Das Leben Raimund Lulls erscheint nach seiner Conversio 1263 als eine ständige und stetige Wanderung von Ort zu Ort und immer ist die Wanderung geprägt , nimmt man die Darstellung in der Vita Coaetanea an, von Selbstzweifeln Lulls und ihm von außen zugetragenem Unverständnis seiner Lehre und Werk gegenüber. Diese Unwegsamkeiten jedoch lassen Lull augenscheinlich unverzagt, er rettet sich und seinen häufig offenkundigen Zweifel stets in den Glauben, der ihn bestärkt bis zum Schluss zu tun, was Gott ihm auf dem Monte Randa eingab. Die Art und Weise, in der Lull sich in der Vita Coaetanea darstellt bzw. darstellen lässt, wie er sich darüber hinaus in Gedichten, Liedern und nicht zuletzt in seinen theologisch-wissenschaftlichen Werken – wie der Ars brevis, der komprimierten Ars magna – offenbart, belegt, dass Lull, von häufigen, gar permanenten Zweifeln geplagt , dagegen Mittel und Wege sucht, ja seinem Wesen entsprechend suchen muss, die seinem durch Gott gegebenem Sendungsbewusstsein Bahn brechen sollten. Der einmal nach der Conversio eingeschlagene Weg ist beschwerlich und Lull beschreibt sich selbst in seinem Cant de Ramon, Strophe sechs, als alten Mann, arm und verlacht. Doch schlimmer als das erscheint ihm in demselben Gedicht die Ignoranz, die ihm und seiner Idee entgegengesetzt wird.
Es lässt sich schwerlich ein Gradmesser dafür finden, inwiefern Lull zu Lebzeiten erfolgreich war . Seine Werke fanden, an den Wanderbewegungen ablesbar, anfangs kaum Fürsprecher, das Kloster Miramar war bald nach seiner Gründung 1276 wieder geschlossen worden , auch die Mendikanten schienen Lulls Werk gegenüber nicht unbedingt aufgeschlossen . Erst 1310 an der Pariser Universität, als er seine Ars brevis vorlegte, wurde ihm und seinem Werk durch die Empfehlung der Professoren der Medizin und der Artes etwas wie Erfolg für seine Predigt- und Missionsvorstellungen beschieden. Trotzdem haben Lull und sein Lebenswerk über seinen Tod hinaus deutlich Spuren hinterlassen; man bedenke die Rezeption der Humanisten, die Auseinandersetzung Gottfried Wilhelm Leibniz mit Lulls Werk und die zunehmende, postmoderne Auseinandersetzung der Mediävistik in Bezug darauf, wie Lull Religion, Mission, Wissenschaft und Philosophie verstanden und beeinflusst hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der richtige Boden für Bettelorden.
- Die Franziskaner - Der Gründer, Predigt, Mission, Martyrium
- Die Dominikaner – Predigt und Studium
- Raimund Lull – „Libre de Evast e Blanquerna“: unter dem Einfluss der Bettelorden
- Der Konflikt und die Entscheidung pro fratribus minoribus: die Vita coaetanea
- Conclusio: deshalb für die Franziskaner
- Abkürzungen, Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entscheidung Raimund Lulls, sich den Franziskanern anzuschließen und seine Lehre unter deren Schutz zu stellen. Ziel ist es, die Gründe für diese Wahl zu untersuchen und zu analysieren, warum Lull die Franziskaner als würdigere Vertreter seiner Lehre gegenüber den Dominikanern betrachtete. Die Arbeit betrachtet die Einflüsse der Bettelorden auf Lull und sein Werk und beleuchtet die Prinzipien, Gründungsumstände, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Orden.
- Der Einfluss der Bettelorden auf Raimund Lulls Werk und Lehre
- Die Prinzipien und Entwicklungen der Franziskaner und Dominikaner
- Die Rolle der Predigt und Mission in Lulls Werk
- Die Bedeutung der Vita Coaetanea für Lulls Entscheidung
- Der Kompromiss zwischen Lulls Lehre und der ihn umgebenden Welt
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Lebensgeschichte Raimund Lulls und beschreibt seinen ständigen Kampf gegen Unverständnis und Zweifel gegenüber seiner Lehre. Sie verdeutlicht Lulls Bestreben, seinen von Gott gegebenen Auftrag zu erfüllen, und die Bedeutung der Vita Coaetanea als Quelle für die Analyse seiner Entscheidungen und Motivationen.
- Kapitel 2: Der richtige Boden für Bettelorden: Dieses Kapitel untersucht den historischen Hintergrund der Entstehung der Bettelorden im 12. und 13. Jahrhundert, geprägt von sozialen, ökonomischen und religiösen Umbrüchen. Die Gründung der Franziskaner durch Franz von Assisi wird in den Kontext der Suche nach einer neuen Lebensweise jenseits der etablierten feudalen Ordnung gestellt.
- Kapitel 3: Die Franziskaner - Der Gründer, Predigt, Mission, Martyrium: Dieses Kapitel stellt die Franziskaner vor, ihren Gründer Franz von Assisi, ihre Predigt, Mission und ihr Martyrium. Es beleuchtet die Prinzipien des Ordens und seine Rolle in der damaligen Gesellschaft.
- Kapitel 4: Die Dominikaner – Predigt und Studium: Das Kapitel beschreibt die Dominikaner, ihren Fokus auf Predigt und Studium, und stellt ihre Prinzipien und ihre Rolle in der mittelalterlichen Welt dar.
- Kapitel 5: Raimund Lull – „Libre de Evast e Blanquerna“: unter dem Einfluss der Bettelorden: Dieses Kapitel analysiert Lulls Werk "Libre de Evast e Blanquerna" und untersucht dessen Verbindung zu den Bettelorden. Es zeigt, wie Lulls Werke von den Ideen der beiden Orden geprägt wurden.
- Kapitel 6: Der Konflikt und die Entscheidung pro fratribus minoribus: die Vita coaetanea: Dieses Kapitel untersucht Lulls Entscheidung für die Franziskaner, die in der Vita Coaetanea dargestellt wird. Es beleuchtet den Konflikt zwischen Lull und den Dominikanern sowie seine Hoffnung auf bessere Akzeptanz und Verbreitung seiner Lehre durch die Franziskaner.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Bettelorden, Franziskaner, Dominikaner, Raimund Lull, Vita Coaetanea, Predigt, Mission, Lehre, Kompromiss, mittelalterliche Gesellschaft, Franz von Assisi, Dominikus, Geschichte, Theologie, Philosophie.
- Arbeit zitieren
- Michael Bolz (Autor:in), 2008, Raimund Lull und seine Entscheidung für die Franziskaner in der Vita Coaetanea, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113593