„Am 24. Oktober, dem ‚schwarzen Donnerstag’, kam es zur Panik.“ (Kindleberger 1973: 121). Eine Erklärung dafür lieferte Kindleberger nicht. Auch kein anderer Wirtschaftshistoriker sieht und erläutert die akteurtheoretischen Hintergründe solcher sozialen Phänomene, die durchaus auch Einfluss auf den Gang der Wirtschaft und der Politik haben. Vor allem stehen bei einer wirtschaftlichen Krise natürlich die volkswirtschaftlichen und vor allem die makroökonomischen Theorien im Vordergrund. Doch können sie auch soziale Phänomene wie eine Panik erklären? Können volkswirtschaftliche Theorien die Handlungswahlen von Politikern begreifbar machen?
Nach einigen Semestern des Studiums der Wirtschafts- und Sozialgeschichte kollidierten diese Erklärungen oftmals mit der Lehre der Soziologie. Wie die Hintergründe zu betrachten waren, fand leider keinen Eingang in die Erklärung historischer Tatbestände. Soziales Handeln wurde nie thematisiert. Um so trauriger, wo doch die Soziologie Lösungsansätze anbietet und den Blickwinkel auf Tatbestände richtet, die für die Ex-Post-Darstellung eines Sachverhalts bedeutsam sein können, die in der Volkswirtschaftslehre jedoch vollkommen vernachlässigt werden.
Die vorliegende Arbeit stellt also den Versuch dar, eine Brücke zwischen den beiden Wissenschaften zu schlagen und versucht die Erklärung der Wirtschaftsgeschichte durch einen akteurtheoretischen Blickwinkel verständlicher zu machen. Der historisch zu erklärende Tatbestand ist die Weltwirtschaftskrise von 1929, die sich bis in die Zeit der NS-Diktatur zieht und auch wesentlich zum Aufstieg der selbigen beigetragen hat.
Die Weltwirtschaftskrise wird von vielen Historikern als die Zäsur des 20. Jahrhunderts gehandelt. Die Folgen für die Weltgeschichte, aber vor allem für die deutsche Geschichtsschreibung, sind überaus bedeutsam. Wurde die Weltwirtschaftskrise in Deutschland erst etwas später als in anderen Ländern so verheerend wahrgenommen, so waren die Folgen umso fataler. Darüber hinaus besitzt eine Arbeit über die Weltwirtschaftskrise in ihren Anfängen und Ausprägungen einen enormen aktuellen Bezug. In den täglichen Nachrichten über die Wirtschaft vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über sinkende Aktienkurse berichtet wird. Die Börsen verzeichnen Kurseinbrüche, der Ölpreis schlägt sich in dem Konsumverhalten der Bevölkerung nieder, Ökonome warnen vor Inflation und Anleger haben Angst vor einer Stagflation. Der Leitzins wurde von der EZB erhöht, um die Inflation zu bremsen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Akteurtheorie nach Schimank
- Akteurmodelle
- Akteurkonstellationen
- Entscheidungsmodi
- Strukturdynamiken
- Steuerung
- Zusammenfassung
- Anwendung: Die akteurtheoretische Erklärung der Weltwirtschaftskrise
- Die Entwicklung der Krise
- Die Krise
- Der Weg aus der Krise
- Zusammenfassung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, die Entstehung der Weltwirtschaftskrise von 1929 aus akteurtheoretischer Perspektive zu erklären, indem sie die Theorien von Uwe Schimank heranzieht. Sie untersucht, wie die Entscheidungen und Interaktionen von Akteuren, wie Politikern, Unternehmern und der Bevölkerung, zur Entstehung und Entwicklung der Krise beigetragen haben.
- Die Rolle von Akteurmodellen in der Erklärung der Weltwirtschaftskrise
- Die Bedeutung von Akteurkonstellationen und Entscheidungsmodi für die Entstehung der Krise
- Die Analyse von Strukturdynamiken und Steuerungsprozessen im Kontext der Weltwirtschaftskrise
- Die Anwendung der Akteurtheorie auf die verschiedenen Phasen der Weltwirtschaftskrise
- Die Relevanz der akteurtheoretischen Perspektive für das Verständnis der Weltwirtschaftskrise und ihrer Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel der Arbeit stellt die Akteurtheorie nach Schimank vor. Es werden verschiedene Akteurmodelle, wie der Homo Sociologicus und der Homo Oeconomicus, sowie die Konzepte der Akteurkonstellationen, Entscheidungsmodi, Strukturdynamiken und Steuerung erläutert. Diese Elemente bilden den theoretischen Rahmen für die Analyse der Weltwirtschaftskrise.
Das dritte Kapitel wendet die Akteurtheorie auf die Weltwirtschaftskrise an. Es werden die Entstehung der Krise, die eigentliche Krise und der Weg aus der Krise anhand der akteurtheoretischen Konzepte analysiert. Die Arbeit untersucht, wie die Entscheidungen und Interaktionen von Akteuren, wie Politikern, Unternehmern und der Bevölkerung, zur Entstehung und Entwicklung der Krise beigetragen haben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Weltwirtschaftskrise von 1929, die Akteurtheorie nach Schimank, Akteurmodelle, Akteurkonstellationen, Entscheidungsmodi, Strukturdynamiken, Steuerung, Entstehung der Krise, Entwicklung der Krise, Weg aus der Krise, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Soziologie, Wirtschaftsgeschichte.
- Quote paper
- Anna Caroline Paeßens (Author), 2008, Die Entstehung der Weltwirtschaftskrise von 1929, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113473