Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Hippies - Eine Generation dreht am Rad
2.1 Die große Zeit der ’the’s - Rock ’n’ Roll als Befreiung von Geist und Körper
3. Die Drogen der Hippies und ihr Stellenwert innerhalb der Gruppe
3.1 Cannabis
3.2 LSD (Lysergsäure-diethylamid)
4. Drogenpolitische Folgen der 60er Jahre
4.1 The American Way of Life - War on Drugs
5. Fazit
6. Glossar
7. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Die 60er Jahre, John F. Kennedy stirbt, ein Krieg gerät außer Kontrolle, Martin Luther King propagiert seinen Traum von Gleichheit und der Mensch erobert den Weltraum. Doch wurde diese Zeit nicht nur durch solche Ereignisse überschattet, sondern es wurde auch eine neue Jugendkultur geboren, die Hippies. Wer kennt nicht die fröhlichen Blumenkinder, die stets von Liebe und Frieden priesen und sich ganz bewusst den Konditionierungen einer immer weiter ma- schinierten Gesellschaft mit ihren Plattenbauten und Fabriken widersetzte? Es kam zum Aufschrei der Jugend, welche sich den bestehenden Dogmen nicht weiter unterwerfen wollte und nach einem anderen Weg suchte, hin zu mehr Verständnis und Weltoffenheit. Nicht nur Bands wie The Rolling Stones, The Who und The Beatles oder die Legenden Jimmy Hendrix und Carlos Santana waren ihre Priester. Drogenkonsum wie der von Cannabis und LSD (Lysergsäu- re-diethylamied) wurde zum Ritual ihrer Lebensweise.
Ziel dieser Hausarbeit ist es einen Blick in die Hippie-Szene in den USA mit ihren Riten und auch der aufkommenden Rockmusik der 60er Jahre zu gewähren. Ein weiteres Augenmerk wird auf den Stellenwert von Drogen gerichtet, insbesondere Cannabis und LSD, mit einem Abriss ihrer Geschichte, sowie ihre Wirkungen, gesundheitlichen Folgen und Schädigungen. Der letzte Punkt soll über die drogenpolitischen Entwicklungen und Fortschritte der USA unmittelbar nach der Flower-Power-Zeit aufklären. Die Abrisse von Cannabis, LSD und der Drogenpolitik sollen hier zentrale Schwerpunkte dieser Hausarbeit widerspiegeln. In wie weit Drogen in der Hippiebewegung eine wichtige Rolle spielten und ob wirklich gerade diese Randgruppe an den Folgen der Drogenpolitik in den 70ern maßgeblich beteiligt war, soll Bestandteil des zum Abschluss kommenden Fazits werden.
Ursprünglich war vorgesehen in dieser Hausarbeit auch auf die Hippieszene und Deutschland und das 1971 eingeführte Betäubungsmittelgesetz näher einzugehen. Nach reiflicher Überlegung würden diese Punkte allerdings den Umfang dieser Hausarbeit sprengen, wodurch der o.g. Teilaspekt praktisch keine Erwähnung findet. Aufgrund des multidisziplinären Ansatzes dieser Hausarbeit, hat sich die Literaturrecherche als sehr Umfangreich und aufwändig erwiesen.
2. Die Hippies - Eine Generation dreht am Rad
In den 60ern ging durch die Industrialisierung und immer schneller fortschreitenden Vergesellschaftlichung ein Ruck durch die jugendliche Bevölkerung, die nicht länger Willens war sich den Dogmen der Gesellschaft zu unterwerfen. „Hippies, so eine Lexikon-Definition, sind eine ’stark fluktuierende Gruppe Jugendlicher, ursprünglich aus den USA, vorwiegend aus der Mittelklasse, die die etablierte Gesellschaft und ihre Werte und Verhaltensweisen ablehnt. Hippies streben Gewaltlosigkeit, die Entfaltung der Persönlichkeit und die Naturnähe an. Sie versuchen mit Drogen neue Bewusstseinsbereiche zu erschließen’“ (Watschke 2004). Ihr Protest übte sich in allen nur erdenklichen Formen aus. Sich kaum waschen, lange Haare, dreckige Kleidung, Wohnkommunen, Orgien und ein unsteter Lebensstil führten dazu, dass Hippies zum Alptraum der älteren Generation wurden. „An diesem Abend nahm mich Johnny mit zu seinen Freunden in das kleine Appartement am Ende dieser Straße, in der Hoffnungen von Tausenden von Eltern begraben sind und die Träume der Jugend Wahrheit werden sollten“ (Bonn 1968, S.52). Inspiriert durch den fernen Osten und andere multikulturelle Einflüsse, entwickelten sie eine völlig neue und eigene Kultur mit ihren ganz eigenen Riten und einer ungeheuren Antriebskraft. Gedichte, Musik, Kleidung, alles erschien in seinem ganz eignen Glanz, welcher aber den Außenstehenden, den „Spießern“ verschlossen blieb. „Die Jugendlichen distanzierten sich nicht nur durch ihre Kleidung und ihren Musikgeschmack von den Erwachsenen. Jung zu sein bedeutete auch, alles ganz anders machen zu können, als die Eltern“ (Ströver et al. 1996, S.7). Für viele bildet Woodstock den zentralen Punkt der damaligen Ära, doch war das Hippiefestival im Jahr 1969 schon das Ende vom Lied einer jungen Generation. In der darauf folgenden Zeit bewiesen Markt, Gesellschaft und Konsum wie resistent sie sind und spuckten all das Verwerfliche der 60er in angepasster und verharmloster Form wieder aus, was letzten Endes zusammen mit den drogenpolitischen Bemühungen zum Erliegen der Szene führte.
2.1 Die große Zeit der ’the’s - Rock ’n’ Roll als Befreiung von Geist und Körper
The Doors, The Grateful Dead, The Rolling Stones, The Who, The Beatles, dies sind mit unter Namen, die den Bands heute noch nachhallen. Sie waren neben Künstlern wie Jimmy Hendrix oder Santana Mitbegründer der frühen Rockmusik. Ein Stil, wie er vorher noch nicht existierte und eine ganze Generation in ihren Bann schlug, denn nie zuvor war Musik so emotional und entkörpernd. „With the advent ofThe Beatles - a second, third, and fourth coming ofChrist to the young generation - the “in“ music even for most beatniks became electrified, amplified, bouncy rock and roll that was definitely meant for motion” (Wolfe 1968, S.35). „Ebenso wie der Drogenkonsum spielte die Musik eine wichtige Rolle für die Hippie-Bewegung. Sie drückt das Lebensgefühl der Generation aus und hilft das neue Bewusstsein zu reflektieren“ (Watschke 2004). So ging es um Liebe, Frieden, Sex und Drogen oder auch spirituelle Reisen wie im Song „Dark Star“ von Grateful Dead.
Dark star crashes, pouring its light into ashes.
Reason tatters, the forces tear loose from the axis. Searchlight casting for faults in the clouds ofdelusion. Shall we go, you and I while we can Through the transitive nightfall of diamonds?
Mirror shatters in formless reflections of matter. Glass hand dissolving to ice petal flowers revolving. Lady in velvet recedes in the nights of good-bye. Shall we go, you and I while we can Through the transitive nightfall of diamonds?
Ein eben so bekanntes Beispiel für den Geist der damaligen Musik und Generation ist ein Auftritt der Band The Doors, bei dem sich Sänger Jim Morrison sich während des Konzerts auf der Bühne entblößte. „The hippie entertainers have brought nudity to the stage. One of the most fanatic performers, Jim Morrison of the rock group The Doors, gave a demonstration of his private parts before 12,000 young people during a concert in Miami” (Lain 1972, S.171). Er verkörpert perfekt die Tabulosigkeit, sexuelle Befreiung und politische Revolte jener Jahre“ (Watschke 2004).
3. Die Drogen der Hippies und ihr Stellenwert innerhalb der Gruppe
„Die beiden wichtigsten Protestsymbole aus dem Drogenbereich waren in den späten sechziger Jahren unumstritten Cannabis und LSD“ (Ströver et. al 1996, S.117). Auf Grund ihrer psychoaktiven, und berauschenden Wirkungen waren sie gerade bei den Hippies beliebt, da die Wahrnehmungen verstärkt wurde, oder man sogar eine komplette Loslösung des Geistes vom Körper erfuhr. Diese Drogen sollten dabei helfen, die oft gepredigte, allumfassende Liebe zu erkennen und zu verstehen. „Nach der Hippie-Philosophie kann der Zustand höchster Glückseeligkeit nur durch »Bewusstseinsausdehnung«, durch das »psychedelische Experiment«, durch die »Weitung des inneren Raums« erreicht werden“ (Bonn 1968, S.50). Für diese Jugendkultur ist LSD mehr als nur ein Rauschmittel. Während Cannabis eher der „Chili - Out“ war, der Mittelfinger den man der Gesellschaft vorhält, diente die dem Mutterkorn entspringende Droge als zentraler Angelpunkt zwischen der Selbstfindung und dem kosmischen, allumfassenden Sein. Doch hatte LSD unter anderem auch den Ruf als Liebesdroge. Hier spielt der Name Timothy Leary eine zentrale Rolle. Damals noch Professor an der Universität von Harvard, verlor er 1963 schnell seinen Posten, nachdem seine Experimente nur noch zu LSD-Parties ausarteten. Kurze Zeit später gründete er die International Federation for Internal Freedom, die sich „turn on - tune in - drop out!“ auf ihre Flaggen schrieb, wo er die Wirkungen der vermeidlichen Wunderdroge propagierte. Ihr Slogan wurde zu einem zentralen Glaubenssatz der Hippiebewegung. „LSD, so erklärte er, sei das stärkste bis heute bekannte Aphrodisiacum, es setzt unvorstellbare sexuelle Energie frei, steigere die Liebesfähigkeit, ja es habe frigide Menschen erst liebesfähig gemacht. Allerdings steigere es nicht nur einfach die Potenz, nicht nur die sexuelle Leidenschaft, sondern vor allen Dingen auch die seelische Liebeskraft - es durchflutet den ganzen Menschen, all seine Organe und Sinne und erzwinge unlösliche zwischenmenschliche Beziehungen. Im LSD-Rausch könne man weder sich selber, noch seinem Partner entschlüpfen - die Herrschaft der Droge sei absolut“ (Bonn 1968, S.57).
Doch nicht immer spielte LSD eine Rolle, wie der Sänger Jerry Garcia in einem Interview mitteilte. ,”l didn’t need Timothy Leary or LSD to do it either“ Garcia told me. "Back in high school I was high on bennies, things like that. I never heard of Leary. Nobody in the Haight-Ashbury follows Leary. The people here would have done this thing without acid, without Leary. [...]“ (Wolfe 1968, S.38f).
3.1 Cannabis
Cannabis ist den Menschen bereits seit tausenden von Jahren vor Christi Geburt bekannt. Schon damals wurden Kleidungsstücke und Seile aus dieser Pflanze, die zur Gattung der Hanfgewächse zählt, hergestellt. Auch wurden damals die heilenden Fähigkeiten erkannt und so wurde es unter anderem als Betäubungs- und schmerzlinderndes Mittel eingesetzt. „Als Rauschmittel etablierte sich Cannabis zunächst in Indien, wo die Pflanze aufgrund ihrer psychoaktiven Wirkung in bestimmten kultischen Handlungen einbezogen wurde“ (DHS k.J.).
Die beiden Formen in denen man Cannabis am häufigsten vorfinden kann, sind Marihuana und Haschisch. Beide werden zum Großteil von den weiblichen Pflanzen gewonnen, da diese einen wesentlich höheren Anteil an THC (Tetrahydrocannabinol) haben, durchschnittlich 5%. Ebenso unterscheidet sich der THC-Gehalt bei Marihuana und Haschisch. Marihuana, welches aus den getrockneten Blüten und Stängeln der Pflanze besteht, hat in etwa einen Anteil von 1% - 15%, was stark von der Pflanze und deren Züchtung abhängt. Haschisch hingegen wird aus den Harzen der Blütenstände gewonnen, sein Gehalt schwankt zwischen 5% und 12% (vgl. DHS k.J.).
Wie auch bei vielen anderen psychoaktiven Drogen, wird der entstehende Rausch, wobei dem Körper eine Menge von 3 - 10 mg THC zugeführt werden muss (vgl. DHS k.J.), stark durch das Umfeld und das persönliche Befinden des Konsumenten beeinflusst. Gerade Cannabis besitzt die Eigenschaft, bestehende Gefühlslagen zu verstärken, was zu einem „euphorischen Rausch“ oder einem „Absturz“ führen kann. Ersteres ist durch leichte Heiterkeit und Lachanfälle gekennzeichnet, während man bei einem Absturz eher in sich gekehrt ist und lieber in Ruhe gelassen werden möchte. „Bei niedriger bis mittlerer Dosierung (1-3 ’Joints’) erhöhen sich die sozialen Umgänglichkeiten und führen zu einer ganzen Reihe psychischer Änderungen: Ausgelassenheit bis hin zur Albernheit, Euphorie, Intensivierung sensorischer Erlebnisse, verändertes Zeitgefühl und eine entspannte „Laissez- faire“ Haltung. (...) Das Gefallen an Musik und Farben erhöhte sich z.T. enorm. [...] Bereits bei mäßiger Dosierung stellen sich aber auch gelegentlich Angst, Ruhelosigkeit und Verwirrung ein (...). Es kommt zu Konzentrationsschwierigkeiten, Gedankenflucht und Verzerrungen des Raum- und Zeitgefühls, Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses.“ (Elbert, Rockstroh 1990, S.336f). „Gelegentlich werden auch akustische und visuelle Sinneswahrnehmungen intensiviert und das sexuelle Erleben verstärkt“ (DHS k.J.), wodurch es auch plausibel erscheint, dass Cannabis sich grade Mitte bis Ende der 60er einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreute. Ebenso kann man Parallelen zwischen Hippies und deren damaliger Verbundenheit zur indischen Kultur ziehen wo THC, wie schon bereits erwähnt, als Rauschmittel bekannt und in kultische Handlungen eingebunden wurde. Der mittel- bis langfristige Einfluss kann zu einem amotivationalen Syndrom führen, dessen Folgen ,,(...) zunehmende Teilnahmslosigkeit sowie Verlust von Aktivität und Euphorie“ (DHS k.J.) sein können.
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