Über welche Mechanismen konstruiert die EU Identitäten in der ENP? In der Arbeit sollen zwei Implikationen überprüft werden, von denen die erste lautet: Die EU konstruiert Identitäten in der ENP durch Othering. Beim postkolonialen Konzept des Otherings handelt es sich um eine soziale und/oder psychologische Art, auf die eine Gruppe eine andere exkludiert oder marginalisiert. Die zweite zu prüfende Implikation lautet: Die Identität der EU in der ENP lässt sich mit dem Konzept des 'normative empire' treffend beschreiben.
Nach der Darstellung des Forschungsstands zum Verhältnis Europas zu seinen ehemaligen Kolonien werden die theoretischen Grundlagen gelegt. Dazu gehören die Problematisierung des Diskursbegriffs und daran anknüpfend die Erklärung, worum es sich bei Diskursanalysen handelt, um dann die kritische Diskursanalyse als eine Form davon vorzustellen.
Danach folgen die Definition diskursiver Identitätskonstruktion, die Vorstellung postkolonialer Forschungs-perspektiven und des Otherings sowie die Vorstellung des 'normative empire'-Konzepts. Im nächsten Schritt wird das methodische Vorgehen dargestellt. Es folgt eine Kontextualisierung der Dokumente, die dann analysiert und die Ergebnisse unter einem Rückbezug auf die Fragestellung interpretiert werden. Im abschließenden Fazit wird geklärt, ob die Implikationen bestätigt oder verworfen werden können und es wird aufgezeigt, wie die weitere Forschung aussehen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand – Das Verhältnis Europas zu seinen ehemaligen Kolonien
- Theorie
- Diskurse und Diskursanalysen
- Diskursive Identitätskonstruktion
- Postkolonialismus
- Definition und Relevanz
- Othering
- Theoretisierung der EU
- Von civilian zu normative power Europe
- Normative empire Europe
- Methodisches Vorgehen
- Fallauswahl, Materialauswahl und Untersuchungszeitraum
- Ablauf
- Kontext – Demokratieförderung in der ENP
- Definition, Mittel und Kritik
- Demokratieförderung in Tunesien
- Analyse
- Konstruktion der Identität der EU im Rahmen der ENP
- Konstruktion der Identität Tunesiens im Rahmen der ENP
- Interpretation
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einer postkolonialen Analyse der Europäischen Union (EU) am Beispiel der Demokratieförderung in Tunesien. Sie untersucht, inwiefern sich in der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) mit Tunesien noch Überreste kolonialer Strukturen und Machtbeziehungen zeigen. Die Arbeit will die Konstruktion der Identitäten der EU und Tunesiens im Kontext der ENP analysieren und so den Einfluss der kolonialen Vergangenheit auf die gegenwärtigen Beziehungen zwischen den beiden Akteuren aufzeigen.
- Postkoloniale Analyse der EU und ihre Beziehung zu ehemaligen Kolonien
- Identitätskonstruktionen der EU und Tunesiens im Rahmen der ENP
- Überreste kolonialer Strukturen und Machtbeziehungen in der ENP
- Kritik an der EU-Demokratieförderung in Tunesien
- Der Einfluss der kolonialen Vergangenheit auf die Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsstand und die Forschungsfrage vor, die sich mit der Frage beschäftigt, wie sich die koloniale Vergangenheit der EU auf ihre Beziehungen zu ehemaligen Kolonien auswirkt, speziell im Kontext der ENP mit Tunesien.
Kapitel 2 beleuchtet den Forschungsstand und diskutiert verschiedene Perspektiven auf das Verhältnis Europas zu seinen ehemaligen Kolonien. Es werden kritische Ansätze und die Rolle des Postkolonialismus in der internationalen Politik beleuchtet.
Kapitel 3 setzt sich mit der Theorie auseinander und erklärt wichtige Konzepte wie Diskursanalysen, diskursive Identitätskonstruktion und den Postkolonialismus. Es werden die theoretischen Grundlagen für die Analyse der EU-Identität im Kontext der ENP mit Tunesien gelegt.
Kapitel 4 beschreibt das methodische Vorgehen der Arbeit, die Fallauswahl, die Materialauswahl und den Untersuchungszeitraum. Es werden die Methoden der Diskursanalyse und des Postkolonialismus vorgestellt.
Kapitel 5 stellt den Kontext der Demokratieförderung in der ENP und speziell in Tunesien vor. Es werden die Ziele, Mittel und Kritik der ENP sowie die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Tunesien nach dem „Arabischen Frühling“ dargestellt.
Kapitel 6 beinhaltet die Analyse der Konstruktion der Identitäten der EU und Tunesiens im Rahmen der ENP. Es werden verschiedene Diskurse und Machtstrukturen untersucht, die auf die Beziehungen der beiden Akteure Einfluss haben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind Postkolonialismus, Europäische Union, Europäische Nachbarschaftspolitik, Demokratieförderung, Tunesien, Identität, Diskursanalyse, Machtstrukturen, Kolonialismus.
- Arbeit zitieren
- Viktoria Woronin (Autor:in), 2018, Eine postkoloniale Analyse der Europäischen Union am Beispiel der Demokratieförderung in Tunesien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1138550