Der folgende Textbeitrag ist die schriftlich ausgearbeitete Version des Referates über Werner Schiffauers Ethnographie „Die Bauern von Subay. Das Leben in einem türkischen Dorf“. Über die Referatsleistung des Verfassers hinaus werden hier Schiffauers Ausführungen durch weitere Literatur ergänzt und verifiziert. Darüber hinaus sollen die in Yavuz Turguls Spielfilm „Eskiya – Der Bandit“ dargestellten Handlungsmotive und Werte auf der Grundlage einer Untersuchung der sozialen Beziehungen zwischen den einzelnen Filmprotagonisten herausgearbeitet werden. Die aus dem Spielfilm gewonnenen Erkenntnisse sollen hierbei mit den durch Schiffauer beschriebenen traditionellen Ordnungsprinzipien der türkischen Gesellschaft abgeglichen werden. Der inhaltliche Schwerpunkt dieser vergleichenden Betrachtung liegt auf den dargestellten gesellschaftlichen Werten, also auf einer thematisch begrenzten, inhaltlichen Ebene. Eine umfassende Filmanalyse und -interpretation soll hier nicht betrieben werden. Zunächst bedarf es einer kurzen politisch-historischen Kontextualisierung, um die Zeit und die Umstände zu reflektieren, in denen Buch und Film erschienen sind, auch wenn zwischen Erscheinen von Ethnographie und Film nur etwa 9 Jahre liegen.
Schiffauers insgesamt achtmonatige Feldforschung in dem in der Schwarzmeerregion, zirka 100 km nördlich von Ankara liegenden Dorf Subay fand in den Sommermonaten 1977 und im Winter 1982/83 statt. Die Ethnographie erschien im Jahre 1987. Die Lage in der Türkei zurzeit der Feldforschung Schiffauers war durch politische Instabilität geprägt, die sich in wechselnden politischen Koalitionen, wirtschaftlichen Umbrüchen, Terrorakten und politischen Morden durch das extrem rechte und linke politische Spektrum zeigte. Im Herbst 1980 putschte sich das Militär an die Macht, in der Folge wurde über das Land das Kriegsrecht verhängt, alle politischen Parteien, Gewerkschaften und Vereine verboten, die Regierung des Amtes enthoben, das Parlament geschlossen. Der Putsch richtete sich vornehmlich gegen die aufkeimende kurdische Befreiungsbewegung, sowie gegen linke und kommunistische Kräfte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politische und historische Kontextualisierung
- Das Leben der Menschen in Subay
- Ordnung der Gegenseitigkeit
- Ordnung des Islams
- Ordnung des Staates
- Zwischenergebnis
- Eskiya - Der Bandit
- Kontext
- Beschreibung und Interpretation der Filmmotive
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht Werner Schiffauers ethnographische Studie "Die Bauern von Subay" mit Yavuz Turguls Film "Eskiya – Der Bandit", um die Darstellung der türkischen Gesellschaft in beiden Werken zu untersuchen. Der Fokus liegt auf den gesellschaftlichen Werten und traditionellen Ordnungsprinzipien, die in beiden Werken zum Ausdruck kommen.
- Traditionelle Ordnungsprinzipien in der türkischen Gesellschaft
- Der Einfluss des Islams auf das soziale Leben
- Der Wandel zwischen Tradition und Moderne in der Türkei
- Das Konzept der Ehre (Namus) und seine Bedeutung
- Der Vergleich von ethnographischer Darstellung und filmischer Interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Zweck der Arbeit: einen Vergleich zwischen Schiffauers ethnographischer Studie über das Dorf Subay und dem Film "Eskiya – Der Bandit", um die Darstellung der türkischen Gesellschaft zu analysieren. Es wird betont, dass der Fokus auf gesellschaftlichen Werten und traditionellen Ordnungsprinzipien liegt, ohne eine umfassende Filmanalyse anzustreben.
Politische und historische Kontextualisierung: Dieses Kapitel bietet einen historischen und politischen Kontext für sowohl die ethnographische Studie (Feldforschung 1977/82/83, Publikation 1987) als auch den Film (Mitte der 1990er Jahre). Es beschreibt die politische Instabilität der Türkei in den 1970er und 1980er Jahren, den Militärputsch von 1980 und die anschließenden Entwicklungen hin zu einem demokratischeren Staat. Der Film wird im Kontext der beschleunigten Dynamik und politischen Entwicklung der 1990er Jahre eingeordnet, wobei der Gegensatz zwischen Tradition und Moderne hervorgehoben wird.
Das Leben der Menschen in Subay: Schiffauer identifiziert drei zentrale Ordnungsprinzipien in Subay: die Ordnung der Gegenseitigkeit, des Islams und des Staates. Die Ordnung der Gegenseitigkeit basiert auf der Idee der Körperschaft, wobei Haushalte als Rechtssubjekte fungieren und die Ehre (Namus) eine zentrale Rolle spielt. Die strikte Trennung zwischen öffentlichem und privatem Bereich, sowie die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung werden beschrieben. Der Einfluss des Islams und der staatlichen Ordnung auf das Dorfleben wird ebenfalls behandelt, wobei angedeutet wird, dass diese Ordnungsprinzipien auch für die moderne, städtische Bevölkerung relevant sind.
Eskiya - Der Bandit: Dieses Kapitel behandelt den Film "Eskiya – Der Bandit". Der Kontext des Films wird kurz beschrieben, und anschließend werden die zentralen Handlungsmotive analysiert, einschließlich Rache, Verrat, Liebe und den Konflikt zwischen Tradition und Wandel. Die Reise des Hauptprotagonisten von seinem traditionellen Dorf nach Istanbul dient als Metapher für das Ringen der türkischen Gesellschaft zwischen traditionellen Werten und modernem Leben.
Schlüsselwörter
Türkische Gesellschaft, Ethnographie, Film, "Die Bauern von Subay", "Eskiya – Der Bandit", traditionelle Ordnungsprinzipien, Gegenseitigkeit, Ehre (Namus), Islam, Tradition und Moderne, ländliche Gesellschaft, städtische Gesellschaft, soziale Beziehungen, politische Kontextualisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Vergleichende Analyse von Schiffauers 'Die Bauern von Subay' und Yavuz Turguls 'Eskiya – Der Bandit'"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht Werner Schiffauers ethnographische Studie "Die Bauern von Subay" mit Yavuz Turguls Film "Eskiya – Der Bandit", um die Darstellung der türkischen Gesellschaft in beiden Werken zu untersuchen. Der Fokus liegt auf den gesellschaftlichen Werten und traditionellen Ordnungsprinzipien.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt traditionelle Ordnungsprinzipien in der türkischen Gesellschaft, den Einfluss des Islams auf das soziale Leben, den Wandel zwischen Tradition und Moderne, das Konzept der Ehre (Namus) und den Vergleich von ethnographischer Darstellung und filmischer Interpretation.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur politischen und historischen Kontextualisierung, ein Kapitel über das Leben der Menschen in Subay (mit Unterkapiteln zu den Ordnungen der Gegenseitigkeit, des Islams und des Staates), ein Kapitel zu "Eskiya – Der Bandit" und ein Fazit.
Wie wird das Leben in Subay dargestellt?
Schiffauer beschreibt drei zentrale Ordnungsprinzipien in Subay: die Ordnung der Gegenseitigkeit (basierend auf der Idee der Körperschaft und der Ehre), die Ordnung des Islams und die Ordnung des Staates. Es wird die strikte Trennung zwischen öffentlichem und privatem Bereich und die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung beschrieben.
Wie wird der Film "Eskiya – Der Bandit" analysiert?
Der Film wird im Kontext der beschleunigten Dynamik und politischen Entwicklung der 1990er Jahre eingeordnet. Zentrale Handlungsmotive wie Rache, Verrat, Liebe und der Konflikt zwischen Tradition und Wandel werden analysiert. Die Reise des Protagonisten von seinem Dorf nach Istanbul dient als Metapher für das Ringen der türkischen Gesellschaft zwischen traditionellen Werten und modernem Leben.
Welchen Zeitraum umfasst die historische Kontextualisierung?
Die historische Kontextualisierung umfasst die politische Instabilität der Türkei in den 1970er und 1980er Jahren (inkl. Militärputsch von 1980) und die Entwicklungen der 1990er Jahre, wobei der Gegensatz zwischen Tradition und Moderne hervorgehoben wird. Die ethnographische Studie wurde zwischen 1977/82/83 durchgeführt und 1987 publiziert, der Film entstand Mitte der 1990er Jahre.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Türkische Gesellschaft, Ethnographie, Film, "Die Bauern von Subay", "Eskiya – Der Bandit", traditionelle Ordnungsprinzipien, Gegenseitigkeit, Ehre (Namus), Islam, Tradition und Moderne, ländliche Gesellschaft, städtische Gesellschaft, soziale Beziehungen, politische Kontextualisierung.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist ein Vergleich zwischen Schiffauers ethnographischer Studie und dem Film "Eskiya – Der Bandit", um die Darstellung der türkischen Gesellschaft und ihrer Werte sowie traditionellen Ordnungsprinzipien zu analysieren.
- Arbeit zitieren
- Marc Castillon (Autor:in), 2008, 'Die Bauern von Subay' und 'Eskiya - der Bandit' - Ein genreübergreifender Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113543