Die Typologie und die Geschichte des christlichen Altars

Typenbeschreibungen und historische Entwicklung


Hausarbeit, 2006

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung / Definition des Begriffes „Altar“

2. Der christliche Altar
2.1. Beschreibung
2.2. Geschichte des Altars im Altertum

3. Der Altar im Wandel der Zeit
3.1. Der christliche Altar in vorkonstantinischer Zeit
3.1.1 Der Altar von S. Pudenziana in Rom
3.1.2. Der Petrusaltar von S. Giovanni
3.1.3. Altäre zu Santiago de Compostella
3.2. Der christliche Altar in nachkonstantinischer Zeit
3.3. Der christliche Altar im weiteren Wandel der Zeit bis heute

4. Die Symbolik des Altars

5. Arten des christlichen Altars
5.1. Der altare portatile im Wandel zum altare fixum
5.2. Der altare quasi-fixum

6. Typen des christlichen Altars
6.1. Der Tischaltar
6.2. Der Kastenaltar
6.3. Der Blockaltar
6.4. Weitere Altartypen

7.Unterschiede in den heutigen Konfessionen
7.1. Der Altar im katholischen Glauben
7.2. Der Altar im protestantischen Glauben

8. Schlusswort

9. Quellenangaben

10. Abbildungen

1. Einleitung / Definition des Begriffes „Altar“

Der Altar beschreibt im christlichen Glauben den Ort, beziehungsweise den Opfertisch im eigentlichen Sinne, an dem die Eucharistiefeier[1] abgehalten wird. Per sprachlicher Definition handelt es sich bei dem Begriff des Altares um einen Opfertisch.

Nach der Lehre des urchristlichen Glaubens ist diese Handlung der Eucharistie sowohl Opfer als auch Abendmahl zugleich. Im Rahmen dieser Feier wird das Kreuzopfer Jesu erneuert. Seine Präsenz wird durch das Messopfer repräsentiert in Form von Brot und Wein als Symbol für sein Leib und sein Blut.

Der Altar erscheint allgemein in zwei verschiedenen Arten, dem altare fixum, dem stationär eingerichteten Altar und dem altare portatile, oder altare mobile genannt, dem transportablen und beweglichen Altar. Auf diese verschiedenen Arten möchten wir hier in dieser Ausarbeitung eingehen. Ebenso wie auf verschiedene liturgische Kontexte und zuletzt auf einige einzelne Erscheinungsformen sowie kurz auf die Unterschiede im Umgang mit dem Altar in den heutigen Konfessionen.

2. Der christliche Altar

2.1. Beschreibung

Der Begriff „Altar“ stammt ursprünglich aus dem lateinischen, und bedeutet „Opferstätte“, bzw. „Brandopfer“. Im Gesamten umschreibt der Begriff eine erhöhe Opferstätte. Der Altar ist Sinnbild für den „Tisch des Herrn“ ursprünglich „mensa domini“ genannt, an dem das letzte Abendmahl Jesu Christi zelebriert wurde.

Der ursprüngliche Sinn eines Altares erfüllt eine Opferfunktion. Diese blieb im christlichen Glauben allerdings nach dem Tod Christi aus, da das durch seinen Tod das Opfer der Menschheit laut dem Hebräerbrief auf ewig dargebracht sei.

Der heutige Altar ist also nur ein liturgisch genutztes Gegensymbol zum eigentlichen Altar.

2.2. Geschichte des Altars im Altertum

Im abendländischen Glauben treffen wir auf zwei verschiedenen Erscheinungsformen des christlichen Altars. Zum einen findet man den altare fixum (altare immobile), der aus zwei Bestandteilen besteht. Der Altarplatte, Mensa genannt, sowie den Trägern, Stipes genannt. Dieser Altartypus ist definiert durch seinen feststehenden Aufstellungsort von dem er nicht fort bewegt werden kann.

Der altare portatile (altare mobile) besteht im Gegensatz dazu lediglich aus der Altartafel, die beweglich und jederzeit an jeden beliebigen Ort getragen werden kann.

Es existiert noch ein Nebentypus des Altares, der altare quasi fixum. Dieser entsteht automatisch, wenn ein altare portatile in einer geweihten Kirche dauerhaft den Platz eines altare fixum einnimmt, da dieser entfernt wurde oder nicht konsekriert wurde.

Diese Unterscheidung ist sehr wichtig. In liturgischer Hinsicht handelt es sich bei dem altare quasi fixum lediglich um ein portatile. Kirchenrechtlich wird nun aber aus dem stationär eingerichteten portatile ein Altar der wiederum dem altare fixum annähernd gleichgestellt ist.

3. Der Altar im Wandel der Zeit

3.1. Der christliche Altar in vorkonstantinischer Zeit

Es ist schwer bis unmöglich über den Altar und dessen Entstehen in den ersten Jahrhunderten des Christentums Informationen oder Zeugnisse zu finden. Es ist im Allgemeinen sehr wenig davon überliefert.

Einen konkreten Aufbau für einen Altar gab es zu dieser Zeit offensichtlich nicht. Man findet lediglich wenige Zeugnisse die davon unterrichten, dass es sich bei dem Altar in dieser Zeitspanne um einen profanen Tisch handelt, der zum Zwecke der Eucharistiefeierlichkeit seine Bestimmung für diese erhält. Grundsätzlich war es auch möglich andere tischartige Objekte, beispielsweise Steinblöcke für diesen Zweck zu verwenden.

Obwohl man es vermuten könnte besteht keine entstehungsgeschichtliche Verbindung zwischen dem christlichen Altar und dem alttestamentarisch oder antiken Altar oder den adäquaten Opferstätten heidnischer Brauchtümer.

Der christliche Altar stellt eine eigene Schöpfung des Christentums dar. Er entstand aus dem katholischen Dogma der Eucharistiefeier und ihrem Sinnbild vom unblutigen Opfer anstelle eines blutigen, da das Opfer der Christen durch den Kreuzigungstod Jesu Christi auf ewig dargebracht ist.

In Hinblick des Verständnisses des Daseins des Altares bedarf es wegen seiner unabhängigen Entwicklung von den heidnischen und antiken Altarformen keine Betrachtung derer.

Betrachtet man allein das Objekt des christlichen Altars so stellt man fest dass ihn optisch nichts von den zeitgenössischen profanen Tischen unterscheidet und er lediglich für die liturgische Feier seinem geistlichen Zweck zugeführt wurde.

Ähnlich verhält es sich im Christentum zu dieser Zeit mit der Gewandung der Geistlichen. Deren Erscheinungsbild zeigt auch keine neue, speziell für diesen Zweck erdachte Schöpfung der Kirche dar, sondern lediglich die für den geistlichen Zweck übernommene Alltagstracht dieser Zeit.

Auf Missionsreisen, in Zeiten der Not oder der Flucht konnte dieser profane Tisch, der sonst als Altar verwendet wurde, auch wie bereits kurz erwähnt durch ein anderes profanes Objekt ersetzt werden. Hierfür genügte auch eine Tafel, ein Votivstein oder ein vergleichbar kastenartiges Objekt. Möglich war auch die Nutzung einer Nische auf dem Boden. Wichtig war es lediglich, dass die für die Eucharistiefeier wichtigen Gaben entsprechend aufgestellt werden konnten.

Die profanen Tische, welche für die Feier verwendet wurden waren hauptsächlich rechteckiger Form, da sie diese für die oftmals große Zahl an Teilnehmern als am praktischsten erwies. Runde Tische oder gar Tische auf drei Beinen als Altar sind nicht überliefert oder erhalten. Ebenso mussten die Tische im Laufe der Jahre auch immer stabiler werden, da immer mehr Menschen den Feierlichkeiten beiwohnten und es somit notwendig war, größere und schwerere Gefäße auf dem Altar zu platzieren. In Zeiten der Not verwendete man natürlich weiterhin jeglichen zugänglichen Tisch oder tischähnliches Objekt.

Durch die liturgische Trennung von Liturg und der Gemeinde war eine bestimmte Aufstellung seither wichtig. Allerdings konnte der Tisch, beziehungsweise der Altar meistens nicht dauerhaft aufgestellt bleiben. Es fanden sich bisher noch kaum feste Räumlichkeiten für die Feier, und so musste man zum einen jedes Mal einen neuen Tisch herbeischaffen und sich zum anderen oftmals in einigen verschiedenen profanen Häusern versammeln.

Vereinzelt existierten, besonders in den östlichen Gebieten, feststehende Räumlichkeiten, die allein einen liturgischen Zweck erfüllten. Allerdings wurde hier darauf geachtet, dass diese Räume auf den ersten Blick nach wie vor nicht als diese liturgisch genutzten erkennbar waren, da in dieser Zeit die Christen noch sehr stark von heidnischen Glaubensanhängern verfolgt wurden, da das Christentum noch kein geregeltes Existenzrecht besaß. So konnte man verhindern, dass die Güter der Gemeinde in die Hände der Heiden fielen.

3.1.1 Der Altar von S. Pudenziana in Rom

Aus den ersten drei Jahrhunderten des Christentums finden sich annähernd keine Relikte von Altären, da sie sich durch ihren Holzaufbau nicht erhalten haben, oder in ihrer profanen Nutzung nicht weiter gewürdigt wurden.

In S. Pudenziana[2] in Rom findet man noch einige Reste eines Holzaltares. Diese Rudimente sind in die Stipes aus der Zeit des Barock in einem Nebenaltar im Nebenchor links des Hochaltares eingearbeitet. Diese Stipes sind aus Marmor gefertigt, und die Holzreste des altertümlichen Altares sind lediglich durch ein kleines Fenster sichtbar. Angeblich handelt es sich bei diesen Resten um einen Altar den Petrus genutzt haben soll.

Es sind nur einige Brettreste die sich hier finden lassen. Dies stellte man bei einer Restauration des eigentlichen Altares aus dem Barock fest, die vor einigen Jahrzehnten stattfand.

Da keine Strukturen erhalten sind, kann über den Aufbau des ehemaligen Altares keinerlei Aussage getroffen werden. Auch wenn die Echtheit dieser Rudimente vorausgesetzt sein sollte.

3.1.2. Der Petrusaltar von S. Giovanni

Ein besser erhaltenes Exemplar eines vorkonstantinischen Altares findet man in Teilen des Hochaltares von S. Giovanni[3] im Lateran. Hier sind im Hochaltar ebenso einige Reste eines Holzaltares eingearbeitet, die man ebenso mit den Aposteln in Verbindung bringt.

Heute steht an dieser Stelle ein Marmoraltar, bei dessen Bau im Jahre 1850 man diese Reste des altertümlichen Altares genau untersuchte und dokumentierte.

Heute ist der alte Altar ringsum mit einer Marmorfassung versehen, so dass lediglich seine Altarplatte oberhalb dieser gotisch gehaltenen Umrandung zum Vorschein kommt. Im Gebrauch ist diese jedoch mit einer Holzplatte bedeckt, in die ein Portatile integriert wurde.

Die altertümlichen Stipes sind in keiner Weise sichtbar. Nur ihre spätere Ummantelung ist durch wenige Unterbrechungen in der heutigen Ummantelung zu sehen.

Dieser Altar wurde zum ersten Mal in einem Dekret aus dem Jahr 1088 als Altar Petri erwähnt. Allerdings galt in Rom des 11. Jahrhunderts der Altar im Allgemeinen noch nicht als Altar Petri, besonders in der Lateranskirche.

In historischer Hinsicht ist es nach Auffassung Joseph Brauns schwierig, die Legende, dass es sich bei diesen Altarresten um Reste des Altars handeln solle, den Petrus genutzt haben soll, als haltbar zu sehen. Bedenkt man die damaligen Verhältnisse, insbesondere die Christenverfolgungen, so wird schwer vorstellbar, dass neben sämtlichem liturgischen Gerät auch dieser Altar über die Straßen Roms transportiert wurde. Ebenso ist es schwierig zu glauben, dass ein einfacher Holztisch, um den es sich faktisch handelt, diese ständigen Bewegungen und Transporte überstanden hätte.

3.1.3. Altäre zu Santiago de Compostella

Seit dem 11. Jahrhundert und bis heute ist man der Annahme einen apostolischen Altar, beziehungsweise dessen Reste in Santiago de Compostella zu gefunden zu haben.

Ursprünglich war der Altar ein Tischaltar, das bedeutet er bestand lediglich aus einer Mensa und einer Halbsäule, welche diese trug. Der Altar findet sich heute nur noch in getrennter Form wieder. Ebenso befinden sie sich an verschiedenen Orten in Santiago und auch nicht mehr an ihrem ursprünglichen Standort. Die Mensa des Tischaltares befindet sich heutzutage eingearbeitet in die Oberfläche eines Hochaltares in der Kathedrale San Payo in Santiago. Die Halbsäule findet sich in einer Nische wieder, die vergittert ist und sich in einer Wand zwischen dem Nonnenchor und dem Hauptschiff der gleichen Kathedrale befindet.

Dieser Apostelaltar wird heute aber nicht mehr als ein solcher und auch nicht mehr als Original angesehen.

Man glaubt aber unterdessen einen weiteren altertümlichen Altar zu besitzen: den Jakobusaltar, den die Jünger errichtet und genutzt haben sollen. Er findet sich heute in der Krypta der Kathedrale, die neu errichtet wurde. Auch bei diesem Altar handelt es sich um einen Tischaltar aus Stein. Als man im Jahre 1897 im Rahmen von Forschungen versuchte das Grab des heiligen Apostels Jakobus zu untersuchen, fand man neben Spuren einer ehemaligen römischen Anlage bei Ausgrabungen die Teile dieses Altares.

Auch hier ist es nach Joseph Braun zweifelhaft, ob es sich bei diesen Fragmenten von geringer Größe um Reste eines Altares handelt. Er vermutet dass diese Rudimente durch leichtgläubige Frömmigkeit zu dem Ansehen kamen in welchem sie sich heute befinden, da es nicht möglich sein kann in diesen kleinen Steinen die Struktur eines Altares aus zu machen.

[...]


[1] Abendmahl, (auch heilige Kommunion, Herrenmahl, Altarsakrament, Brotbrechen oder Gedächtnismahl genannt) ist eine Mahlzeit im Rahmen eines christlichen Gottesdienstes, die an das heilvolle Sterben Jesu Christi erinnert und dieses vergegenwärtigt.

[2] Santa Pudenziana (Sanctae Pudentianae) ist eine der ältesten Kirchen Roms. Wahrscheinlich schon unter Pius I im 4. Jh erbaut.

[3] Patriarchalbasilika San Giovanni di Laterano

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die Typologie und die Geschichte des christlichen Altars
Untertitel
Typenbeschreibungen und historische Entwicklung
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)
Note
2,0
Autoren
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V113471
ISBN (eBook)
9783640138869
ISBN (Buch)
9783656206903
Dateigröße
3245 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Historischer Überblick über das Entstehen des Altars vom Ursprung bis zu den Unterschieden der heitigen Konfessionen. Typologien der einzelnen Altartypen. Fazit, Abbildungen, Quelle, Abbildungsnachweis
Schlagworte
Typologie, Geschichte, Altars
Arbeit zitieren
Peter Liptau (Autor:in)David Kiefer (Autor:in), 2006, Die Typologie und die Geschichte des christlichen Altars, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113471

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