Gut und Böse in John Bunyans -A Pilgrims Progress- und in Nathaniel Hawthornes -The Scarlet Letter-


Seminararbeit, 2002

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. The Pilgrim‘s Progress und The Scarlet Letter – Inhalt und Zielsetzung
1. The Pilgrim‘s Progress von John Bunyan
a) Form
b) Inhalt
c) Personen und Umfeld
d) Interpretationsansätze
2. The carlet Letter von Nathaniel Hawthorne
a) Form
b) Inhalt
c) Personen und Umfeld
d) Interpretationsansatz

II. Gut und Böse in The Pilgrim’s Progress und in The carlett Letter
1. Das personifizierte Böse und das Gute
a) Die Personifikationen des Bösen
b) Das Gute
2. Der Kampf zwischen Gut und Böse in Christian und Dimmesdale
a) Die Entwicklung der Hauptpersonen
b) Der Umgang mit der chuld und die Befreiung davon
c) Die Entscheidung am cheideweg chluss

Benutzte Literatur

Einleitung

Eines der grundsätzlichsten Dinge, die die Menschheit in ihrer Entwicklung geprägt haben, ist die Auseinandersetzung mit dem Guten und dem Bösen. Soweit man in die Menschheitsgeschichte zurückblicken kann, hat jedes Volk eine Religion gehabt, die bei all ihren Unterschieden doch in fast jedem Fall etwas gemeinsam haben – eine höhere Macht und eine für den Menschen relevante Definition von Gut und Böse. Ob nun der Glaube an gute und böse Geister bei Naturvölkern, an Allah und Scheitan im Islam, an Jahwe und Satan im Judentum, an Gott und Teufel im Christentum das Handeln der Menschen bestimmte – alles ist geprägt von dem Gegensatz zwischen dem ethisch richtigen, guten und dem falschen, bösen. Auch jeder Staat als politische Instanz braucht eine Definition von Erlaubtem und Unerlaubtem, also von Gutem und Bösem. Der Mensch steht ständig vor der Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten – dem nach seiner Weltanschauung oder den Gesetzen seines Staates Guten und dem Bösen. Meistens steht dahinter auch die Angst vor Strafe bei falschem und die Hoffnung auf Belohnung bei richtigem Handeln. Allerdings ist das Böse und das Gute nicht in jedem Fall eindeutig definiert. In unserem christlichen Kulturkreis galt lange alles, was von Gott ausgeht, Sein Handeln, Seine Gebote als gut und richtig und im Gegensatz dazu alles, was vom Teufel ausgeht als falsch und böse. Da die Kirche jahrhundertelang die Politik beeinflusste, war gut und böse in vielen Fällen bei Kirche und Staat gleich definiert. In der Umbruchszeit der Renaissance und des Humanismus, in der die Menschen begannen, die Institution Kirche und den Glauben zu hinterfragen, fing auch der Wandel in dem Verständnis von gut und böse an. In unsrer pluralistischen Gesellschaft, kann niemand mehr so leicht eine Definition von gut und böse aufstellen, ohne damit die so wichtig gewordene Individualität des anderen zu verletzen. Gut und böse sind relativ geworden. Und doch stellt der christliche Glaube den Anspruch auf eine absolute Abgrenzung von gut und böse. Die Auseinandersetzung damit spielt in vielen Werken mit christlicher Thematik eine entscheidende Rolle. Als Beispiel dafür dienen in der vorliegenden Hausarbeit die Werke The Pilgrim’s Progress von John Bunyan und The Scarlet Letter von Nathaniel Hawthorne. In beiden geht es um die Entwicklung der Hauptfiguren, die sich in mehreren Stationen vollzieht, bei denen es jeweils um die Entscheidung zwischen richtig und falsch geht. Die Schwierigkeit dabei ist oft die Definition von gut und böse, die bei Bunyan ziemlich eindeutig ist, bei Hawthorne schon problematischer wird, da die Figuren in seinem Werk dabei von verschiedenen Standpunkten ausgehen. In der Hausarbeit soll es nun um den Kampf zwischen Gut und Böse in diesen beiden Romanen gehen. Da beide Werke recht einschlägig sind, gibt es auch ausreichend Sekundärliteratur, die Hauptarbeit für mich war in diesem Fall aber trotzdem die Analyse der Primärtexte selbst, da ich direkt zu meinem Thema passend keine Artikel oder Bücher gefunden habe. Zunächst liefere ich eine kurze Hintergrund- und Inhaltsinformation zu den Werken selbst, danach möchte ich auf die Problematik des Guten und des Bösen in beiden Werken eingehen. Beide Werke sind sehr komplex und inhaltsreich, so dass es unmöglich ist, alle Aspekte anzusprechen, die diese Problematik in den beiden Werken betreffen. Deshalb musste ich mich auf einige wenige Punkte beschränken. So bin ich z. B. nur sehr knapp auf die Rolle Pearls oder der alten Hibbins aus The Scarlet Letter eingegangen, die sicherlich auch bedeutend für das angesprochene Thema sind. Auch die von mir angesprochenen Punkte erschöpfen das Thema nicht vollständig, sondern sind eher Gedankenansätze in die genannte Richtung.

Naemi Fast,

Eppstein, 19. September 2002

I. The Pilgrim‘s Progress und The Scarlet Letter – Inhalt und Zielsetzung

1. The Pilgrim‘s Progress von John Bunyan

Der volle Titel des Romans lautet: The Pilgrim’s Progress from this world, to that which is to come: Delivered under the Similitude of a Dream Wherein is Discovered, The manner of his setting out, His Dangerous Journey; And safe Arrival at the Desired Country.

Das berühmteste Werk des Kesselflickers und Predigers John Bunyan (1628-1688) ist ein Erbauungsbuch in zwei Teilen und wurde hauptsächlich während Bunyans Inhaftierung verfasst. Der 1. Teil erschien 1678, der 2. Teil 1684. Das Buch wurde gleich nach seinem Erscheinen ein großer Erfolg - bereits zu Bunyans Lebzeiten gab es 12 Auflagen. Es gilt nach der Bibel als das am meisten gelesene Buch Englands und ist zweifellos das einzige erzählende Prosawerk des 17. Jahrhunderts, welches bis in die heutige Zeit allgemein bekannt und sowohl literarisch als auch geistesgeschichtlich von hoher Bedeutung ist. Der Literaturwissenschaftler Kurt Otten beurteilt den Stellenwert dieses Werkes folgendermaßen:

„Wenn aber Bunyans Werk in der literarischen Geschichte Englands mehr bedeutet, als eine religionsgeschichtliche Kuriosität, so beruht seine Stellung auf der Verbindung zwischen der künstlerischen Ausdruckskraft einfacher Formen, biblischer und volkstümlicher Sprachgewalt und religiösem und moralischem Engagement. Bunyans Hauptwerk [...] ist der große Bucherfolg seiner Epoche gewesen und gehört neben der Bibel und dem Robinson Crusoe zu den drei Büchern, ohne deren Kenntnis die englische und amerikanische Literatur in wesentlichen Zügen dem Verständnis des Lesers verschlossen bleibt.“[1]

Der Literaturhistoriker Hans-Dieter Gelfert ordnet The Pilgrim’s Progress folgendermaßen in die Geschichte der englischen Literatur ein:

„Was Bunyans Werk von dem spätmittelalterlichen unterscheidet, ist die Tatsache, daß es darin nicht mehr nur um das Erreichen eines normativen Wertes geht. Vielmehr wird in Christian die Ausbildung einer sehr viel moderneren religiösen Subjektivität vorgeführt. Damit steht das Werk bereits an der Schwelle zum bürgerlichen Roman. Allerdings wird diese Schwelle noch nicht überschritten; denn Bunyans Ziel ist nicht die Erfahrung der Welt, sondern Erlösung von ihr. Damit steht er noch in der Tradition des Barock.“[2]

a) Form:

Die gesamte Handlung ist in erzählendem Prosatext verfasst, jeweils das Vorwort zum ersten (The Author’s Apology For His Book) und zum zweiten Teil (The Author’s Way Of Sending Forth His Second Part Of The Pilgrim) und das Nachwort zum ersten Teil (Conclusion) sowie einige Verse in der Erzählung in Gedichtform. Beide Teile werden als Träume des Ich-Erzählers dargestellt, wobei die Erzählerfigur als Träumer für das Geschehen selbst keine Rolle spielt, dieses aber hin und wieder durch kurze Einwürfe unterbricht („Now I saw in my dream“[3] oder „And after that, they shut up the Gates: which when I had seen, I wished myself among them“[4]), wie um dem Leser in Erinnerung zu rufen, das das Geschehen nicht Realität, sondern Traum ist.

Die Erzählung spielt sich in einem fiktiven, allegorischen[5] Raum ab, die Personen sind allegorische Figuren – Personifikationen bestimmter Eigenschaften oder Zustände, worauf der Autor in The Author’s Apology For His Book hinweist („And thus it was: I writing of the way And race of saints in this our Gospel-day, Fell suddenly into an allegory About their journey, and the way to glory“[6]). Landschaften und Figuren haben durchaus manchmal auch Bezüge zu realen Landschaften und Personen, spielen in der Geschichte aber immer die Rolle von Sinnbildern. Trotz der märchenhaften Elemente fehlt dem Werk doch auch nicht der Realitätsbezug, was beispielsweise in den Gesprächen deutlich wird, die in recht einfacher realistischer Form gehalten sind und sehr alltagsnah erscheinen. Dieter Mehl schreibt dazu:

„Vor allem veranschaulicht das Buch aber auch, wie wirkungsvoll realistische Erzählformen und allegorische Technik sich miteinander vereinen lassn, wie enig abstrakt, konstruiert und wirklichkeitsfremd Allegorie hier erscheint, da hinter ihr ein Menschenbild steht, dem jede Idealisierung menschlicher Kräfte und Fähigkeiten fernliegt.“[7]

Der Handlungsverlauf in der Erzählung ist eine Entwicklung von einem Tiefpunkt - der City of Destruction, von wo der Pilger ausgeht - zu dem Höhepunkt - der Celestial City - hin. Der Beginn des Weges ist durch das Kreuz markiert, an dem der Pilger seine Schuld los wird, das Ende ist das herrliche Jerusalem, zu dem er hinstrebt. Der Weg des Protagonisten ist in einzelne Stationen gegliedert, bei denen der Spannungsbogen jedesmal auf- und wieder abschwillt. Die Stationen stellen also kleine Höhepunkte in dem gesamten Verlauf dar, der eigentliche Höhepunkt aber, an dem der Protagonist das angestrebte Ziel erreicht und auf den hin sich das ganze Geschehen ausrichtet, ist zugleich der Schluß der Geschichte.

b) Inhalt:

Im Teil I sieht der Erzähler im Traum, wie Christian aus Angst vor dem sicheren Untergang seine Heimatstadt Destruction und seine Frau mit den vier Kindern verlässt. Er begegnet dem Evangelisten, der ihm den Weg zur engen Pforte (Strait Gate) weist. Nachdem er diese passiert hat, findet er auf einem Hügel das Kreuz, an dem er seine Last –Sinnbild für die Sündenschuld – los wird. Nun ist er auf dem Weg zur Celestial City – der ewigen Stadt Gottes. Dieses Ziel dient ihm ständig als Antrieb und Ermutigung und motiviert ihn zum Fortsetzen seines gefahrvollen Weges. Viele Schwierigkeiten und Versuchungen kommen auf ihn zu, in denen er sich bewähren muss, z. B. im Slough of Despond, im Kampf mit dem Ungeheuer Apollyon, im Valley of the Shadow of Death oder in der Vanity Fair. Der Pilger kommt aber auch an schönen Orten vorbei, in denen er gestärkt und ermutigt wird, z. B. Delectable Mountains, Palace Beautiful. Die Menschen, denen er begegnet, sind entweder aus dem Reich Satans oder aus dem Reich Gottes, dementsprechend verführen sie ihn entweder oder bringen ihn wieder auf den richtigen Weg, bzw. bestätigen und ermutigen ihn. In kritischen Situationen taucht hin und wieder der Evangelist auf, der Christian wieder auf den richtigen Weg hilft. Ein Stück des Weges wird Christian von Faithful begleitet, der in der Vanity Fair den Märtyrertod erleidet und dadurch direkt in das himmlische Jerusalem gelangt. Danach wird Hopeful Christians Weggefährte. Die beiden erreichen am Ende ihrer Reise den Strom des Todes, durch den sie mit einigen Schwierigkeiten an das ersehnte Ufer vor den Toren der Celestial City gelangen. Sie werden triumphierend im Himmlischen Jerusalem empfangen, wo der Pilger nun ewig in der Gegenwart des himmlischen Königs (Gott) leben darf.

[...]


[1] Kurt Otten: Der englische Roman vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Berlin 1971, S. 43-44

[2] Hans-Dieter Gelfert: Kleine Geschichte der englischen Literatur, München 1997, S. 119-120

[3] Bunyan: The Pilgrim’s Progress, London 1987, S. 134

[4] Bunyan, Pilgrim, S. 141

[5] Allegorie: allegorein (griech.) anders, bildlich reden, bildhaft belebte Darstellung eines abstrakten Begriffs oder klaren Gedankengangs

[6] Bunyan, Pilgrim, S. 3

[7] Dieter Mehl: Der englische Roman bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Düsseldorf 1977, S. 46

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Gut und Böse in John Bunyans -A Pilgrims Progress- und in Nathaniel Hawthornes -The Scarlet Letter-
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Jerusalemblder in der Literatur
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
24
Katalognummer
V11381
ISBN (eBook)
9783638175579
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Böse, John, Bunyans, Pilgrims, Progress-, Nathaniel, Hawthornes, Scarlet, Letter-, Jerusalemblder, Literatur
Arbeit zitieren
Naemi Fast (Autor:in), 2002, Gut und Böse in John Bunyans -A Pilgrims Progress- und in Nathaniel Hawthornes -The Scarlet Letter-, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11381

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