Schon die wirkmächtigste sozialphilosophische Denkschule, die Frankfurter Schule3 und deren Anhänger und Vertreter der Kritischen Theorie4 waren empört über die eindeutige kommerzielle Prägung der Gestaltungsprinzipien des industriellen Kapitalismus. Sie kritisierten, dass die einst aufklärende Vernunft nun einen instrumentellen Charakter bekommen hat.5 Auch Victor Papanek kritisierte inDesign for the Real Worldaus dem Jahr 1972 die Massenproduktion, indem er sagte: „industrial design has put murder on a mass-production basis.6 Des Weiteren kritisiert der Philosoph Wolfgang Fritz Haug, in seinerKritik der Warenästhetik, die manipulierende Kraft der Massenproduktion, die Einfluss auf den “Sozialcharakter” des Menschen nimmt und nur den Verkauf im Blick hat. Er fordert einen radikalen Systemwechsel vom Kapitalismus zum Sozialismus, die “Gestaltung” statt der “Verunstaltung”.7

1.2. Problemstellung

Die wachsende Bevölkerungszahl, durch den demografischen Wandel und die steigende Lebenserwartung der Menschen, bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich. Insbesondere in den urbanen Gebieten zeichnen sich aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte Umweltprobleme, Ressourcenknappheit und ein hoher Energieverbrauch ab.8 Die schnellen technischen Innovationen und die neue Konsumkultur der “Wegwerfgesellschaft” verstärkt diese Probleme.9 Statt der Verantwortung gegenüber der Umwelt nach zu kommen, halst die Industrie die inhärenten ökonomischen und politischen Widersprüche den Bürgern auf, die sich dieser Konsumkultur machtlos ausgesetzt fühlen.10 Es muss ein radikales Umdenken mit neuen Anforderungen an den Konsum stattfinden. Da die Designer mit Materialien und Menschen arbeiten, befinden sie sich mitten in diesem Veränderungsprozess. Ihre große Herausforderung besteht darin, ein würdiges Leben für die zukünftigen Generationen zu sichern. Damit wird ihnen eine besondere globale Verantwortung auferlegt, die zunehmend Konflikte zwischen technischer Machbarkeit und ethischen Prinzipien mit sich bringt.11

2. Stand der Dinge

Aktuell besteht ein weit verzweigtes Feld des Designs mit vielen spezialisierten Fachbereichen, wie Mode-, Medien- oder Interface Design.12 Das Design ist in viele Bereiche hervorgedrungen, sodass allein das „Dasein als Design13 bezeichnet werden kann. Damit zeigt sich ein sehr diffuses Bild des Designs, das häufig so offen und weit beschrieben wird, dass man sich fragen muss, ob dafür überhaupt eine Basis vorhanden sein kann, die weitläufig akzeptiert wird.14

Wie der Philosoph Wolfgang Welsch feststellt, ist das Design ein “transkulturelles” Mittel, das die unterschiedlichen Lebensstile darstellt.15 Das Funktionssystem Design ist dabei autopoetisch. Einmal in Aktion gesetzt, lässt es sich kaum noch beeinflussen. Die vom Designer bereitgestellten Formen bringen daher immer neue Formen hervor.16 Diese wirken performativ und besitzen die Fähigkeit das Handeln zu ändern und zu formen. Das Design stillt damit nicht nur das Sinnbedürfnis, sondern liefert Wahrnehmungs- und Konstruktionsstile der Wirklichkeit. Außerdem bietet es Freiraum für kreative Eigenentwicklung. Das Design kann „mit Blick auf mögliche Funktionen variieren, wie auch mit Blick auf die Form neue und andere Funktionen entdecken.17 Dabei verändern sich auch immer der Raum und die Beziehungen der Menschen zu den Elementen. Pierre Bourdieu ergänzt diese Feststellung inDie feinen Unterschiede, durch Annahme, dass die ökologisch-sozialen Bedingungen in direkter Relation zu den Lebensweisen und -stilen stehen.18 Dies wird auch in den Theorien von Peter Behrens, Vilém Flusser, Papanek, Tomás Maldonando und Gui Bonsiepe, sowie den Ansätzen des Werkbund Manifest, des Black Mountain Collage, sowie der HFG Ulm deutlich.19 Wie sich schon in der moderne herausstellt hat das Design damit immer die Gestaltung der Gesellschaft im Blick. Doch wenn alles Design strenggenommen „sozial“ ist, worin besteht dann der Mehrwert der neuen Designkategorie des Social Designs?

2.1. Das Social Design in der Theorie

Der Boom des heutigen Social Designs wurde durch die gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und ökologischen Umbrüche und die dadurch entstandene soziale Krise entfacht. Vor allem vor dem Hintergrund der Konsumkritik seit den 1970er Jahren wurde nach Lösungen gesucht um den schlechten Herstellungsbedingungen der Massenproduktion und den veränderten Lebensverhältnissen begegnen zu können. Die Leitsätze des Designs wie: “Weniger ist mehr”, “form follows function” oder deren Abwandlung “form follows emotion” werden den Anforderungen einer Lifestyle Gesellschaft nicht mehr gerecht. Der Designer steht vor einer neuen Herausforderung. Einerseits strebt sein eignes Ego nach Anerkennung und Ruhm sowie der Befriedigung des Kundenwillens und andererseits sieht er sich dem verantwortungsvollen Umgang gegenüber der Gesellschaft verpflichtet. Wie schon der Designer Frederic Erasmus feststellte: „Designer sind Teil der Gesellschaft und Kultur. Sie sind Teil des Kapitalismus. Sie sind Teil einer globalisierten Welt. Designer haben keine Sonderposition. Sie hängen mitten in den Widersprüchen.20 Nur durch eine intensive, kritische, explorative Auseinandersetzung kann Gestaltung menschliche Erfahrungen und Erlebnisse prägen. Ein rein problem-orientierter Ansatz reicht dazu aber nicht aus.21 Vor allem Papanek und Lucius Burckhardt gelten als Vordenker des Social Designs.22 So führt Papanek inDesign for the real worldaus dem Jahr 1972 seinen Designbegriff ein, der die gängige Funktions- und Formidee um soziale Bedürfnisse, kulturelle Eigenheiten und intelligente Lösungen ergänzt. Er setzt sich damit als erster für eine bessere und humanere Umwelt für alle ein.23Alle Menschen sind Designer: Alles was wir tun, beruht meist auf Design, denn Design bildet die Grundlage menschlichen Schaffens […] Design ist ein bewusstes Handeln zur Herstellung sinnvoller Ordnung […] Die höchste Aufgabe des Designs liegt darin, Umwelt und Geräte des Menschen zu verändern, und schließlich den Menschen selbst.24 Papanek kritisiert, dass die Designer überwiegend für die reichen Bevölkerungsschichten gestalten und die Produkte damit an den Bedürfnissen des großen Teils der Bevölkerung vorbeizielen. Wie Papanek sagt: „There are professions more harmful than industrial design, but only a very few of them. And possibly only one profession is phonier. Advertising design, in persuading people to buy things they don’t need, with money they don’t have, in order to impress others who don’t care, is probably the phoniest field in existence today.25 Unter dem Programm „Design for the other 90%“ greift das Cooper Hewitt Museum in New York Papaneks Gedanken auf. Ihr Ziel ist es, Lösungen für die Probleme der unteren Bevölkerungsschichten zu entwickeln.26 Auch Burckhardt sieht im Design eine Macht zur gesellschaftlichen Veränderung. Er fordert daher, dass die Gestalter sich von nun an mit den “echten Problemen” der Menschen, die das Recht haben gelöst zu werden, beschäftigen. Er sagt: „Wir müssen verstehen, dass die menschlichen Bedürfnisse nicht biologisch determiniert sind, sondern sich gesellschaftlich entfalten“.27So muss sich das Design öffnen zu einem Soziodesign: Einem Nachdenken über Problemlösungen, die dadurch entstehen, dass sowohl Rollen wie Objekte aufeinander abgestimmten Veränderungen zugeführt werden28, erklärt Burckhardt. Weiter sagt er: „Lernen von den Schatten – heißt: Lernen, dass das Bauen nicht die Sache der Spezialisten ist, noch der festgelegten Normen, die diskriminieren anstatt zu helfen, sondern der Siedler selbst“.29 Damit fordert er die Teilhabe der Betroffenen am Entwurfsprozess, denn diese wissen am besten was sie wirklich benötigen. Papaneks und Burckhardts Worte haben auch heute noch Relevanz. Ihre Auffassung wird sowohl befürwortet als auch teilweise kritisiert. Im Folgenden werden einige der heutigen Befürworter und Kritiker aufgezeigt.

2.1.1. Befürworter

Als Befürworter des Social Designs gilt aktuell zum Beispiel der Psychologe Robert B. Cialdini. Er formuliert inThe Godfather of Influencesechs Prinzipien für den Umgang der Designer im Social Design. Diese sind: Gegenseitigkeit, Knappheit, Autorität, Konsistenz, Sympathie und soziale Bewährtheit.30 Auch der Philosoph Marc Rölli gilt als Befürworter er meint: „So wie wir die Dinge kreieren und beeinflussen, so machen und beeinflussen sie uns.31 Der Architekt und einer der bekanntesten deutschen Aktivisten der Do-it-together Bewegung Van Bo Le-Mentzel entwickelt 2012 im Sinne dessen das “One-SQM-House”. Damit regt er vor allem Menschen „mit wenig Einkommen, aber gutemGeschmack“ zum „Konstruieren statt Konsumieren“ an.32 Des Weiteren teilt der Designer und Ethnologe Naoto Fukasawa diese Designauffassung. Er behauptet, dass die Aufgabe des Designs vor allem in der Vereinigung von Menschen, Gegenständen und der Umgebung liegt und die Beziehungen damit im Vordergrund stehen. Die Aufgabe der Produkte und damit der Gestalter, ist es die Beziehungen zwischen den Menschen und der Technik zu verbessern, meint er.33 Einen möglichen Ansatz hierzu bietet Stephan Ott, der Chefredakteur des Design-Fachmagazinsform, in Anlehnung an die Soziologin Frigga Haug. Er behauptet, dass die Aufgabe des Designers in der „Gestaltung von Fürsorge“34 liegt. Das Designbüro IDEO äußert sich zum Thema Social Design wie folgt: „Solutions […] starts with the people we are designing for.35 Damit gelten auch die Gründer des Designbüros, wie Tim Brown, als Befürworter. Der Soziologe Niklas Luhmann sagt in diesem Zusammenhang, in seinem WerkSoziale Systemeaus dem Jahr 1987: „Handeln ist soziales Handeln, immer dann, wenn bei einer Sinnbestimmung die Sozialdimension berücksichtigt wird; wenn man also beobachtet, was andere davon halten würden.[36] Auch der Philosoph Karl Stocker behauptet, dass es Zeit wird, dass Designer gesellschaftspolitische Positionen beziehen. Er sieht die Aufgabe des Social Designs vor allem im Designen von relevanten Projekten für die Gesellschaft, die die Welt verbessern.37 Als mögliche Dienstleistungen des Social Designs nennt er: Das Green Design, barrierefreies Design, altersfreundliches Design, Human Centered Design, Partizipatorisches Design, Design für die Dritte Welt und viele weitere.38 Martin Ludwig Hofmann ergänzt diese Definition mit dem Alltagsverständnis des Wortes “sozial”. Er beschreibt das Social Design als ein gemeinnütziges, hilfsbereites, mitfühlendes, großmütiges und selbstloses Design, das schon durch kleine Veränderungen und gezielte Interventionen herbeigeführt werden kann.39 Der Produktdesigner Filippo Salustri fasst dies zusammen und beschreibt die Aufgabe des Social Designs in der Problemlösung von Menschen mit teilweise kohärenten Zielen liegt.40 Die Kommunikaionswissenschaftlerin Annette Geiger ergänzt diese Aussage durch das Ziel des Social Designs, die “guten” von den “schlechten” Auswirkungen voneinander abzugrenzen, um den „Wandel der Gesellschaft durch (die) Gestaltung41, herbeizuführen. Als schlechtes Design nennt sie jene Gestaltung, die konsumorientiert handelt und Dinge hervorbringt, die die Welt nicht braucht. Als gutes Design gilt ihrer Auffassung nach hingegen all das Design, dass versucht Probleme zu lösen.42 Wichtig sind ihr sowie auch der Kunsthistorikerin Claudia Banz die Fragen nach Verantwortung, Partizipation, Arbeitsbedingungen und Schonung der Ressourcen.43

2.1.2. Kritiker

Als Kritiker des Social Designs gilt aktuell der Ökonom Jeremy Rifkin. Er bezeichnet die sozialen Beziehungen zwar als Qualität des Lebens, doch er behauptet auch: „In einer Welt, in der Reichtum für alle zumindest vorstellbar ist, ist die Idee, dass jeder Mensch ein Recht darauf hat, nicht von sämtlichen Ressourcen und menschlichen Aktivitäten ausgeschlossen zu werden, die ein erfülltes Leben ermöglichen, immer noch eine mächtig soziale Vision.44 Der Ingenieur J. Conklin verweist in diesem Zusammenhang auf die stetige Veränderung der “Wicked Problems”45 und die verschiedenen Verständnisse der Probleme. Seiner Meinung nach sind die Probleme unlösbar, da es Entwurfsprobleme sind. Er versucht das Design über die Grenzen zu anderen Disziplinen zu definieren. Die stärkste Kritik äußerst allerdings der Autor Max Borka, indem er behauptet, dass das Design austauschbare Dinge erzeugt und dabei nur das Ziel verfolgt „egal wem, egal wie, egal was“46 zu verkaufen.

2.2. Social Design und urbane Realität

Ging man in der Moderne noch davon aus, dass die Gestaltung in sich sozial sei, da die Massenproduktion für eine demokratische Verteilung der Güter sorgte, so wurden die Designer im Jahr 2015, durch die Vienna Biennale unter dem Slogan “Ideas for Change” dazu verpflichtet, die Lebens- und Arbeitsweisen sowie das Konsumverhalten auf ihren sozialen Wert hin zu untersuchen. Die Aufgabe des Designers ist es seither im Sinne einesMediatorsdie Konsumenten wach zu rütteln und sie in Richtung eines neuen Konsumverhaltens zu lenken. Damit rückt statt der Theorie die Praxis ins Zentrum des Designs. Dies setzt ein politisches und kritisches Denken voraus. Um die die sozialpsychologischen Qualitäten zu ermitteln und eine realitätsnahe Gestaltung zu ermöglichen werden immer häufiger empirische Analyse durchgeführt, die es ermöglichen die Auswirkungen des Produktes bereits zu 90 Prozent im Entwurfsprozess festzulegen.47 Die globalisierten Welt fordert zudem universelle Gleichheitsgrundsätze. Papanek erkannte dies früh und griff den Grundsatz der Ethik, das gute Handeln bzw. die sittliche Entscheidung, wie er schon von Aristoteles gelehrt wurde, 1972 wieder auf und setzte ihn in Bezug zum Design.48 Doch in der heutigen Zeit schreitet die Entwicklung der Technik schneller voran, als moralische und gesellschaftspolitische Begriffe formuliert werden können.49 Insbesondere im Bereich des Designs, das innerhalb der Gesellschaft stattfindet und sich auf diese auswirkt, sind ethische Fragen die von dem Designer alsEntscheiderbeantwortet werden unumgänglich.50 Zu diesem Zweck schrieb die IDSA (Industrial Designs Society of America) im ersten Artikel ihres Kodexes: „Wir nehmen nur an Projekten teil, die wir, […] als ethisch vertretbar erachten; wir informieren und beraten […], wenn wir ernstzunehmende Vorbehalte hinsichtlich der Projekte haben, denen wir zugewiesen worden sind“ [Übers. d. Verf.].51 Aus diesem “Design Kodex” wird deutlich, dass das ethische Handeln des Designers vor allem das interdisziplinäre Vorgehen fordert. Er muss sich erkundigen und Nachforschungen anstellen, um den ethischen Begründungen nachzukommen.52 Die Frage, die die Designer sich stellen sollten lautet: „Now that we can do anything, what will we do?53, so der Designer Bruce Mau. Sie müssen, wie Papanek betont, die Folgen ihres Handelns “bewusst” und “sinnvoll” planen, denn das allein unterscheidet sie vom nicht-professionell Handelnden. Der Philosoph Hans Jonas formuliert hierzu in seinem WerkDas Prinzip Verantwortungin Anlehnung an den “kategorischen Imperativ” folgenden Grundsatz: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.54 Der Grundsatz bezieht sich vor allem auf die Verantwortung des Designers für die zukünftige Menschheit.55 Er definiert in diesem Sinn Verantwortung als vernünftige Antwort auf den Handlungsgrund56 und verweist in diesem Kontext auf die Nachhaltigkeit und die Funktion des Designers alsVisionär. Als Kompass für das eigene Handeln und Unterlassen nennt er die „Heuristik der Furcht57, die vorausschauende Sorge. Denn er erkennt, dass man nicht alles darf was man kann, da man einer Verantwortung unterliegt.58 Um der Verantwortung gerecht zu werden, benötigen die Designer einen neuen Wertekatalog, der über die übliche Aufgabenstellung hinaus, die Einhaltung der ethischen Regeln festlegt. Ein Beispiel bildet der “Funktionkomplex” von Papanek. Dieser konzentriert sich auf die dynamischen Handlungen und Beziehungen von Schlüsselelementen. Das Modell nennt insbesondere drei menschliche Faktoren (Motivation, Ergonomie, Ästhetik), drei technische Faktoren (Funktion, Mechanismus, Struktur) und drei allgemeine Faktoren (Produktion, Ökonomie, Präsentation).59 In seinem 1995 erschienen BuchThe Green Imperativedefiniert Papanek darüber hinaus die folgenden sechs Aspekte, die es für ein ökologisches Design einzuhalten gilt: Die Materialwahl, den Herstellungsprozess, die Verpackung, das Produkt, den Transport und die Entsorgung.60 Ansonsten sind keine fortschrittlichen Innovationen möglich, sondern nur Fehlschläge und Frustration.61

Wie gezeigt wurde birgt das Social Design in erster Betrachtung der Theorie keinen echten Mehrwert zum herkömmlichen Design. Es scheint viel eher die sozialen Bestandteile des Designs zu betonen und dem Design damit zu mehr Aufsehen zu verhelfen.62 Bei genauerem Betrachten fordert es jedoch drei praktische Aufgaben des Designers, den Mediator, Entscheider und Visionär. Welche Chancen und Risiken dadurch entstehen wird im Folgenden aufgezeigt.

[...]


1 Vgl. Florian Pfeffer,To do.Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt: Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle, 2. Aufl., Mainz: Hermann Schmidt Verlag 2014, S. 227.

2 Ebd.

3 DieFrankfurter Schulebezieht sich auf das 1924 in Frankfurt a.M. gegründete Institute für Sozialforschung. Vgl. Hofmann,Human Centered Design, S. 44.

4 Die Kritische Theorie und deren Anhänger, wie Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Herbert Marcuse und
Walter Benjamin, beschäftigt sich mit der kritischen Analyse der bürgerlichkapitalistischen Gesellschaft, d.h. mit der Aufdeckung der Herrschafts- und Unterdrückungsmechanismen und der Entlarvung der Ideologien. Ihr Ziel ist es eine vernünftige Gesellschaft mit mündigen Bürgern zu generieren. Vgl. Jürgen Habermas, „Jürgen Habermas Neukonstruktion Kritischer Theorie“, in: Ulrich Gmünder,Kritische Theorie: Horkheimer, Adorno, Marcuse, Habermas, Stuttgart: Metzler 1985, S. 112–115.

5 Vgl. Ebd., S. 7.

6 Victor J. Papanek,Design for the real world: human ecology and social change, 1. Aufl., NY: Pantheon Books 1972, S. 7.

7 Vgl. Wolfgang Fitz Haug, IDZ Berlin (Hg.),Design? Umwelt wird in Frage gestellt, Berlin: IDZ 1972, S. 56.

8 Vgl. Unternehmer Position Nord, „Megatrend 2020plus“, Stand: 20.12.2018, „https://www.unternehmerpositionen.de/fileadmin/user_upload/up/Wissenschaft/2014-06/UP_Themencheck_ Megatrends, S. 29–33.

9 Vgl. Hofmann, Martin Ludwig,Human Centered Design: Innovationen entwickeln, statt Trends zu folgen, Paderborn: Wilhelm Fink Verlag 2017, S. 65 f.

10 Vgl. Eva Illouz/ Axel Honneth (Hg.),Wa(h)re Gefühle: Authentizität im Konsumkapitalismus, Übersetzt von Michael Adrian, 1 Aufl., Berlin: Suhrkamp 2018, S. 267.

11 Vgl. Unternehmer Position Nord, Megatrend 2020plus, S. 11–21.

12 Vgl. Blahudka,Querdenken, S. 26 ff.

13 Claudia Banz, „Zwischen Widerstand und Affirmation“, in: dies. (Hg.),Social Design. Gestalten für die Transformation der Gesellschaft, Bd. 6, Bielefeld: Transcript, 2016, S. 11.

14 Vgl. Bürdek,„Designtheorie“,in: Felicidad/ Wolfgang (Hg.),Positionen zur Designwissenschaft, S. 26.

15 Vgl. C. P. Snow,Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz, Stuttgart: Klett1967, S. 7–16.

16 Vgl. Ansgar Häfner, „Design macht Sinn für die Gesellschaft“, in: C. Lund/ H. Lund,Design der Zukunft, S.29–30.

17 Bruno Latour,Die Hoffnung der Pandora: Untersuchungen zur Wirklichkeit der Wissenschaft, 5. Aufl.,Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2015, S. 231.

18 Vgl. Pierre Bourdieu/ Achim Russer,Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft,Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1982, S. 12.

19 Vgl. Peter Vetter, „Learning from each other”, in: Design for all, Ausg. 12, New York: Agency by design 2017, S. 26.

20 Erasmus,No no position, S. 99.

21 Vgl. Klaus Birk, „Stop asking – start questioning“, in: Cornelia Lund/ Holger Lund,Design der Zukunft,Stuttgart: Advedition 2014, S. 150 f.

22 Vgl. Hofmann,Human Centered Design, S. 25.

23 Vgl. Papanek,Design for the real world, S. 3–27.

24 Ebd., S. 3 ff.

25 Ebd., S. 7.

26 Vgl. Marc Rölli, „Design als soziales Phänomen. Wider das funktionalistische Paradigma“, Banz (Hg.),Social Design,S. 17 ff.

27 Lucius Burckhardt, „Was ist Wohnlichkeit? Messbare und unsichtbare Bedürfnisse“, in: ders./ Jesko Fezer/ Martin Schmitz,Wer plant die Planung? Architektur, Politik und Mensch, Berlin: Schmitz 2004, S. 201.

28 Lucius Burckhardt, „Design ist unsichtbar“, in: ders., Fezer/ Schmitz,Wer plant die Planung?, S. 196.

29 Lucius Burckhardt, „Das Bauwesen und der Selbstbau“, in: ders., Fezer/ Schmitz,Wer plant die Planung?, S. 306.

30 Vgl. Robert B. Cialdini,Influence: Science and practice, 5. Aufl., Boston: Pearson Education 2009, S. 5 f.

31 Rölli, „Design als soziales Phänomen. Wider das funktionalistische Paradigma“, in: Banz (Hg.),Social Design, S. 12.

32 Vgl. Le-Mentzel/ Bauer (Hg.), HartzIVmoebel.com, S. 5–9.

33 Vgl. Andrea Chin,„Naoto fukasawa brings integrated design program to tama art university“, Stand:02.12.18, https://www.designboom.com/design/naoto-fukasawa-integrated-design-tama-art-university-09-02- 2014/.

34 Stephan Ott, „Design“, in:Form,(2014), S. 39.

35 IDEO,The Field Guide to Human-Centered Design: Design Kit, 1. Aufl., San Francisco: IDEO 2015, S. 5.

36 Niklas Luhmann,Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie, 16. Aufl., Frankfurt a.M.: Suhrkamp1987, S. 580.

37 Vgl. Ebd., S. 13.

38 Vgl. Stocker,Sozio-Design, S. 13–16.

39 Vgl. Hofmann,Human Centered Design, S. 42.

40 Vgl. A. Filippo Salustri/ Nathan L. Eng, „Design as...: Thinking of what design might be“, Stand: 20.12.2018,http://deseng.ryerson.ca/~fil/I/Papers/NleFasDpp07Preprint.pdf.

41 Banz, „Zwischen Widerstand und Affirmation“, in: dies. (Hg.),Social Design, S. 7.

42 Vgl. Anette Geiger, „Social Design – ein Paradox“, in: Banz (Hg.),Social Design,S. 61 f.

43 Vgl. Ebd., S. 7 f.

44 Jeremy Rifkin/ Klaus Binder,Access - das Verschwinden des Eigentums: Warum wir weniger besitzen und mehr ausgeben werden, Frankfurt a.M.: Campus-Verlag 2000, S. 308.

45 J. Conklin, „Wicked Problems and Social Complexity“, Stand: 20.12.2018, http://cognexus.org/wpf/wickedproblems.pdf.

46 Hansjörg Maier-Aichen (Hg.), „Form will follow foquismo!“, in: ders.,New Talents. Stand der Dinge-State of the Arts, Ludwigsburg: Avedition 2009, S. 175.

47 Vgl. Hans-Joachim Fritz, „Künstlerarchitekt und Nutzer. Über das relative Verstummen des architekturkritischen Diskurses“, in:Bauwelt,(1988), S. 834 fff.

48 Papanek,Design for the real world, S. 8.

49 Vgl. Diebold/ Reineke,Die Zukunft machen, S. 315.

50 Vgl. Frank Wagner,The value of design.Wirkung und Wert von Design im 21. Jahrhundert, Mainz: Hermann Schmidt 2015, S. 145.

51 Joseph A. Koncelik, „Design, Aging, Ethics and the Law“, in: Richard Roth/ Susan King (Hg.),Beauty is nowhere: Ethical issues in art and design, Amsterdam: G & B Arts International 1998, S. 147.

52 Vgl. Koncelik, „Design, Aging, Ethics and the Law“, in: Roth/ King (Hg.),Beauty is nowhere, S. 148.

53 Leonard Mau/ Jennifer Bruce/ Institute without Boundaries,Massive Change, London/ NY: Phaidon Press 2004, S. 1.

54 Hans Jonas,Das Prinzip Verantwortung: Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2012, S. 36.

55 Vgl. Ebd., S. 92.

56 Vgl. Ebd., S. 36.

57 Ebd., S. 392.

58 Vgl. Ebd., S. 36.

59 Vgl. Papanek,Design for the real world, S. 19–40.

60 Vgl. Victor Papanek,The green imperative: Natural design for the real world, NY: Thames & Hudson 1995, S. 29 ff.

61 Vgl. Diebold/ Reineke,Die Zukunft machen, S. 199.

62 Vgl. Ute Elisabeth Weiland, Soziales Design und urbane Realität, in: Banz (Hg.),Social Design,S. 95 f.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Social Design. Eine Zwischenbilanz
Hochschule
Hochschule Pforzheim  (Fakultät für Gestaltung)
Veranstaltung
Preservation
Note
1
Jahr
2019
Seiten
23
Katalognummer
V1133503
ISBN (eBook)
9783346505903
ISBN (Buch)
9783346505910
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Social Design
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Social Design. Eine Zwischenbilanz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1133503

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