Analyse historischer Börsencrashs. Ein Vergleich mit der aktuellen Corona-Krise


Seminararbeit, 2021

22 Seiten, Note: 15


Leseprobe


1 Einleitung

Ein bekanntes Börsensprichwort lautet „stocks take the stairs up and the elevator down“. Der Entwicklung der letzten Jahre zufolge interessieren sich immer mehr Anleger für Vermögensgegenstände, auch wenn diese gewisse Risiken nach sich ziehen. Eine Gefahr besteht in langsam steigenden Kursen über viele Monate und Jahre hinweg, um schließlich in Panik geprägten Phasen in sehr kurzer Zeit einzubrechen. In solchen Phasen spricht man oftmals von Börsencrashs, in denen das irrationale Anlegerverhalten das vorherrschende Element ist (vgl. Kapitel 5). Neuanleger sollten sich beim Einstieg am Kapitalmarkt über die Vorteile und Nachteile des Handelns bewusst sein, um so nicht im Nachhinein in existenzielle Nöte zu geraten, wie es bereits in vielen ehemaligen Krisen überwiegend der Fall war. Daher sollten sie sich vorerst überlegen, ob sie den Handel besser vermeiden und ihr Geld in eine andere Anlage des Finanzmarktes wie das klassische Sparbuch platzieren. Trifft die Entscheidung hingegen den Kapitalmarkt, so sollten sich unerfahrene Anleger vorerst über die Grundzüge der Börse und der Wertpapieranalyse erkundigen, um auf diesem Wissen basierend erfolgreich an der Börse zu handeln bzw. professionelle Beratung ersuchen.

Das Ziel der Seminararbeit ist es, die Merkmale eines Börsencrashs zu untersuchen sowie seine Risiken. Dadurch soll es dem Leser gelingen, in zukünftigen Szenarien möglichst differenziert zu handeln und sich nicht von Emotionen leiten zu lassen. Da es erst vor kurzem zur Corona-Krise kam, steht sie im Fokus der Seminararbeit und lässt das Thema als äußerst aktuell und relevant betrachten. Im ersten Schritt der Arbeit werden die unterschiedlichen Ursachen der Börsencrashs beleuchtet, welche für die darauffolgenden Untersuchungen von wesentlicher Bedeutung sind. Anschließend wird über mehrere große Börsenkrisen in der Finanzgeschichte Aufschluss gegeben, um diese wiederum später mit der Corona-Krise abschnittsweise zu vergleichen. Da sich darin fast immer noch die gesamte Weltbevölkerung befindet, wird die Krise im weiteren Verlauf der Arbeit untersucht. Das Unterkapitel der Analyse zwischen Parallelen zu vorherigen Krisen dient der Zukunftsprognose des Corona- Crashs. Alle Börsenabstürze teilen eine auffallende Gemeinsamkeit. In diesen Phasen herrscht Panik an den Märkten und viele Anleger verkaufen aus diesem Gefühl heraus ihre Wertpapiere. Der letzte Abschnitt dieser Seminararbeit beschäftigt sich mit diesem Phänomen, der sogenannten „Behavioral Finance“. Sie untersucht die Psyche der Anleger, da diese von wesentlicher Bedeutung bei Börsencrashs ist. Sie stellt keinen direkten Auslöser dar, ist jedoch ein Teilindikator für die Abstürze.

2 Ursachen der Börsencrashs

Börsenkrisen können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Grundsätzlich lassen sie sich in zwei verschiedene Gruppierungen unterteilen.

2.1 Spekulationsblasen

Laut klassischer Ökonomie ist der Mensch ein rein rational handelnder Marktteilnehmer. Auch wenn er demnach gewinn- & nutzenmaximierend vorgeht, lassen sich oft emotionale Absichten feststellen, insbesondere am Finanzmarkt. Sein Verhalten wird bewusst oder auch unbewusst von vielen verschiedenen psychologischen Faktoren beeinflusst. Hier entstehen z.B. immer wieder Angebotsüberhänge von Aktien, welche zu Preisübertreibungen und somit zu Spekulationsblasen führen können.1

Eine Spekulationsblase oder auch Finanzblase bezeichnet eine Situation, in der bestimmte Handelsgüter (z.B. Lebensrnittel, Rohstoffe) oder Vermögensgegenstände (z.B. Immobilien, Aktien, Wertpapiere, Anleihen) über ihrem inneren Wert gehandelt werden.2 Der innere Wert wird immer anhand der Fundamentalanalyse eines Unternehmens ermittelt, also anhand der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Unternehmen, welche zeigen, wie hoch der Kurs einer Aktie anzusetzen ist.

Die Blasen verlaufen immer nach einem wiederkehrendem Muster. Anfangs setzen die Menschen ihre Hoffnungen in bestimmte Vermögensgegenstände. Diese steigen nach einiger Zeit über ihren inneren Wert hinaus. Die steigenden Börsennotierungen begeistern neue Anleger und Spekulanten, da diese mögliche Gewinne mitnehmen möchten. Neuinvestoren nehmen Kredite bei den Banken auf und verschulden sich, um so am „Börsenhype“ dabei zu sein. Die Fundamentalwerte bestimmen nicht mehr das Kursverhalten, sondern die Euphorie der Anleger. Infolgedessen kommt es zu wachsenden Investitionen, sowie steigendem Konsum und somit einer erhöhten Nachfrage. Schließlich erreicht die Blase ihren Höhepunkt und kollabiert. Erste Anleger sehen keine Gewinnchancen mehr und verkaufen. Die Preise beginnen nun zu fallen und Panik bricht aus. Viele Anleger haben Kredite aufgenommen und wollen insofern minimierende Verluste herausholen, da sie sonst Bankkredite hauptsächlich am Immobilienmarkt nicht mehr abbezahlen können. Dieses Phänomen erschloss sich insbesondere in der Weltfinanzkrise ab 2007. Somit fallen die Kurse immer weiter und es entstehen Kreditausfälle bei den Banken. Diese wiederum werden vorsichtiger bei der Kreditausgabe und gewähren weniger Unternehmen Kredite.

Als Folge können die Unternehmen weniger in Aufträge und die Wirtschaft investieren und müssen Angestellte entlassen. Daraus resultierend werden die Auswirkungen der Finanzblase immer drastischer.3

Da die Ursachen von Spekulationsblasen nicht eindeutig zu bestimmen sind, werden sie oft zum Gegenstand von kontroversen wirtschaftswissenschaftlichen Diskussionen.

Im Folgenden werden mögliche Annahmen veranschaulicht.

Zunächst ist die „Greater Fool Hypothese“ ein möglicher Grund dafür. Dabei trifft man die Annahme, dass es immer einen Marktteilnehmer gibt, der bereit ist, ein höheren Preis zu zahlen. In der Praxis verschätzen sich Anleger jedoch oft anhand der Personen, welche z.B. die Aktie zu einem noch späteren Zeitpunkt kaufen würden.4 Eine weitere mögliche Ursache ist die Institutionalisierung. Dabei treffen Investoren nicht eigene Entscheidungen, sondern passen sich der Umwelt und sozialem Anlageverhalten an. Bei dieser Hypothese ist der rational handelnde Ökonom außer Acht zu lassen. Schließlich gibt es auch die reine Spekulation. Die Menschen wollen einen höchstmöglichen Gewinn erzielen. So idealisieren sie die Preise und spekulieren nach eigenen Wünschen auf höhere Gewinne.5

Trotz experimentellen Märkten, an denen versucht wird, mit Modelluntersuchungen Ursachen für die Spekulationsblasen zu finden, gibt es bislang noch keine eindeutige Lösung. Daniel Creutzburg geht davon aus, dass es „einige Parameter [gibt], die voraussichtlich einen entscheidenden Einfluss zur Verhinderung der Blasen aufweisen.“ Die „Frequenz der Dividendenausschüttung“, den „Prozess zur Ermittlung des Fundamentalwertes“ und die „Erfahrung der Marktteilnehmer“.6

2.2 Impacts

Die sogenannten „Impacts“ (äußere Einflüsse) stellen eine weitere Ursache für Börsencrashs dar. Dies sind meist unberechenbare negative wirtschaftliche oder politische Ereignisse, welche die Stimmung an den Finanzmärkten stark beeinflussen und es zu entsprechenden Abverkäufen kommt.7 Ein Beispiel hierfür sind die Börsenkurse der Terroranschläge vom 11. September 2001, an denen der DAX aufgrund des Ereignisses innerhalb eines Tages um etwa 8,49%8 einbrach.

Es folgten außerhalb der USA massenhafte Panikverkäufe und US-Börsen pausierten ihren Handel für mehrere Tage.

Die Kurse erholten sich allerdings schnell bis Mitte November 2001 wieder und der DAX erreichte seinen ursprünglichen Punktestand, den er vor den Terroranschlägen besaß.9 Die „Impacts“ setzen sich selten jedoch auch aus unbekannten Einflüssen zusammen, welche keine Verbindung zu Politik oder Wirtschaft aufweisen. Dies ist beispielsweise die Covid-19- Pandemie (2020), in der Anleger aus Angst vor den begleitenden Risiken für die Zukunft Millionen von Aktien verkauften oder auch der Flash Crash, in dem der Dow Jones am 6. Mai 2010 innerhalb von fünf Minuten 600 Punkte verlor. Hier konnten die Aufsichtsbehörden erst nach einem halben Jahr Vermutungen über den Auslöser des Crashs aufstellen. Grund dafür war ein Trader, welcher durch „Spoofing“10 die Programme von Hochfrequenzhändlern trügte und so drastische Aktienverkäufe auslöste.11 Zudem ist es bereits mehrmals vorgekommen (vor allem an der Börse in Shanghai), dass Kurse um etwa 10% abstürzen, ohne dass es dafür einen direkten Auslöser gibt.12

Es lässt sich festhalten, dass Börsencrashs aufgrund vieler verschiedener Determinanten auftreten. Dies können unbekannte Faktoren wie eine neuartige Krankheit, dramatische politische Ereignisse, ein Terroranschlag oder auch ein individueller Auslöser sein.

3 Analyse historischer Börsencrashs

Die Geschichte zeigt, dass Börsencrashs unumgänglich sind. Als erster überlieferter Börsenabsturz gilt die Tulpenmanie im Jahr 1637, in der die Anleger auf Tulpenzwiebeln spekulierten. Daraufhin rückten etwaige bis in das 21. Jahrhundert nach. Trotz ähnlicher Ursachen der Crashs unterscheiden sie sich umso mehr in ihrer Entwicklung und den daraus resultierenden Konsequenzen. Im Nachfolgenden soll daher auf die wichtigsten Börsencrashs der Vergangenheit eingegangen werden.

3.1 Schwarzer Donnerstag (1929)

Der schwarze Donnerstag oder auch aufgrund der Zeitverschiebung in Deutschland genannte schwarze Freitag gehört zu einem der schlimmsten Börsenkrachs in der Geschichte mit weitreichenden Folgen für die damalige Wirtschaft.

Er resultierte aus einer aufbauenden Spekulationsblase, welche schließlich am Vormittag des 24. Oktober 1929 (dem „Schwarzen Donnerstag“) zu platzen begann. An diesem Tag verzeichnete der Dow-Jones-Index drastische Kursverluste, welche sich jedoch durch Stützungskäufe elitärer US-Banken wie J.P. Morgan, National City, Chase National und Guaranty Trust vorerst retten konnten und am Ende des Tages im Durchschnitt nur „2,08%“13 verloren. Nachdem sich die New Yorker Börse über das Wochenende wieder stabilisierte, brach sie am darauffolgenden Montag mit gewaltigen Panikverkäufen endgültig zusammen. Dabei verlor der Dow-Jones-Index „12,82% an Wert“.14 Auch am Dienstag dominierte die Panik der Anleger und der Dow sank um weitere „11,73%“.15 Am Freitag zuvor erreichten die Nachrichten Europa und es gab auch dort einen Börsenkrach. Die Tage zu Beginn des „Schwarzen Donnerstag“ sind aus diesem Grund auch als „Schwarzer Freitag, Montag und Dienstag“ in die Finanzgeschichte eingegangen. Aus dieser Begebenheit resultierte die Weltwirtschaftskrise, welche laut dem Handelsblatt erst mit dem Zweiten Weltkrieg endete.16 Indirekter Auslöser des Börsenkrachs war die USA, welche sich während des ersten Weltkrieges als führende Weltmacht durchsetzte und der amerikanischen Bevölkerung dadurch optimistische Aussichten für die Zukunft suggerierte. Investitions- und Konsumausgaben stiegen und die Wirtschaft wuchs stetig. Private Haushalte wollten mit immer weniger Aufwand mehr Geld verdienen.17 Zahlreiche Kleinanleger begonnen deshalb mit Wertpapieren zu handeln, auch wenn sie dafür einen Kredit aufnehmen mussten. Zu diesem Zeitpunkt besaß in etwa ein Viertel der US-Haushalte Aktien. Durch steigende Spekulationen der Anleger stiegen die Aktienkurse schließlich über ihren inneren Wert (vgl. Kapitel 2.1) und verdreifachten sich zwischen 1925-1929. Viele Unternehmen nutzten das euphorische Börsenverhalten, um so Kapitalerhöhungen durchzuführen und Eigenkapital zu erwirtschaften oder Börsengänge zu vollziehen, welche den bis dato kapitallosen Firmen Geld einbrachte.18

Die Baisse19 hielt bis zum Sommer 1932 an. Zu diesem Zeitpunkt lag der Dow-Jones-Index auf einem Tiefstand von 41,44 Punkten, nachdem er drei Jahre zuvor seinen Höchststand mit 381 Punkten erreicht hatte. Das entspricht einem Einbruch von etwa 90% Wert.

[...]


1 vgl. Jasch 2017.

2 vgl. Creutzburg 2016.

3 vgl. Creutzburg 2016.

4 vgl. Jasch 2017.

5 vgl. Jasch 2017.

6 Creutzburg2016.

7 Vgl.Hannich2019.

8 Statista 2020.

9 Vgl. Statista 2020.

10 Täuschungsversuche in Computemetzwerken zur Verschleierung der eigenen Identität.

11 Vgl. Siedenbiedel2015.

12 Vgl. Winkelbauer 2020.

13 Handelsblatt2004.

14 Handelsblatt 2004.

15 Handelsblatt2004.

16 Vgl. Handelsblatt 2004.

17 Vgl. Hutterer 2015.

18 Vgl. Rau 2010.

19 Die Baisse stellt das Gegenteil zur Hausse dar und bezeichnet stark fallende Wertpapierkurse .

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Analyse historischer Börsencrashs. Ein Vergleich mit der aktuellen Corona-Krise
Note
15
Autor
Jahr
2021
Seiten
22
Katalognummer
V1135049
ISBN (eBook)
9783346507730
ISBN (Buch)
9783346507747
Sprache
Deutsch
Schlagworte
analyse, börsencrashs, vergleich, corona-krise
Arbeit zitieren
Nick Biocca (Autor:in), 2021, Analyse historischer Börsencrashs. Ein Vergleich mit der aktuellen Corona-Krise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1135049

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