Um die Frage zu klären, ob die Gewalt Jugendlicher eine religiöse Dimension
hat, muss zunächst das Phänomen Religion in den Blick genommen werden, speziell der Zusammenhang von Religion und Gewalt. In den ersten zwei Kapiteln wird dementsprechend nach Ansätzen gesucht, die es erklärlich werden lassen, warum die Geschichte der meisten Religionen in der Gewaltfrage so widersprüchlich ist.
Es ist ein Glücksfall für diese Arbeit, dass vor einigen Jahren vom ÖKUMENISCHEN RAT DER KIRCHEN eine Dekade zur Überwindung von Gewalt ausgerufen wurde. Demnach sollen sich Christen von 2001 bis 2010 in ihrem Umfeld mit der Gewaltproblematik auseinandersetzen und für ein Leben in Gewaltfreiheit eintreten. Diese Dekade hat ein neues intensives Nachdenken über die Zusammenhänge von Religion und
Gewalt ausgelöst. Zahlreiche Publikationen sind erschienen, in denen mit religionsgeschichtlichen und religionswissenschaftlichen Zugriffen die entsprechenden Zusammenhänge deutlich erhellt worden sind. Auf der Grundlage der dann vorgenommenen Klärungen richtet sich im dritten Kapitel der Blick auf das Phänomen Jugendgewalt. Aktuelle, durch ihre besondere Brutalität spektakulär
gewordene Fälle aus der jüngeren Vergangenheit werden hier vorgestellt, um diese in einem weiteren Schritt auf möglicherweise darin enthaltene religiöse Elemente hin zu analysieren. Ziel dieses Abschnittes ist es, Analogien herauszufinden und zu benennen, die zwischen der Gewalt, die wir aus der Geschichte der Religionen kennen, und eben der von Jugendlichen ausgeübten Gewalt bestehen könnten.
Als evangelischer Religionslehrer interessiert mich aber noch eine weiterführende Frage: Wenn denn die Gewalt Jugendlicher tatsächlich eine religiöse Dimension hat, ist dann nicht vielleicht gerade der Religionsunterricht herausgefordert, darauf zu reagieren? Der Frage,
wie dies geschehen könnte, wird im letzten Kapitel nachgegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Friedenssehnsucht und Gewalt: Das Unvereinbare vereint in den Weltreligionen?
- Erklärungen
- Sakralisierung der Gewalt
- Sakralisierung der Liebe
- Vermischungen
- Jugend und Gewalt
- Der Religionsunterricht als friedenspädagogisches Kernfach
- Schlussüberlegung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Jugendgewalt und untersucht, ob und inwiefern religiöse Motive eine Rolle spielen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob die Gewalt Jugendlicher eine religiöse Dimension hat und wie der Religionsunterricht darauf reagieren kann.
- Zusammenhang von Jugend und Gewalt
- Religiöse Dimension von Gewalt
- Friedenssehnsucht und Gewalt in den Weltreligionen
- Der Religionsunterricht als friedenspädagogisches Kernfach
- Analyse von aktuellen Fällen von Jugendgewalt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer persönlichen Einleitung, in der der Autor seine Erfahrungen mit Gewalt an Schulen schildert und die Frage nach der Rolle von Religion in diesem Kontext aufwirft. Im ersten Kapitel wird die These aufgestellt, dass Religion und Gewalt keine Gegensätze sind, sondern in bestimmten Situationen sogar eine Nähe zueinander aufweisen. Die Geschichte der meisten Religionen zeige, dass Gewalt in der Vergangenheit oft akzeptiert und legitimiert wurde.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Erklärungen für den Zusammenhang von Religion und Gewalt. Es werden die Begriffe „Sakralisierung der Gewalt“ und „Sakralisierung der Liebe“ eingeführt und die Vermischungen zwischen diesen beiden Polen untersucht.
Im dritten Kapitel wird das Phänomen Jugendgewalt näher beleuchtet. Der Autor stellt aktuelle Fälle von Jugendgewalt vor, die durch ihre besondere Brutalität in der jüngeren Vergangenheit bekannt geworden sind. Ziel dieses Kapitels ist es, Analogien zwischen der Gewalt, die wir aus der Geschichte der Religionen kennen, und der von Jugendlichen ausgeübten Gewalt zu finden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Jugendgewalt, Religion, religiöse Bildung, Friedenssehnsucht, Sakralisierung der Gewalt, Sakralisierung der Liebe, Religionsunterricht, aktuelle Fälle von Jugendgewalt, Analogien, religiöse Dimension von Gewalt.
- Arbeit zitieren
- Dr. Olaf Kühl-Freudenstein (Autor:in), 2008, "Ey, du Opfer", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113770