Toleranz und Freiheitsstreben in Zeiten von Covid-19

Zur Auswirkung des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit und Kontrollüberzeugungen auf den Umgang mit Einschränkungen


Bachelorarbeit, 2021

61 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Abstract

Vorwort

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis und Symbolverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorie
2.1 Kontrollüberzeugung
2.2 Bedürfnis nach Einzigartigkeit
2.3 Reaktanz
2.4 Deonance
2.5 Forschungsfrage und Hypothesen

3. Methode
3.1 Stichprobenbeschreibung
3.2 Erhebungsinstrumente
3.3 Untersuchungsdesign und Vorgehensweise

4. Ergebnisse
4.1 Ergebnisse in Bezug auf Reliabilitäts- und Hauptkomponentenanalysen
4.2 Ergebnisse in Bezug auf die deskriptive Statistik
4.3 Ergebnisse in Bezug auf die Hypothesen
4.4 Ergebnisse in Bezug auf die weiteren Analysen

5. Diskussion
5.1 Interpretation der Ergebnisse
5.2 Limitationen und zukünftige Forschungen

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang A: Grafiken

Anhang B: Tabellen

Zusammenfassung

Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage welche Persönlichkeitsmerkmale und Motivationen die Individuen dazu bringen, unterschiedliche Reaktionen auf die ergriffenen Corona-Schutzmaßnahmen zu zeigen. Die Ergebnisse wurden mithilfe einer Online-Umfrage erfasst und anschließend mit dem statistischen Auswertungsprogramm SPSS ausgewertet. Insgesamt nahmen 130 Personen teil, von denen 64 weiblich und 51 männlich waren. Außerdem wurden 15 Teilnahmen bereinigt aufgrund von fehlenden Antworten. Dabei stammen die meisten Teilnehmer aus Hamburg n = 78. Das durchschnittliche Alter der Probanden lag aufgerundet bei 29 Jahren. Die Hypothesentestungen zeigten, dass es einen schwachen signifikant positiven Zusammenhang zwischen der internalen Kontrollüberzeugung und der Deonance gibt sowie zwischen dem Bedürfnis nach Einzigartigkeit und den Reaktanz-Effekten. Die Zusammenhänge zwischen der extemalen Kontrollüberzeugung und der Deonance sowie zwischen dem Bedürfnis nach Einzigartigkeit und der Deonance, konnten nicht bestätigt werden. Zudem konnten Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich der Intensität des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit, der psychologischen Reaktanz und der Reaktanz-Effekte festgestellt werden. Demzufolge neigen Männer eher dazu, diese Effekte zu zeigen. Für zukünftige Forschungen sollten alle Skalen auf Grundlage der im späteren Verlauf empfohlenen Aspekte überarbeitet werden.

Abstract

This bachelor thesis addresses the question of which personality traits and motivations lead individuals to show different reactions to the Corona protection measures taken. The results were collected using an online survey and then analyzed using the statistical analysis program SPSS. A total of 130 individuals participated, of which 64 were female and 51 were male. In addition, 15 participations were adjusted due to missing answers. Most of the participants were from Hamburg w = 78. The average age of the subjects was 29 years, rounded up. Hypothesis testing showed that there is a weak significant positive relationship between internal locus of control and deonance as well as between need for uniqueness and reactance effects. The relationship between external locus of control and deonance as well as between the need for uniqueness and deonance, could not be confirmed. In addition, differences were found between men and women regarding the intensity of the need for uniqueness, psychological reactance, and reactance effects. Accordingly, men tended to show more of these effects. For future research, all scales should be revised based on the aspects recommended later.

Vorwort

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Theorie psychologischer Reaktanz im Überblick

Abbildung 2: Alterskategorien der Umfrage-Teilnehmer

Abbildung 3: Screeplot des Bedürfnisses nach Einzigartigkeite

Abbildung 4: Screeplot der psychologischen Reaktanz

Abbildung 5: Screeplot derReaktanz-Effekte

Abbildung 6: Übersicht Spannweite, Mittelwerte und Std.-Abweichungen der Hauptkonstrukte

Abbildung 7: Übersicht Median und oberes sowie unteres Quartil der Hauptkonstrukte

Abbildung 8: Gesamtübersicht derumfassenderen Korrelationsanalyse

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersichtt-Test (eigene Darstellung)

Abkürzungsverzeichnis und Symbolverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Laut der deutschen Bundeskanzlerin Frau Merkel ist „Corona eine Jahrhundertkatastrophe“ (Norddeutscher Rundfunk, 2021). Aussagen wie diese zeigen, wie ernst diese Pandemie einzuschätzen ist.

Den ersten Corona-Patienten, auch „Patient 1“ genannt, verzeichnete Deutschland am 27.01.2020. Seither infizierten sich über drei Millionen weitere Menschen in Deutschland an Corona. Die Tendenz ist weiterhin steigend. Seitdem erkannt wurde, dass das Corona-Virus für die menschliche Gesundheit eine ernsthafte Bedrohung darstellt, versuchen die Regierungen weltweit, durch das Ergreifen von Schutzmaßnahmen das Infektionsgeschehen einzudämmen. Bis April 2021 haben die Länder in Deutschland für ihr jeweiliges Bundesland eigene Regeln umgesetzt. In Anbetracht gleichwohl weiter steigender Infektionszahlen wurden seit April dieses Jahres auf Bundesebene gesetzliche Bestimmungen auf den Weg gebracht, die fortan einheitlich für ganz Deutschland gelten sollten. In unregelmäßigen Abständen treffen sich die Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer mit der Bundesregierung zu einer Konferenz, um die aktuelle Lage zu bewerten, die Wirkung der Maßnahme zu überprüfen und bei Bedarf nach deren Einschätzung die Gesetzeslage anzupassen. Die Vorschriften zur Eindämmung des Virus-Geschehens wirken sich deutlich auf das soziale Leben der Bürger aus. Zu den bisher von Bund und Ländern erlassenen Gesetzen zählen unter anderem die folgenden:

- Kontaktverbot, d.h. Treffen nur mit maximal einer Person aus einem anderen Haushalt erlaubt.
- Ausgangssperre, d.h. ab einer bestimmten Uhrzeit darf nur mit triftigem Grund das Haus verlassen werden.
- Vorübergehende Schließung der Gastronomie, d.h. keine Restaurantbesuche mehr möglich.
- Sämtliche weitere Schließungen, wie z. B. Fitnessstudios, Einzelhandel oder Universitäten.

Hierbei istjedoch zu betonen, dass diese sogenannten Corona-Schutzmaßnahmen in den Ministerpräsidentenkonferenzen an die aktuelle Lage angepasst werden, d.h. es können neue Maßnahmen dazu kommen oder auch bestehende verworfen werden. Gelegentlich passt die Regierung auch nur die Intensität der bestehenden Schutzmaßnahme an, indem diese gelockert oder ausgeweitet werden (Bundesregierung, o. J.).

Seit Beginn der Pandemie zählte die Hamburger Innenbehörde 33.451 Verfahren aufgrund von Verstößen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Dabei wurden 22.352 Bußgeldbescheide erteilt. Demzufolge konnte die Stadtkasse ein Plus von 2.525.822,28€ verzeichnen (Stand 21.04.2021) (RTL Television, 2021). Diese Zahlen verdeutlichen, dass nicht jeder Bürger sich an die ergriffenen Schutzmaßnahmen hält. Die Menschen reagieren auf diese Maßnahmen somit auf höchst unterschiedliche Weise. Diese Reaktionen der Menschen auf die Corona-Bestimmungen sind Gegenstand dieser Forschungsarbeit.

Innerhalb der vorliegenden Forschungsarbeit soll untersucht werden, welche Persönlichkeitsmerkmale und Motivationen die Individuen dazu bringen, unterschiedliche Reaktionen auf die ergriffenen Corona-Schutzmaßnahmen zu zeigen. Damit diese Forschungsfrage beantwortet werden kann, wurden vier Hypothesen aufgestellt, die dem Kapitel 2.5 entnommen werden können. Dabei handelt es sich ausschließlich um Korrelationsanalysen hinsichtlich der Hauptkonstrukte. Folgende Hauptkonstrukte werden in dieser Forschungsarbeit thematisiert: Internale und externale Kontrollüberzeugung, psychologische Reaktanz, Reaktanz Effekte, Bedürfnis nach Einzigartigkeit und Deonance. Außerdem soll die Arbeit aufklären in welcher Art und Weise sich die Effekte der Hauptkonstrukte hinsichtlich der Corona-Schutzmaßnahmen äußern.

Zunächst soll dem Leser ein umfassendes Verständnis für die theoretischen Grundlagen dieser Forschungsarbeit vermittelt werden. Hierzu werden die Hauptkonstrukte definiert und erläutert. Demzufolge werden verwandte Modelle beschrieben und wichtige Erkenntnisse aus der Forschungspraxis bezüglich der Hauptkonstrukte dargestellt. Resultierend aus diesen Informationen werden die Forschungsfragen und die Hypothesen aufgestellt. Anschließend werden im praktischen Teil dieser Forschungsarbeit die Stichprobe, das Erhebungsinstrument, das Untersuchungsdesign sowie die Vorgehensweise der Untersuchung beschrieben. Daraufhin werden die Ergebnisse der Hypothesentestung beschrieben. Im Anschluss daran, werden diese auf Basis der Literatur und im Kontext der Corona-Krise interpretiert. Abschließend werden die Limitationen dieser Arbeit und Empfehlungen für zukünftige Forschungen dargestellt, bevor zum Schluss die festgestellten Ergebnisse im Fazit zusammengefasst werden.

2. Theorie

Im folgenden Abschnitt werden relevante Informationen bezüglich der dieser Forschungsarbeit zu Grunde liegenden theoretischen Konstrukte dargestellt. Zunächst wird die Kontrollüberzeugung bzw. die internale und extemale Kontrollüberzeugung erläutert. Daraufhin erfolgt die Darstellung des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit. Anschließend werden die Ansätze der psychologischen Reaktanz und die der Reaktanz­Effekte näher betrachtet. Abschließen wird die Deonancetheorie beschrieben.

2.1 Kontrollüberzeugung

Im Rahmen einer sozialen Lerntheorie entwickelt Julian Rotter das Konstrukt der Kontrollüberzeugung (engl. Locus of Control). Rotter (1966) beschreibt dieses Konstrukt der Kontrollüberzeugung als eine generalisierte Erwartungshaltung, die das Verhalten in einer Vielzahl insbesondere neuer und mehrdeutiger Situationen mitbestimmt. Laut Rotter (1966) sind generalisierte Erwartungen die Erfahrungen, die in vielen Situationen gewonnen wurden und auf zukünftige Situationen übertragen werden können (Kröhne & Hock, 2015, S. 270). Im engeren Sinne ist die Kontrollüberzeugung der Glaube, dass die Konsequenzen unserer Handlungen entweder von Ereignissen außerhalb unserer persönlichen Kontrolle (external) liegen oder davon abhängen, was wir tun (internal) (Zimbardo, 1995, S. 417). Rotter (1966) unterscheidet diese beiden Grundvarianten wie folgt:

„When a reinforcement is perceived by the subject as following some action of his own but not being entirely contingent upon his action, then, in our culture, it is typically perceived as the result of luck, chance, fate, as under the control of powerful others, or as unpredictable because of the great complexity of the forces surrounding him. When the event is interpreted in this way by an individual, we have labled this a belief in external control. If the person perceives that the event is contingent upon his own behaviour or his own relatively permanent characteristics, we have termed this a belief in internal control.” (Rotter, 1966, S. 1)

Hierzu muss betont werden, dass es sich bei der internalen sowie extemalen Kontrollüberzeugung nicht um eine voneinander abgrenzbare Überzeugung bzw. Erwartung handelt, sondern um ein hinsichtlich der Ausprägung kontinuierlich variierendes bipolares Persönlichkeitsmerkmal (Kröhne & Hock, 2015, S. 271).

Um die Kontrollüberzeugung zu erfassen, entwickelt Rotter (1966) einen Fragebogen bestehend aus 23 Items. Mithilfe dieser sowie auch einigen neu entwickelten Skalen wird die Kontrollüberzeugung sehr allgemein, d.h. bereichsunspezifisch, erfasst. Dabei ist es durchaus denkbar, dass Personen in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Kontrollüberzeugungen entwickeln und sich dementsprechend anders verhalten. Mittlerweile liefert die Forschungspraxis eine kaum noch überschaubare Fülle von Arbeiten zur Erfassung der Kontrollüberzeugungen bezüglich der unterschiedlichsten Bereiche wie Leistungsverhalten, Sozialverhalten, politisches Verhalten oder Gesundheitsverhalten (Kröhne & Hock, 2015, S. 271).

Levenson (1974) betrachtet das Hauptkonstrukt der Kontrollüberzeugung hinsichtlich ihrer Dimensionalität differenzierter. Das ursprünglich eindimensionale Konzept beschreibt zwei kontinuierlich variierende Verursacherquellen, die das Auftreten des Verhaltens in verschiedensten Situationen mitbestimmen können: die internale und externale Kontrolle. Für Levenson ist es vor allem hinsichtlich der externalen Kontrollüberzeugung sinnvoll, diese nach „Kontrolle durch mächtige andere Personen“ (powerful others) und „Kontrolle durch Glück und Zufall“ (chance) zu differenzieren. Denn es spielt für das zukünftige Verhalten des Menschen eine zentrale Rolle, ob er die Kontrolle von für ihn wichtigen Verstärker1 bei mächtigen anderen Personen oder bei glücklichen bzw. unglücklichen Zufällen sieht. Im ersten beschriebenen Fall wird die Person versuchen sich den mächtigen Personen entweder anzuschließen oder ihrem Rat zu folgen (z. B. bei Ärzten), um bestimmte Verstärker (z. B. Gesundheit) zu erlangen. Hingegen wird die Person im zweiten Fall eher eine resignative Haltung entwickeln und einnehmen wird. Deshalb erfasst Levenson drei Dimensionen der Kontrollüberzeugung mithilfe des IPC-Fragebogen: die internale Kontrollüberzeugung (I), die soziale Extemalität (P für „powerful others“) sowie die fatalistische Externalität (C für „chance“) (Kröhne & Hock, 2015, S. 271). Die Annahme der Mehrdimensionalität der Kontrollüberzeugung hat sich bewährt und in der Forschung Anerkennung bzw. Verwendung gefunden (Stemmier, Hagemann, Amelang, & Spinath, 2016, S. 441 ff.).

Das Konstrukt Kontrollüberzeugung findet sich in mehreren Varianten und ähnlichen Formen wieder. Dadurch erschwert sich die konzeptionelle Erfassung und Begriffsabgrenzung. Das ähnlichste Konstrukt ist die „Kausalattribution“ von Heider (1944) (Zingg, 2010). Er behauptet, dass die Folgen unseres Handelns (eine schlechte Note beispielsweise):

- dispositionalen Kräften, wie z. B. mangelnder Anstrengung oder unzureichender Intelligenz (internal) sowie
- situationsbedingten Kräften, wie einer unfairen Klausur oder einem mit Vorurteilen behafteten Prüfer (external), zugeschrieben werden können (Zimbardo, 1995, S. 417).

Ein weiterer Kerngedanke dieses Konstruktes besteht darin, dass Kausalattributionen unser zukünftiges Verhalten mitbestimmen. Wenn der Studierende beispielsweise die schlechte Note als Konsequenz seiner eigenen mangelnden Anstrengung sieht, so wird er sich beim nächsten Mal mehr anstrengen. Ist er jedoch der Meinung, dass die schlechte Note das Ergebnis von Ungerechtigkeit oder mangelnder Fähigkeit ist, wird er möglichweise aufgeben (Zimbardo, 1995, S. 438).

Laut Zingg (2010) besteht „der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Konstrukten darin, dass Kausalattributionen retrospektive kausale Interpretationen darstellen, denen für spätere Handlungen prognostische Bedeutung zuerkannt wird. Das Konstrukt der Kontrollüberzeugungen hingegen bezieht sich auf zukünftige Handlungsmöglichkeiten, die aufgrund früherer Erfahrungen eingeschätzt werden.“ (Zingg, 2010, S. 14 ff.). Außerdem ist die Attributionstheorie ein Theorieansatz der Allgemeinpsychologie und situationsbezogen. Demgegenüber stellt das Konstrukt der Kontrollüberzeugung einen Ansatz aus der Persönlichkeitspsychologie dar (Zingg, 2010, S. 16).

Es gibt wenige Merkmalsbereiche des Erlebens oder Verhaltens, die nicht mit der Kontrollüberzeugung als Persönlichkeitsmerkmal in einen Zusammenhang gebracht werden. Folglich zeichnen sich einige Übereinstimmungen zwischen den erhobenen Befunden ab. Aufgrund der Fülle von Arbeiten lässt sich allerdings nur ein kleiner Ausschnitt referieren, der den Umständen entsprechend selektiv ist. Anhand der Daten von mehr als 3.149 Teilnehmern der „Americans Changing Lives Panel Study“, konnten Shaw und Krause (2001) bestätigen, dass Alter, Bildung, Einkommen und ethnische Zugehörigkeit mit LOC korrelieren. Demnach herrscht eine Zunahme der Internalität in der Jugend, während es im höheren Alter zu einer Abnahme kommt (Stemmier, Hagemann, Amelang, & Spinath, 2016, S. 444).

Im Rahmen des bekannten Konformitätsexperiment von Asch (1954) konnte die Hypothese bestätigt werden, dass sich Extemale2 durch sozialen Druck stärker beeinflussen lassen als Internale3. Es zeigt sich, dass Extemale den Versuchsleitereinflüssen und dem sozialen Konformitätsdruck stärker nachgeben. Weitere bekannte Forschungen zeigen: Während Extemale sich durch Prestigesuggestionen beeinflussen lassen, achten Internale eher auf den Inhalt der gegebenen Informationen, um daraus Schlüsse für das eigene Verhalten zu ziehen (Stemmier, Hagemann, Amelang, & Spinath, 2016, S. 446).

2.2 Bedürfnis nach Einzigartigkeit

Einerseits strebt der Mensch nach Zugehörigkeit zu seinesgleichen, weil er das Bedürfnis hat, sich einer Gruppe anzuschließen, die Zusammenhalt verkörpert und/oder soziale Beziehungen zu anderen ermöglicht (ähnlich wie Maslowsche Bedürfnispyramide oder Theorie der Bedürfnisse nach David McClelland). Andererseits besitzen Individuen auch ein Gefühl der Einzigartigkeit. Aufgrund dessen versuchen Menschen oftmals beide Bedürfnisse zu befriedigen (Lalot, Zerhouni, Joly-Burra, & Falomir-Pichastor, 2019, S. 1). Basierend auf den Befunden von Snyder & Fromkin (1972), dass Menschen das Gefühl der Einzigartigkeit wiederherstellen wollen, wenn dieses bedroht ist, baut das Konstrukt des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit auf (Herzberg, Schlumpe, & Erb, 2016, S. 231).

Das Bedürfnis nach Einzigartigkeit steht für das Bedürfnis des Menschen, sich anders zu fühlen und sich von anderen zu unterscheiden (Lalot, Zerhouni, Joly-Burra, & Falomir-Pichastor, 2019, S. 1). Es wird angenommen, dass es sich bei dem Konstrukt des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit um ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal handelt, welches situationsabhängig variieren kann (Herzberg, Schlumpe, & Erb, 2016, S. 231). Der Kemgedanke dieses Ansatzes hinsichtlich Personen mit einem hohen Bedürfnis nach Einzigartigkeit ist, dass alljenes, was nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht, von denen als attraktiv wahrgenommen wird (Imhoff & Erb, 2009, S. 7 ff.). Darüber hinaus sind Personen mit einem hohen Bedürfnis nach Einzigartigkeit weniger anfällig für normative Einflüsse, wenn sie ihre Entscheidung rechtfertigen müssen (Lalot, Zerhouni, Joly-Burra, & Falomir-Pichastor, 2019, S. 1).

Neben dem Streben nach Zugehörigkeit entwickeln Individuen unter bestimmten Voraussetzungen ein Bedürfnis, ihre Einzigartigkeit und Besonderheit zu demonstrieren. Dabei unterscheiden sich die Menschen hinsichtlich des Ausmaßes ihres Bedürfnisses nach Einzigartigkeit. Menschen mit chronisch hohem Bedürfnis nach Einzigartigkeit neigen dazu, einen eher ungewöhnlichen Lebensstil an den Tag zu legen, da sie ihre Individualität bzw. das Besondere ihrer Person hervorheben möchten. Dies äußert sich in extravaganter Kleidung, ausgefallenen Frisuren und dem Erwerb von ungewöhnlichen Konsumgütem (Erb & Thoben, 2010, S. 3). Eine weitere Erkenntnis konnten Imhoff und Erb mithilfe ihrer Studie von 2009 liefern. Dabei konnten sie die Vermutung bestätigen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Bedürfnis nach Einzigartigkeit von Individuen und der Bereitschaft sich von einem hohen Konsens beeinflussen zu lassen gibt. Menschen mit niedrigem Bedürfnis nach Einzigartigkeit neigen dazu dem Einfluss der Mehrheit nachzugeben. Individuen mit einem hohen Bedürfnis nach Einzigartigkeit tun dies hingegen nicht (Imhoff & Erb, 2009, S. 10 ff.). Demzufolge sind Personen mit einem permanenten Bedürfnis nach Einzigartigkeit, auch eher dazu bereit, sich gegen die Mehrheit zu stellen und abweichende Meinungen in ihren Gruppen/Organisationen zu vertreten (Imhoff & Erb, 2009, S. 23). Zudem fanden Herzberg et al. (2016) heraus, dass das Bedürfnis nach Einzigartigkeit mit der Bereitschaft soziale Risiken einzugehen korreliert (Herzberg, Schlumpe, & Erb, 2016, S. 236).

Dadurch dass Personen mit einem großen Bedürfnis nach Einzigartigkeit einer Ablehnung ihrer Handlung durch andere eher gleichgültig gegenüberstehen, keine Regeln befolgen wollen und bereit sind, sich öffentlich zu widersetzen, kommen sie nur in geringen Maßen mit anderen aus (Herzberg, Schlumpe, & Erb, 2016, S. 236).

Vignoles, Chryssochou und Breakwell (2000) sind der Auffassung, dass Menschen aus individualistischen Kulturen (z. B. Deutschland oder USA) die Einzigartigkeit anders verkörpern als Individuen aus Ländern mit kollektivistischem Gedankengut (z. B. China). „In individualistic cultures (e.g., USA, Germany) uniqueness is reached primarily by emphasizing distinctiveness and differentiation from others, whereas in societies with relational orientation (e.g., China) it is more important to accentuate the (unique) function of the individual role for the functioning of the group. From these analyses one may predict that in Eastern cultures individuals would prefer to distinguish themselves through unusual, extremely normative (but not counter-normative) attitudes, and that minorities that promote groups norms more so and more extremely than the majority would be specifically influential.” (Imhoff & Erb, 2009, S. 24)

2.3 Reaktanz

Sobald unser Sitznachbar im Flugzeug die Armlehne benutzt, gewinnt diese plötzlich an Bedeutung. Plötzlich wird das Ausruhen eines Arms zu einem starken Bedürfnis, der zur Verfügung stehende Platz auf dem Sitz erscheint beschränkt und die komplette Aufmerksamkeit richtet sich auf das Warten darauf, dass der Sitznachbar seinen Arm entferne. Eine Freiheit, selbst wenn diese zuvor nicht in Anspruch genommen wurde, kann zum Fokus der Aufmerksamkeit werden, wenn sie eingeschränkt oder sogar eliminiert wird. Demzufolge wird die Wiederherstellung der Freiheit zum Zentrum motivationaler Ausrichtung (Graupmann, Kayser, & Frey, 2016, S. 31 ff.).

Der Ansatz der psychologischen Reaktanz geht auf Brehm (1966) zurück, eine angepasste Darstellung davon findet sich bei Dickenberger et al. (2001). Bei der Theorie der psychologischen Reaktanz handelt es sich um eine Motivationstheorie, die beschreibt, wie Personen auf empfundene Einengung ihrer Freiheitsspielräume reagieren. Dabei dient die Reaktanz als Motivation zur Wiederherstellung eingeengter oder eliminierter Freiheitsspielräume. Hierbei unterscheiden sich die Voraussetzungen für das Entstehen psychologischer Reaktanz a) die Vorstellung zu haben, über einen Freiheitsspielraum zu verfügen, b) diesen Freiheitsspielraum als einigermaßen wichtig zu empfinden und c) eine kommende Bedrohung oder Eliminierung dieses Freiheitsspielraumes wahrzunehmen (Raab, Unger, & Unger, 2016, S. 127).

Der Freiheitsspielraum definiert sich nicht allein aus der Freiheit, die eine Person tatsächlich besitzt, sondern auch aus dem Freiheitsspielraum, von dem die Person glaubt, ihn zu besitzen. Das bedeutet, dass die Freiheit sich nicht ausschließlich auf den Bereich des beobachtbaren Verhaltens konzentriert. Auch die Freiheit, eine bestimmte Meinung zu besitzen gehört dazu (Raab, Unger, & Unger, 2016, S. 127).

Die Freiheit eines Menschen einzuengen kann erreicht werden, in dem das Spektrum möglicher Verhaltens- oder Meinungsalternativen beschnitten wird. Infolgedessen sind einige Alternativen nicht mehr verfügbar und Freiräume werden entfernt. Eine weitere Möglichkeit, die Freiheit eines Individuums einzuschränken ist, der betroffenen Person Handlungsweisen oder Meinungen aufzuzwingen.

Um dies zu realisieren, gilt es drei Eventualitäten der Freiheitsbedrohung oder - elimination zu unterscheiden (Raab, Unger, & Unger, 2016, S. 127):

„a. sozialer Einfluss, der in erster Linie durch Kommunikation erfolgt,
b. umweltbedingte Gegebenheiten und/oder Entwicklungen, die nicht in direktem Zusammenhang mit Personen stehen,
c. eigenes Verhalten, und zwar Entscheidungen für einen und gegen andere Alternativen.“ (Raab, Unger, & Unger, 2016, S. 127)

Im Grunde stellt jede Aussage, die eine Person dazu verleiten soll, eine bestimmte Handlung auszuführen, den Versuch dar, den Entscheidungsspielraum der anderen Seite einzuschränken. Je größer die Beeinflussung empfunden wird, desto stärker ist das Gefühl der Reaktanz, d.h. der Widerstand gegenüber dem Einfluss. Die Stärke der psychologischen Reaktanz hängt von der Überzeugung einen Freiheitsspielraum zu besitzen, von der Bedeutung und von der Intensität des eingeengten Freiheitsspielraum in Bezug zu der Menge der zu Verfügung stehenden Alternativen ab (Raab, Unger, & Unger, 2016,S. 128).

Neben der psychologischen Reaktanz gibt es auch die Reaktanz-Effekte. Diese beantworten die Frage, auf welche Art und Weise Personen darum bemüht sind, ihren Freiheitsspielraum wiederherzustellen. Wie bereits erwähnt ist die psychologische Reaktanz eine Motivation zur Herstellung eliminierter oder bedrohter Freiheit und kann somit nicht direkt beobachtet werden. Denn nicht die Motive sind für das Individuum beobachtbar, sondern deren Resultate. Deshalb muss genau zwischen dem Dasein von Reaktanz-Effekten und der Existenz von Reaktanz unterschieden werden. Lassen sich jedoch keine Reaktanz-Effekte beobachten, so bedeutet das noch nicht, dass keinerlei Reaktanz entstanden ist. Denn Reaktanz-Effekte können auch später als die zu dem Zeitpunkt ausgelöste Reaktanz in Erscheinung treten (Raab, Unger, & Unger, 2016, S. 129).

Der Ansatz konkretisiert nicht, welche Effekte entstehen können, sondern lässt alle Möglichkeiten offen. Hierbei ist von offen gezeigter Aggression bis hin zu lediglich physiologischen Spannungen gegenüber anderen alles möglich.

Brehm und Brehm (1981) unterscheiden dabei folgende Klassifikation möglicher Reaktanzeffekte (Raab, Unger, & Unger, 2016, S. 129):

„1. Direkte Wiederherstellung der Freiheit durch entsprechendes Verhalten
2. Indirekte Wiederherstellung der Freiheit (implizierte Freiheitswiederherstellung)
3. SubjektiveResponses (Attraktivitätsveränderung, Meinungsänderung)
4. Versuch, die erfolgte Freiheitseinengung zu leugnen, sich selber nicht einzugestehen
5. Ausweichen auf andere Freiheitsspielräume, bzw. Erhalt derselben.“ (Raab, Unger, & Unger, 2016, S. 129ff.)

Die nachfolgende Abbildung stellt eine grobe Übersicht des Ansatzes der psychologischen Reaktanz dar (Raab, Unger, & Unger, 2016, S. 134 ff.):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungl: TheoriepsychologischerReaktanzim Überblick(Raab, Unger& Unger, 2016, S.134)

Das Verlangen, die eigene Freiheit zu erhalten, ist ein zentrales Motiv sozialen Verhaltens. Dies impliziert, dass die Person ihr eigenes Schicksal kontrolliert. Treffen jedoch andere die Entscheidungen, wird die sogenannte Kontrollinstanz externalisiert und der Betroffene erscheint als abhängig und schwach.

Wer sich jedoch selbst als Verursacher seines Verhaltens sieht, erkennt den Ursprung seines Verhaltens in sich selbst. Diese Unterscheidung deckt sich überwiegend mit der in Kapitel 2.1. bereits angesprochenen Annahme zwischen der internalen- und externalen Kontrollüberzeugung. Brehm und Brehm (1981) sind der Meinung, dass die Neigung mit Reaktanz auf Freiheitseinschränkungen zu reagieren, mit der internalen Kontrollüberzeugung zusammenhängt. Dies wird dadurch begründet, dass Menschen die sich selbst als kontrollierend sehen, soziale Einflussversuche und Kontrolle von außen zurückweisen. Wohingegen die soziale Einflussnahme mit dem Selbstbild einer Person, die eine extemale Kontrollüberzeugung vertritt, eher kongruent ist (Bierhoff, 2006, S. 212ff).

Ein konkretes Beispiel, welches die Bedeutung der Reaktanztheorie demonstriert, ist das Verhalten der Bürger der DDR. Diese widersetzten sich gegen die Zensurmaßnahme der Staatsmacht, u. a. durch das Präferieren von Fernseherprogrammen aus dem Westen gegenüber jene aus der DDR, obwohl das Einschalten der Programme aus dem Westen offiziell untersagt war (Bierhoff, 2006, S. 213). Laut Clee & Wicklund (1980) ist grundsätzlich festzuhalten, dass beabsichtigte Beeinflussungsversuche, die z. B. in Form von Gesetzen, Zensur oder Verboten auftreten, hocheffektiv im Verursachen von psychologischerReaktanz sind (Brehm, 1966, S. 12).

Dabei muss jedoch betont werden, dass die Freiheitseinschränkungen neu sein müssen. Wird eine Alternative öfter bedroht, so verschwindet die Reaktanz mit der Zeit, denn durch die geringe Erwartung der Wahlfreiheit wird diese Option nicht in dem Entscheidungsprozess berücksichtigt. In der Folge wird die Wahlfreiheit letztlich mit den verbleibenden Alternativen neu definiert wird (Felser, 2001, S. 289).

Weiterführende Studien zur Reaktanz zeigen, dass neben situativen Einflüssen auch persönliche Dispositionen eine wesentliche Rolle spielen. So etwa konnte bestätig werden, dass junge, männliche und stark in das Thema involvierte Personen eher auf wahrgenommene Einschränkungen reagieren als lebenserfahrene, weibliche und wenig involvierte Personen (Sischka, Décieux, Mergener, & Neufang, 2014).

Eine hiermit stark verwandte Theorie ist die der kognitiven Dissonanz von Festinger (1957). „Beide Theorien postulieren, dass, wenn zentrale Annahmen über das Selbst bedroht werden, ein resultierender motivationaler Erregungszustand (Dissonanz bzw. Reaktanz) zu Verhalten führt, welches darauf ausgerichtet ist die betroffenen Annahmen über das Selbst wiederherzustellen.“ (Graupmann, Kayser, & Frey, 2016, S. 31 ff.)

Die Dissonanz wird erregt, sobald eine Inkonsistenz bei der betroffenen Person im Denken oder Handeln herrscht. Die bedrohte Annahme über das Selbst ist hierbei die Konsistenz, d.h. die Übereinstimmung von Denken und Handeln. Deshalb sind Menschen bei herrschender Dissonanz motiviert, einen Zustand von Konsistenz wiederherzustellen.

Im Gegensatz dazu ist bei der Reaktanz die Bedrohung eine wahrgenommene Einschränkung von Handlungsfreiheit oder Entscheidungsfreiheit. Hierbei ist die bedrohte Annahme über das Selbst die Freiheit. Bei herrschender Reaktanz sind die Individuen motiviert, die Wahrnehmung von Freiheit wiederherzustellen. Der größte Unterschied liegt darin, dass Menschen mit kognitiven Dissonanzen versuchen personeninterne Zustände aneinander anzugleichen (eigene Handlungen an eigene Ansichten), während durch Reaktanz erregte Individuen motiviert sind, personenexterne Zustände an personeninteme anzugleichen (z. B. physikalischen Bewegungsspielraum an den individuellen Freiheitsanspruch) (Graupmann, Kayser, & Frey, 2016, S. 33).

2.4 Deonance

Aus dem Versuch von Robert Folger, Professor für Wirtschaftsethik an der University of Central Florida, eine Metaperspektive aus Philosophie und Psychologie zu entwickeln, resultierte das Konzept der Deonance-Theorie. Der Begriff „Deonance“ ist eine Ableitung aus dem griechischen Wort „deon“, was im Deutschen „Pflicht“ bzw. „Verpflichtung“ bedeutet (Folger & Glerum, 2015, S. 331).

Dabei wollte Folger die Aufmerksamkeit auf die Neuartigkeit und Besonderheit einer Perspektive der Gerechtigkeit lenken, die als Alternative zu den bekannten Theorien der Reaktanz und Dissonanz dienen könnte. Ähnlichkeiten zu den bisherigen Ansätzen sieht er in der Hinsicht, dass alle Theorien einen motivationalen Erregungszustand auslösen, wenn das Selbst bedroht wird. Dieser motivationale Erregungszustand führt zu einem Verhalten der Person, welches gezielt das bedrohte Selbst wiederherstellt. In diesem Fall ist das sogenannte Selbst die Fairness (Folger & Glerum, 2015, S. 331 ff.).

Hierbei wird betont, dass Menschen ihr eigenes Verhalten und das von anderen aufgrund von moralischen Verpflichtungen steuern. Das Verletzen des Wohlbefindens von anderen oder die Missachtung von moralischen Pflichten erzeugt einen motivationalen Zustand der Deonance. Dieser so vermutet Robert Folger, beeinflusst die Reaktionen der Menschen, indem er den Wunsch hervorruft, sicherzustellen, dass der Täter zur Rechenschaft gezogen wird (Folger, Fairness as Deonance, 2001, S. 6 ff.).

Das Modell der Deonance basiert auf der Annahme, dass Gerechtigkeit auf ethischen Normen zu der Frage beruht, wie andere Menschen behandelt werden sollten. Außerdem beschreibt die Deonance, dass Menschen sich nicht nur aus Eigeninteresse um die Gerechtigkeit bemühen. Stattdessen lässt sich feststellen: „people care about justice because it provides basic respect for human dignity and worth.“ (Hovind & Enns, 2017, S. 1)

Anders ist dies bei den bisherigen Annahmen über Gerechtigkeit, wie z. B. die der „Deontice Justice“, bei dem sich der Einzelne verpflichtet fühlt sich an Gerechtigkeitsnormen zu halten, dabei aber aus Eigeninteresse handelt. Weiterführende Studien stützen jedoch die These der Deonance, Menschen seien „motivated by something otherthan self-interest.“ (Hovind & Enns, 2017, S. 1)

Die Theorie der Reaktanz beschreibt, dass Menschen sich in der Regel frei fühlen und sich dementsprechend auch verhalten. Zudem sind sie dazu bereit, dieses Gefühl zu schützen. Die Deonance wiederum fördert normative Grenzen der Freiheit. Denn Kognitionspsychologen stellten fest, dass die Logik moralischer Normen darin besteht, dass sie existieren ,,to restrict the freedom of individuals to do as they please” (Folger, 2012, S. 127).

Folger glaubt zum einen daran, dass moralische Normen existieren und zum anderen, dass die Menschen sich danach richten. Außerdem vertritt er die Ansicht, dass jeder Mensch ein Gefühl dafür hat, was richtig und falsch ist. Deshalb betrachtet die Deonancetheorie es als selbstverständlich, dass die Freiheiten einer Person im Laufe der Zeit aufgrund von moralischen Normen eingegrenzt werden. Somit lässt sich festhalten, dass die Deonance an die Reaktanz anknüpft (Folger, 2012, S. 128).

2.5 Forschungsfrage und Hypothesen

Die Hauptforschungsfrage dieser Arbeit lautet wie folgt:

„Welche Persönlichkeitsmerkmale und Motivationen sind dafür zuständig, dass Individuen unterschiedliche Reaktionen in Bezug auf die ergriffenen Corona- Schutzmaßnahmen zeigen?“

Auf Basis der Literaturrecherche und dieser Zielsetzung, lassen sich folgende Zusatzfragen ableiten, die der genaueren Beantwortung und Gliederung der eigentlichen Hauptforschungsfrage dienen:

Erste Forschungsfrage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Kontrollüberzeugungen und der psychologischen Reaktanz sowie der Deonance?

Hypothese 1.1: Die internale Kontrollüberzeugung steht in einem positiven Zusammenhang mit der psychologischen Reaktanz.

Hypothese 1.2: Je ausgeprägter die externale Kontrollüberzeugung ist, desto eher zeigt sich die Deonance.

Zweite Forschungsfrage: Was für ein Zusammenhang herrscht zwischen dem Bedürfnis nach Einzigartigkeit hinsichtlich der Reaktanz-Effekte und der Deonance?

Hypothese 2.1: Je ausgeprägter das Bedürfnis nach Einzigartigkeit, desto eher zeigen sich Reaktanz-Effekte.

Hypothese 2.2: Das Bedürfnis nach Einzigartigkeit steht in einem negativen Zusammenhang mit der Deonance.

3. Methode

Das folgende Kapitel beinhaltet Informationen über das methodische Vorgehen in Bezug auf die vorliegende Studie. Der Abschnitt enthält demgemäß Informationen über die gezogene Stichprobe sowie über das Vorgehen bei der Auswertung und Erhebung der Daten.

3.1 Stichprobenbeschreibung

Insgesamt haben 130 Probanden an der Online-Umfrage teilgenommen. Aufgrund fehlerhafter Angaben bzw. eines unvollständig abgeschlossenen Fragebogens verhielten sich die Rohdaten und die in die Analyse einbezogenen Daten der Probanden nicht äquivalent. Deshalb mussten einige Teilnehmer ausgeschlossen werden. Demzufolge beinhaltet die bereinigte Stichprobe einen Gesamtumfang von N =115 Teilnehmern, von denen n = 64 (55.7%) Frauen und n = 51 (44.3%) Männer teilnahmen. Der Mittelwert der Altersvariable der Probanden betrug 28.60 (SD = 10.31) Jahre. Der jüngste Teilnehmer wies ein Alter von 17 Jahren auf, während der älteste Teilnehmer 69 Jahre alt war. Eine grafische Darstellung der Verteilung hinsichtlich der Alterskategorien zum Befragungszeitpunkt kann der Abbildung 3 entnommen werden.

[...]


1 Reize, die bei verhaltenskontingenter Hinzugabe oder deren Entzug die Auftretenshäufigkeit des Verhaltens verändern.

2 Personen mit extremer Position auf dem Pol der extemalen Kontrollüberzeugung.

3 Personen mit extremer Position auf dem Pol der internalen Kontrollüberzeugung.

Ende der Leseprobe aus 61 Seiten

Details

Titel
Toleranz und Freiheitsstreben in Zeiten von Covid-19
Untertitel
Zur Auswirkung des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit und Kontrollüberzeugungen auf den Umgang mit Einschränkungen
Hochschule
Hochschule für angewandtes Management GmbH Campus Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
61
Katalognummer
V1138554
ISBN (eBook)
9783346510525
ISBN (Buch)
9783346510532
Sprache
Deutsch
Schlagworte
toleranz, freiheitsstreben, zeiten, covid-19, auswirkung, bedürfnisses, einzigartigkeit, kontrollüberzeugungen, umgang, einschränkungen
Arbeit zitieren
Zalar Ghoriani (Autor:in), 2021, Toleranz und Freiheitsstreben in Zeiten von Covid-19, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1138554

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