Haiti und die Francophonie

Die Stellung und Entwicklung des Französischen auf Haiti


Seminararbeit, 2005

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Basisdaten
2.1. Geographische Lage und Bevölkerung
2.2. Religion
2.3. Bildung
2.4. Wirtschaft
2.5. Haiti, Guadeloupe und Frankreich im demographischen Vergleich
2.6. Die Geschichte Haitis

3. Die äußere Sprachgeschichte Haitis
3.1. Status der französischen und der kreolischen Sprache
3.2. Kreolisch als Literatursprache

4. Die äußere Sprachsituation des heutigen Haiti
4.1. Der öffentliche Bereich: Gesetzgebung, Justiz und Schulen
4.2. Die Medien

5. Das haitianische Französisch
5.1. Zum Begriff des haitianischen Kreolisch
5.2. Eine kontrastive Analyse des Kreolischen und des Französischen
5.3. Grundzüge des haitianischen Kreolisch
5.4. Der Wortschatz des haitianischen Französisch
5.5. Die Phonologie und die Phonetik des haitianischen Französisch
5.6. Morphosyntax des haitianischen Französisch

6. Schlussbetrachtung

Literatur

1. Einleitung

Offiziell verfügt der karibische Inselstaat Haiti über zwei Nationalsprachen: Französisch und Kreolisch. Haiti ist damit ein Mitgliedsstaat der Francophonie. Obwohl nur von einer sehr geringen Minderheit der Bevölkerung gesprochen, besitzt das Französische seit der Kolonialepoche im 17./18. Jahrhundert den Status der Nationalsprache. Das Kreolische hingegen, Muttersprache der großen Bevölkerungsmehrheit, ist seit 1983 co-offizielle, zweite Nationalsprache. Auf den ersten Blick erscheint hier eine Unverhältnismäßigkeit: warum hat eine Minderheitensprache über einen derart langen Zeitraum ein so großes Gewicht?

Einige Erklärungsansätze für diese Erscheinung finden sich in der mit Frankreich eng verknüpften Geschichte des Landes wieder. Für die folgende Arbeit, deren Hauptanliegen darin besteht, die Bedeutung und die Eigenschaften der französischen Sprache in Haiti zu untersuchen, bietet sich daher ein grober Überblick über die aktuelle demographische Situation und die sozio-historischen Prozesse Haitis als thematischer Einstieg an.

Im Mittelpunkt dieser einführenden Betrachtungen steht die heutige politische, soziale und wirtschaftliche Lage Haitis, da die Qualität der Schulsysteme, die Stabilität des politischen Systems oder die Gesundheitsversorgung Faktoren sind, die erhebliche Effekte auf die Sprachstruktur eines Landes haben können. Ein Rückblick auf die Historie Haitis wird diesen ersten allgemeinen Teil der Arbeit abschließen.

Das zweite Kapitel dieser Abhandlung konzentriert sich auf die Darstellung der sprachlichen Struktur Haitis. Dabei werden die äußeren und inneren Aspekte der Sprachsituation beleuchtet. Zunächst richtet sich das Augenmerk auf die sprachliche Situation in den öffentlichen Einrichtungen und in den Medien. Anschließend erfolgt, bezugnehmend auf Untersuchungen des haitianischen Linguisten Pompilus, eine Grobübersicht über das haitianische Französisch in den Bereichen Wortschatz, Grammatik und Phonetik, bevor abschließend die Frage nach der Zukunft der französischen Sprache in Haiti aufgeworfen wird.

2. Basisdaten

2.1. Geographische Lage und Bevölkerung

1 Angrenzend an die Dominikanische Republik (Nationalsprache: Spanisch), dem östlichen Teil der karibischen Insel Hispaniola, liegt Haiti auf deren westlichem Drittel (36%). Hispaniola ist nach Kuba die zweitgrößte Insel der großen Antillen und Haiti nach Kuba der bevölkerungsreichste Staat der Karibik (8,2 Millionen Einwohner). Haiti ist in neun départements aufgeteilt: das Zentrum, der Norden, der Nord-Osten, der Nord-Westen, der Westen, der Süden, der Süd-Westen, Artibonite und die Grande-Anse. Die agglomération des Zentrums rund um die Hauptstadt Port-au-Prince ist die mit Abstand wichtigste und größte des Landes (1,1 Millionen). Knapp ein Drittel der Haitianer lebt in Städten. Die größten Städte nach Port-au-Prince sind Cap-Haïtien (92.000), Gonaïves (63.000) und Cayes (46.000). Zwei Drittel der Haitianer leben im ländlichen Bereich.

Neunzig Prozent der Bevölkerung sind Schwarze, abstammend von den schwarzen Sklaven der Kolonialzeit. Zehn Prozent sind Mulatten, hervorgegangen aus der Vermischung schwarzer Plantagenarbeiter mit französischen Besatzern.

2.2. Religion

2 Obwohl sich ungefähr achtzig Prozent der Bevölkerung entweder zum katholischen oder zum evangelischen Glauben bekennen, spielen verschiedene Vodou-Kulte in Haiti eine große Rolle. So sind die einzelnen spirituellen Rituale bei rund siebzig Prozent der Bevölkerung verbreitet.3 Zehn Prozent der Bevölkerung werden zu den Baptisten gezählt.

2.3. Bildung

4 Nach einer im Jahre 2000 von den Vereinten Nationen und der haitianischen Regierung durchgeführten Studie hat ein Drittel der Kinder Haitis im Grundschulalter keinen Zugang zu einer Schule. Von den restlichen zwei Dritteln besucht nur eine kleine Minderheit länger als vier aufeinanderfolgende Jahre den Unterricht, der häufig in nicht für diesen Zweck vorgesehenen Gebäuden ohne Strom (80%), fließendes Wasser (58%) oder Bibliotheken meist weit entfernt vom Elternhaus stattfindet.

Eine Analphabetenrate von rund siebzig Prozent in diesen Elternhäusern verdeutlicht die Problematik des haitianischen Bildungssystems.

2.4. Wirtschaft

5 Mit einer Armutsrate von ungefähr sechzig Prozent bewegt sich Haiti auf dem Niveau eines Entwicklungslandes. Die gesamtwirtschaftlichen Daten bestätigen diese Einstufung: eine schwache Währung (1 Gourde ~ 0,025€), ein geringes Bruttosozialprodukt (BSP) pro Kopf von 440$ und eine hohe Inflationsrate (9,9%). Den größten Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) besitzt der Dienstleistungssektor (51%), gefolgt von der Landwirtschaft (28%) und der Industrie (20%).

2.5. Haiti, Guadeloupe und Frankreich im demographischen Vergleich

6 Der folgende Überblick über einige exemplarische Basisdaten von Haiti, Guadeloupe und Frankreich dient einerseits dazu, die Zahlen Haitis in einen regionalen Kontext zu setzen, mit anderen Worten: die Relation zu verdeutlichen, in der die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen der frankophonen unabhängigen Republik Haiti zu einem département français d’outre-mer (D.O.M.) stehen. Andererseits werden die genannten Daten Haitis im Vergleich mit dem europäischen Staat Frankreich für den an mitteleuropäische Lebensbedingungen gewöhnten Leser eindrücklicher.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.6. Die Geschichte Haitis

7 Als Columbus 1492 auf die Insel stößt, ist diese von einigen hunderttausend Arawaks (oder Taїnos) und Kariben bevölkert. Der Inselname Ayiti (indoamerkanisch für „Land der hohen Gebirge“) wird durch Hispaniola (spanisch für „kleines Spanien“) ersetzt und unter der Führung Bartholomeo Columbus, dem Bruder Christoph Columbus, wird die indigene Bevölkerung gezwungen, Sklavenarbeit in den spanischen Goldminen zu verrichten. Innerhalb von fünfundzwanzig Jahren kommt es zur vollständigen Auslöschung der indigenen Inselbevölkerung.

Den daraus entstehenden Mangel an Sklaven decken die spanischen Besatzer in der Folgezeit durch massive Einfuhr von Westafrikanern unterschiedlichster Ethnien und damit auch unterschiedlichster Sprachen.

Im Laufe des 16. Jahrhunderts verlieren die Spanier infolge ausgeschöpfter Goldminen zunehmend das Interesse am westlichen Inselteil (Santo Domingo) und konzentrieren sich auf den östlichen Teil der Insel (Hispaniola, später die Dominikanische Republik).

Über ein Jahrhundert später, anlässlich des Vertrages von Ryswick (1697), tritt Spanien Santo Domingo an Frankreich ab. Fortan ist der westliche Inselabschnitt eine französische Kolonie mit dem Namen Saint-Domingue. Unter der französischen Kolonialherrschaft kommt es zur Fortsetzung der Sklaverei, hauptsächlich im Bereich des Rohrzuckeranbaus und der Kaffeeherstellung. So erlebt Saint-Domingue innerhalb des 18. Jahrhunderts zwar eine wirtschaftliche Blütezeit, doch kommt dieser Wohlstand nur den weißen Plantagenbesitzern zugute.

[...]


1 Vgl. www.spiegel.de/jahrbuch.html; www.wikipedia.org/wiki/Haiti.

2 Vgl. ebd.

3 A. Métraux gibt in seinem Buch „ le vaudou haïtien “ eine detaillierte Darstellung über Entstehung, Bedeutung und Arten des haitianischen Vodou.

4 Vgl. www.uis.unesco.org.

5 Vgl. www.spiegel.de/jahrbuch.html.

6 Vgl. ebd.

7 Vgl. www.tlfq.ulaval.ca/axl/amsudant/haiti.htm.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Haiti und die Francophonie
Untertitel
Die Stellung und Entwicklung des Französischen auf Haiti
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V1133703
ISBN (eBook)
9783346512314
ISBN (Buch)
9783346512321
Sprache
Deutsch
Schlagworte
haiti, francophonie, stellung, entwicklung, französischen
Arbeit zitieren
Robin Lackas (Autor:in), 2005, Haiti und die Francophonie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1133703

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