Senioren im Internet


Diplomarbeit, 2008

69 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A Ehrenwörtliche Erklärung

1. Vorwort

2. Management Summary

3. Einleitung

4. Hauptteil
4.1 Ausgangslage
4.2 Definitionen
4.3 Auszüge der Weltkarte
4.4 Eigene Erhebung (Online-Befragung)
4.5 Die Grundlagen des Seniorenmarktes
4.5.1 Sind die Senioren im Internet wirklich ein Markt?
4.5.2 Das Konsumverhalten
4.6 Die verschiedenen Aspekte der Nutzung
4.6.1 Motive der Nutzung/Nichtnutzung des Internets
4.6.2 Faktoren welche die Nutzung beeinflussen
4.6.3 Nutzungsschwerpunkte/Interessenfelder
4.6.4 Nutzwertanalyse
4.7 Zielgruppengerechte Werbung im Internet
4.7.1 Handlungsempfehlungen zur besseren Ansprache
4.8 Der Seniorengerechte Computer
4.8.1 Computertechnische Entwicklungen
4.8.2 Gewünschte Ausstattungsmerkmale
4.8.3 Seniorenspezifische Software
4.9 Accessibility/Usability für Senioren
4.10 Weiterbildung/Kurse & Literatur
4.10.1 Beispiele bestehender Angebote

5. Denkanstösse

6. Empfehlungen für Folgeprojekte

7. Ein Blick in die Zukunft

C Dank

D Abkürzungsverzeichnis

E Begriffsverzeichnis

F Literaturverzeichnis

G Quellenverzeichnis (Internet)

H Tabellenverzeichnis

I Beilagenverzeichnis

A Ehrenwörtliche Erklärung

Ich bestätige, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe.

Die wörtlich oder inhaltlich den im Literaturverzeichnis aufgeführten Quellen und Hilfsmitteln entnommenen Stellen sind in der Arbeit als Zitat beziehungsweise Paraphrase kenntlich gemacht.

Diese Abschlussarbeit zum Vertiefungsstudium wurde noch nicht veröffentlicht. Sie ist somit weder anderen Interessenten zugänglich gemacht, noch einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden.

Blauen, 28. Mai 2008

Andy Wydler

1. Vorwort

Diese Thematik hat mir die Entscheidung bei der Auswahl der vorgegebenen Themen relativ einfach gemacht.

Auf der einen Seite beschäftige ich mich berufsbedingt sehr oft mit dem Medium Internet und auf der anderen Seite werde auch ich jedes Jahr ein Jahr älter.

Der Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben stellt einen bedeutsamen und nicht zu unterschätzenden Einschnitt im Leben dar. Unter Projektleitern würde man von einem bedeutenden Meilenstein sprechen, den wir hoffentlich alle erreichen und gesund feiern dürfen.

Und wenn wir alle die dazu notwendige Medienkompetenz bis zu diesem Zeitpunkt erworben haben oder dann noch erlernen können, meine ich, dass wir uns mit diesem Medium ein Fenster zur Welt offen halten, welches entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen kann.

Ich persönlich war völlig überrascht über die, im Vorfeld vielleicht allgemein etwas unterschätzte, Generation „SilverSurfer“. Ich wurde eines Besseren belehrt und bin beeindruckt von der hohen Präsenz, des Umfangs sowie der Qualität sämtlicher Aktivitäten im Internet.

Im Laufe der Recherchen im Rahmen dieses Studiums bin ich auf einen beeindruckenden Artikel gestossen, den ich hier abschliessend für dieses Vorwort wiedergeben möchte:

Im Februar 2008 wird in einem Beitrag auf dem beliebten Senioren Internetportal www.seniorweb.ch von einem 96-jährigen (!), pensionierten Lehrer berichtet, welcher in seinem hohen Alter die Faszination des Internet für sich entdeckt hat. Auf das Interesse stiess er, als er sich als einziger Teilnehmer eines Computerkurses anmeldete, dessen Lokalität zur Durchführung in der Ecke der Cafeteria seines Seniorenzentrums eingerichtet wurde. Er hat sich humorvoll auch über die „alte Kiste“ beschwert und prompt nach einem Artikel in der Aargauer Zeitung einen neuen Computer erhalten. Meines Erachtens ein Paradebeispiel, dass auch noch im hohen Alter Wissen angeeignet und angewendet werden kann. Solche Berichterstattungen sollten auch bei „jüngeren“ Senioren die letzten Zweifel beseitigen.

Gründe genug, um mich diesem äusserst interessanten Thema anzunehmen und mein Wissen darüber in einem Selbststudium zu vertiefen.

2. Management Summary

Seit längerer Zeit ist bekannt, dass in den Industrienationen immer weniger Kinder geboren werden und die Menschen dank fortgeschrittener Medizin und gesünderem Lebensstil durchschnittlich ein deutlich höheres Lebensalter erreichen können.

Bei Eintritt in den Ruhestand hat der Durchschnitt der Senioren noch ein Viertel, häufig sogar noch ein Drittel des Lebens vor sich.

Die Bevölkerungsentwicklung ist gekennzeichnet durch eine stetige Zunahme des Anteils der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung. Wir sprechen daher von zwei parallel verlaufenden Trends: Niedrige Geburtenrate und steigende durchschnittliche Lebenserwartungen. Diese beiden Trends sind vergleichbar mit den meisten Ländern in der Europäischen Union (EU).

[„Trotzt der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung dieser Altersgruppe im Internet gibt es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie diese Nutzergruppe seitens Marketing optimal angesprochen werden sollte...“]1. Laut Ochel gilt es ältere Menschen durch Marketingmassnahmen in drei Bereichen zur erstmaligen Internetnutzung zu gewinnen:1

1. Informieren über die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten
2. Umfangreiches Angebot an einfachen Zugangsmöglichkeiten zum Internet bieten
3. Unterstützung beim Aufbau der eigenen Internetkompetenz

Vor allem im Bereich der Information über die Nutzungsmöglichkeiten sehe ich das grösste Potenzial. Ganz im Sinne des verstorbenen französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry mit seinem Zitat „Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht die Leute zusammen um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer“. Wenn Senioren nicht zielgruppengerecht informiert werden, welchen Nutzen sie haben, kann man sie unmöglich für dieses Medium gewinnen. Gerade diese Zielgruppe nutzt das Internet nicht aus Unterhaltungszwecken, sondern primär um gewünschte Informationen zu erhalten. Die Hälfte der SilverSurfer bestätigt, mehr Kontakte zu gewinnen, der Hauptgewinn liegt jedoch darin, dass es ihnen das Leben interessanter macht und den Alltag erleichtert. Das Internet ist den allermeisten von ihnen ein Fenster zur Welt, das entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt. Sich informieren, recherchieren und E-Mail sind mit Abstand die beliebtesten Aktivitäten im Internet. Dies gemäss einer grossen Umfrage bei feierabend.com in Deutschland.

Der Internetzugang scheint heutzutage keine Zugangsbarriere mehr zu sein. Die Kosten sinken und sogenannte „Accesspoints“ nehmen nahezu flächendeckend rasend schnell zu.

Bleibt also noch Punkt drei, der Aufbau der eigenen Internetkompetenz. Die Unterstützung sollte meiner Meinung nach durch Paket-Konzept erfolgen, bei welchem alle vier Servicebereiche von einer und dergleichen Institution abgedeckt werden:

1. Schulung
2. Hardware
3. Software
4. Support

Vor allem im Bereich Support sehe ich noch grossen Nachholbedarf. Betreffend Schulung besteht, zumindest in unserer Region Nordwestschweiz, ein gewisses Angebot und auch in Sachen Hardware müssen keine all zu grossen Entwicklungen aus dem Hut gezaubert werden. Dies schon gar nicht aus irgendwelchen pseudo-marketingtechnischen Gründen, da Senioren äusserst ungern als eine solche Zielgruppe in eine Schublade gesteckt werden möchten. Jedoch was die Software betrifft, damit wäre also auch ein Betriebssystem gemeint, besteht noch ein gewisses Verbesserungspotenzial. Hier gilt es noch viele sogenannte Usability-Kriterien zu beachten und entsprechend zu erfüllen.

Dies sind auch die Gründe, warum die „Computer Literacy“, die Fähigkeit allgemein mit einem Computer umgehen zu können, und diese Fähigkeit weiter entwickeln zu können, deutlich an strategischer Bedeutung für die Volkswirtschaft gewinnen wird2. In diesem Bereich schlummert möglicherweise ein Konsumpotential, das sich zukünftig – mit dem Älterwerden der PC (Personal Computer)- und Internet-erfahrenen Generation – verwirklichen lässt.

Mit Spannung werden wir daher verfolgen können, ob die Senioren in den nächsten Jahren in Sachen Internetnutzung im Vergleich zu anderen Altersgruppen aufholen werden oder es zu einem weit grösseren digitalen Graben kommen könnte. Oft vorhandene Vorurteile wie „das brauche ich in meinem Alter doch nicht mehr zu lernen“ sind bei den kontinuierlich ansteigenden Lebenserwartungen in unserem Zeitalter unbedingt zu überwinden und durch zielgruppengerechtes Informieren und Aufzeigen von Argumenten zu widerlegen.

SilverSurfer sollen und werden, das ist meine volle Überzeugung, zukünftig weniger Verwunderung in der Bevölkerung auslösen. Es gilt durch intensive Aufklärungsarbeit, im speziellen das Aufzeigen der vielseitigen Möglichkeiten und den damit verbunden Vorteilen, die gesellschaftliche Akzeptanz der Senioren im Internet zu verbessern.

3. Einleitung

Absicht und Ziele dieser Abschlussarbeit

Absicht:

Diese besteht in erster Linie darin, einer breiten Leserschaft ein aktuelles Bild der oft unterschätzten Teilnahme der Generation „60plus“ im Internet zu vermitteln. Gleichzeitig sollen gewisse Missstände aufgezeigt und mögliche Lösungsansätze für die weitere Gewinnung von Senioren zur Nutzung des Internets aufgezeigt werden.

Primärziel:

Die Erarbeitung eines klaren, detaillierten Überblicks über den aktuellen Ist-Zustand der Nutzung des Internets durch Senioren. Dies nicht nur innerhalb der Schweiz, sondern auch in unseren Nachbarländern, wie auch in einzelnen weiteren Ländern. Im Weiteren die Recherche nach Problemen/Hindernissen, welche sich für Senioren im Umgang mit dem Internet stellen, diese erkennen, aufzeigen und die gewonnen Erkenntnisse zu sammeln wie auch zu dokumentieren.

Sekundärziel:

All diese gewonnen Erkenntnisse wurden durch eine eigens dafür durchgeführte Online-Befragungen weiter gestützt oder hinterfragt. Dazu wurde die Unterstützung durch Einbeziehung zur Zusammenarbeit mit Senioren aus verschiedenen Privatkreisen, zwei bis drei Alterswohnheimen, Stiftungen, Vereinigungen, Betreuungsdienstleiter und mit renommierten, spezialisierten Senioren-Webportalen gesucht.

Zusätzlicher Gewinn:

Alle diese Erkenntnisse können als Ausgangslage/Ansatzpunkt für ein allfällig zukünftiges Projekt mit dem Ziel, interessierten Senioren einen Zugang zum Internet zu bieten, beziehungsweise das Medium Internet näher zu bringen, als kompaktes Basis/Grundwissen genutzt werden.

Vorgehen:

Da sich dieses Projekt spezifisch auf das Wissensmanagement bezieht, habe ich folgende Vorgehensweise gewählt:

1. Festlegung der Wissensziele (Formulierung im Projektauftrag)
2. Identifikation von relevanten Informationen (Selektion des Rohmaterials)
3. Erwerb/Zusammenfassung
4. Entwicklung von Wissen
5. Erstellung einer schriftlichen Arbeit (resultierender Nutzen aus dem Studium)

In einem ersten Schritt habe ich sehr viel Zeit in die Recherchen im Internet investiert und unzählige Artikel/Beiträge und Studien gelesen. Danach folgte das Studium der vorhandenen Fachbücher zu dieser Thematik. In einem zweiten Schritt galt es, den Kontakt zu sogenannten Insidern aufzubauen. Hier boten sich natürlich die verschieden Internetportale für Senioren, Leitungen von Seniorenheimen und einzelne, wenige Senioren aus dem privaten Umfeld an.

Relativ schnell wurde auf Grund der zahlreich vorgefundenen Informationen klar, dass nur eine begrenzte Möglichkeit in Bezug auf den Umfang der einzelnen Thematiken bestand.

Nachdem ich mir einen ersten Überblick über die aktuelle Situation verschafft habe, ging es in einem weiteren Schritt um die Durchführung einer eigenen Online-Befragung von Senioren, um ein aktuelles Bild der gegeben Situation gewinnen zu können. Dabei habe ich die Fragen sehr bewusst in verschiedenen Themengebieten mit unterschiedlichem Tiefgang gewählt.

Nach Ablauf einer mehrwöchigen Frist wurden die Resultate der Umfrage ausgewertet und mit bereits vorhanden Informationen aus teils älteren Umfragen/Studien verglichen.

Anmerkungen:

Die in dieser schriftlichen Arbeit verwendete Begriffsform „Senioren“ dient der vereinfachten Schreibweise. Gemeint sind grundsätzlich beide Geschlechter, männliche wie weibliche Senioren. Als Synonyme werden SilverSurfer, GoldGeneration, BestAger, Generation 50- oder 60plus verwendet. Weitere, in dieser Arbeit nicht verwendete Synonyme wie „Unruheständler“, „Herbstzeitlose“ oder auch Abkürzungen wie „RIA – Rentner im Aufbruch“ oder „AA – Agile Alte“ wurden im Rahmen einer Umfrage bei feierabend.com von Deutschen Usern vorgeschlagen.

Deutschland verfügt über weit umfangreicheres Zahlenmaterial aus unzähligen Studien in diesem Themengebiet. Dies erklärt die nachfolgende, mehrmalige Verwendung von Zahlen aus unserem Nachbarsland. Wo jedoch aktuelle Zahlen aus der Schweiz verfügbar waren, wurden diese verwendet, beziehungsweise angegeben.

4.1 Ausgangslage

Seit längerer Zeit ist bekannt, dass in den Industrienationen immer weniger Kinder geboren werden und die Menschen dank fortgeschrittener Medizin und gesünderem Lebensstil durchschnittlich ein deutlich höheres Lebensalter erreichen können.

Die Bevölkerungsentwicklung ist gekennzeichnet durch eine stetige Zunahme des Anteils der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung. Wir sprechen daher von zwei parallel verlaufenden Trends: Niedrige Geburtenrate und steigende durchschnittliche Lebenserwartung. Diese beiden Trends sind vergleichbar mit den meisten Ländern in der EU.

Das Internet stellt für viele Senioren das Fenster zur Welt dar und wird primär als ein Nutzmedium und weniger als ein Unterhaltungsmedium betrachtet. Das Internet stellt aber auch ein kostengünstiges Informationsmedium (Reisen, Medizin, Wirtschaft, Hobbies, Partner, etc.) dar, welches die Möglichkeit bietet, trotzt eventueller körperlicher Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. So können beispielsweise bestehende Beziehungen zu Enkeln per E-Mail oder Chat gepflegt und eventuell sogar neue geknüpft werden.

Aussagen wie, bei einem Seniorencomputer gibt es keine „Alt“, sondern nur eine „Ur-Alt“-Taste sind nicht angebracht und zeugen von der Unkenntnis der aktuellen Aktivität dieser User-Gruppe weltweit, aber besonders auch hier in der Schweiz.

Die Realität sieht anders aus...

Ein kurzer Blick über die Grenze zu unseren deutschen Nachbarn macht es deutlich. 7 Millionen SilverSurfer. Rund die Hälfte der Webgenerationen 54 plus ist täglich Online.

Oder in den USA existieren seit über 12 Jahren seniorenspezifische Plattformen, welche durch mehr als 4,2 Millionen Internetnutzer im Alter über 65 Jahren regelmässig besucht werden.

Problemanalyse

Auf den folgenden Seiten werde ich nach einer kurzen Einführung in die Thematik die einzelnen Problemfelder detailliert aufzeigen und den Nutzen der Beachtung der erwähnten Punkte in einer Nutzwertanalyse darstellen.

Gewünschte, zukünftige Veränderung

- Ermöglichen von vereinfachten Zugängen zum Internet
- Gezielte Unterstützung bei der Anschaffung, Handhabung und Nachbetreuung
- Abbau von Zugangsbarrieren durch persönliche Beratung und Verbesserung der Sicherheit im Internet (Viren, Spams und so weiter)
- Bedienerfreundlichere Hard- und Software
- Seniorengerechtere Homepages
- Motivation und aktive Unterstützung der interessierten Senioren zur Aneignung oder Verbesserung von Medienkompetenzen

4.2 Definitionen

Meine Arbeitsdefinition in Bezug auf die Ziel-Altersgruppe der Senioren im Internet bezieht sich auf Senioren im Alter 60 Jahre und älter. Die sich also oft bereits im „Ruhestand“ befinden oder eventuell wenige Jahre vor diesem grossen Schritt stehen.

Definitionen im Allgemeinen:

- Senior

Lateinisch, übersetzt „älter“3. In der Politik wird diese Bezeichnung für Menschen jenseits des Erwerbsalters verwendet.

- SilverSurfer

Begriff aus der Fachliteratur, mit Bezug auf das graue Haar. Wörtlich übersetzt Silber Wellenreiter. Bezeichnung für aktive Benutzer des Internets, die bereits das 60. Lebensjahr erreicht haben oder älter sind.

Die Frage stellt sich: Ab wann gehört man zu den Senioren?

Die Wahrnehmung des Alters ist eine sehr persönliche Sache und gleichzeitig verliert das kalendarische Alter zunehmend an Bedeutung. Schon hier scheiden sich die Geister. Manch einer ist beleidigt, wenn er ab 50 Jahren oder 55 Jahren bereits zu den Senioren zählen soll. Andere zählen sich „freiwillig“ zu den Senioren, wenn sie ihr Berufsleben beenden oder sich die ersten Enkel einstellen. Laut einer Studie von websenioren.ch im Jahre 2006 meinten die User man gehöre ab der Altersgruppe 60 oder 65 zu den Senioren.

4.3 Auszüge der Weltkarte

USA

Gemäss einer Schätzung gibt es in den Vereinigten Staaten (USA) 4,2 Millionen Internetnutzer, welche älter als 65 Jahre sind. Einmal mehr haben die USA eine Vorreiterposition, so auch in Sachen Homepages für Senioren: Der Vorgänger des Portals www.seniorweb.ch, www.senior.com existierte in den USA bereits schon vor 12 Jahren. Gegründet wurde dieses Portal 1986 im Rahmen eines Forschungsprojekts in San Francisco.

Eine der weltweit grössten Plattformen ist die nicht kommerziell genutzte Seite Seniornet.com.

Japan

Auch in Japan werden die Menschen, bedingt durch den Wohlstand, lange Friedenszeiten und Fortschritte in der Medizin, immer älter und kinderreiche Familien immer seltener. Aber im Unterschied zu Europa setzt sich dieses Land mit den vielfältigen Herausforderungen einer alternden Gesellschaft intensiver auseinander. Gemäss Innenministerium sind mehr als die Hälfte der über 65-jährigen regelmässig im Netz. Bei den 70- bis 79-jährigen ist es ein Drittel und selbst bei den über 80-jährigen noch immer ein Sechstel.

Der Hintergrund für diese hohen Anteile sind der Kampf gegen die Vereinsamung sowie ein allfälliges Hobby, welches mit diesem Medium gepflegt wird. Ein wichtiger Punkt ist auch der direkte Kontakt zum Hausarzt via Internet (auch e-health genannt). Dabei werden regelmässige Gesundheitswerte Online übermittelt, was frühzeitige Fehlentwicklungen erkennen kann und schlussendlich unnötige Arztbesuche verhindern soll. Eine Trendwende, die auch einmal unser Land erreichen könnte? Japanische Firmen sind bereits deutlich altersfreundlicher eingestellt, als wir dies von Firmen in unseren Breitengraden kennen. Ein gutes Beispiel ist der mächtige Mobiltelefonbetreiber NTT DoCoMo (weit über 50 Millionen Kunden) mit eigenständigen Serien von seniorenfreundlichen Handys. Bei dessen Modellen beispielsweise verlangsamt eine Funktion die Stimme des Anrufers und somit kann ein Empfänger mit Hörproblemen diesen besser verstehen.

Europa

Auch genannt „das Seniorenheim Westeuropas“. Schon 2005 war Westeuropa merklich grauer, aber im Jahr 2030 wird ein Viertel aller Westeuropäer 65 Jahre und älter sein und es wird etwa doppelt so viele Senioren wie Kinder (unter 15 Jahren) geben. Und Westeuropa hat beispielsweise gegenüber den USA einen riesigen, demographischen Vorteil: Seine Bevölkerung ist relativ alt, aber dennoch bemerkenswert gesund wie nie zuvor in der Geschichte. Auch die Generation der gegenwärtig zwischen 50- und 74-jährigen ist körperlich und geistig fitter, als es Generationen dieser Altersgruppe in Westeuropa je waren. Betrachtet man spezifisch die Generation 50 plus, so kann festgestellt werden, dass ein deutliches Gefälle von Norden nach Süden besteht, da die Anzahl der Nutzer nach Süden abnehmen.4 Nehmen wir diesen interessanten Sachverhalt noch genauer unter die Lupe:

Abbildung 1-1: Die Internetnutzung nach Alter in der EU 2004 (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die skandinavischen Länder Schweden und Dänemark dominieren deutlich, zusammen mit den Niederlanden. Griechenland bildet in dieser Statistik das Schlusslicht.

In einer weiteren EU-Statistik, wo es hingegen spezifisch um die Nutzung des E-Mails geht, steht Griechenland zuoberst auf dem Podest5. Man kann daraus schliessen, dass in Griechenland das Internet ausschliesslich für die Nutzung des E-Mails verwendet wird. Eine ähnliche Situation besteht in Portugal.

Schweiz

Im europäischen Vergleich:6

In der Schweiz lebt ein Prozentsatz von 23,2 Personen (1,356 Millionen), welche 60 Jahre oder älter sind (de-CH: 23,1 / fr-CH: 23,0 / it-CH: 25,7). Die Fernsehgeräte-Dichte beträgt 93%. Gemäss der SSR Umfrage im Jahr 2007 nutzen 67% der Generation 50plus das Internet regelmässig. Dieses Resultat steht im Widerspruch zu einer WEMM-Umfrage, wonach angeblich lediglich 37% das Internet nutzen. Eine Erklärung dazu vermag die Medienforschung zu liefern, da in dieser wie folgt unterschieden wird:

An der SSR Umfrage, welche während einer Messe (MUBA in Basel) durchgeführt wurde, war es naheliegend, dass die Messebesucher eher den ersten drei der folgenden Kategorien angehörten:7

22% „Aktive, flexible Senioren“

31% „Aufgeschlossene und interessierte Senioren“

24% „Aufgeklärte und zufriedene Senioren“

23% „Graue und passive Senioren“

Auch diese Umfrage stützt alle bereits gewonnen Erkenntnisse in diesem Bereich. Informationen über den Alltag (knapp 45%), gefolgt von Briefwechsel (31%), gelten als die zwei Hauptinteressengebiete des Internets. Mit Briefwechsel ist der E-Mail-Verkehr mit Freunden, Kollegen und Bekannten gemeint.

Auszüge aus nationalen Seniorenportalen:

- www.oldies.ch
- www.seniorchat.ch
- www.seniorentreff.ch
- www.seniorinnen.ch
- www.seniorweb.ch (Deutsch-, französisch- und italienisch
-sprachiges Angebot)

Österreich

Die Resultate einer Studie (Telefonbefragung von 3000 Personen) des Wiener Marktforschungsinstituts Integral8 ergeben einen guten Überblick:

- Es erfolgte ein enormer Anstieg der Internetnutzer bei den über 50-jährigen in den letzten 5 Jahren (Verdoppelung seit dem Jahr 2001 von 16% auf 33% im Jahr 2006)
- 1 Million User der über 50-jährigen / Bei Betrachtung aller Altersgruppen: 60%
- Zur Zeit planen 8% (200’000 Personen) der 50-jährigen, einen Internet-Zugang einzurichten
- Nutzungsgrund Nr.1: Das gezielte und wiederholte Aufsuchen bestimmter Sites mit hohem Informationswert. Vor allem Online-Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften oder Informationsangebote rund um Produkte und Dienstleistungen
- 50% der SilverSurfer haben bereits über das Internet eingekauft
- 80% der so genannten Onliner der Altersgruppe 50plus schrieben mindestens einmal pro Woche eine E-Mail9

Das wohl bekannteste Portal ist zu finden unter:

www.seniorkom.at: mit durchschnittlich 200’000 Besucher pro Monat, der Altersdurchschnitt beträgt dort 59 Jahre.

Deutschland

Zweifellos das Land der Statistiken in diesem Themenbereich. Daher vertiefe ich an dieser Stelle das ganze Zahlenspiel ein wenig.

Auch in Deutschland wird bereits im Jahr 2030 der prozentuale Anteil der über 60-jährigen an der Gesamtbevölkerung voraussichtlich zwischen 35 bis 38% ausmachen10. In der Altersgruppe der 60 bis 69-jährigen stieg der Anteil der Internetnutzer von 10,9% im Jahr 2001, auf 29,1% im Jahre 2005. Dies entspricht einem Anstieg von 18,2% innerhalb von nur 4 Jahren. In der Altersgruppe der 70-jährigen und älteren Personen verlief der Anstieg ähnlich (von 3,5% im Jahr 2001 auf 9,8% im Jahr 2005).11 Im 2006 wurden in Deutschland 8,8 Millionen User der über 50-jährigen gezählt.

Es ist auch ein deutlich geringerer Anteil von Frauen (in allen Altersklassen) erkennbar. In der Altersgruppe der zwischen 55- bis 69-jährigen besteht bei den männlichen Usern eine Dominanz auf Grund eines durchschnittlich höheren Anteils von 20% gegenüber den weiblichen Usern. Diese Entwicklung ist eine kritische und dadurch zurückhaltende Begegnung der älteren Frauen gegenüber neuer Kommunikationstechnologien, wie beispielsweise dem Internet. Oftmals fehlende Vorkenntnisse aus dem beruflichen Umfeld dürfte dafür als Hauptgrund gesehen werden. Gemäss neusten Zahlen beträgt dieser Geschlechterunterschied jedoch lediglich noch 13% und ist somit der tiefste gemessene Wert.

Auch gemäss den neusten Zahlen aus dem Onliner Atlas 2007 sind es die 60- bis 69-jährigen, welche mit 2,8% den grössten Anstieg verzeichnen. Der Onliner-Anteil dieser Altersgruppe lag im Jahr 2007 bei 35,5%. Auch die Nutzung der Breitbandverbindung ist im gleichen Zeitraum um 12% angestiegen. 23% der 60- bis 69-jährigen wählen sich mittels eines ISDN-Anschlusses ein. Lediglich 16% der Generation 50plus verwendet noch ein analoges Modem.

- 7 Millionen SilverSurfer, dabei entfallen 4,2 Millionen auf die 50- bis 59-jährigen, 2,5 Millionen auf die 60- bis 69-Jährigen und nur 0.4 Millionen auf die über 70-jährigen12
- Heute ist jeder fünfte Erwerbsfähige über 50 Jahre alt. Im Jahr 2020 wird es jeder Dritte sein
- Der Durchschnittswert bei den über 54-jährigen ist laut neusten Zahlen (27.02.2007) des Statistischen Bundesamtes auf 30% angewachsen. Rund die Hälfte der Webgeneration 54 plus ist täglich beziehungsweise fast täglich Online
- Ausgaben:

Die durchschnittlichen Haushaltsausgaben für Kommunikation betragen 3,1% des Konsumbudgets. Der entsprechende Anteil der Seniorenhaushalte beträgt:

-2,3% (65- bis unter 70-jährige)
-2,4% (70- bis unter 80-jährige und 80-jährige und Ältere)

Bekannte, deutsche Seniorenportale:

- www.seniorenweb.uni-bonn.de (Unterstützen eine Initiative aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz zur Einrichtung eines europäischen Webangebots für Senioren).
- www.seniorenweb.de
- www.seniorennet.de
- www.feierabend.com
- www.forum-fuer-senioren.de
- www.50plus-treff.de
- www.lebensphasen.de (Sehr benutzerfreundliche Darstellung betreffend Farbkontrasten und Schriftgrössen)

Weitere ausländische Portale:

- Kanada www.fifty-plus.net
- Holland www.seniornet.nl
- England www.seniornet.com/index.html
- Schweden www.seniornet.se (Bei den schwedischen Senioren, die dauernd oder w ährend der kalten Jahreszeit auf Gran Canaria leben, sehr beliebt)

[...]


1 Ochel, Jens: Senioren im Internet, Josef Eul Verlag GmbH, Lohmar; Köln 2003

2 www.seniorenfreundlich.de

3 Wikipedia, www.wikipedia.org

4 Onliner Atlas 2005, Seite 61

5 EUROsat, Nr. 40/2005, Seite 2

6 EUROsat 2007 (Basis 2006), UBS, die Schweiz in Zahlen, WEMM 2006

7 Nicht repräsentative Stichprobe SSR Umfrage 2007 im Rahmen der jährlichen Messe / Messe Basel

8 www.news.worldsites-schweiz.ch

9 Michael Doh, am Deutschen Zentrum für Altersforschung (DZFA) in Heidelberg

10 Lehr, U., 2006, S. 24

11 ARD-ZDF-Online-Studie 2005

12 Forsa Studie, Berlin

Ende der Leseprobe aus 69 Seiten

Details

Titel
Senioren im Internet
Autor
Jahr
2008
Seiten
69
Katalognummer
V113627
ISBN (eBook)
9783640132607
ISBN (Buch)
9783640135271
Dateigröße
2110 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Senioren, Internet
Arbeit zitieren
Andy Wydler (Autor:in), 2008, Senioren im Internet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113627

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